Tödlicher Donau-Trip: Österreich Krimi -  Christian Scherl

Tödlicher Donau-Trip: Österreich Krimi (eBook)

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2020 | 1. Auflage
250 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-099-6 (ISBN)
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Auf der schönen, blauen Donau mit einem luxuriösen Katamaran von Budapest nach Passau – so ein Trip ist für viele Touristen ein Traum. Allerdings entwickelt sich die Reise der MS Gustav Mahler zum Alptraum. Zwischen Bratislava und Wien wird der wohlhabende Gerd Schopf angefesselt am höchsten Punkt des Sonnendecks tot aufgefunden. Die beiden Ermittlerinnen Diotima Vogl und Wolke Böhm sollen den Mörder ausfindig machen. Um den neugierigen Klatschreportern zu entkommen, wird die Reise fortgesetzt.
Ein schwerer Fehler. Denn das Schiff wird sein Ziel nie erreichen.

Kapitel 1


 

1. Im Morgengrauen

 

Schemenhaft zeigen sich die Plattenbauten am Ufer. Bäume und Sträucher ziehen wie Schatten von Gespenstern vorüber. Grelle Strahler eines Vier-Sterne-Superior-Katamarans beißen sich durch den Nebel, der über dem Wasser liegt. Monoton schnurrt der Dieselmotor. Über 1000 PS befördern das 100 Meter lange und 17 Meter breite Schiff durch den Fluss.

An den Seitenflanken des schwimmenden Hotels prangt der Schriftzug »MS Gustav Mahler« neben dem österreichischen Wappen. Mit 12 Knoten gleitet das Schiff stromaufwärts. Die Eisenbahnbrücke, die sich quer über die Donau spannt, kommt rasch näher, auch wenn sie sich erst im letzten Moment, eingebettet in Nebelschwaden, zu erkennen gibt.

Ein Knebel schluckt den Hilfeschrei des Mannes.

Sein Kopf ragt wie ein Ballon über den höchsten Punkt des Decks hinweg und steuert direkt auf die Unterkante des Stahlgerüsts der Eisenbahnbrücke zu. Frostiger Wind lässt das graue Haar, einer Fahne gleich, wehen. Der dumpfe Klang beim Aufprall des Schädels am Stahl hört sich an, als würde jemand wuchtig gegen einen Blechmülleimer treten. Ungebremst zieht das Schiff weiter – mit Kurs auf Wien. Der Ballon über dem Deck ist verschwunden.

 

2. Wolke

 

Wolke Böhm fragt sich, wer dafür verantwortlich ist, dass Wien Jahr für Jahr zur schönsten und lebenswertesten Stadt der Welt gekürt wird. Schon lange vermutet sie dahinter Korruption, oder die Jury trägt Augenklappen. Der jungen Inspektorin würden auf Anhieb ein Dutzend Plätze dieser Stadt einfallen, die an Tristesse und Scheußlichkeit nicht zu überbieten sind – und die Anlagestelle, an der das Doppelrumpfmotorenschiff »MS Gustav Mahler« in Nussdorf ankert, zählt definitiv zu diesen Schandflecken. Statt Panoramablick verstellt eine Autobahnbrücke die Aussicht. Als Schiffspassagier gafft man auf nackte Betonwände voller unkreativer Graffitis. Eine dunkelbraune Brühe straft »die schöne blaue Donau« Lügen. Bezaubernd schimmert einzig der bunte Ölteppich rund um den Katamaran.

Aber Wolke Böhm von der Wiener Kriminalpolizei ist ohnehin nicht hier, um die Stadt auf Attraktivität zu bewerten. Vor knapp einer Stunde rüttelte sie der Anruf ihrer Vorgesetzten, Diotima Vogl, unsanft aus dem Schlaf.

Auf der MS Gustav Mahler hat sich eine Tragödie ereignet. Ein Passagier wurde enthauptet. Vom Tragwerk einer Brücke. Unfall oder Mord, das soll die Kripo herausfinden – in Gestalt des »Frauenpower-Teams« der Wiener Kriminalpolizei, wie Diotima Vogl und Wolke Böhm von ihrer Kollegenschaft gerne genannt werden.

Die Chefinspektorin hat ihre Partnerin zuhause abgeholt und gab sich an diesem Morgen äußerst wortkarg. An den Sauhaufen in ihrem Auto hat sich Wolke mittlerweile gewöhnt. Der Fond erstickt im Müll – Ramsch, den niemand braucht. Messie bleibt Messie – und dennoch würde Wolke ihre Partnerin als kompetente Kriminalpolizistin bezeichnen.

»Dio«, wie sie ihre Kollegin zu nennen pflegt, nuckelt gelegentlich an einem Kaffeebecher, den sie seit Besteigen des Wagens in ihrer rechten Hand hält. Immer wieder schielt sie zu Wolke.

»Hast du deine Glock mit?«

»Natürlich.«

»Zeigen!«

»Vertraue mir.«

»Zeigen!«

Leicht säuerlich zupft Wolke ihre Jacke seitlich in die Höhe, damit die Chefinspektorin den Ansatz der Dienstwaffe erkennen kann.

»Ich will nur vermeiden, dass du in heiklen Situationen wieder einmal ohne Puffe aus dem Haus gegangen bist, nur weil du diese Dinger verabscheust.«

Den Rest der Fahrt wird geschwiegen.

 

»Bitte, kein Mord«, spricht Diotima Vogl in ihren Becher, während die beiden Inspektorinnen zur Gangway des Schiffes marschieren - ein rollstuhlbreiter Steg, der direkt zum Schiffseingang führt.

»Du weißt, was es bedeutet: Ein Mord am Freitag – da kannst du das Wochenende knicken. Ade, Feierabend!«

Aggressiv schleudert sie den Pappbecher in einen an der Reling befestigten Behälter, von dem auch Wolke annehmen würde, dass es ein Mistkübel ist. Aber der Mann in Marineuniform, der den Polizistinnen zunickt, klaubt hinter Dios Rücken den Kaffeebecher umgehend aus dem Behälter hervor.

»Ihre Kollegen sind schon da«, sagt er, nachdem er einen kurzen Blick auf Diotimas Kripoausweis wirft.

Er muss dafür seinen Kopf leicht zur Seite neigen. Eine Narbe unterm Auge lässt ein Auge größer als das andere erscheinen.

»Man erwartet Sie oben am Sonnendeck.«

Die Glastür schiebt per Lichtschranke auf. Die beiden Beamtinnen betreten das Foyer der MS Gustav Mahler und glauben sich in einem Fünfsternehotel wiederzufinden. Durch das Glasdach wird das sechs Meter hohe Atrium mit Licht geflutet. Wie muss das erst an sonnigen Tagen strahlen. Ein grün-weiß-rot gescheckter Teppich leitet zur Rezeption, die nicht besetzt ist – dafür spielt sich daneben eine seltsame Szene ab:

Zwei Polizisten haben Mühe, einen Mann im Smoking in Schach zu halten. Der Mann ist sichtlich betrunken. In seinen Ohren stecken knallgrüne Ohrstöpsel, deren Kabel irgendwo zwischen zwei Hemdknöpfen auf Bauchhöhe verschwinden. Noch nicht einmal acht Uhr und der Mann lallt. Da muss die Stimmung an Bord in dieser Nacht ja prächtig gewesen sein.

»Greift mich nicht an, ihr schmierigen Bullen. Lasst mich los. Wisst ihr nicht, mit wem ihr es zu tun habt?«

»Keiner darf das Schiff verlassen.«

»Wien ist meine Endstation. Wir sind in Wien, also will ich auch von Bord.«

»Zuerst müssen die Zeugenaussagen aufgenommen werden.«

»Ich habe nichts gesehen. Also habe ich auch nichts zu sagen und möchte gehen.«

»Einen kleinen Augenblick Geduld noch.«

Einer der Polizisten blickt gestresst zu den eintreffenden Inspektorinnen.

»Der Herr kann es gar nicht mehr erwarten, von euch verhört zu werden.«

»Ich dachte, es gibt eine Leiche an Bord«, knurrt die Chefinspektorin. »Wo ist der Tatort?«

»Oben, an Deck. Vielleicht könnt ihr dann gleich Mal die Zeugenaussage dieses Herrn einholen, damit wir seinem Wunsch nachkommen können und er von Bord gehen kann.«

»Die Reihenfolge der Zeugenaussagen bestimmen wir selbst.«

Diotima und Wolke nehmen Kurs auf den Treppenaufgang.

An der Treppe stehen weitere Polizisten. Die Inspektorinnen folgen dem Weg bis hoch ans Sonnendeck.

 

3. Wolke

 

Noch bevor Wolke die Leiche sieht, erblickt sie das Blut, das großzügig verspritzt an den weißlackierten Aluminiumplanken der Reling klebt. Polizisten und Schiffsuniformierte stehen herum wie ein Empfangskomitee.

Als sie spalierartig zur Seite schwenken, liegt in Fluchtlinie ein fußballgroßes Knäuel aus glitschigem Fleisch und Haaren am Ende einer zehn Meter langen Blutspur. Das muss der abgetrennte Schädel sein.

»Die Wucht, mit der das Opfer gegen die rasiermesserscharfe Brücke knallte, hat ihm den Kopf vom Körper gerissen – wie eine Weintraube, die man vom Stängel schnippt.«

Der Spurensicherer im weißen Overall schnalzt mit der Zunge, um in Wolkes Kopf die bildhafte Vorstellung perfekt zu machen. Der Spusikollege geht gemeinsam mit der Inspektorin in die Hocke, um den Schädel genauer zu betrachten, der nichts mehr mit einem menschlichen Kopf gemeinsam hat und eher so aussieht, als hätte jemand eine explodierte Krampusmaske über einen Ball gestülpt.

»Unsere Kollegen sind dabei, sämtliche Brücken zwischen Wien und Bratislava abzuklappern, damit wir wissen, wo sich die Tragödie ereignet hat«, sagt der Spurensicherer.

Wolke dreht sich nach ihrer Kollegin um, die den Rest der Leiche inspiziert. Der Körper des Toten liegt mittig am Sonnendeck auf einem Rasenteppich und steckt in einem silbernen Anzug. War garantiert ein sündteures Modell, auch wenn es mit den eingerissenen Ärmeln nicht mehr danach aussieht. Außerdem war der Anzug stundenlang dem Regen ausgesetzt.

»Sowohl Arme als auch Waden sind mit deutlichen Schürfspuren überzogen«, erklärt der Kollege von der Spusi-Abteilung.

»Damit ist klar, dass der Mann zum Tatzeitpunkt gefesselt sein musste«, resümiert Wolke und blickt auf zwei pythonartig zusammengerollte Schiffstaue, die jeweils links und rechts des Toten liegen.

Als sie die zerfransten Taue begutachtet, bringt sich ein Polizeikollege räuspernd ein:

»Mit ziemlicher Sicherheit war er dort drüben fixiert.«

Das Kinn des Polizisten zeigt zu einem Geländer, das hinter dem Vordach des Sonnendeckaufgangs den höchsten Punkt am Sonnendeck ausmacht. Wolke schlendert zu der Stelle. Das Vordach ist gleichzeitig eine kleine Plattform, breit genug für eine Person. Hinter dem Geländer ist eine fußmattengroße Mulde, getränkt mit einer...

Erscheint lt. Verlag 31.7.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-099-7 / 3990740997
ISBN-13 978-3-99074-099-6 / 9783990740996
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