Dorian Hunter 53 - Horror-Serie (eBook)

Das Herz der Schlange

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9897-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 53 - Horror-Serie - Earl Warren
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Dorian Hunter und Coco Zamis begegnen auf einem Rummelplatz im Londoner Stadtteil Hampstead einer Sippe von Schwertschluckern und Entfesselungskünstlern, zu denen auch die Wahrsagerin Zarina Amalfi gehört. Coco spürt sofort, dass mit der alten Frau etwas nicht stimmt - und auch in den Akten von Trevor Sullivans neuer Agentur Mystery Press ist der Name Amalfi bereits vermerkt ...


1. Kapitel


»Ich will ... Können Sie mir aus der Hand lesen?«, fragte Gigi schüchtern, was sonst gar nicht ihre Art war.

»Natürlich, Fräulein. Geben Sie mir Ihre Hand, bitte schön!«

Gigi streckte eine Hand über den Tisch und setzte sich auf den Schemel. Die Wahrsagerin ergriff Gigis Hand. Ihre war eine alte dürre Klaue. Madame Zarina trug ein schwarzes Kopftuch mit magischen Symbolen. Schmutzig graue Haarsträhnen quollen darunter hervor und riesige, goldene Ohrringe schauten halb heraus. Ihr Gesicht war alt und verrunzelt, der Mund dünn und verkniffen. An den Fingern der klauenartigen Hand funkelten viele Ringe.

Ein einäugiger Rabe saß auf der Schulter der Wahrsagerin. Der Wohnwagen war überheizt und von einem schwachen Weihrauchduft erfüllt.

Gigi schauderte unter der Berührung der Alten. Sie war ein bildhübsches sechzehnjähriges Mädchen mit einem blonden Lockenkopf und einer schlanken Figur. Erneut bedauerte sie, einer Laune gefolgt und hier hereingekommen zu sein. Das hier war nicht lustig. Erleichtert dachte sie daran, dass ihre Freunde draußen warteten.

Zarina fuhr Gigis Handlinien entlang und murmelte vor sich hin.

»Sie sind sechzehn Jahre alt«, sagte sie, »und Sie stammen aus einem begüterten Haus. Im letzten Jahr ist jemand aus der Familie gestorben. Kein naher Angehöriger.«

»Eine Tante in Bamberg«, sagte Gigi leise und beeindruckt.

Zarina nickte. »Das sehe ich in Ihrer Hand, Fräulein. Sie haben eine Liebelei. Ein hübscher junger Mann. Aber Ihre Eltern dürfen nichts davon wissen.«

»Ja, ja.«

»Ich muss Sie enttäuschen. Mit ihm ist es nichts Rechtes. Er schaut viel nach anderen. Sie werden sich bald von ihm trennen.«

»Nein, das glaube ich nicht! Ich habe Siegfried sehr gern. Er würde nie ...«

»Tut mir leid, so steht es in Ihrer Hand. Jetzt die Lebenslinie und die Schicksalslinie. Ich will Ihnen sagen, wie alt Sie werden. Ich kann ... Nanu, was ist denn das?«

Die alte Zarina steckte fast ihre Nasenspitze in Gigis Handfläche. Das Mädchen spürte, wie die Alte zitterte. Ein gellender Schrei kam aus ihrer Kehle. Der schwarze Rabe krächzte und schlug mit den Flügeln. Die Katze in der dunklen Ecke fauchte, ihre Augen funkelten.

»Was ist?«, fragte Gigi.

Die Alte ließ ihre Hand los. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Blankes Entsetzen stand in ihnen. »Nein, nein!«

»Was ist denn, um Gottes willen?«

»Ich – ich kann es nicht sagen. Gehen Sie! Gehen Sie schnell!«

Gigi bekam Angst, aber sie zwang sich, mit fester Stimme zu sagen: »Ich will wissen, was los ist. Ich habe ein Anrecht darauf.«

»Gehen Sie schnell, Kind! Schreckliches Unheil und grausamer Tod. Dämonen ernten, und der Wahnsinn reitet im Nachtwind. Ich – ich kann nicht mehr. Ich muss für heute schließen. Ein solcher Schock.«

»Glauben Sie denn, für mich ist es keiner? Wie können Sie mir solches Zeug erzählen? Wie kommen Sie überhaupt darauf?«

Plötzlich öffnete sich im Hintergrund eine Tür. Ein großer, beleibter und schwarzlockiger Mann trat in den kleinen Raum.

»Was geht hier vor?«, fragte er mit befehlsgewohnter Stimme.

»Es wird wieder geschehen«, sagte die Alte in einem Gigi unverständlichen Romani-Dialekt, einer Zigeunersprache. »Heute Nacht. Und sie ist das Opfer.«

Der Mann trat an die Tür, die nach draußen führte, und öffnete sie. »Gehen Sie!«, sagte er. »Madame Zarina hat manchmal solche Anfälle. Alle guten Wahrsager haben sie. Denken Sie sich nichts dabei! Es hat nichts zu bedeuten.«

»Aber – ich habe noch nicht bezahlt.«

»Sie brauchen nicht zu bezahlen.«

Das eingeschüchterte Mädchen verließ den Wagen. Der Zigeuner knallte die Tür hinter ihr zu. Der Schlüssel wurde herumgedreht. Gigis Freundin Sigrid und die beiden Jungen sahen ihr gespannt entgegen.

»Was war?«, fragte Sigrid. »Wer hat da drinnen so geschrien?«

»Ach nichts. Es war lauter Unfug. Der Alten wurde plötzlich schlecht.«

»Was hat sie denn gesagt? Erzähl!«

»Blödes Zeug ohne Hand und Fuß. Es war eine dumme Idee, hierher zu gehen. Kommt! Gehen wir! Ich brauche Menschen. Weg aus dieser dunklen Ecke!«

»Jetzt will ich auch hinein«, sagte Gigis Freund mit Nachdruck. »Ich will wissen, was da los ist.«

»Es geht nicht. Es ist geschlossen. Was wollen wir noch hier? Die Alte spinnt. Schreit und stammelt. Los, fort!«

Gigi ging einfach weg. Die anderen folgten ihr und warfen sich fragende Blicke zu.

Gigi war verstört, nicht wie üblich quirlig. Siegfried holte sie ein und nahm ihren Arm. Sie machte sich frei.

Es war kurz nach zwanzig Uhr. Auf dem Oktoberfest herrschte Hochbetrieb. Musik spielte, Menschen lärmten, und in den Festzelten grölten bierselige Menschen. In einer dunklen Ecke übergab sich ein Betrunkener.

Gigi sah von alledem nichts. Wie eine Schlafwandlerin ging sie durch das Menschengewimmel. Die Worte der Wahrsagerin hallten in ihr nach. »Schreckliches Unheil und grausamer Tod. Dämonen ernten.«

Das Mädchen fror. War es nur Unsinn, wie der beleibte Zigeuner gesagt hatte? Andererseits hatten die ersten Angaben der Wahrsagerin gestimmt.

Sie musterte Siegfried scharf. Tatsächlich – er schaute jedem hübschen Mädchen nach, zog es buchstäblich mit den Blicken aus. Bisher war ihr das nie besonders aufgefallen.

Jemand packte sie am Arm – Wolfgang, der Freund Sigrids.

»... frage dich jetzt noch mal«, schrie er. »Gehst du mit ins Zelt?«

Sie standen vor dem großen Bavaria-Bierzelt. Gigi stellte sich die stickige, verräucherte Luft drinnen vor, den Lärm und die vielen Leute, die sich drängten und angetrunken verbrüderten, das Gedränge auf der Tanzfläche, wo alle schwitzten. Plötzlich war ihr alles zuwider, was sie sonst nie gestört hatte. Sie schluchzte, wollte fort von diesen vielen Menschen, nach Hause, wo sie sicher und geborgen war.

»Ihr mit eurem blöden Bierzelt!«, rief sie. »Ich habe keine Lust, mich da drinnen von irgendwelchen Widerlingen abknutschen und mir ihre Fahne ins Gesicht blasen zu lassen. Überhaupt habe ich genug von dem ganzen Oktoberfest.«

»Meinst du mit den Widerlingen etwa auch mich?«, fragte Siegfried eingeschnappt.

»Gerade dich. Du willst doch immer nur eines. Dabei hast du schon längst andere Mädchen im Auge. Ich weiß Bescheid über dich. Du – du ...« Es fiel ihr kein passendes Schimpfwort ein. Sie drehte sich um und stürzte davon.

Siegfried wollte ihr nachlaufen, aber Wolfgang hielt ihn am Arm fest. »Bloß nicht! Sonst hat sie Oberwasser«, sagte er altklug und fragte: »Was ist denn plötzlich los mit ihr?«

»Ich weiß es nicht. Sie wird sich schon wieder beruhigen.«

»Hattet ihr Streit?«

»Ach wo! Überhaupt nicht. Höchstens, dass ich nicht mit ihr Achterbahn fahren wollte. Aber deshalb kann sie sich ja nicht so aufregen.«

»Achterbahn? Blödmann! Du hast doch gehört, was sie dir an den Kopf geworfen hat.«

Die drei diskutierten noch eine Weile Gigis Verhalten, schließlich gingen sie ins Festzelt.

Das Mädchen lief über den Rummelplatz, die Augen blind von Tränen. Entsetzen krampfte ihr das Herz zusammen. Blindlings eilte sie weiter. Ein paar betrunkene Burschen bildeten eine Kette, wollten sie nicht durchlassen.

»He, Puppe, willst du nicht mit mir die Liegesitze testen?«, grölte einer.

Die anderen lachten.

Gigi gab dem Kerl einen Stoß, dass er taumelte. »Lass mich in Ruhe, verdammter Kerl! Ich kratze, ich schreie um Hilfe!«

Die jungen Burschen sahen, dass Gigi völlig aufgelöst und wütend entschlossen war. Sie ließen sie los.

»War ja nur Spaß«, brummte einer. »Dann eben nicht. Gibt noch genug andere Puppen hier.«

Gigi eilte weiter. Sie kam an ein großes Zelt. Amalfis Monstrositätenschau stand über der kleinen Vorbühne, hinter der sich der Eingang befand. Ein Anreißer stand draußen, ein bunt gekleideter Zigeuner. Er schrie ins Mikrofon. Eine kleinere Menschenmenge hatte sich vor dem Zelt angesammelt.

Wider Willen blieb Gigi stehen, fasziniert und magisch angezogen.

»Sehen Sie Hervio, den Knochenmann! Einundsiebzig Tage hat er gefastet, und heute Abend wird er seinen Glaskasten verlassen. Sehen Sie, wie er Unmengen von Nahrung in sich hineinstopft und wie ein Hefeteig aufquillt! Sehen sie Lucia, die stumme Schlangenbeschwörerin, und Herkules, den stärksten Mann der Welt! Sehen Sie Raffael Amalfi persönlich in seinen weltberühmten Glanznummern, den Mann, der weiße Mäuse und lebende Goldfische verschluckt und lebendig wieder zutage fördert! Raffael Amalfi – der größte Feuer- und...

Erscheint lt. Verlag 8.9.2020
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7325-9897-7 / 3732598977
ISBN-13 978-3-7325-9897-7 / 9783732598977
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