Auf dem Wasser laufen (eBook)

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2020 | 4. Auflage
304 Seiten
Brunnen Verlag Gießen
978-3-7655-7575-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Auf dem Wasser laufen -  Klaus-Dieter John
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'In diesem Buch steckt meine ganze Sehnsucht nach Gott!', so Klaus-Dieter John. Dieser Satz überrascht. Das vermutet man nicht als Fazit eines 'frommen Helden' nach 20 Jahren medizinischem Einsatz im peruanischen Hochland. Oder gerade doch? Es geht um Glaube, Liebe und Hoffnung im Härtetest - und zwar persönlich. Ganz persönlich: für Martina und Klaus-Dieter John als Ehepaar, Ärzte und Anlaufstelle für arme Menschen im 250-Mitarbeiter-Krankenhaus DIOSPI SUYANA (Hospital der Hoffnung). Ungeschminkt erzählt der Arzt Klaus-Dieter John in 'Auf dem Wasser laufen' vom Glauben und Zweifeln, von Abenteuern und handfesten Wundern. Atemberaubend und auch zum Staunen: die wahren Geschichten von Hilfe im letzten Moment wie bei Daniel Ticona, dem Aimara-Indianer, von der nur scheinbar schwangeren Alicia, von dem verzweifelten Ex-Präsidenten ... und den vielen anderen 'Zeichen und Wundern'.

Dr. Klaus-Dieter John hat während seiner Facharztausbildung zum Chirurgen wertvolle Erfahrungen im In- und Ausland gesammelt. Zusammen mit seiner Frau, der Kinderärztin Dr. Martina John, entwickelte er das Konzept für ein modernes Krankenhaus im peruanischen Hochland. Als überzeugte Christen und Ärzte sehen sich die beiden besonders den Ärmsten gegenüber verpflichtet.

Dr. Klaus-Dieter John hat während seiner Facharztausbildung zum Chirurgen wertvolle Erfahrungen im In- und Ausland gesammelt. Zusammen mit seiner Frau, der Kinderärztin Dr. Martina John, entwickelte er das Konzept für ein modernes Krankenhaus im peruanischen Hochland. Als überzeugte Christen und Ärzte sehen sich die beiden besonders den Ärmsten gegenüber verpflichtet.

Vorwort
Der Schock am Morgen
Wir kommen von ganz weit weg
Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg
Drama, Blut und Tränen
Die Diospi-Suyana-Schule mit Vorbildcharakter
Junkies, Partyfreaks und Millionäre
Mit der besten Botschaft über die Berge
Die E-Mail aus Sydney
Australien
Eine Familie riskiert alles
Unbekanntes Land Rumänien
Das unsichtbare Projekt
Familie Welch: Absprung ohne Fallschirm
Carabayllo
Endlich auf Sendung
Mächtig in der Bredouille in Poltocsa
Bewegung tut gut. Holt die Rentner von der Couch!
Ein Baden-Württemberger kapituliert im ecuadorianischen Regenwald
Blaues Blut
Rio de Janeiro ohne Samba am Strand
Das Zehnjahresfest im Blick
Der 31. August 2017 – zu viel für unsere Nerven
Nachwehen
Das Missionsfest
Von einer Hiobsbotschaft zur nächsten
Der Bundespräsident lässt grüßen
Yale, Harvard und Clie
Lahme können gehen
Und nun echt – der aller-, allerletzte Einsatz der Klemenz'
Dem Tod entronnen und die letzten Worte auf dem Totenbett
Ein heißes Eisen
Ein Leben am seidenen Faden
Die geplatzte Geburtstagsfeier
Im Vollsuff ohne Führerschein
Diffamierungen, Intrigen und Hass
Die Hochzeitsfeier des Jahres
"Hat Diospi Suyana den Patienten umgebracht?"
Am Rande der Legalität
Eine beispiellose Firmentour und das, was wirklich zählt
Entscheidung zum Aufbruch
Der mysteriöse Flug LA 2061
Diospi Suyana in Zahlen
"Ein Lebenswerk, das Leben rettet"
Kampf gegen Coronaviren und andere widrige Umstände
Hier finden Sie die richtigen Lösungen
Das böse Erwachen aus der Traumwelt
Hat Gott sich versteckt?
Wenn das Boot leckschlägt – ein offenes Wort
Eine persönliche Stellungnahme
Dank

Wir kommen von ganz weit weg


Die Sonne warf ihre letzten Strahlen durch die trüben Fensterscheiben des kleinen Lehmhauses. Daniel Ticona blickte zu seinem Neffen auf der anderen Tischseite hinüber und ergriff das Wort: „Meine beiden Leistenbrüche tun so weh, und sie werden von Monat zu Monat größer.“ Der Aimara-Indianer machte eine kurze Pause und hustete leise, „Constantino, du hast doch gesagt, dass deine Mutter in diesem Missionskrankenhaus Diospi Suyana gut behandelt wurde. Vielleicht können mir die Ärzte dort auch helfen!“

Constantino wiegte mit dem Kopf hin und her. „Onkel, von unserem Dorf nach Curahuasi ist es eine lange Reise. Man muss mehrmals die Busse wechseln. Glaubst du, dass du die Strapazen wirklich aushalten könntest?“

„Natürlich schaffe ich das. Gott hat mir genug Kraft gegeben!“ In Daniels Augen lag eine tiefe Entschlossenheit. „Ich bin zwar über achtzig, aber eine Busfahrt ist für mich kein Problem!“

„Onkel, ich werde dich begleiten. Wenn du willst, können wir noch in dieser Woche aufbrechen!“

Daniels vom Wind und Wetter gegerbtes Gesicht schien sich etwas aufzuhellen: „Neffe, ich danke dir. Möge Gott uns auf der Reise beschützen!“

Der Alte schlug mit den faltigen Händen auf seine ausgeblichene Hose, als wolle er sich mit dieser Geste selbst etwas Zuversicht einflößen. Und Mut würde er noch brauchen. Er konnte nicht wissen, dass sich gerade politische Unruhen wie Gewitterwolken über dem Bundesstaat Cusco zusammenbrauten.

Manchmal ist es wohl besser, die Zukunft nicht zu kennen und sich ohne quälende Sorgen zur Ruhe zu betten. Denn Angst und Ungewissheit wirken lähmend. Sie können einem Menschen jede Lebenskraft rauben. Aber wenn der Körper schmerzt und die Geduld zerrinnt, hat ein Kranker im peruanischen Hochland irgendwann ohnehin gar keine andere Wahl, als sein Heil in der Ferne zu suchen. Auch in Puno gab es ein Regierungskrankenhaus. Doch dessen Ruf war schlecht. Die meisten Ärzte ließen im Umgang mit Indianern jegliche Freundlichkeit vermissen. Es dauerte Wochen, um überhaupt einen Arzttermin zu ergattern. Und gewöhnlich verstrichen weitere Monate, bis eine Operation anberaumt wurde. In den Privatkliniken ging es zwar schneller, aber deren Preise waren für die Campesinos, also Landbauern wie ihn, unerschwinglich hoch.

Es war ein Mittwochnachmittag im Februar mitten in der Regenzeit. Die beiden bestiegen in ihrem Dorf Ilave den Kleinbus, der sie über holprige Wege nach Puno, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates bringen würde. Viel Gepäck hatten sie wahrlich nicht dabei: zwei kleine Taschen mit Wäsche zum Wechseln und etwas Proviant. Daniel klammerte sich an die Haltestange des Vordersitzes und versuchte mit seinen Armen den Oberkörper zu entlasten, wann immer das klapprige Gefährt durch eines der vielen Schlaglöcher holperte. Jede Erschütterung schmerzte. Mal drückte es in einer Leiste, mal in der anderen. Man hatte ihm einmal gesagt, die anstrengende Feldarbeit hätte wohl seine Brüche ausgelöst oder zumindest verschlimmert. Daniel schüttelte unmerklich mit dem Kopf. Von irgendetwas muss der Mensch doch leben. Seit Generationen hatten seine Vorväter auf dem Acker geschuftet und ihr täglich Brot dem harten Boden abgerungen. In der Höhe von fast 4.000 Metern wuchs nicht alles, aber die Erträge von Tomaten, Kartoffeln und Bohnen hatten für den Eigenbedarf und den bescheidenen Verkauf auf dem Markt ausgereicht.

Nach anderthalb Stunden erreichten Daniel und Constantino den zentralen Busbahnhof von Puno. An diesem Umschlagsplatz von Passagieren und Waren herrschte ein geschäftiges Treiben. Zu jeder Tages- und Nachtzeit kamen Busse an oder fuhren von hier in jede Himmelsrichtung davon. Nach Süden dauerte eine Fahrt um den Titicacasee nach La Paz sieben bis acht Stunden, vorausgesetzt, der Grenzübertritt zwischen Peru und Bolivien verlief ohne besondere Vorkommnisse und der Fahrer musste keine platten Reifen wechseln. In jungen Jahren war Daniel zweimal diese Strecke gefahren, um an einer Klinik dort behandelt zu werden. Einige Buslinien bedienten die Verbindungen nach Arequipa im Westen und Cusco im Norden. Sicherlich hatte er in seinem Leben Cusco, die alte Metropole der Inkas, gelegentlich besucht. Aber wie Constantino ihm erklärt hatte, lag das Hospital Diospi Suyana noch weiter entfernt, jenseits des Horizonts, irgendwo im Bundesstaat Apurimac.

Auf Daniel Ticona wirkte das ruhelose Treiben beängstigend: Menschentrauben, wohin man schaute. Aufgeregte Rufe und hektische Schritte. Sein Blick suchte unwillkürlich nach Constantino. Ohne seinen Neffen wäre er an diesem Ort ziemlich hilflos gewesen. Alleine hätte er sich so eine lange Fahrt niemals zugetraut!

Bald standen die beiden in einer Schlange vor dem Fahrkartenschalter. Als sie an der Reihe waren, sagte Constantino zur Frau hinter der Glasscheibe: „Zweimal Cusco!“, und Sekunden später hielt er die Tickets in seiner Hand. Abfahrtszeit 22.30 Uhr.

Jede Reise birgt ihre Risiken und Gefahren, dachte er. Würde der Busfahrer nachts am Steuer wach bleiben und seine Fahrgäste sicher und verantwortungsvoll ans Ziel bringen? Tagtäglich berichteten die Nachrichten von schrecklichen Zusammenstößen auf den Fernstraßen. Und auch Überfälle auf Fahrzeuge waren keine Seltenheit. Im Schutze der Dunkelheit lagen die Maskierten im Hinterhalt auf der Lauer. Urplötzlich griffen sie an, schwer bewaffnet und zu allem entschlossen. Nach dem Raub verschwanden sie mit ihrer Beute in den Büschen am Wegrand.

Daniel Ticona sprach leise ein Gebet. Er war sich sicher, dass Gott ihn und Constantino begleiten würde. Auf der Reise nach Cusco und auf allen Fahrten danach. Und er selbst würde tapfer sein und Gott vertrauen.

Der Nachtbus benötigte für die 400 Kilometer auf der Panamericana 8 Stunden. Dem Himmel sei Dank, es kam zu keinen Zwischenfällen. Kurz nach Sonnenaufgang folgten noch eine Taxifahrt durch Cusco und danach eine 3-stündige Tour mit dem Minibus nach Curahuasi. Die letzten Kilometer im Ort legten sie in einem Mototaxi zurück, das im Schritttempo die Auffahrt zum Missionsspital hochkeuchte, vorbei an Gästehäusern und Restaurants.

Im Eingangsbereich des Krankenhauses war viel los. Mehrere Straßenhändler boten ihre Waren an. Auf den Ständen sah man Süßwaren, Sandwiches und sogar warme Gerichte für den großen und den kleinen Hunger.

Die begehrten Eintrittskarten, sogenannte Coupons für den Tag, waren längst vergeben. Die ganze Nacht hindurch hatten Hunderte von Menschen draußen ausgeharrt. Leider gehörten am Morgen nicht alle zu den glücklichen Gewinnern eines Losverfahrens. Nun standen viele unschlüssig auf der Straße herum und fragten sich, ob sie es am nächsten Tag auf einen weiteren Versuch ankommen lassen sollten.

Das Mototaxi hielt direkt am Wächterhäuschen und die beiden Indianer stiegen vorsichtig aus der kleinen Kabine. Auf einer weißen Wand stand geschrieben: Hospital Diospi Suyana – herzlich willkommen!

So einen Satz lasen sie gerne, doch Daniel und Constantino blickten besorgt auf den Vorplatz. Menschen in großer Zahl standen hier wie bestellt und nicht abgeholt. Offensichtlich war das Krankenhaus dem Massenansturm nicht gewachsen. Würde es ihnen nun genauso ergehen wie den Wartenden, denen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben stand?

„Wir haben für heute keine Tickets mehr!“ Der schwarz gekleidete Wächter im Tor erklärte ihnen die traurige Wahrheit.

„Wir kommen aus Puno und waren fünfzehn Stunden unterwegs“, rief Constantino, der sich nicht so schnell abwimmeln lassen wollte, „mein Onkel ist zweiundachtzig Jahre alt und hat starke Schmerzen!“

„Wenn das so ist“, meinte der Mann vom Wachpersonal, „dann dürft ihr als Notfall ins Spital!“

Die beiden Reisenden atmeten auf. Eine weitere Hürde hatten sie genommen. Langsam gingen sie auf einem Zementweg die 150 Meter zum Haupteingang. Rechter Hand schaukelten und kletterten einige Kinder unbeschwert auf dem Spielplatz des Hospitals. Mit einer gewissen inneren Spannung betraten sie den Wartesaal. Er war groß und wie üblich überfüllt. Wohl 120 Patienten – überwiegend Quechua-Indianer – saßen auf den orangefarbenen Bänken. Einige belagerten die Information und hofften auf gute Nachrichten.

„Wir kommen von ganz weit weg“, rief gerade ein Campesino und wandte sich bittend an die Sekretärin, „kann meine Mutter vielleicht am Nachmittag noch von einem Arzt untersucht werden?“

Die Dame an der Rezeption schüttelte mit dem Kopf: „Leider nein, aber vielleicht morgen.“

Daniel und Constantino folgten einem Wegweiser und gelangten über einen Gang zwischen Apotheke und Labor zu einem kleinen Wartesaal, gingen dann durch eine Doppeltür in die Notaufnahme. Hinter einer Theke rechts saßen einige Krankenschwestern und...

Erscheint lt. Verlag 24.7.2020
Verlagsort Giessen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
Schlagworte Armut • Corona • Diospi Suyana • Dr. Klaus-Dieter John • Dr. Martina John • Glaube • Medizinische Hilfe • Peru
ISBN-10 3-7655-7575-5 / 3765575755
ISBN-13 978-3-7655-7575-4 / 9783765575754
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