Wolkenlos chaotisch -  Brigitte Vollenberg

Wolkenlos chaotisch (eBook)

Urlaubsgeschichten zum Schmunzeln
eBook Download: EPUB
2020 | 2. Auflage
260 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7519-8810-0 (ISBN)
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Begleiten Sie mich nach Skandinavien. Erleben Sie mit mir chaotische Urlaubs-Highlights in der Toskana und in England. New York zum Schnäppchenpreis kann ich einfach nicht ablehnen und ein Kurztrip auf den afrikanischen Kontinent ist eine echte Herausforderung. Stellen Sie fest, welche Gemeinsamkeiten Kanada und Tschechien haben. Wollen Sie wissen, welche Wolken über Ameland und Texel aufziehen können? Ob die Ankunft auf Martinique oder der Abflug von Gran Canaria, beides ist nicht problemlos und geht nicht glatt über die Bühne. Kuriositäten, Missgeschicke, Unerfahrenheit, Blauäugigkeit, unvorhersehbare Wetterverhältnisse und Unachtsamkeit führen zu den unterschiedlichsten Urlaubsereignissen, die mit Gelassenheit und Ruhe einem Urlaub erst die Würze geben und ihn zu einem unvergessenen Erlebnis machen.

Geboren 1953 in Dorsten, Dipl. Betriebswirtin, seit 2009 Schriftstellerin Ihre Kurzgeschichten beschäftigen sich mit Geschichten, die das Leben schreibt. Aber sehr oft bewegen sich die Texte in eine kriminelle Richtung. Wichtig ist ihr aber stets eine humorvolle Ausrichtung. 2013 Nominierung für die Vestische Literatur-Eule, 2014, 2015, 2016 Prämierung im Rahmen der Ruhrfestspiele Recklinghausen. Sieger der Literaturausschreibung des Ortsmarketing Raesfeld.

Flughafen Gran Canaria


Die erste Reise auf einem Kreuzfahrtschiff lag hinter mir. Meine vier Freundinnen und ich hatten die Doppelkopfkasse verprasst. An jedem Spieleabend hatten wir einen kleinen Extra-Beitrag in die gemeinsame Kasse eingezahlt und die eingespielten Verluste erhöhten die Reisekasse zusätzlich. Es läpperte sich und nach einigen Jahren reichte es für eine Kreuzfahrt. Wir buchten.

Zufrieden und gut gelaunt saßen wir im Transferbus, der uns vom Schiff zum Flughafen in Las Palmas brachte. Der Abschied von dem prächtigen Kreuzfahrtschiff fiel uns allen schwer. Bis zur letzten Minute hatten wir die Annehmlichkeiten an Bord genutzt. Alle Menschen, mit denen wir diesen Bus teilten, traten den Rückflug nach Düsseldorf an. Dort würden auch sie ihre Lieben in die Arme nehmen und von einer schönen Reise berichten.

Ich erhaschte durch die getönten Busscheiben einen letzten Blick auf das Panorama des Hafens von Las Palmas. Unser Schiff lag dort am Kai und wartete bereits auf die nächsten Urlauber. Mit verträumtem Blick auf das Meer, das uns eine Zeit lang auf der linken Seite begleitete, saßen die Abreisenden recht schweigsam im Bus. Die meisten realisierten es gar nicht, dass auch für sie eine Traumwoche gerade dem Ende zuging. Für mich waren es Tage, an denen ich so viel gelacht hatte wie in keinem anderen Urlaub. Ich hatte es geschafft abzuschalten, den Kopf völlig frei zu bekommen und keine Minute der kostbaren Ferienzeit ungenutzt gelassen. Das schöne Schiff, das hervorragende Essen, das gute Wetter, die tollen Ausflüge und die vielfältige Kurzweil an Bord waren die Basis für einen hervorragenden Urlaub gewesen. Zudem hatten wir uns blendend verstanden und stets über die gleichen Witze gelacht. Manchmal hatte ein Blickkontakt gereicht, um sofort loszuprusten. Und wenn eine von uns getröstet werden musste, weil sie an ihre Lieben daheim gedacht hatte, waren wir füreinander dagewesen.

Eine Gesprächsrunde, am Abend in der Bar, ausgelöst durch die Frage: „Was habt ihr in eurem Leben für Scheine gemacht? Erzählt mal!“, artete aus. Ein Lachkrampf löste das nächste Gelächter aus. Mitreisende wurden bereits auf uns aufmerksam.

„Sie haben sich aber Lustiges zu erzählen“, sagte ein älterer Mann, der an unserem Tisch vorbeiging. „Ich würde auch mal gerne wieder so herzlich lachen.“ Wir boten ihm Platz an. Seine Frau hing sich an seinen Arm und zog ihn von uns fort, ohne uns eines Blickes zu würdigen.

Wir verstanden gar nicht, was Ellen mit der Frage genau meinte. Sie wollte wissen, welche Fortbildungskurse wir in unserem Leben bereits absolviert hatten. Es interessierten sie die Urkunden und Teilnahmebescheinigen, die zuhause in unseren Ordner steckten. Das Spektrum der „Scheine“, die von uns aufgezählt werden konnten, war groß. Ellen besaß ein Funkerzeugnis. Es testierte ihr, jedes Flugzeug in Düsseldorf per Funk landen zu dürfen. Die Fantasie ging mit uns durch. Ich wollte und konnte mir gar nicht vorstellen, sie in einem Tower sitzen zu sehen. Sie erzählte, dass sie in ihrem früheren Leben einen Funker zum Freund hatte und sie aus Solidarität einen Funker-Kurs absolviert hatte. Weiter berichtete sie über ein Kosmetikkurszertifikat.

Ich erzählte von meinem Surfschein auf Ibiza und dem blond gelockten Christian und von der Teilnahme an einem Schleudertraining auf dem Nürburgring. Den Segelschein machte ich in Münster auf dem Aasee, meinem Mann zuliebe. Weiter verfügte ich über einen Sportbootführerschein und erzählte von der schrecklichen Prüffahrt im Duisburger Innenhafen. An die Übungen zum Tauchschein wollte ich mich lieber nicht erinnern. Die ersten Versuche hatte ich in schmerzlicher Erinnerung. Bevor ich diese Urkunde in Händen hielt, kam ich an meine Grenzen. Die Apothekerin unter uns Ladies konnte mit einem Stützstrumpfdiplom aufwarten. Wir stellten fest, dass wir viele seltsame Fortbildungen im Laufe der Zeit absolviert hatten, und einige an Skurrilität kaum zu überbieten waren. Nach der zweiten Runde Linie-Aquavit verließ unser Gespräch die Region der Ernsthaftigkeit. Wir fanden immer eine neue Gelegenheit zu lachen. Es war das unkomplizierte und fröhliche Miteinander unter uns Fünfen, dass diese Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde.

Wir erreichten das Flughafenterminal und jede schnappte sich ihren Koffer. Bärbel reckte den Arm und winkte. Wir strebten alle zu ihr und betraten zusammen das Flughafengebäude. Viele Busse hielten vor dem Flughafengebäude und Hunderte, wenn nicht Tausende von Reisenden strebten in die Abfertigungshalle. Draußen war es sommerlich warm. Aber in der Halle war es um ein Vielfaches heißer. Wir entdeckten auf einer Anzeigentafel die Abflugzeiten unseres Fliegers. Aber eigentlich brauchten wir nur den Passagieren zu folgen, bei denen die gleichen Kofferanhänger am Gepäck baumelten. Der Mensch ist halt ein Herdenvieh. Sie alle strebten auf die Schalter der Fluggesellschaft zu, die auch uns in die Heimat befördern würde. Eine kleine Verzögerung gab es für uns. Unsere Freundin Bärbel, die einzige Raucherin unter uns, musste vor dem Airport-Gebäude unbedingt eine letzte Zigarette vor dem Flug schmöken. Nach einigen hastigen Zügen gesellte sie sich wieder zu uns. Wir wählten ein Schlangenende aus und bewegten uns wie in Zeitlupe, Schritt für Schritt, auf den Check-in-Schalter zu. Langweilig wurde uns nie und schon begann wieder der Spaß. Ellen bat mich ihren topmodernen, teuren Samsonite-Metallkoffer weiterzubewegen, während sie kurz verschwand. Im Vergleich zu unseren normalen schwarzen, unscheinbaren Koffern war das silberne Modell das Traummodell unter den Reisekisten. Ich schob ihn leicht vor mir her. Trotzdem hob ich ihn kurz an, um das Gewicht zu prüfen.

„Ellen, sag mal, hast du im Urlaub Steine gesammelt?“, fragte ich, als ich ihr das Gepäckstück wieder überließ. „Dein Koffer hat Übergewicht.“

„Ja, es gab da wirklich ein paar Steine, die ich unbedingt mitnehmen musste“, antwortete Ellen.

„Aber die verstaut man doch im Handgepäck und nicht im Koffer“, rief Biggi von vorne.

„Darf man Steine eigentlich ausführen?“, fragte Beate. „Nicht, dass wir hier gleich alle verhaftet werden, nur weil ,unser Elli‘ die Ausfuhrbestimmungen missachtet hat.“

Ein junger Mann hinter uns mischte sich ein und meinte, es sei kein Problem, weil Spanien in der EU sei.

„Was hat das denn genau mit der EU zu tun?“, wollte jemand wissen. Es folgten weitere Informationen von Reisenden, die uns alle mit den Regeln von Ein- und Ausfuhr in Bezug auf Steine überhäuften.

Ein Mitarbeiter der Reederei trat an unsere Schlange heran und rief über die Köpfe der wartenden Menschenmenge hinweg: „Ist hier unter den Gästen eine Dame mit dem Namen Ingelore Kazmirzak?“

Viele Köpfe drehten und wendeten sich, aber niemand meldete sich. Der Reiseleiter kam näher und stellte seine Frage etwas lauter. Alle schauten brav nach rechts und links, jedermann wollte Ingelore Kazmirzak sehen und war neugierig, was der Reiseleiter von dieser Frau wollte. In der Schlange rechts neben uns an Schalter 179 der Air Berlin wurde es unruhig. Vertraute Töne erreichten unser Ohr: „Datt war dein Name, da, geh ma dahin, der will watt von dir.“ Kenner der Ruhrgebietssprache, so wie wir, konnten diesen speziellen Dialekt Leuten aus dem Pott sofort zuordnen. Mundart und Erscheinungsbild passten geradezu organisch zueinander. Die fünfköpfige Familie, Vatter, Mamma, Tochter, Omma, Oppa, die sich jetzt meldete, machte da keine Ausnahme.

Auf Gran Canaria war es warm, in der Flughafenhalle hielten sich Menschenmengen auf, welche die Raumtemperatur noch um einiges steigerten, und was sahen wir? Etwas, das unser Lachzentrum mal wieder voll traf. Wir alle waren froh, wasserfeste Wimperntusche aufgetragen zu haben. Tochter Kazmirzak trug Winterstiefel mit Plüschrand aus Synthetikfell und einen Parka mit Kapuze, ebenfalls mit Kunstfell gesäumt. Dazu hatte sie einen langen Schal, doppelt um den Hals geschlungen. Ihre Mutter war nicht weniger mollig eingepackt. Die dicke schwarze Wintersteppjacke wurde aufgepeppt von einem voluminösen Tigertuch. Zudem hielt die Dame ganz lässig ein Paar schwarze Nappalederhandschuhe in der Linken. Ihre Füße steckten in festen Winterschuhen.

„Schließlich haben wir ja heute schon den 8. November“, sagte ich, „der Winter steht kurz bevor.“ Wir mussten alle lachen, versuchten es aber vor unserem Umfeld zu verbergen. Die Familie wurde langsam hektisch. Die hochroten Köpfe, die aus den Kleidungsstücken hervorlugten, sahen nach Sonnenbrand aus und färbten sich durch die Winterkleidung noch roter. In der Heimat war es auch nicht frostig. In Düsseldorf zeigte das Thermometer sechzehn Grad. Es bestand also keine Gefahr, auf dem überdachten Weg vom Terminal zum Parkhaus zu erfrieren. Wir konnten uns vor Lachen kaum halten. Andere Mitwartende amüsierten sich ebenfalls köstlich. Ich konnte den Anblick zunehmend schwerer ertragen. Mir tat die Familie schon fast wieder leid. Die Gespräche um...

Erscheint lt. Verlag 4.8.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7519-8810-6 / 3751988106
ISBN-13 978-3-7519-8810-0 / 9783751988100
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