Der Spieluhrensammler -  Annegret Walgenbach

Der Spieluhrensammler (eBook)

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2020 | 1. Auflage
292 Seiten
TWENTYSIX (Verlag)
978-3-7407-5890-5 (ISBN)
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Kaiserslautern: Ein Mädchen, blutjung und bildschön, verschwindet. Drei Wochen später findet man ihre brutal zugerichtete Leiche. Und sie bleibt nicht das einzige Opfer. Bald schon geschehen weitere Morde. Ernst-August Krieger, Polizeidirektor kurz vor dem Ruhestand, setzt gemeinsam mit seinen Mitarbeitern vom KK 13 alles in Bewegung, um diesen und die folgenden Morde zu lösen. Doch der akribisch planende, hochintelligente Täter ist den Kripobeamten immer einen Schritt voraus. Er gibt der Polizei mit jedem Mord ein neues Rätsel auf. Denn er hinterlässt bei seinen Opfern stets eine Totengabe. Eine Spieluhr.

Annegret Walgenbach, Jahrgang 1958, ist promovierte Diplom-Biologin und Wissenschaftliche Bibliothekarin. Sie lebt mit ihrer Familie und ihren Tieren in der Eifel.

11


Scarlett und Mischa hatten die Obduktion verfolgt und konnten ihren Kollegen nun ausführlich Bericht erstatten.

„Sieht so aus, als wäre das Mädchen noch am Tag seines Verschwindens ermordet worden. Antweiler ist sich sicher, dass die Kleine die ganze Zeit „im Wasser schwamm“. Originalzitat. Der Täter hat sein Opfer zuvor mit einem Elektroschocker betäubt, übrigens zweimal; der Antweiler hat zwei Verbrennungsmale am Hals entdeckt. Eins hinten und eins mehr seitlich. Möglicherweise ist sie zwischenzeitlich aufgewacht und bekam noch „einen Nachschlag“. Originalzitat Antweiler. Getötet wurde sie dann am Pool. Muss mächtig „geblubbert" haben. Origi…“

„Wir wissen schon Bescheid“, unterbrach Patrick seinen jungen Kollegen in gelangweiltem Ton. „Wir kennen den Antweiler ja schon ein bisschen länger.“

„Also“, fuhr Mischa gleichmütig fort: „Wie gesagt. Muss ziemlich geblutet haben, denn eine Ader wurde zerfetzt. Das Tatwerkzeug, und das ist jetzt interessant, ist höchstwahrscheinlich ein Dachdeckerhammer. Ihr kennt die doch, oder? Eine Seite abgeflacht, um Nägel in einen Untergrund zu schlagen, und in der Mitte einen Spalt zum Rausziehen der Nägel, und die andere Seite fünf bis sechs Zentimeter lang, leicht gebogen und spitz. Der Täter hat die spitze Seite benutzt und sie fast vollständig in den Schädel gehauen. Der Antweiler ist sich bei dem Tatwerkzeug zu einhundert Prozent sicher, denn er hat erst kürzlich eine forensische Fortbildung besucht, bei der es genau um solche Schädelfrakturen ging. Wie gesagt, hat es mächtig geblutet, aber der Täter hat das Mädel dann wohl direkt ins Wasser geworfen. Wo es dann ausgeblutet ist.“

Beifall erheischend sah Mischa in die Runde, aber hier empfing ihn nur Schweigen.

Unsicher, ob er fortfahren sollte, blickte er zu Scarlett, die dann übernahm:

„Das Opfer war sofort tot. Außer der Kopfverletzung und den beiden Verbrennungsmarken liegen keine weiteren Verletzungen vor. Also kein sexueller Missbrauch, was mich tatsächlich ziemlich wundert. Im Blut des Opfers konnten weder Drogen noch Alkohol oder Medikamente nachgewiesen werden. Sie war allerdings keine Jungfrau mehr und hatte wenige Tage vor ihrem Verschwinden noch Geschlechtsverkehr. Im Übrigen war das Mädchen kerngesund, was man aber anhand des jungen Alters auch erwarten kann.“

„Was ist mit ihren Haaren?“, wollte George wissen.

„Du meinst die Grünfärbung?“

„Ja.“

„Kommt durch das Chlor im Poolwasser. Wenn Haare heller gefärbt werden, in diesem Fall silberfarben, dann kann ein schlechtes Farbprodukt in Chlorwasser eben zu einem solchen Ergebnis führen. Aber das ist nicht fallrelevant. Wir sollten uns im Moment auf den Tathergang konzentrieren.“

Bei diesen Worten stand Scarlett auf und wanderte im Büro auf und ab.

„Also, wir haben Abend. Kurz vor 22:00 Uhr. Es dämmert. Man kann Dinge nur noch schemenhaft erkennen. Der Mond scheint zwar, aber der Himmel ist an diesem Abend wolkenverhangen. Chantal sitzt am Wasser. Sie ist allein am Baggersee, nachdem Birgit in Panik aufgebrochen ist. Was macht das Mädchen? Vielleicht raucht sie noch eine, vielleicht geht sie nochmal kurz schwimmen. Vielleicht wartet sie auch auf jemanden. Auf ihren Mörder?

Ich bin sicher, dass sie schon eine ganze Weile beobachtet wird. Vielleicht schleicht sich derjenige an das Mädchen heran und betäubt es mit dem Elektroschocker. Oder aber Mörder und Opfer kennen sich, sind eventuell am Baggersee miteinander verabredet. Sitzen einträchtig beieinander und dann zückt der Kerl plötzlich den Elektroschocker. Er trägt das Mädchen weg, es wiegt ja nicht einmal 50 Kilo. Irgendwo in der Nähe steht sein Auto. Da legt er die Kleine hinein. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass das Mädchen gefesselt oder geknebelt wurde. Vermutlich erhielt es im Auto also die zweite Dosis aus dem Elektroschocker und war danach vollständig bewegungsunfähig.

Dann fährt der Täter, wir gehen mal an dieser Stelle von einem Mann aus, die sieben Kilometer bis zur Villa Klingensiefen. Hier kennt er sich aus, so viel ist sicher. Er trägt sein Opfer bis zum Pool. Wie er auf das Grundstück gekommen ist, wissen wir immer noch nicht. Dass er einen Schlüssel für das Gartentörchen hat, ist die wahrscheinlichste Lösung, denn es gibt keine Einbruchsspuren.

Das wäre natürlich auch für uns klasse, weil wir dann den Täterkreis stark einengen können. Aber irgendwie glaube ich das nicht. Das ist zu einfach und zu naheliegend. Na ja. Jedenfalls kennt er sich bei Klingensiefens aus. Und er weiß auch bestimmt, dass das Haus im Moment unbewohnt ist.

Jedenfalls legt er das Mädchen am Pool ab, erschlägt es mit dem Hammer und stößt die Kleine dann in den Pool, wo das Opfer langsam ausblutet. Dann nimmt er sein Tatwerkzeug an sich und verlässt auf dem gleichen Weg das Grundstück, fährt noch einmal zum Baggersee, bricht das Schloss des Fahrrads auf und nimmt das Rad mit.

Was macht er damit? Er muss es tagelang irgendwo zwischenlagern. Bis er es schließlich, vermutlich in einer Nacht - und Nebelaktion, am Fahrradständer vor dem Rathaus abstellt und abschließt. Mit einem uralten Schloss, die heute gar nicht mehr in Gebrauch sind. Wie kommt er an das alte Schloss? Internet? Oder gehört es ihm selbst und ist aus seiner Jugend? Was eventuell einen ersten Hinweis auf sein Alter gibt.“

Scarlett unterbrach ihre Wanderung und schenkte sich einen Kaffee ein, an dem sie kurz nippte, ehe sie den Riesenpott wieder absetzte.

„Aber all das sind nur Vermutungen. Was ist mit dem Motiv? Ich glaube, hier sollten wir ansetzen. Fakt ist“, und nun trat die Kriminalbeamtin an die Flipchart, nahm einen Stift und schrieb, während sie weitersprach: „Fakt ist, es handelt sich nicht um einen Sexualmord. Daf…“

„Stopp, Scarlett. Stopp“, wurde sie von ihrem Vorgesetzten unterbrochen.

„Du sachst, datt datt kein Sexualmord is. Datt Mädsche is nett vergewaltischd worde. Aber watt is, wenn et bei dem Mörder „geblubbert“ hett, als datt Blut aus dem Mädsche herausschoss? Is datt dann kein sexuell motivierter Mord? Un et muss och nett sinn, datt der Mörder sich bei den Klingensiefens gut auskennt hett.

Isch honn mer kürzlich een poar Immobilien angeguckt. Im Internet. Per street view. Da kannste teilweis sogar bis in de Fenter von de Leut ringucke. Et muss also nett sinn, datt der Mörder sich gut auskennt hett. Aber een, zwei Frare hätt ich dazu: Warum de Klingensiefens und nett emmes anderes? Un warum hett de Mörder datt Mädsche in der Gegend rumkutschiert und et nett do umgebraach, wo er et och offgesammelt hett? Nämlich am See. Er hätt datt Opfer doch och da irgendwo ablege könne.“

„Dann hätte man das Mädchen aber bereits höchstwahrscheinlich schon am folgenden Tag gefunden“, erwiderte Scarlett vernünftig.

„Datt stimmt! Der wollt nett, datt datt Mädsche so schnell gefunde wird! Aber: Warum de Klingensiefens? Hott der Klingensiefen dem Mörder de Zähn kaputt gemaach und datt jetz is de Retourkutsch? Woar et eene Streit zwische dem Zahnarzt un dem Mörder? Oder gab et Ärger zwische dem Mörder un der ahlen Klingensiefen? Kennt emmes von euch eigentlich die Ahl?“

Allgemeines Kopfschütteln folgte.

„Isch tu se kenne. Datt is een furchbar Schreckschraub. Arrogant, häßlich un dazu noch hinterfotzisch. Die hätt isch abgetriebe, aber nett geheirot.“

In Richtung der thailändischen Sekretärin, die ebenfalls anwesend war und alles Gesprochene stenographierte, meinte der dicke Albert in beinahe zärtlichem Ton:

„Die sinn nett all so lieb wie unser Sirikitche. Gell?“

Es war allgemein bekannt, dass der dicke Polizeidirektor eine ausgesprochene Schwäche für die elfenhafte Sirikit hatte.

Was man gelegentlich zum Anlass nahm, ein wenig darüber zu lästern. Daher ergänzte Mischa prompt:

„Und nicht alle sind so nett wie unsere Scarlett. Gell?“

„Nix gege disch, Scarlett“, gab Albert mit erhobenem Finger zu. „Aber mit dir wollt isch och keene Krach kriege. Da wees ma nett, wer de längere Adem hett“, gab der Chef der Abteilung unumwunden zu.

„Alla. Mer sinn schlauer als vor een paar Stunne. Soball die Klingensiefens wieder do sinn, die kumme übrigens bereits heut Nacht wieder heem, müsst ihr se befrare. Datt macht ihr zwei“, und deutete dabei mit dem Kopf auf Scarlett und Patrick.

„Un dann will isch wisse, wie der Kerl op datt Grundstück kam. Guckt euch die Heck noch mal ganz genau aan. Zentimeter für Zentimeter. Der hett datt Mädsche ja nett mit eem Helikopter nüberbraacht op datt Grundstück. Un an die Geschicht mit dem Schlüssel, da glaub isch och nett dran. Vielleicht hett emmes, der in der Nachbarschaft wohnt, eppes gesehn. Also, legt euch ins Zeuch. Un eens noch. Datt Handy von dem Opfer is tot, oder?“

„Wir...

Erscheint lt. Verlag 9.7.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7407-5890-2 / 3740758902
ISBN-13 978-3-7407-5890-5 / 9783740758905
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