Tödliches Fehnland. Ostfrieslandkrimi -  Elke Nansen

Tödliches Fehnland. Ostfrieslandkrimi (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-150-3 (ISBN)
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Die Angst geht um vor dem Moorkiller. Ostfriesland ist im Ausnahmezustand, seit die Leichen mehrerer junger Frauen im Moor bei Rhauderfehn gefunden wurden. Die erste Frage, die sich den Ermittlern stellt: Ist die während einer Klassenfahrt nach Emden verschwundene Charlotte ebenfalls ein Opfer des Moorkillers geworden? Oder ist die Schülerin, die von einem heimlichen nächtlichen Ausflug nicht in die Jugendherberge zurückgekehrt ist, noch am Leben? Kommissarin Rike Waatstedt wünscht sich in diesem Moment kaum etwas sehnlicher als die Unterstützung ihres suspendierten Kollegen Richard Faber. Denn der öffentliche Druck ist enorm, und in diesem Fall zählt jede Minute, um weitere Katastrophen zu verhindern…



Elke Nansen ist das Pseudonym einer Autorin, die den Norden und Ostfriesland liebt. Die Nordsee, die unendliche friesische Weite, das platte Land mit seinen ganz speziellen Charakteren - diese Region hat ihren eigenen rauen Charme, hier kann Elke Nansen ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Und so schreiben sich die spannendsten Geschichten manchmal wie von selbst ... Besonders angetan haben es der Autorin die ostfriesischen Inseln, die sie alle schon besucht hat. Als leidenschaftliche Taucherin liebt Elke Nansen die See und das Wasser. 8 Jahre hat sie im niedersächsischen Städtchen Verden an der Aller gelebt.

Kapitel 1


 

Faber packte missmutig seine Reisetasche, während Rike am Schrank stand und ihm T-Shirts und Hemden entgegenhielt. »Jetzt zieh nicht so einen Flunsch«, meinte sie und versuchte ein Lächeln. »Es sind nur drei Monate und im neuen Jahr bist du wieder auf unserem Revier!«

»Ja, Chef«, brummte Richard schlecht gelaunt.

»Bloß weil wir jetzt nach dem Gesetz verheiratet sind, musst du mich nicht Chef nennen. Angebetete reicht völlig aus!«, versuchte sie ihn ein wenig aufzuheitern und drückte ihm die Polizeimütze der offiziellen Uniform in die Hand.

Faber konnte darüber nicht lachen, denn das »Chef« hatte sich auf etwas ganz anderes bezogen. Kriminalkommissarin Rike Waatstedt war vorübergehend die Chefin des Kriminal- und Ermittlungs­dienstes in Emden geworden. Der Job, der eigentlich seiner war. Für die Zeit, in der er zur Polizeiakademie nach Osnabrück musste, um dort seine Strafe, oder wie immer man es nennen sollte, abzubüßen. Man hatte ihn nach seiner vorübergehenden Suspendierung dazu verdonnert, drei Monate lang die Polizeianwärter besonders im Fach Ethik und Disziplin zu unterrichten. Damit hatte der Kriminalrat den Bock zum Gärtner gemacht. Außerdem war es für einen Kriminal­haupt­kommissar, der kurz vor der Beförderung gestanden hatte, eine bittere Strafe. Es hatte zudem einen ernsthaften Eintrag in seine Personalakte gegeben. Somit war die Beförderung vielleicht sogar für sehr lange Zeit außer Sicht geraten.

»Liebling«, meinte Rike zärtlich und umarmte ihn von hinten. »Alles hätte viel schlimmer ausgehen können. Die drei Monate sitzen wir auf een Morsbill ab.«

»Heißt das etwa Pobacke, Frau Waatstedt-Faber?«, hinterfragte er, weil sie mal wieder ins ostfriesische Platt gefallen war.

»Genau, nur Morsbill hört sich netter an! Denk mal daran, dass dich der Kriminalrat auch hätte rauswerfen können, oder noch schlimmer, du hättest dich nicht so gut von deinen Verletzungen erholt«, gab sie jetzt ernsthaft zu bedenken. Endlich drehte er sich um.

»Stimmt schon«, gab er klein bei. Denn eigentlich hatte seine Ehefrau wirklich recht. Nicht nur, dass er bei ihrem letzten Fall lebensgefährlich verletzt worden war, sein Zuwiderhandeln gegen die Dienstvorschrift war zudem eklatant gewesen. Weil er unbedingt den Mord an Baron von Wintershausen verhindern wollte, war er trotz eindeutiger Anweisung seines Vorgesetzten weiter an dem Fall geblieben. Faber wäre dabei fast gestorben, wenn nicht sein Freund und Chefpathologe Philipp Schorlau mit ihm am Tatort gewesen wäre. Nur durch sein resolutes medizinisches Eingreifen konnte Richard jetzt hier stehen und seine Frau küssen.

»Wir haben Glück gehabt, und wenn du zurückkommst, übernimmst du wieder deinen alten Posten. Die Beförderung is en Schietscheet. Brauchen wir nicht!«, machte Rike noch einmal klar, gab ihm einen Klaps auf den Hintern und ging wieder zum Schrank.

»So gesehen! Immerhin bin ich Kriminalhauptkommissar geblie­ben, auch wenn ich ohne Mathias von Wintershausen wahrscheinlich gefeuert worden wäre«, bestätigte er. Der Baron hatte sich aus Dankbarkeit beim Minister für seinen Lebensretter starkgemacht. Das hatte sich bei Richards Anhörung bei dem Polizeipräsidenten positiv ausgewirkt. Plötzlich grinste Faber und murmelte: »Die Polizeianwärter müssen ja auch endlich mal einen Dozenten bekommen, der ihnen die Grauzonen der Dienstvorschriften und Ethik erklärt.«

»Das habe ich gehört. Mach bloß keen dumm Tüüg«, ermahnte sie ihn und reichte seinen Trainingsanzug weiter. »So, das war es erst mal. Das reicht für eine ganze Weile. Wenn du am Wochenende kommst, musst du nicht so viel hin und her schleppen«, erklärte Rike. »Sind ja nur erst einmal zwei Tage, dann bist du wieder hier. Komm, Opa wartet schon, er will uns ins Zorbas einladen!«

Opa Knut war Rikes Großvater und mittlerweile Richards Schwiegeropa. Einen besseren hätte Faber sich nicht wünschen können, er liebte Knut mittlerweile wie einen eigenen Großvater, den er nie gehabt hatte. Dabei hatte Knut einen nicht unerheblichen Anteil an Fabers beruflicher Misere. Denn er war bei ihrem letzten Fall plötzlich zu einem Hauptverdächtigen geworden. Um das Gegenteil zu beweisen, war Faber illegale Wege gegangen. »Prima, heute kann mir Opa den einen oder anderen Ouzo ausgeben! Dann trinke ich mir die Polizeiakademie einfach schön!«

 

***

 

Rike war am Donnerstagmorgen ebenfalls früh im Büro. Sie war, direkt nachdem Faber auf die Autobahn gefahren war, mit ihrer Ducati nach Emden losgeknattert. Es war nicht mehr angenehm, mit dem Motorrad zu fahren. Jetzt, Ende Oktober, lag morgens nasskalter Nebel über Ostfriesland. Außerdem hatte es bereits den ersten Raureif dieses angehenden Winters gegeben. Doch mittlerweile saß sie mit einem heißen Kaffee in Fabers kleinem Einzelbüro und sah sich die gestrigen Anzeigen auf ihrem Laptop an.

»Moin, Chefin«, meinten die Polizeimeister Friedhelm Steiner und Torben Husman unisono, als sie an ihrer offenen Tür vorbei ins Großraumbüro liefen. Die beiden waren am längsten im Team des KED und schon Rikes Kollegen gewesen, bevor Richard Faber von Frankfurt nach Emden versetzt worden war.

Keine fünf Minuten später trottete Kommissar Tamme Hehler bei ihr vorbei. »Moin, Boss«, erdröhnte sein sonorer Bariton und er streckte seinen massiven Körper kurz in das Büro. Tammes Spitzname war der Wikinger, weil er mit seinen zwei Metern, einhundertzwanzig Kilo und den roten längeren Haaren wie Störtebeker durch das Revier walzte. Seine Stimme konnte nicht nur Kriminelle, sondern oft auch die Fensterscheiben erzittern lassen. Dabei war er trotz seiner Kilos und Größe sehr behände und sportlich. »Alls klaar? Hat sück Faber up de Padd maakt?«, fragte er, ob Richard schon nach Oldenburg unterwegs war.

»Jau, hüüt mörgen«, bestätigte Rike.

»Denn man to«, erwiderte Tamme, was eigentlich nichts Spezielles zu bedeuten hatte. Es war einer dieser typischen ostfriesischen Sätze, die von ›Viel Glück‹ bis ›Na dann‹, aber auch für ›Auf geht’s‹ benutzt wurden. Der Wikinger verschwand ebenfalls im Großraum­büro. Als Letzte kamen die beiden Neuzugänge, die Kommissarin­nen Laurien Heiligenstadt und Sonja Withuus, die erst ein halbes Jahr beim KED Emden waren. Dennoch waren sie für das Team bereits durchs Feuer gegangen und gehörten unerschütterlich mit dazu.

»Hallo Rike. Na, bist du jetzt Strohwitwe?«, fragte Laurien und schmunzelte. Sie selbst war mit einer Frau verheiratet. KK Heiligenstadt war die Rechtsexpertin beim KED, da sie ein Jurastudium absolviert hatte und sich deshalb mit dem Gesetzbuch richtig gut auskannte.

»Bin ich. Was ein Glück, dass ihr nicht mit ›Moin, Chefin‹ hier ankommt! So wie unsere Keerls«, erwiderte Rike.

»Hab ich bloß vergessen«, parierte KK Sonja Withuus und fügte an: »Moin, Chefin!« Sie lachte aus vollem Hals. Sonja war im Gegensatz zu ihrer zierlichen Kollegin Heiligenstadt groß und muskulös. Als Bundesvizemeisterin im Karate war sie unglaublich gut trainiert und eine Kampfmaschine, genau wie Tamme. Rike glaubte mittlerweile, dass zwischen den beiden vielleicht auch ein bisschen mehr abging als nur gemeinsames Training auf der Matte. Sie fragte sich manchmal, wer von den beiden wen aufs Kreuz legte.

»Moin Schönheiten! Könnt gleich dableiben«, begrüßte Tamme seine beiden Kolleginnen an Rikes Tür. »Rike, wir haben eine Vermisstenanzeige reinbekommen. Ein fünfzehnjähriges Mädchen ist aus der Jugendherberge im Fehntjer Tief verschwunden. Eine Schulklasse aus Hessen ist auf Klassenfahrt in Emden. Das Mädchen wurde gestern Abend beim gemeinsamen Abendbrot das letzte Mal gesehen«, fasste er zusammen. »Ich dachte, ihr Mädels wollt euch das erst einmal ansehen, bevor wir eine Großfahndung einleiten.«

»Bist töffelig, wieso denn Mädels?«, hielt Sonja selbstbewusst dagegen. Solche Machosprüche mochte sie überhaupt nicht.

Tamme zuckte mit den Schultern. »Na, wegen der weiblichen Einfühlsamkeit. So kleine Mädchen laufen schon mal weg, weil sie unglücklich verliebt sind. Wer kennt sich damit besser aus als eine Frau?«, nahm er sie auf den Arm. »Ich muss mit Torben zu einer häuslichen Auseinandersetzung, mit der unserer Streife nicht klarkommt«, gab er dann ehrlich zu und grinste frech. »Ich habe der aufgeregten Lehrerin versprochen, dass du gleich vorbeikommst, Chefin«, fügte er an und verschwand mit PM Husman in Richtung Treppe.

»Also gut, Sonja, bleib du bei Friedhelm, falls etwas reinkommt. Laurien und ich fahren zu der Jugendherberge und hören uns die Geschichte an. Vielleicht ist alles ganz harmlos, und bis wir auftauchen, ist die Kleine schon wieder zurück«, sagte Rike und holte ihre Dienstwaffe aus der Schreibtischschublade.

Die...

Erscheint lt. Verlag 20.3.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-150-6 / 3965861506
ISBN-13 978-3-96586-150-3 / 9783965861503
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