Lassiter 2509 (eBook)

Sheriff für einen Tag

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9991-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lassiter 2509 - Jack Slade
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Als Lassiter aus dem Hotel trat, sah er sich von drei jungen Mädchen umringt. Sie standen da, als hätten sie auf ihn gewartet. 'He, Mister', sagte die Kleinste und vertrat ihm den Weg. 'Schönen guten Morgen. Wir sind pleite.'
Lassiter sah sie sich genauer an. Alle drei waren wie Männer gekleidet, trugen blaue Cottonhosen und braune Westen aus ungegerbtem Rohleder. An ihren Gürteln baumelten Holster mit schweren Revolvern. Das Girl, das ihn angesprochen hatte, mochte knapp zwanzig Jahre alt sein, die anderen nur wenig älter.
Er trat einen Schritt zur Seite, um an den Mädchen vorbeizugehen. Doch im Nu hatten die Wegelagerinnen die Lücke geschlossen. 'Wir sind in Not', teilte ihm die Kleine mit. 'Geben Sie uns zehn Dollar, dann sind wir aus dem Gröbsten raus.'


Sheriff
für einen
Tag

Als Lassiter aus dem Hotel trat, sah er sich von drei jungen Mädchen umringt. Sie standen da, als hätten sie auf ihn gewartet. »He, Mister«, sagte die Kleinste und vertrat ihm den Weg. »Schönen guten Morgen. Wir sind pleite.«

Lassiter sah sie sich genauer an. Alle drei waren wie Männer gekleidet, trugen blaue Cottonhosen und braune Westen aus ungegerbtem Rohleder. An ihren Gürteln baumelten Holster mit schweren Revolvern. Das Girl, das ihn angesprochen hatte, mochte knapp zwanzig Jahre alt sein, die anderen nur wenig älter.

Er trat einen Schritt zur Seite, um an den Mädchen vorbeizugehen. Doch im Nu hatten die Wegelagerinnen die Lücke geschlossen. »Wir sind in Not«, teilte ihm die Kleine mit. »Geben Sie uns zehn Dollar, dann sind wir aus dem Gröbsten raus.«

»Und obendrein hätten Sie ein gutes Werk getan«, sagte das zweite Mädchen.

Die anderen zwei grienten höhnisch.

Lassiter dachte sich sein Teil. Er war neu in Hayes City, trug seinen besten Anzug, und die Mädchenbanditen hielten ihn wohl für leichte Beute – einen Stutzer, den man nach Belieben ausnehmen konnte.

Er schüttelte den Kopf. »Ihr habt euch den Falschen ausgesucht, Ladys«, erklärte er. »Ich bin schon mit Hombres fertig geworden, um die ihr einen großen Bogen machen würdet.«

Die Kleine fand das komisch. »Hört, hört! Der smarte Gent hält sich für eine große Nummer. Er will, dass wir vor ihm zittern.«

Jenseits des Bohlensteges rumpelte eine Concord-Kutsche vorüber. Als der Fahrer die drei Mädchen sah, wandte er schnell den Blick ab. Offenbar besaß das Girlie-Trio nicht gerade den besten Ruf in der Stadt.

Plötzlich hielt die Kleine ein Messer in der Hand. »Wir wollen kein Aufsehen, Mr. Smart. Wir gehen jetzt zusammen um die Ecke, und Sie werden fünfzig Dollar lockermachen. Dann sind Sie uns los.«

»Vorhin waren es nur zehn Dollar«, meinte Lassiter.

»Jetzt wollen wir fünfzig«, beharrte die Kleine. »Geben Sie uns die Bucks und wir bleiben Freunde.«

»Andernfalls...« Das Mädchen hinter ihr legte bedeutungsvoll seine linke Hand aufs Holster.

Ein Mann im grauen Gehrock kam aus dem Hotel: Mr. Ledbetter, der Handelsreisende aus St. Louis, der das Zimmer neben Lassiter bewohnte. Mit einem Blick erfasste der Vertreter die brenzlige Situation. Eilends entfernte er sich in die entgegengesetzte Richtung.

»Wird's bald!«

Lassiter spürte die Spitze des Messers oberhalb seiner Gürtelschnalle. »Nimm den Zahnstocher weg, Baby Doll«, sagte er ruhig. »Nimm ihn weg, sonst erlebt ihr drei euer blaues Wunder.«

Die zwei Mädchen im Hintergrund kicherten, als hätte er einen Witz gerissen.

»Ich zähle bis drei«, fuhr Lassiter fort. »Seid ihr dann immer noch in meiner Reichweite, liegt ihr in zehn Minuten im Hospital. In einem Dreibettzimmer. Das garantiere ich euch.«

Die Kleine mit dem Messer jauchzte vor Vergnügen. »So ein Spaßvogel! Hält sich wohl für Doc Holliday. Ich lach mich schlapp!«

Lassiter war die Lust zum Scherzen längst vergangen. Wären die drei Girls Männer gewesen, hätte er die Situation bereits bereinigt. Er war ein Frauenfreund und hatte Skrupel, Gewalt gegen das schwache Geschlecht anzuwenden.

Doch in diesem Fall kam er wohl aus der Nummer nicht ohne Gegenwehr heraus. Jedenfalls hatte er keine Lust, sich widerstandslos auf offener Straße ausplündern zu lassen.

Irgendwann musste Schluss sein – und zwar jetzt!

Lassiter wollte der Kleinen gerade das Messer aus der Hand schlagen, als der tiefe Brummbass eines Mannes an seine Ohren drang: »Die Buffin-Schwestern! Ruth, Jane, Kendra! Tod und Teufel! Gebt ihr drei Plagegeister denn niemals Ruhe?«

Die Mädchen wichen zurück, als hätten sie einen Geist gesehen.

Blitzschnell hatte die Kleine ihr Messer unter der Weste verschwinden lassen. Die älteren Mädchen traten beiseite, machten den Weg frei.

Die Kleine grinste schief. »Kein Grund zur Aufregung. Alles in Butter, Sheriff.«

Lassiter atmete auf. Endlich mal ein Sternträger, der zur rechten Zeit am rechten Ort war.

Der Hüter des Gesetzes war ein großer, massiger Geselle von knapp fünfzig Jahren. Er trug einen grau melierten Vollbart und hatte sein Haar wie Wild Bill Hickok bis über die Schultern wachsen lassen. Am linken Revers seiner Jacke prangte der Sheriffstern.

Als die Mädchen sich davonstehlen wollten, packte er die Kleine am Arm. »He, Kendra, hier geblieben! Muss mit dir und deinen Schwestern reden!«

Kendra stand wie angewurzelt. »Nichts für ungut, Mr. Selleck«, sagte sie respektvoll. »Das Ganze war nur ein Spaß. Wir wollten den Gent nicht beklauen, ihm nur ein bisschen Angst einjagen.«

»Ja, genau so war es«, pflichtete ihr das Mädchen bei, das neben ihr stand. »Wir sind doch keine Halsabschneider.«

»Nein, wirklich nicht?« Der Mann des Sterns schaute von einer zur anderen. »Wieso geratet ihr denn immer wieder in solche Situationen? Ihr werdet doch nicht ferngelenkt. Ihr seid alt genug, um selber zu denken.« Er sah das größte der Mädchen an. »Besonders du, Ruth, müsstest doch mehr Grütze im Kopf haben. Du bist die Älteste, wenn ich mich nicht irre. Wie alt bist du jetzt?«

Das Mädchen zögerte. In diesem Moment erklang von der Bahnstation das grelle Geräusch einer Dampfpfeife. Ruth fuhr erschreckt zusammen.

»Ich hab' dich was gefragt, Ruth«, knurrte der Sheriff.

»Zweiundzwanzig«, sagte sie.

»Zweiundzwanzig«, meinte Selleck, »da wird es höchste Zeit, dass du endlich Vernunft annimmst. Du, Jane und Kendra – ihr wollt doch nicht auf die schiefe Bahn geraten, oder?«

»Nein, Sheriff«, sagte Ruth kleinlaut.

Selleck krauste seine Stirn. »Hätte verdammt große Lust, euch drei ins Jail zu verfrachten.«

»Bitte nicht«, flehte Ruth. »Es ist doch gar nichts passiert.«

Lassiter musste schmunzeln. Seit dem Auftauchen des Ordnungshüters hatte sich das Verhalten der Mädchen auf wundersame Weise verändert. Jetzt wirkten sie wie ertappte Schulmädchen, die bei einer Prüfungsarbeit geschummelt hatten. Eigentlich waren die Buffin-Schwestern ganz hübsche Girls, doch in ihren groben Männersachen kamen ihre weiblichen Vorzüge kaum zur Geltung.

»Ob etwas passiert ist oder nicht«, setzte Selleck seine Standpauke fort, »das entscheidet Mr. Lassiter. Er ist der Geschädigte. Es liegt in seinem Ermessen, ob er gegen euch Anzeige erstattet oder die Sache auf sich beruhen lässt.«

Die Mädchen sahen Lassiter verstört an.

»Bitte, zeigen Sie uns nicht an«, flehte Ruth, die Älteste.

Auch ihre Schwestern baten um Nachsicht.

»Wir tun es nie wieder«, versprach Kendra.

»Wenn Sie wollen, können wir Sie beschützen«, schlug Jane vor. »Ich meine, damit kein anderer Ihnen etwas antut.«

Einen Moment lang sprach niemand ein Wort.

Dann, ganz unvermittelt, brach der Sheriff in schallendes Gelächter aus. Er lachte, dass ihm die Tränen in die Augen schossen.

Die Leute auf der Straße wandten neugierig die Köpfe.

»Ich halt's nicht aus!«, rief Selleck, als er wieder etwas mehr Luft zum Atmen bekam. »Ich halt's im Kopf nicht aus!«

Die Wegelagerinnen starrten ihn, als hätte er den Verstand verloren.

»Ihr Mädels seid goldig«, trompetete er. »Einfach zum Schießen!« Er hielt inne und blickte sie der Reihe nach an. »Wisst ihr eigentlich, wen ihr da beschützen wollt?«

»Als keine Antwort kam, nahm Selleck seinen Hut ab, fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das Haar und setzte den Hut wieder auf. »Stellt euch vor«, sagte er. »Mr. Lassiter ist einer der härtesten Gunfighter westlich des Missouri. Vor nicht allzu langer Zeit ist er der Leibwächter des berühmtesten aller Westmänner gewesen.«

Die Mädchen musterten Lassiter prüfend.

»Doch nicht etwa Buffalo Bill?«, tippte Ruth.

»O doch, meine Liebe«, nickte Selleck. »Mr. Lassiter ist der Bodyguard von Buffalo Bill Cody gewesen. Ich glaube, das ist Empfehlung genug. Oder glaubt ihr, Mr. Cody hätte sich im Angesicht von drohender Gefahr von einem Greenhorn eskortieren lassen?«

Schweigen.

Sellecks Worte hatten Wirkung hinterlassen. Die Schwestern schienen am Boden zerstört. Die kleine Kendra wurde knallrot im Gesicht. Jane kaute nervös an ihrer Unterlippe. Ruth zupfte unablässig an ihrem linken Ohrläppchen.

Der Sternträger wandte sich an Lassiter. »Wie sieht's aus, Sir? Jetzt liegt es ganz bei Ihnen, wie es mit den Buffin-Girls weitergeht. Wollen Sie Anzeige gegen die drei Rüpel erstatten?«

Lassiter spürte die flehenden Blicke der Schwestern auf sich ruhen.

Im Grunde hatte er dem Dreigespann längst verziehen....

Erscheint lt. Verlag 18.8.2020
Reihe/Serie Lassiter
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • Abenteurer • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • lucky-luke • Männer • martin-wachter • Nackt • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • sonder-edition • Unger • Western • Western-Erotik • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7325-9991-4 / 3732599914
ISBN-13 978-3-7325-9991-2 / 9783732599912
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