Wer nach Rache strebt (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
380 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-8625-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wer nach Rache strebt - Bryan Reardon
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Der perfekte große Bruder. Und der perfekte Plan, ihn zu vernichten ...

Lange hat Liam Brennan an seinem Plan gearbeitet - den Plan, sich an seinem Bruder Drew zu rächen. An dem beliebten, erfolgreichen Drew, dessen dunkle und gefährliche Seite niemand außer Liam kennt. Eines Tages ist es dann so weit. Sein erster Zug: Eine junge Frau entführen, die für Drew arbeitet. Eine atemlose Jagd beginnt, bei der Liam der Polizei und Drew immer einen Schritt voraus sein muss und die ihn immer tiefer in die Abgründe seiner eigenen Vergangenheit führt. Denn bei den Brennan-Brüdern ist nichts so, wie es scheint ...

'Ein intensiver und packender psychologischer Thriller' Karen Dionne



<p><strong>Bryan Reardon</strong> studierte Psychologie und arbeitete anschließend über 10 Jahre für den Gouverneur des US-Bundesstaates Delaware. Danach machte er sich als freier Autor selbständig. Sein erster Roman <strong>Finding Jake</strong> wurde ein großer Bestseller, sein zweiter Roman <strong>Wer ist Michael Swann?</strong> erschien 2019 auf Deutsch. Bryan Reardon lebt mit seiner Familie in West Chester, Pennsylvania.<br></p>

Bryan Reardon studierte Psychologie und arbeitete anschließend über 10 Jahre für den Gouverneur des US-Bundesstaates Delaware. Danach machte er sich als freier Autor selbständig. Sein erster Roman Finding Jake wurde ein großer Bestseller, sein zweiter Roman Wer ist Michael Swann? erschien 2019 auf Deutsch. Bryan Reardon lebt mit seiner Familie in West Chester, Pennsylvania.

3


Bei Sonnenaufgang gehe ich zu dem zweiten Reihenhaus im Block, fünf Häuser von dem entfernt, wo Lauren Branch in einer Frauen-WG lebt. Das Gebäude ist vor kurzem frei geworden. Ein Immobilienmakler hat es vor zwei Tagen jemandem gezeigt, aber ich mache mir keine Sorgen. Ich setze mich auf die Eingangsstufen. Da warte ich und meide den Blickkontakt mit den Menschen, die auf dem Heimweg von der Arbeit an mir vorbeischlurfen.

Als ihre Tür sich öffnet und Lauren aus dem Haus kommt, schaue ich auf meine Uhr. Es ist 17:24 Uhr. Das entspricht in etwa dem Durchschnitt. Die späteste Zeit, um die ich sie habe gehen sehen, war 17:35 Uhr, die früheste 17:14 Uhr. Ich lasse meinen Blick über den Block schweifen. Drei Leute sind zu sehen. Ich schüttele den Kopf und schaue zu, wie Lauren sich hinter das Steuer ihres laubgrünen Jetta setzt und die Clayton hinunter zum Delaware fährt. Kaum ist sie außer Sicht, gehe ich die zehn Blocks zu meinem Wagen zurück. Ich erwarte schon, ein Knöllchen zu sehen, doch unter dem Scheibenwischer klemmt nichts. Mit einem letzten Blick auf das Schild des O’Friel Irish Pub fahre ich vom Parkplatz und auf die I-95. Glücklicherweise sind die meisten Leute nach Norden unterwegs, aber ich will nach Süden.

Trotzdem dauert es fast eine Stunde, bis ich nach Hause komme. Schon vor Monaten bin ich aus der Stadt gezogen. Ich habe am Krankenhaus gelebt, nicht weit entfernt von Drew, aber ich musste einfach raus. Also habe ich mir einen Trailer am Delaware gemietet. Ich muss durch einen Park zu einer Zugangsstraße fahren, die eigentlich nicht mehr als zwei Spurrillen im Gras ist. Sie windet sich zwischen Bäumen hindurch zu einem sumpfigen Feld, eine halbe Meile vom Wasser entfernt. Es ist feucht, aber mein Truck hat kein Problem mit dem Schlamm.

Mein Trailer steht ganz allein. Der Vermieter will, dass ich mich um den Hof kümmere, aber er ist nie da. Also wuchert das Gras, oder besser das Heu, die schmutzigen weißen Wände des Trailers hinauf. Ein alter Jeep Cherokee, Baujahr 1995, parkt dort an der Seite, wo die »Straße« endet. Seit ein paar Wochen arbeite ich daran, aber er funktioniert noch immer nicht. Ich parke dahinter. Als ich aussteige, trete ich kurz gegen die Reifen und gehe rein. Ich schließe den Trailer noch nicht einmal ab, wenn ich gehe. Hierher kommt ohnehin niemand. Selbst der Park vorne ist ein wenig zwielichtig.

In meinem Trailer ist es dunkel, und es riecht nach alten, feuchten Handtüchern. Mein Handy liegt auf dem Tisch neben einem leeren Pizzakarton. Ich habe es absichtlich daheim gelassen. Wenn man es mitnimmt, kann man getrackt werden. Zumindest hat mir das mal jemand gesagt.

Jetzt nehme ich es und lasse mich auf den alten Holzstuhl fallen. Der Stuhl gehört mir nicht. Der Trailer war möbliert, als ich ihn gemietet habe. Vorher habe ich mit meiner Freundin zusammengewohnt und ohnehin keine eigenen Möbel gehabt. Das Einzige, was ich mir selbst gekauft habe, das Einzige, was mir wirklich gehört, ist die Staffelei an dem Fenster, das zum Wasser weist.

Ich lehne mich zurück und höre den Anrufbeantworter ab. Drei Nachrichten stammen von Grace, dem Mädchen, mit dem ich zusammengewohnt habe.

»Liam, ich weiß, dass du da bist. Nimm ab.«

»Komm schon. Ich mache mir Sorgen um dich. Ruf mich zurück.«

»Jetzt ernsthaft … Karen hat dich bei O’Friel gesehen. Sie hat gesagt, du hättest dich seltsam benommen. Du musst mich anrufen. Heute noch.«

Ich schließe die Augen. Meine Brust zieht sich zusammen. Ich habe Karen letzte Nacht nicht gesehen. Ich drücke die Finger in meine Augen. Ich muss vorsichtiger sein. Hier steht so viel auf dem Spiel.

Mein Handy klingelt. Ein Auge öffnet sich, und ich sehe das Display meiner Kabel-Box: 03:14 Uhr. Zuerst glaube ich, es ist drei Uhr morgens, dass ich den ganzen Tag durchgeschlafen habe. Dann fällt mir auf, dass das Sonnenlicht durch die Ritzen der Jalousien fällt, die schon da waren, als ich den Trailer gemietet habe.

»Scheiße«, sage ich und rolle herum.

Ich muss schlafen. Meine Gedanken sind verschwommen, vernebelt. Und ich muss hellwach sein. Jetzt mehr denn je. Also schließe ich die Augen wieder, während der Anruf irgendwann auf Voicemail umgeleitet wird. Doch eine Minute später klingelt es erneut.

Ich wuchte mich von meiner kaputten Couch und schnappe mir das Handy vom Boden. Ich erkenne die Nummer, und ich falle fast hin, als ich drangehe.

»Liam, ich bin’s. Patsy.« Kurze Pause. »Drew hat mich gebeten, dich anzurufen.«

Patsy ist die Frau meines Bruders. Meine Schwägerin.

»Hey«, sage ich und versuche, wieder klar zu denken. »Ist er da?«

»Sicher«, antwortet sie. »Wir sind im Brew HaHa!«

»Scheiße«, sage ich und schlage auf den Boden. »Das habe ich ganz vergessen.«

»Jaja«, sagt sie. Wieder folgt eine kurze Pause, und ich höre die Stimme meines Bruders im Hintergrund. »Wie lange dauert es, bis du hier sein kannst?«

Ich bin schon aufgestanden, stolpere durch den Trailer und versuche, mich daran zu erinnern, wo ich die Schlüssel hingelegt habe. »Sag ihm, zwanzig Minuten. Wenn der Verkehr nicht zu schlimm ist. Okay?«

»Okay«, sagt sie. »Fahr vorsichtig.«

Auf der Fahrt in die Stadt kämpfe ich gegen den Drang an, mir selbst auf den Kopf zu schlagen. Wie konnte ich nur so dumm sein? Besonders heute?

Irgendwie habe ich dieses Strategietreffen völlig ausgeblendet. Der Stab der Kampagne trifft sich mit der Jefferson Society, einer Gruppe von jungen Demokraten, und das sind keine normalen jungen Demokraten wie die College-Jungs. Das sind junge Anwälte und Banker, die Söhne und Töchter der hiesigen Elite. Lauren ist auch Mitglied bei ihnen. Patsy war das ebenfalls, als sie jünger war. Für mich sind sie allerdings allesamt eitle, verwöhnte Kinder, zumindest diese Gruppe. Aber sie sind wichtig, vor allem für Drew. Und besonders, wenn man bedenkt, wie seine Kampagne bis jetzt gelaufen ist.

Ich parke und gehe über die Market Street zum Coffee-Shop. Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, als wäre ich gar nicht hier. Als wäre ich ein Geist. Ich kann nur an sie denken. Und sie wird da sein, mit mir, bei diesem Treffen. Ich werde neben ihr stehen müssen. Ich werde ihr so nah sein, dass ich ihr Parfüm riechen kann. Das neue. Das teure, das sie erst seit ein paar Monaten benutzt. Und ich werde so tun müssen, als wäre nichts los.

Ich muss das abschütteln. Verhalte dich ganz normal. Ich öffne die Tür und gehe durch den Laden. Eine der Baristas winkt mir zu, und ich lächele.

»Hey, Liam«, sagt sie.

»Hi, Jill«, erwidere ich.

»Sie sind schon hinten.«

»Danke.«

Ich nicke noch ein paar anderen Leuten zu und gebe ihnen mit Gesten zu verstehen, dass ich spät dran bin. Als ich das Hinterzimmer erreiche, drehen sich alle zu mir um. Sofort fällt mir auf, dass ich zusammen mit Drew und Patsy und ein, zwei anderen bei weitem der Älteste bei diesem Treffen bin. Die meisten sitzen an Tischen, aber Lauren steht vorne und hält einen Stift in der Hand. Sie zeigt eine Präsentation. Ich setze mich ganz hinten hin. Meine Wangen brennen, und alle Blicke richten sich wieder auf Lauren.

»Wir verstehen nicht nur, wie wichtig Ihre Gruppe ist. Wir respektieren, was Sie in den letzten Amtszeiten erreicht haben, besonders, dass Sie so viele freiwillige Helfer organisiert haben. Jetzt wenden die Kandidaten sich an Sie, wenn sie Hilfe brauchen. Sie brauchen Sie genauso sehr, wie sie die Partei brauchen.« Das war genial.

»Die Dinge verändern sich. Die Demokratische Partei in diesem Staat, das County, all die ED Reps … Über Generationen hinweg haben sie alles kontrolliert, doch diese Zeit ist nun vorbei. Sie sind langsam und haben den Kontakt zur Wirklichkeit verloren.«

Lauren redet weiter, aber ich kann mich nicht darauf konzentrieren. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen und frage mich, wo wohl einige der älteren Mitglieder sind. Vermutlich haben entweder Lauren oder Drew sie nicht eingeladen. Das fühlt sich irgendwie falsch für mich an, doch andererseits frage ich mich, warum ich dann hier bin. Warum hat man mich eingeladen? Warum hat Drew Patsy gebeten, mich anzurufen?

Diese Gedanken nagen an mir. Für den Rest des Meetings starre ich auf den Hinterkopf meines Bruders. Weiß er es? Oder hat er einen Verdacht? Doch woher sollte er den haben? Unmöglich. Ich war so vorsichtig. Ich habe alles geplant, jede noch so kleine Kleinigkeit. Das kann er unmöglich wissen, und das darf er auch nie.

Ich versinke so tief in meinen Gedanken, dass ich kaum bemerke, dass das Meeting vorbei ist. Die Leute stehen auf und vermischen sich. Lauren und Drew gehen zu Kent George, dem Sohn des einzigen Kongressabgeordneten dieses Staates. Keiner von beiden schaut in meine Richtung. Ich beobachte jedoch, wie sie miteinander umgehen. Ich sehe, wie Kent sich meinem Bruder gegenüber verhält. Drew funktioniert wie ein gigantischer Magnet. Sein Charisma ist eine unbestreitbare Macht, die Kent anzieht und festhält, ohne dass Drew auch nur ein Wort sagen müsste.

Vielleicht bin ich einfach nur müde. Wenn ich aufstehe, habe ich das Gefühl, als würde mich eine Wolke umschließen. Ich bin da, aber nicht wirklich. Keiner dieser Leute in ihren perfekten Kleidern und mit ihrem perfekten Haar kann mich auch nur sehen. Ich weiche zur Wand zurück, lehne mich an sie und lausche, als wäre ich unsichtbar. Als wäre ich der Gegenpol.

»Patsy!«, sagt jemand. Ich drehe mich um und sehe, wie einer der nicht mehr ganz so jungen, aber äußerst erfolgreichen...

Erscheint lt. Verlag 28.8.2020
Übersetzer Rainer Schumacher
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel The Perfect Plan
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Betrug • Brudermord • doppeltes Spiel • Entführung • Familientragödie • Geschwister • Lügen • Mörderjagd • Thriller • USA
ISBN-10 3-7325-8625-1 / 3732586251
ISBN-13 978-3-7325-8625-7 / 9783732586257
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