G. F. Unger Tom Prox & Pete -17 (eBook)

Old Sandy

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-0083-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Tom Prox & Pete -17 - G. F. Unger
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Es wird still im Bunkhouse. Sie haben alle schon von Old Sandy Swayer gehört, denn er genießt einen schon legendären Ruf. Sein Name gehört zu den wenigen, die man im Zusammenhang sagenhafter Abenteuer und Heldentaten nachts am Campfeuer zu hören bekommt. Old Sandy war Kundschafter, Büffeljäger, Hauptmann der Raureiter im Spanienkrieg, Wildpferdjäger, Sheriff, Marshal, Banditenjäger - und Postkutschenfahrer. Die letzte Funktion übt er jetzt noch aus. Er fährt eine der letzten Postkutschen in diesem Lande.
Der Sechzigjährige grinst übers ganze Gesicht und wackelt mit seinem Ziegenbart. Dann tritt er näher und stellt sich neben den Tisch. Langsam sieht er sich um. Seine Augen funkeln, als er feststellen muss, dass jeder der Boys seinem Blick standhält. 'Junge', sagt er zu Blinky, 'du hast mir mal erzählt, dass du inmitten einer prächtigen Mannschaft reitest, die wie Pech und Schwefel zusammenhält. Ja, sicher, ich habe schon ein paar Dinge über euch gehört. Aber vieles wird immer übertrieben. Man übertreibt ja auch, wenn man von mir Geschichten erzählt.'


Er wendet sich an Shorty: »Dein himmelblaues Unterzeug geht mir langsam auf die Nerven! Heiliger Rauch, wie kann ein Weidereiter himmelblaue Trikotwäsche tragen! Ich kann es also nicht verantworten, diesen Haufen zu verlassen. Wer soll dieser Buschräuberbande andauernd mit ganzen Socken, Haarpomade, Geld, Unterzeug und anderen Dingen aushelfen? Ich bin wahrhaftig in diesem Laden die Glucke, die auf die Herzblättchen aufpassen muss! Aaaah, wenn ich’s mir richtig überlege, könnte ich mir die Haare ausreißen. – Seit fünfzig Jahren heißt dieses elende Nest da hinter den Bergen Golden Bluff! Seit fünfzig Jahren suchen dort stets ein paar hoffnungsvolle Idioten nach Gold. Und die ganze Zeit über konnten sie kaum mehr als die Unkosten bei ihrer Sucherei finden. Dann aber kommt ’n Greenhorn, sucht an einer ganz unmöglichen Stelle – auf einem Grashügel! Auf einem Grashügel – Grashügel! Und entdeckt, dass an den Graswurzeln goldene Körner hängen! Oha, ihr traurigen Salzknaben, man braucht also nur hinzugehen, die Graswurzeln auszureißen und die Körner in einen Sack sammeln. Schon ist man reich! Ich weiß nicht, ob ich diese Nacht werde schlafen können! Bestimmt werde ich im Traume weinen! Weil ich diesen traurigen Verein hier nicht verlassen darf!«

Little-Egg verstummt, denn ihm ist der Atem ausgegangen.

Shorty kommt in seiner himmelblauen Unterwäsche durch den Raum und stellt sich vor dem Kameraden auf. »Jetzt haben wir des Rätsels Lösung«, sagt er zufrieden.

Little-Egg hebt seinen Eierkopf und sieht Shorty verkniffen an. »Was für ’n Rätsel?«, fragt er.

»Das Rätsel deiner Geburt, Kamerad. Du fühlst dich als unsere Glucke. Und dein Kopf ist ein Hühnerei mit sieben Haaren. Denk mal genau nach, Kamerad, und ziehe zwischen diesen beiden Absonderlichkeiten eine gerade Linie – verbinde sie miteinander. Was erkennst du dann, Little-Egg?«

»Blau ist die Hoffnung, Sonny«, knurrt Little-Egg. »Und wenn du weiter so seltsam redest, so kannst du nur hoffen, dass du zu deinem himmelblauen Unterzeug auch noch zwei gleichfarbene Augen bekommst. Es kann dich aber auch zwei oder drei Zähnchen kosten. Wie gesagt, du kannst nur hoffen!«

»Das werden wir sehen«, grinst Shorty. Er hebt seine Hand und zeigt auf Little-Egg. »Du bist in einem großen Hühnerei ausgebrütet worden«, behauptet er dann. Bevor Little-Egg aufspringen kann, dreht er ihm den Rücken und geht stolz davon.

»Dreh dich um und bleib stehen, du Feigling!«, brüllt Little-Egg mit kreischender Stimme.

»Ich gehe jetzt schlafen. Morgen erst werde ich dich ohne Pfeffer und Salz verspeisen, du Glucke!«, ruft Shorty über die schmale Schulter und legt sich ins Bett.

Len mischt sich ein, bevor Little-Egg sich etwas ausdenken kann. »Bruder«, sagt er sanft. »Du musst doch zugeben, dass man dich wahrhaftig auf Grund deiner Gefühle und auf Grund der Tatsache deines vorhandenen Eierkopfes für einen Abkömmling von…«

Die weiteren Worte gehen im Gelächter der Boys unter. Die ganze Mannschaft bricht in ein schauerliches Geheul aus. Und sie merken kaum, dass sich die Tür öffnet und ein Mann eintritt.

Der Mann ist kein Cowboy. Ein weißer Ziegenbart hängt unter seinem mahagonibraunen Gesicht, in dem ein hartes Leben Furchen gezogen hat. Von Gestalt ist der Mann schmal, lang und knochig. Seine Nase ist wie ein Adlerschnabel. Scharfe Falkenaugen leuchten aus dem verwitterten Gesicht. Und sein ganzes Knochengestell scheint wie von Pergament überzogen. Er trägt hohe Stiefel, Cordhosen, ein kariertes Hemd und einen alten, aber sehr gut eingefetteten Waffengurt, an dem ein alter Colt hängt. Die Waffe befindet sich links, und ihr Kolben zeigt nach vorn.

Der späte Besucher steht eine Weile schweigend an der Tür und hört sich das Gelächter ruhig an. Dabei funkeln seine Falkenaugen auf besondere Art.

Dann entdecken ihn die Boys. Sie verstummen und schenken dem Fremden ihr volles Interesse.

Blinky Swayer sagt: »Guten Abend, Vater!«

Der Weißbart nickt bedächtig und sieht sich seinen Sohn an. Dann sagt er: »Da ich dich vor mir sehe, mein Sohn, bin ich sicher, dass dies hier kein heulender Kojotenchor, sondern wahrhaftig die Herzass-Mannschaft ist, von der man sich Wunderdinge berichtet. Wenn ich ein Mädchen wäre, müsste ich jetzt in Ohnmacht fallen. Ich hätte nie gedacht, dass eine gute Mannschaft im Unterzeug so lächerlich aussehen könnte.«

»Unsere Luxus-Schlafanzüge sind im Moment gerade in der großen Wäsche!«, ruft eine Stimme aus der Ecke.

»Ho – ich möchte diesen Großvater auch mal im Hemd sehen!«, ruft eine andere Stimme.

Blinky wirbelt sofort herum und brüllt: »Chap, man kann sich auch in Unterhosen gut benehmen! Es ist immerhin mein Vater! Und wenn du Witze machst, so nagele ich dich mit deinen Ohren an die Scheunentür, verstanden?«

Nun wird es still. Auch die letzten Boys haben begriffen, dass Blinkys Vater zu Besuch gekommen ist. Und sie haben alle schon von Old Sandy Swayer gehört, denn Old Sandy genießt einen schon legendären Ruf. Sein Name gehört zu den wenigen, die man im Zusammenhang sagenhafter Abenteuer und Heldentaten nachts am Campfeuer zu hören bekommt. Old Sandy war Kundschafter, Büffeljäger, Hauptmann der Raureiter im Spanienkrieg, Wildpferdjäger, Sheriff, Marshal, Banditenjäger – und Postkutschenfahrer. Die letzte Funktion übt er jetzt noch aus. Er fährt eine der letzten Postkutschen in diesem Lande.

Das ist also Old Sandy.

Der Sechzigjährige grinst übers ganze Gesicht und wackelt mit seinem Ziegenbart. »Noch kann ich selbst einen Burschen an die Wand nageln, der mich im Hemd sehen möchte!«, sagt er zu Blinky. Dann tritt er näher und stellt sich neben den Tisch. Langsam sieht er sich um. Seine Augen funkeln nur so, als er feststellen muss, dass jeder der Boys seinem Blick standhält. »Junge«, sagt er zu Blinky, »du hast mir mal erzählt, dass du inmitten einer prächtigen Mannschaft reitest, die wie Pech und Schwefel zusammenhält. Ja, sicher, ich habe schon ein paar Dinge über euch gehört. Aber vieles wird immer übertrieben. Man übertreibt ja auch, wenn man von mir Geschichten erzählt.«

»Stimmt es vielleicht nicht, dass Sie ganz allein die Skull-Bande erledigt haben, Old Sandy? Stimmt es vielleicht nicht, dass Sie siebenundzwanzig Kugeln im Leib haben? Und stimmt es nicht, dass Sie einmal zweiundsiebzig Stunden ununterbrochen im Sattel saßen und…«

Old Sandy bringt den jungen Jubal Lister mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Es ist alles übertrieben, Junge! Die Skull-Bande war nur ganze sieben Mann stark. Und von den siebenundzwanzig Kugeln sind einundzwanzig nur Hühnerschrotkörner. Yeah, und in den zweiundsiebzig Stunden ritt ich neun gute Pferde hintereinander. Ich konnte während des Rittes im Sattel ein wenig schlafen. Es ist alles übertrieben, Junge! Aber ich sehe, dass ihr wissen wollt, warum ich gekommen bin. Nun, ich brauche ein halbes Dutzend hartbeinige Boys! Euer Ranchboss ist mit Dick Hanson und Jim Chester in Bluetown geblieben. Er schickt mich herauf, weil ich euch persönlich sagen muss, dass bei der ganzen Sache kaum besonderer Ruhm, dafür jedoch heißes Blei zu ernten ist! Es ist ziemlich sicher, dass ein paar Männer sterben werden. Ob ihr es seid, hängt davon ab, ob ihr mir helfen wollt. Und wenn ihr mir helfen wollt, dann hängt es davon ab, ob ihr schneller und besser schießen könnt. Ich bin also selbst gekommen. Und ich sage euch, dass es eine ungesunde Arbeit ist, bei der ihr mir helfen sollt. Das musste ich euch selber sagen. Blinky, du reitest doch für deinen Vater, was?«

»Ich kann in fünf Minuten fertig sein, Dad!«

»Oha, die Sache wird erst in zwei Tagen losgehen, Sohn! Hast du vielleicht ein paar Freunde, die für Recht und Gesetz ihr Leben riskieren würden?«

Die Herzass-Boys kichern seltsam. Sie sehen sich an, grinsen dabei und saugen die Luft ein. Und dann sagt Little-Egg für alle: »Ich wette, es hängt mit den Goldfunden in Golden Bluff, mit der Postkutsche und einigen bösen Brüderchen zusammen. Old Sandy, Sie brauchen nur mit dem Finger zu zeigen, und der betreffende Knabe reitet für die Sache singend in die Hölle!«

Der alte Postkutschenfahrer nickt. »Euer Boss, dann Dick Hanson und Jim Chester sind mit dabei. In zwei Tagen hole ich eine Fuhre Gold aus Golden Bluff. Es ist geheim – soll geheim sein. Aber ich kann niemandem von der ganzen Frachtfuhrgesellschaft mehr trauen. Zweimal wurden die Transporte schon ausgeraubt. Meine Kollegen wurden überfallen. Diese Transporte waren alle geheim. Und wenn wir die Transporte nicht geheim hielten, dafür eine starke Begleitmannschaft mitschickten, wurden sie nicht überfallen. Wir wollen jedoch die Banditen erwischen!«

Billy Jenkins, Dick Hanson und Jim Chester kommen den Hügel herunter und tauchen in den Wald ein. Als sie eine kleine Lichtung erreichen, beenden sie ihren Ritt. Sie rutschen aus den Sätteln, denn sie sind sechzig Meilen durch die Nacht geritten. Da sie sich fern aller Pfade und Wege hielten, war es ein rauer und beschwerlicher Ritt. Ihre prächtigen Pferde bedürfen noch mehr der Ruhe.

Es wird Tag. Die Männer vertreten sich die Beine, rauchen eine Zigarette und nehmen ihren Pferden die Sättel ab. Dann rollen sie sich in ihre Decken und sind eingeschlafen, bevor die Sonne über die Berge kommt. Erst gegen Mittag erheben sie sich und zünden ein rauchloses Feuer an.

Dick Hanson, ein muskelbepackter Athlet, holt eine Menge Proviant aus seinen Satteltaschen und auch eine Pfanne sowie eine Kaffeekanne. Sein rundes Gesicht hat einen zufriedenen Ausdruck. Die...

Erscheint lt. Verlag 8.9.2020
Reihe/Serie G.F. Unger Classic-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-0083-8 / 3751700838
ISBN-13 978-3-7517-0083-2 / 9783751700832
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