Goldhut und Kopfschuss -  Axel Jochum

Goldhut und Kopfschuss (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
244 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-9354-6 (ISBN)
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Wer ist der Tote, der erschossen im Wald in der Nähe von Darmstadt gefunden wird und keine Papiere bei sich hat? Erst, wenn für Hauptkommissar Gerd Bonrath von der Darmstädter Kripo diese Frage beantwortet ist, kann er sich den nächsten Fragen widmen, von wem und warum wurde der Unbekannte erschossen, und welche Rolle spielt dabei ein kleines Stück verschmutztes Blech, das beim Kratzen auf einmal golden glänzt? Die Identifizierung des Leiche und die Untersuchung des Umfeldes des Toten ruft das BKA auf den Plan, denn augenscheinlich war der Tote pädophil. Liegt darin das Motiv für den Mord? Die Aufklärung der Verbrechen erfordert die Zusammenarbeit vieler Dienststellen, was nicht immer reibungslos funktioniert; und schließlich geht es auch noch um eine Erpressung, die urplötzlich endet, ohne dass die geforderte Geldübergabe stattgefunden hätte. Oder vielleicht doch, und die Polizei wurde nicht eingeschaltet? Gerd Bonrath behält alle Fäden in der Hand und hat sogar Muße, die Vorschläge seiner Mitarbeiterin Petra Böttcher zur Aufklärung von Fahrraddiebstählen zu begutachten.

Rolf Axel Jochum ist Chemiker, hat Schul- und Studienjahre in Darmstadt verbracht und lebt seit vielen Jahren in Köln. Von ihm erschienen bereits bei BoD der in Darmstadt spielen Kriminalroman Rache, die Kölnkrimis Tinte, Blut und Kölsch und Rhine - Society sowie der Band Ein winziger Täter mit sechs Kriminalgeschichten, deren Held der Privatdetektiv Greg A. Bendow ist.

2


Die Ausstellung Gold und Kult der Bronzezeit in Berlin war eine Sensation unter Archäologen, Historikern und Altertumswissenschaftlern. Nach den Goldblechkegeln von Avanton in Frankreich, Schifferstadt und Ezelsdorf bei Nürnberg war ein vierter Goldblechkegel der Bronzezeit aufgefunden worden. Er wurde der Berliner Goldhut genannt, nicht, weil er in Berlin gefunden, sondern weil er vom Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz erworben worden war, denn sein Fundort war unbekannt. Die vier Goldhüte oder Goldblechkegel wurden erstmals zusammen in einer Ausstellung gezeigt.

Die große Vitrine, in der die vier reich verzierten Prunkstücke standen und die besonders gesichert war, nahm einen eigenen, weitgehend abgedunkelten Raum ein. Nur die Schaustücke in der Vitrine waren beleuchtet. Alle anderen Ausstellungsstücke wurden in anderen Räumen dargeboten. Die Goldblechkegel von Avanton und Schifferstadt waren schon im 19. Jahrhundert gefunden worden, der von Ezelsdorf in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Jeder der Kegel war aus einem einzigen Stück Gold getrieben worden. Gemessen an ihrer Größe von 30 bis 90 cm war ihr Gewicht gering, so dünn war das Gold ausgehämmert worden. Nur der Schifferstädter Kegel enthielt am Ende eine Krempe und wurde auch Goldhut genannt. Lange hatte man über den Zweck der Kegel gerätselt. Der neue Fund löste das Rätsel: Der Berliner Goldhut war 75 cm groß und wog etwas mehr als 400g. Er bestand wie der Schifferstädter Goldhut aus einem hohen konischen Oberteil, einem kalottenförmigen Mittelteil und einer flach auskragenden Hutkrempe, von der allerdings ein größeres Stück fehlte. Es handelte sich demnach wohl in allen Fällen um Hüte, nur waren bei zweien die Krempen im Laufe der Jahrtausende abhanden gekommen. Ein Priester mochte jeweils zu besonderen Festen einen solchen Goldhut getragen haben. Wie und warum alle diese unermesslich wertvollen Stücke in die Erde gekommen waren, war und blieb ein Rätsel, denn es waren Einzelfunde.

Gerd Bonrath, Kriminalhauptkommissar aus Darmstadt, hatte sich von seinem Schwager überreden lassen, ihn in diese Ausstellung zu begleiten. Bonrath war mit seiner Frau auf Besuch bei ihrer Verwandtschaft in Berlin. Er hatte das Angebot seines Schwagers zu einem Museumsbesuch angenommen, damit die beiden Frauen ungestört einen Einkaufsbummel machen konnten.

Bonrath stand vor der Vitrine und dachte, während sein Schwager von den einmaligen Kunstwerken schwärmte, mehr daran, ob die Vitrine wohl ausreichend gesichert sei, denn ihm war klar, dass so wertvolle Stücke die Begehrlichkeit von Dieben wecken mussten. Vielleicht saß jetzt schon ein Einbrecher in seinem Kämmerchen, die Baupläne des Hauses und die Pläne der Alarmanlage vor sich ausgebreitet, die er sich wer weiß woher besorgt hatte, und brütete darüber nach, wie er die Sicherheitsmaßnahmen überlisten konnte. Nur mit halbem Ohr bekam Bonrath deshalb mit, dass sein Schwager ihm etwas sagte, was über die Schwärmerei hinausging.

»Dass die Wissenschaftler nicht wissen, wo und unter welchen Umständen der Berliner Goldhut gefunden wurde, muss sie unheimlich ärgern.«

»Warum?« fragte Bonrath immer noch gedankenverloren und schaute seinen Schwager erstaunt an.

»Weil sie daraus weitreichende Schlüsse ziehen könnten, zum Beispiel auf die Religion der Menschen vor 3000 Jahren, auf ihre kulturellen Beziehungen zueinander, auf ihre Handelsbeziehungen und so weiter. Schließlich sind die vier Goldhüte zwar weit voneinander entfernt, andererseits aber nur in Mitteleuropa gefunden worden.«

»Aber das ließe sich doch rauskriegen.«

»Was? An was die Menschen damals geglaubt haben?«

»Nein. Wo das Ding gefunden wurde.«

»Und wie?«

»Detektivische Kleinarbeit.«

»Dich lässt wohl dein Beruf nie los, oder?«

»Jeder sieht die Dinge eben aus seiner Perspektive.«

»Banause!«

Dann lachten beide und wandten sich dem nächsten Raum zu. Bonraths Schwager hatte sich den umfangreichen Katalog gekauft, in dem er blätterte, als sie bei ihrem Rundgang durch die Ausstellung eine Pause machten und sich auf eine der gepolsterten Bänke setzten.

»Hier steht was zu deiner Frage«, sagte er.

»Welche Frage?«

»Nach den Fundumständen.«

»Danach habe ich nicht gefragt.«

»Hast du doch.«

»Ich habe gefragt, warum die Fundumstände so wichtig sind, und du hast es mir erklärt.«

»Also hast du doch nach den Fundumständen gefragt!«

»Erbsenzähler! Also lies schon vor, was da Wichtiges steht.«

»Da steht: Dem Archäologen hilft das Gerücht zunächst wenig, demzufolge der aus schweizerischen Händlerkreisen stammende Kegel wohl aus Süddeutschland stammen soll. Solange der tatsächliche Fundort verborgen bleibt, ist eine umfassende wissenschaftliche Analyse des Goldhutes nicht möglich. Was sagst du nun?«

»Ich würde dem Leiter des Museums einige Fragen stellen. Erstens, von wem wurde der Hut gekauft, zweitens unter welchen Bedingungen und zu welchem Preis. Aus seinen Antworten würden sich weitere Fragen an andere Personen ergeben. Und ich würde ihn darauf hinweisen, dass es den Straftatbestand der Fundunterschlagung von Bodendenkmälern gibt. Du kennst nicht zufällig den Direktor des Museums?«

»Nein.«

Der Direktor des Museums, Dr. Elias Schminke-Brockhorst hielt zur gleichen Zeit im Konferenzraum des Museums ein Symposium ab, dessen Thema die Goldhüte der Bronzezeit waren. Altertumswissenschaftler, Archäologen und Kunsthistoriker bildeten das Auditorium. Schminke-Brockhorst hatte gerade seinen Einführungsvortrag gehalten, in dem er nur ganz vage auf den Erwerb des Berliner Goldhutes eingegangen war und sich mehr mit einer vergleichenden Analyse der Verzierungen der vier Goldhüte befasst hatte. Bevor der nächste Vortrag von Dr. Paul Cronjäger beginnen sollte, gab es erst einmal eine Kaffeepause.

In der Schlange vor der großen Kaffeekanne stand ein schlanker Mann von über einem Meter neunzig und drehte sich zu seinem Hintermann um, den er um Haupteslänge überragte.

»Sie auch hier unter den erlauchten Geistern der Bronzezeit, Herr Schempp?«

»Das gleiche könnte ich Sie fragen, Herr von Sassen.«

»Sie vergessen, dass ich promovierter Altertumswissenschaftler bin und mich gelegentlich publizistisch mit der Bronzezeit beschäftige.«

»Ihr Kunsthandel wirft wohl nicht genug ab!«

Von Sassen lachte, ohne auf die Anzüglichkeit einzugehen.

»Man darf nicht einseitig werden«, antwortete er dann, »aber mich beschäftigt immer noch, was Sie hier tun.«

»Ich habe mal dem Schminke-Brockhorst eine bronzezeitliche Schnabelkanne vermittelt, wahrscheinlich mediterran, schönes einmaliges Stück; und seitdem lädt er mich zu seinen Veranstaltungen ein; vermutlich aus Dankbarkeit. Und da ich gerade in Berlin war, dachte ich, das lässt du dir nicht entgehen. Schließlich trifft man bei solchen Veranstaltungen immer sehr interessante Leute.«

»Danke für die Blumen!«

»An Sie hatte ich eigentlich nicht gedacht.«

Wiederum brach von Sassen in Lachen aus: »Sie sind köstlich, aber eine rheinische Frohnatur können selbst Sie nicht ärgern! Aber mal was Anderes …«

Von Sassen war inzwischen bis zum Kaffee vorgerückt, schenkte sich ein, nahm Milch dazu, grabschte sich zwei Gebäckstücke vom Gebäckteller, machte dann Platz und wartete, bis auch Schempp seinen Kaffee hatte. Schempp bevorzugte ihn schwarz mit etwas Zucker.

»Sagen Sie mal«, nahm von Sassen das Gespräch wieder auf, »wie Brockhorst an den Goldhut gekommen ist, darüber hat er sich ja ziemlich ausgeschwiegen. Was meinen Sie dazu?«

»Und die eine Frage aus dem Zuhörerkreis zu diesem Punkt hat er sehr ausweichend beantwortet. Also, ich glaube, da ist irgend etwas nicht ganz sauber.«

»Meinen Sie?«

»Sonst hätte er doch was dazu sagen können. Und dass die Wissenschaftler wissen wollen, wo das Ding gefunden wurde, ist doch klar.«

»Um nachzugraben, ob an der Stelle noch was zu finden ist, und dem Brockhorst zuvor zu kommen!«

»Zum Beispiel! Es könnte doch sein, er weiß, wo das Ding gefunden wurde, und will selbst weitere Untersuchungen starten.«

»Könnte sein. Sie haben doch auch gesehen, dass das Ding an der Krempe nicht ganz vollständig ist.«

»Eben!«

»Tja!« seufzte von Sassen, »die Wissenschaftler. Da gönnt einer dem anderen nicht die Butter auf´m Brot.«

»Beziehungsweise den Goldhut in der Sammlung!«

Von Sassen lachte.

»Meine Dame, meine Herren,« meldete sich...

Erscheint lt. Verlag 27.8.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7526-9354-1 / 3752693541
ISBN-13 978-3-7526-9354-6 / 9783752693546
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