Jerry Cotton 3298 (eBook)

Geraubte Kunst, gestohlenes Leben

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9966-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3298 - Jerry Cotton
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Zufällig schaute ich eine Fernsehsendung über Raubkunst aus dem Zweiten Weltkrieg. Unter den gestohlenen Bildern erkannte ich ein Werk, das ich vor längerer Zeit im Haus eines New Yorker Mafiabosses hatte hängen sehen. Phil und ich beschlagnahmten das Gemälde und machten uns höchstpersönlich auf den Weg nach Deutschland, um es seinem rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. Doch wir rechneten nicht damit, dass der Gangster dafür bittere Rache nehmen würde ...


Geraubte Kunst, gestohlenes Leben

South Central, Los Angeles, Kalifornien

»Was hast du alles herausgefunden, Schlampe?«

»Leck mich, du Affe!« Für diese Antwort kassierte Special Agent Carolyn Gohr, der das Blut in Strömen übers Gesicht lief, einen ansatzlosen Tritt gegen das Schienbein. Sie biss verzweifelt die Zähne zusammen, konnte ein gequältes Stöhnen dennoch nicht verhindern. Höllische Schmerzen tobten ihre Nervenbahnen entlang.

Der Vollbärtige, der sie malträtierte, lächelte sanft. »Weißt du, Agent Gohr, Cops trete ich besonders gerne. Und bei 'nem Fed geht mir sogar fast einer dabei ab.«

»Arschloch.«

Ein harter Faustschlag, der ihren Kopf nach hinten riss, landete in ihrem Gesicht. Sie ächzte und spuckte aus. Blut kam mit. Und ein Backenzahn. Gleich darauf sah sie ihren Peiniger dicht vor sich. Allerdings nur mit dem linken Auge. Das rechte war fast komplett zugeschwollen.

»Weißt du was, Schlampe?«, flüsterte der Kerl, den die anderen Dizzy riefen und dessen Atem nach rohen Zwiebeln roch. Dabei tätschelte er Agent Gohr vorsichtig die Wange, um ja nicht mit dem rinnenden Blut in Berührung zu kommen. »Schon viele haben versucht, den Helden zu spielen. Wir haben sie noch alle geknackt. Dich werden wir auch knacken. Glaub nur nicht, dass wir dich schonen, weil du 'ne Frau bist. Vor allem bist du 'n Fed.« Er hob ihr Kinn mit dem Zeigefinger hoch. Sie drehte den Kopf weg. »Wenn du gleich redest, könntest du dir 'ne Menge Schmerzen ersparen«, fuhr er fort. »Furchtbare Schmerzen, weißt du? Wir sind nämlich wahre Spezialisten im Schmerzzufügen und Knacken.« Er grinste breit. »Und wir ziehen dich nicht durch.«

»Du … kriegst ohnehin … keinen hoch.«

Dizzy zuckte zurück, während im Hintergrund Gelächter ertönte. Ein tierartiges Knurren stieg aus seiner Kehle. Er zog eine Makarow aus dem Schulterholster. Für einen Moment starrte sie wie gebannt in die Mündung. Los, drück schon ab!, dachte sie ergeben und schloss die Augen.

Der Gangster beherrschte sich jedoch. Er steckte die Makarow wieder weg und trat zwei Schritte zurück. Trübes Licht aus einer Funzel erhellte lediglich einen Teil des schmutzigen Kellerraums. Es ließ die drei Männer, die hinter Dizzy standen, geradezu dämonisch erscheinen. Denn ein Teil ihrer Gesichter wurde von der Dunkelheit verschluckt.

Sie wusste, dass sie erledigt war. Gefährliche Undercovereinsätze bargen immer das Risiko, aufzufliegen und dann eliminiert zu werden. Wenn man Glück hatte, ohne Schmerzen. Dieses Glück habe ich leider nicht, ging es ihr durch den Kopf. Deswegen versuchte sie, die Gangster zu provozieren. In der Hoffnung, dass einer durchdrehte und ein schnelles Ende machte. Doch das waren Profis.

Wäre auch zu schön gewesen …

Dizzy blieb stehen. Scheinbar gleichgültig zog er die Schultern hoch. »Also gut, Schlampe, wie du willst. Wir müssen jetzt mal zwischendurch weg, 'n paar dringende Sachen erledigen. Und schrei nicht um Hilfe, hier hört dich sowieso niemand.« Er kicherte hämisch. »Das heißt … unsere kleinen Freunde, die würden dich hören. Nur die kommen auch so. Sie mögen Blut für ihr Leben gern, weißt du? Und ich glaube, wenn wir zurückkehren, wirst du uns anbetteln, dass du reden darfst, wenn wir dich nur von ihnen befreien.«

Lachend verließen die Gangster den Raum.

Schlagartig herrschte gespenstische Stille. Sie konnte ihr Glück kaum fassen.

Sind die wirklich so blöd? Dachte ich gerade, dass das Profis wären?

Sofort machte sie sich an die Befreiung. Hände und Füße waren mit Kabelbinder an den alten Holzstuhl gefesselt, auf dem sie saß. Aufstehen konnte sie nicht. Deswegen stemmte sie die Füße auf den Boden, beugte den Oberkörper nach vorne und schnellte ihn nach hinten gegen die Stuhllehne. Die Schmerzen waren höllisch. Aber nun machte sich das monatelange Spezialtraining bezahlt, das sie in Quantico unter Echtbedingungen absolviert hatte. Sie dachte intensiv an etwas Schönes, um die Schmerzen erträglich zu machen.

Bereits beim dritten Versuch kippte der Stuhl nach hinten. Sie fiel direkt auf ihre gefesselten Arme. Es war ein Gefühl, als würden ihre Schultern ausgekugelt. Diesmal konnte sie den Schrei nicht unterdrücken. Trotzdem behielt sie die Kontrolle, atmete ein paarmal tief durch und schaute, dass sie wie ein Maikäfer auf dem Rücken liegen blieb. Es klappte, weil sie über eine eiserne Körperbeherrschung verfügte. Und die nötigen Muskeln. Keuchend begann sie, ihre Beine nach vorne zu schieben. Das funktionierte nicht, weil die Kabelbinder um ihre Fußgelenke zu fest saßen. Es war auch nicht möglich, sie durch ständiges Bewegen der Gelenke zu lockern.

Carolyn Gohr blieb ruhig. Es gab andere Tricks, sich aus Kabelbinderfesseln zu befreien. Sie kannte sie alle. Und es war im Prinzip recht einfach. Die Kunst bestand darin, Druck auf den Verschluss auszuüben. Deswegen trat sie mit dem linken Fuß explosionsartig nach vorne. Wieder schrie sie vor Schmerzen, als die Fessel noch tiefer in ihr Fleisch schnitt. Sie probierte es erneut. Beim vierten Versuch brachte sie genug Kraft auf. Die Spannung war so groß, dass der Verschluss mit einem leisen Knall platzte. Die Fessel flog davon.

Sie schrie. Triumph mischte sich in den Schmerz. Auf diese Weise befreite sie das zweite Bein und rollte sich auf die Seite. So blieb sie einen Moment liegen, um sich zu erholen. Dabei betete sie, dass die Gangster nicht vorzeitig wiederauftauchten.

Es raschelte neben ihr. Ein schwarzer Schatten huschte durch ihr Blickfeld. Und noch einer. Dort wo der Lichtschein der Lampe von der Dunkelheit gefressen wurde. Sie spürte eine eiskalte Hand, die langsam ihren Rücken hinunterkroch. Einen Moment geschah nichts. Dann wagten sich die Schatten näher, kamen ins Licht. Zwei graue Fellbündel mit langen, dünnen Schwänzen verharrten unschlüssig. Sie starrte an dicken Schnurrhaaren vorbei in schwarze Knopfaugen.

Ratten!

»Haut ab!«, zischte sie und fauchte.

Tatsächlich flüchteten die Biester zurück in die Dunkelheit. Doch der Blutgeruch zog sie magisch an. Weitere Ratten würden folgen. Sie war sogar froh darüber. Denn nun war klar, wen Dizzy mit seinen »kleinen Freunden« gemeint hatte. Die Gangster wollten sie durch die Ratten weichkochen. Deswegen würden sie noch eine Zeit lang wegbleiben.

Gleich darauf hatte sie den Stuhl durch robbende Bewegungen so weit nach unten geschoben, dass sie die gefesselten Arme über die Lehne ziehen konnte. Erneut rollte sie sich auf den Rücken, hob die Beine in die Luft und ließ sie so weit nach hinten fallen, dass auch ihr Po frei in der Luft hing. So konnte sie ihre Arme daran vorbei über die jetzt angezogenen Beine ziehen – und hatte sie nun vor dem Körper.

Der Rest war ein Kinderspiel. Die Fessel platzte, als sie die Arme ruckartig mit einer Ruderbewegung gegen den Bauch zog. Sie keuchte vor Erleichterung und erhob sich. Zunächst taumelte sie, weil das Blut erst in die abgebundenen Glieder zurückfinden musste. Es war, als würden Tausende Nadeln in Arme und Beine stechen.

Auch diese Situation hatte sie bis zum Erbrechen geübt. Mit ein paar Übungen schaffte sie sofortige Besserung. Die Schmerzen im Schulter- und Brustbereich, die nach wie vor anhielten, ignorierte sie. Sie ging zur Tür und versuchte, sie zu öffnen. Vergebens. Sie war von außen verschlossen. Danach begann sie, den Raum zu durchsuchen. Was ihr vorher wie Finsternis vorgekommen war, erwies sich nun als Grau, in dem sie zumindest noch Umrisse wahrnehmen konnte. Es schien sich um einen ehemaligen Heizraum zu handeln. Rohre und Leitungen verliefen an der Decke und den Wänden. Als sie die handlichen Eisenrohre ertastete, die irgendjemand an der Wand abgestellt und vergessen hatte, kannte ihr Glück keine Grenzen mehr. Sie betrachtete die Rohre im Licht und entdeckte vertrocknete Blutflecken darauf. Sofort war ihr klar, wer die Rohre hier unten deponiert hatte. Und dass schon andere Opfer vor ihr in diesem ungastlichen Raum gelitten hatten.

Plötzlich konnte sie die Rückkehr der Mistkerle gar nicht mehr erwarten. Es gab noch eine Rechnung zu begleichen.

Mal sehen, wie ihr es findet, wenn ihr eure eigenen Rohre in die Fresse kriegt …

Upper West Side, Manhattan, New York

Wir saßen nackt auf der Couch, Oberschenkel an Oberschenkel, und fütterten uns gegenseitig mit Chips.

»Wow«, sagte Sandra lächelnd durch das Geräusch der knackenden Chips. »Heute Nacht hat es der liebe Gott aber ganz besonders gut mit mir gemeint.

»Jerry genügt vollkommen.« Ich fühlte mich geschmeichelt und grinste breit.

»Blödmann.« Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange. »Ich meine, wenn du im Beruf nur halb so gut bist wie … das da eben, dann bist du der beste Agent aller Zeiten.«

»Wie scharfsinnig du bist.« Ich legte einen Arm um sie und küsste sie richtig. Ihr Atem schmeckte nach dem teuren Champagner, den wir gerade genossen hatten. Für solch seltene...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2020
Reihe/Serie Jerry Cotton
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7325-9966-3 / 3732599663
ISBN-13 978-3-7325-9966-0 / 9783732599660
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