Fetenmord in Neuharlingersiel. Ostfrieslandkrimi -  Rolf Uliczka

Fetenmord in Neuharlingersiel. Ostfrieslandkrimi (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-210-4 (ISBN)
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Am Morgen nach der großen Strandfete in Neuharlingersiel liegt DJ Carsten Kröger erstochen in seinem Wohnmobil. Nur wenige Stunden zuvor hatte er in dem ostfriesischen Hafenort mit Hits aus den 80er Jahren die Menge begeistert. Die Kommissare Nina Jürgens und Bert Linnig von der Kripo Wittmund durchleuchten das Umfeld des Discjockeys, der die Frauenherzen regelmäßig höherschlagen ließ. Hat seine Freundin Meite aus Eifersucht die Kontrolle verloren? Oder hat sich ein gehörnter Ehemann an dem charismatischen DJ gerächt? Zu einer weiteren Spur führt die mysteriöse SMS, in der von 50.000 Euro die Rede ist. Der Fall steckt voller Rätsel und wird nicht leichter, als eine zweite Leiche auftaucht...

1. Kapitel


 

Grundsätzlich galt in Ostfriesland, dass es in Bezug auf das Wetter nur auf die passende Kleidung ankam. Und bevor dem Ostfriesen das Wort Schietweer über die Lippen kam, brauchte es schon ein paar sehr feuchte Windstärken. Die jährliche Strandfete am Funny Beach in Neuharlingersiel aber brauchte vor allem warmen Sonnenschein. Fröhliche und durstige Strandbesucher fanden sich dann von ganz alleine ein. Ganz besonders, wenn Schulferien noch hinzukamen.

Hier hätte man im abgewandelten Sinne den alten münster­ländischen Spruch anwenden können: »Wenn es im katholischen Münster regnet und es läuten die Glocken, dann ist Sonntag.« So hätte für Ostfriesland gelten können: »Wenn in Neuharlingersiel die Sonne scheint und es sind Ferien, dann ist Strandfete am Funny Beach.«

Mit dem Wetter lief in diesem Jahr schon mal alles wunschgemäß. Die Prognosen konnten nicht besser sein. Die Vorbereitungen für die Beachparty waren in vollem Gange und der Kurverein war zuversichtlich, dass alle Kur- und Feriengäste voll auf ihre Kosten kommen würden. Wie unzählige positive Rückmeldungen zeigten, freuten sich schon sehr viele Besucher ganz besonders auf das Highlight des Abends, die angekündigte Achtzigerjahre-Kultband mit ihren beliebten Fetenhits.

Die Nachricht am Montagmorgen, dass der Tourbus der Band am Wochenende während der Heimfahrt von einem Auftritt in einen schweren Unfall verwickelt gewesen war, schlug bei der Kite- und Windsurfschule Windloop in Neuharlingersiel, die für die Durchführung der Veranstaltung verantwortlich war, ein wie eine Bombe. Der Drummer und der Frontmann der Band lagen schwer verletzt im Krankenhaus. Die Band konnte ohne die beiden nicht auftreten.

Fabian Bertschat, den alle nur Fabbel nannten, und sein Kompagnon Stefan Oest klapperten telefonisch an diesem Montagmorgen alle Kontakte ab, um eine Ersatzband zu finden. Innerhalb von drei Tagen bis zum Fetenabend ein schwieriges Unterfangen. Überall Fehlanzeige. Nächste Woche, ja. Vielleicht auch am Wochenende, aber in drei Tagen am Donnerstag, leider nein.

»Wir müssen absagen«, stellte Stefan enttäuscht fest. »Meine Kontaktliste ist durch.«

»Meine auch«, stimmte ihm Fabbel zu. Die beiden leiteten gemeinsam die Kite- und Windsurfschule Windloop in Neuharlingersiel. Das war ihnen auch noch nicht passiert. Das jährliche Sommerhighlight in der Ferienzeit absagen, und das bei solch tollen Wetterprognosen, das hatte es noch nicht gegeben.

»Ich werde mal mit Susanne telefonieren. Vielleicht hat sie noch eine Idee«, wollte Fabbel die Hoffnung nicht aufgeben.

Susanne Mäntele war die Marketing- und Veranstaltungsleiterin des Kurvereins Neuharlingersiel e. V. Für Susanne stand fest: Absagen geht gar nicht. Es war Ferienzeit, und viele Gäste, insbesondere die Eltern von Schulkindern, kamen gerade deswegen zur Strandfete auf dem Funny Beach, um die Hits aus ihrer Jugendzeit, den achtziger und neunziger Jahren, zu hören. Doch woher so schnell eine Ersatzband mit dem gleichen Repertoire bekommen? Vor allem, nachdem Fabbel und Stefan ihre Kontakte bereits alle abtelefoniert hatten.

Schließlich hatte die Marketingleiterin bei einem kurzfristig einberufenen Krisenmeeting eine Idee: »Leute, wie heißt es im Marketing immer so schön: Kontakte schaden nur dem, der keine hat. Ich habe vielleicht noch ein Ass im Ärmel, die Visitenkarte von Carsten Kröger. Vielleicht kennt ihr ihn. Er ist hier in der Region als DJ und Spezialist für die achtziger und neunziger Jahre bekannt. Ihn könnte ich mal anrufen. Vielleicht steht er ja kurzfristig zur Verfügung. Dann hätten wir zwar keine Band zu bieten wie angekündigt, könnten aber den Gästen zumindest ihre geliebten und erwarteten Jugendhits bieten.«

»Aber es geht doch nichts über das Flair eines Open-Air-Konzertes einer Live-Band«, wand Fabbel ein.

»Warst du schon mal auf einer Veranstaltung von Carsten?«, fragte Susanne.

»Stefan war schon mal da und hat mir davon erzählt. Ich weiß, im Saal macht der einen guten Job«, antwortete der Angesprochene.

»Ich glaube, ich weiß, was du meinst, Susanne«, meldete sich Stefan zu Wort. » Fabbel, der macht als DJ keine Musik aus der Büchse. Der präsentiert seine Show mit Videos über große LED-Wände. Das ist eine Stimmung, fast wie bei dem Auftritt von Live-Bands. An Carsten hab ich gar nicht gedacht, weil ich den bisher nur zweimal in Sälen gesehen habe. Susanne, meinst du, dass der das auch Open Air kann?«

»Jedenfalls hat er sich dafür beim Kurverein beworben, als wir die Veranstaltung noch selbst organisiert haben. Ich rufe ihn an. Wir werden sehen«, schlug die Marketingleiterin vor.

Carsten meldete sich sofort und zeigte sich sehr erfreut über den Anruf des Kurvereins aus Neuharlingersiel. Er müsste nur klären, ob seine Helfer auch unter der Woche von ihren Hauptjobs freibekämen. Er und seine Freundin hätten ohnehin zufällig in dieser Woche Urlaub. Und Open Air, gar kein Problem, wenn eine überdachte Bühne vorhanden wäre.

 

Carsten hatte gerade die Telefonate mit seinen Kumpels, Fokke Kopmann und Malte Berens, beendet, als seine Freundin, Meite Hansen, von einem Besuch bei ihrer Mutter zurückkam. »Wir haben für Donnerstag einen Auftrag«, überfiel er sie, noch bevor sie die Küchentür schließen konnte.

»Wer feiert denn mitten in der Woche eine Party, bei der du gefragt sein könntest?«, wunderte sich Meite.

»Strandfete am Funny Beach in Neuharlingersiel«, antwortete ihr Freund und hielt beide Daumen hoch.

»Wow! Aber du hast mir doch erzählt, dass die dafür eine Band engagiert hätten. Wieso auf einmal dieser Sinneswandel?«

»Ben liegt mit seinem Drummer nach einem Unfall am Wochenende schwer verletzt im Krankenhaus«, antwortete Carsten. »Hoffe, dass die beiden es gut überstehen.«

»Fuck! Was ist denn passiert?«, konnte Meite es nicht fassen.

»Mehr weiß ich auch nicht. Das hat mir die Marketingleiterin des Kurvereins erzählt. Aber so spielt manchmal das Leben. Wobei es mir um Ben und seine Leute leidtut.«

»Mir auch«, bestätigte die junge Frau.

»Fokke und Malte haben mir gerade am Telefon bestätigt, dass sie Donnerstag und Freitag freibekommen. Du weißt ja, bei einer Samstagsfete wäre der Sonntag zum Klarwerden. Nun muss dafür der Freitag ran«, zwinkerte Carsten seiner Freundin mit einem breiten Grinsen zu.

Meite wusste nur zu gut, wovon er in diesem Moment sprach. Bei Veranstaltungen durften sie, Carsten und die beiden Jungs den ganzen Abend zuschauen, wie sich die Gäste die Kante gaben, während sie bis nach dem Abbau des Equipments nüchtern bleiben mussten. Das holten die vier dann meistens, wenn alles verladen war, mit ein, zwei Flaschen Single Malt in Carstens komfortablem Wohnmobil – sozusagen als Druckbetankung – nach. Oft hatte einer der Jungs auch noch etwas Dope für Joints dabei.

»Ich kann am Donnerstag aber erst am Abend kommen«, dämpfte Meite dann etwas die Vorfreude ihres Freundes.

»Wieso das denn, wir haben doch Urlaub?«

»Ich war doch gerade bei meiner Mutter. Sie und ihre Damen-Teerunde feiern an diesem Tag den Geburtstag bei einer Freundin, die etwas außerhalb wohnt. Da soll ich sie hinfahren und auch wieder abholen, weil mein Vater einen dienstlichen Auswärtstermin hat. Aber ich denke, bis spätestens achtzehn Uhr bin ich in Neuharlingersiel«, beruhigte sie ihren Freund. Zudem war sie für den Aufbau der großen Anlage ohnehin nicht so sehr gefragt. Das war die Aufgabe der Jungs.

Die Jungs waren schon seit dem Kindergarten ein unzertrennliches Trio. Streiche waren ihr Markenzeichen gewesen. Eine Nachbarin hatte damals gemeint: »Sind wir jetzt hier in Astrid Lindgrens Bullerbü oder noch in Ostfriesland?!« Aber niemand konnte ihnen ernsthaft böse sein. Insbesondere Carsten mit seinem Charme und seiner Eloquenz hatte es schon als Kind immer wieder geschafft, dass letztlich Gnade vor Recht erging.

Schon damals fiel er mit seinen langen gelockten blonden Haaren unter den anderen Jungs seines Alters auf. Das hätte eigentlich in die siebziger Jahre gepasst. Aber seiner Mutter gefiel das im Gegensatz zu seinem Vater, der immer sagte: »Theda, Carsten ist ein Junge und kein Mädchen!« Insider munkelten aber unter vorgehaltener Hand, dass sich unter dem langen gelockten Haarschopf ein kleines Ohrproblem verbarg. Später fanden die Mädchen und Frauen seine Haarpracht schon fast wieder kultig cool. Fokke und Malte wirkten dazu fast wie ein Kontrast­programm mit ihren kurzen Jungenhaarschnitten, die sie auch heute noch trugen. Nur Fokke hatte sich seit einigen Jahren einen dunklen Dreitagebart zugelegt.

Schon in der Pubertät hatte Carsten begonnen, sich für Popmusik zu interessieren. Als sich sein Vater den ersten großen Flachbildfernseher mit neuestem Dolby-Surround-System anschaffte, durfte sich Carsten über die alte Anlage seines Vaters freuen. Als selbstständiger Elektromeister war Hans Kröger...

Erscheint lt. Verlag 25.8.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-210-3 / 3965862103
ISBN-13 978-3-96586-210-4 / 9783965862104
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