Nordseegrusel. Ostfrieslandkrimi -  Sina Jorritsma

Nordseegrusel. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2020 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-250-0 (ISBN)
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Die Dreharbeiten eines ostfriesischen Gruselfilms geraten völlig außer Kontrolle. Erst verschwindet die Hauptdarstellerin Sofia spurlos, dann lässt eine blutige Axt am Norddeicher Hafen Schlimmstes vermuten. Gibt es einen Zusammenhang mit dem Axtmord, der jüngst die Insel Norderney erschütterte? Oder handelt es sich nur um einen geschmacklosen Marketing-Gag des schrulligen Regisseurs Eik Gerdes? Die Kommissare Torsten Köhler und Gerrit Wolter von der Kripo Norden nehmen die Filmcrew ins Visier und stoßen auf Angst und Animositäten. Ist ein Streit eskaliert und aus Film wurde Realität? Als wäre der Fall nicht schon nebulös genug, gibt ein grausiger Fund den Ermittlern neue Rätsel auf...

Kapitel 2


 

Der Kommissar spürte, wie sich sein Pulsschlag beschleunigte.

»Bist du in Gefahr?«, wollte er von seiner Freundin wissen. Dortje atmete schnell, das war deutlich zu hören. Sie befand sich offenbar am Hafen, die Geräusche im Hintergrund stammten eindeutig von den Tauen der Fischerboote, die sich im Rhythmus der Wellen vor den Kaimauern hin und her bewegten. Außerdem heulte der Wind, und das Wasser plätscherte im Hafenbecken.

»Momentan ist hier außer mir keine Menschenseele, Torsten. Jedenfalls habe ich niemanden im Blickfeld. Aber eine Schauspielerin ist verschwunden, und hier liegt eine blutige Axt.«

Köhler wusste, dass die Kriminalreporterin nicht zur Hysterie neigte. Und sie war eine gute Beobachterin. Deshalb hakte er nach: »Gerdes sprach von Ketchup, der bei seiner Filmproduktion reichlich fließen sollte. Bist du sicher, dass du dich nicht irrst?«

»Ich weiß, wie Blut riecht«, gab Dortje zurück. Während Köhler mit seiner Freundin telefonierte, war er bereits aus dem Bett gesprungen und hatte damit begonnen, sich anzukleiden.

»Ich werde so schnell wie möglich bei dir sein«, versprach er. »Wo sind eigentlich Gerdes und seine Leute, wenn du am Hafen allein bist?«

»Die sind alle verschwunden, um nach Sofia zu suchen.«

»Ich nehme an, das ist die vermisste Schauspielerin?«

»Exakt, Torsten.«

»Ich möchte, dass du nichts riskierst«, gab der Kommissar eindringlich zurück. »Falls eine Bedrohung auftaucht, dann versteckst du dich bitte. Ich fahre gleich zu dir.«

»Alles klar, ich werde auf mich achtgeben.«

Mit diesen Worten beendete Dortje das Gespräch. Köhler wusste, dass seine Freundin alles andere als feige war. Es gab ihm zu denken, dass ihre Stimme trotz ihrer Tapferkeit verzagt und ängstlich klang. Oder kam es ihm nur so vor, weil der Fund einer blutigen Axt grundsätzlich beunruhigend war? Inzwischen war Köhler komplett angezogen. Die Uhr zeigte elf Minuten nach Mitternacht. Er trug Jeans, ein Polohemd und seine Kunstlederjacke. Während er sich telefonisch ein Taxi rief, verließ er seine Wohnung und eilte die Treppe hinab. In diesem Moment bedauerte er es, keinen Privat-PKW zu besitzen. Aber während der Arbeit stand ihm ein Dienstwagen zur Verfügung, und in seiner Freizeit kam er meist ohne Auto aus. Wenn er etwas mit Dortje unternahm, waren die beiden meist in ihrem roten Fiat 500 unterwegs, was für einen hochgewachsenen Mann wie den Kommissar eine Herausforderung darstellte.

Zum Glück war das Taxi im Handumdrehen da. Köhler erkannte den Fahrer. Er hieß Onno und hatte den Kommissar schon öfter chauffiert.

»Moin, Herr Kriminal! Wo soll es denn hingehen?«, rief er. Onno war meist gut gelaunt und schien auch mitten in der Nacht nicht müde zu sein.

»Zum Fischereihafen, und zwar so schnell wie möglich«, gab Köhler zurück.

»Das kriegen wir hin«, versicherte Onno. Er trat das Gaspedal durch, nachdem der Ermittler neben ihm Platz genommen hatte. Der Fahrer war eigentlich sehr gesprächig, vor allem für ostfriesische Verhältnisse. Doch er schien zu spüren, dass Köhler in Gedanken versunken war. Jedenfalls hielt er den Mund, während die beiden auf der nächtlich leeren Norddeicher Straße Richtung Küste fuhren. Onno ließ nur eine kurze Bemerkung fallen: »Falls ich Ärger wegen der Geschwindigkeitsüberschreitung kriege, habe ich ja Sie dabei.«

»Natürlich, es handelt sich um einen Notfall«, murmelte Köhler. Er versuchte sich vorzustellen, was am Hafen passiert sein konnte. Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er bisher noch viel zu wenige Informationen hatte. Daher verzichtete der Kommissar vorerst darauf, Wolter oder andere Kollegen als Verstärkung zu rufen. Er wollte sich einen Überblick verschaffen. Noch stand ja nicht fest, ob sich überhaupt ein Verbrechen ereignet hatte.

Onno brachte seinen Wagen dort zum Stehen, wo der Johann-Janssen-Padd von der Norddeicher Straße abzweigte. Köhler bezahlte den Fahrer und sprang aus dem Auto. Er blieb einen Moment lang stehen, um sich zu orientieren. Leichter Nieselregen schlug in sein Gesicht, doch das machte ihm nichts aus. Der Kommissar führte sich vor Augen, dass er unbewaffnet war. Seine Pistole befand sich vorschriftsmäßig eingeschlossen auf der Dienststelle. Köhler lief durch die Dunkelheit auf den hell beleuchteten Hafen zu. Dabei achtete er auf verdächtige Geräusche oder Bewegungen. Vor allem wollte der Kriminalist natürlich wissen, wo seine Freundin war und wie es ihr ging.

Am liebsten hätte Köhler nach ihr gerufen, doch er hielt sich vorerst zurück. Wenn ein Täter irgendwo in der Finsternis lauerte, würde ihm die Ankunft des Taxis nicht entgangen sein. Der Kommissar wollte es einem möglichen Gegner so schwer wie möglich machen. Er hatte nun den Kai erreicht, wo die Fischkutter festgemacht hatten. Einen Steinwurf weit von den Schiffen entfernt parkte ein Pritschenwagen, neben dem leere Plastikwannen gestapelt waren. Ihrem Geruch nach zu urteilen, dienten sie dem Transport von Meeresbewohnern mit Flossen und Kiemen.

Dortje trat hinter dem Fahrzeug hervor. Sie eilte auf Köhler zu und fiel ihm um den Hals.

»Ich bin ja keine Angsthäsin, aber allein auf weiter Flur kann es hier ganz schön gruselig sein. Vor allem, wenn man gerade eine blutige Axt gefunden hat.«

Diese Sätze stieß sie hervor, während der Kommissar sich sanft von ihr losmachte.

»Dir fehlt aber nichts? Du wurdest nicht bedroht oder verletzt?«

»Nee, ich bin in Ordnung«, gab die Kriminalreporterin zurück. »Jetzt schau dir mal die Waffe an, Torsten. Und dann sag mir, ob hier ein Verbrechen stattgefunden hat.«

Sie deutete auf einen Gegenstand, der eine Mannslänge hinter dem Heck des Pritschenwagens auf dem Boden lag. Dank des grellen Flutlichts der Hafenlampen konnte man deutlich erkennen, dass es sich um eine Axt handelte. Auch die dunkle Kruste an der breiten Klinge war nicht zu übersehen.

Köhler trat näher und zog reflexartig Latexhandschuhe an, die er stets in seinen Jackentaschen mit sich führte. Er beugte sich über die Waffe, roch daran.

»Du hattest recht, Dortje. Das sind keine Ketchup-, sondern Blutflecken. Eine Laboruntersuchung wird zeigen, ob sie von einem Menschen oder einem Tier stammen.«

»Falls es ein Opfer gibt, liegt es jedenfalls nicht in der unmittelbaren Umgebung«, sagte Dortje. »Ich habe mich hier nämlich schon umgeschaut.«

Köhler berührte die Axtklinge vorsichtig mit dem Finger.

»Das Blut ist bereits getrocknet«, stellte er fest. »Also könnte jemand damit irgendwo anders ein Verbrechen begangen haben und die Waffe einfach weggeworfen haben.«

»Aber warum nicht ins Wasser, wo sie niemand findet?«, dachte seine Freundin laut nach. »Von hier bis zur Kaimauer sind es keine fünf Meter!«

Das war eine sehr berechtigte Frage, wie Köhler fand. Dortje fuhr fort: »Übrigens wird das die Axt sein, mit der in Gerdes’ Film der irre Serienmörder zuschlagen wollte.«

Köhler horchte auf.

»Bist du sicher?«, hakte er nach.

Sie zuckte mit den Schultern.

»Ich durfte einen Blick ins Drehbuch werfen. Der Psycho sollte drei Frauen mit so einem Werkzeug killen und die Hauptdarstellerin verfolgen, also Sofia. Sie verpasst ihm dann bei einem dramatischen Zweikampf den Todesstoß. – Momentan ist Sofia allerdings wie vom Erdboden verschluckt, ihr Smartphone hat sie angeblich ausgeschaltet.«

»Das musst du mir näher erklären«, bat Köhler. »Am besten beginnst du mit dem Moment, als Gerdes seine Truppe vom Bahnhof abgeholt hat.«

Dortje nickte.

»Ich habe noch nicht herausbekommen, ob die Leute einander schon länger kannten oder sich erst im Zug getroffen haben«, sagte sie. »Jedenfalls ist die Filmcrew über ihre Smartphones miteinander vernetzt, sodass jeder mit allen anderen in Kontakt treten kann.«

»Über wie viele Menschen sprechen wir eigentlich?«, forschte Köhler.

»Da wäre zunächst die Mini-Diva Sofia Tolk«, gab Dortje spöttisch zurück. »Es ist ihr ein wenig zu Kopf gestiegen, dass sie die Hauptrolle spielen soll.«

»Deine Worte hören sich nicht danach an, als ob ihr beste Freundinnen wärt.«

»Sie hat mich gleich beim Kennenlernen als Provinzreporterin bezeichnet – was ist mit dieser Tussi los? Ich habe ihr nichts getan, Torsten. Und dass wir hier nicht in Hamburg oder Berlin leben, weiß ich selbst. – Die drei Nebendarstellerinnen heißen Anna, Rieke und Lea. Ihre Nachnamen habe ich nicht mitgekriegt. Sofia muss sie schon auf der Fahrt ziemlich eingeschüchtert haben, zumindest bekamen sie kaum ein Wort über die Lippen. Vielleicht sind sie einfach von Natur aus zurückhaltend. Der Kameramann trägt den Namen Ben Rüter, er scheint von der ganzen Bande die meiste Berufserfahrung zu haben. Und dann gibt es noch...

Erscheint lt. Verlag 3.9.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-250-2 / 3965862502
ISBN-13 978-3-96586-250-0 / 9783965862500
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