Der Palast im Himmel (eBook)

Roman. Märchenhafte Neuinterpretation von 1001 Nacht in der Welt von 'Das wandelnde Schloss'
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2020 | 1. Auflage
272 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45732-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Palast im Himmel -  Diana Wynne Jones
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Manchmal können Teppiche fliegen. Und manchmal werden Träume Wirklichkeit ... Die Howl Saga geht weiter mit der humorvollen und magischen 1001-Nacht-Fantasy der preisgekrönten Autorin Diana Wynne Jones. In seinen Tagträumen ist der junge Teppichhändler Abdullah ein Prinz aus einem fernen Land. Ganz im Gegensatz zu seinem Alltag am Rand eines großen Bazars, mit der buckligen Verwandtschaft der ersten Frau seines Vaters, die ihn so schnell wie möglich mit mindestens einer Frau verheiraten will. Doch eines Tages kommt ein Fremder an Abdullahs Stand und verkauft ihm einen zerschlissenen alten Teppich mit angeblich besonderen Fähigkeiten. Und plötzlich befindet sich Abdullah mitten in seinen Träumen. In einem prächtigen Garten trifft er die wunderschöne und kluge Prinzessin Blume-in-der-Nacht, in die er sich augenblicklich unsterblich verliebt. Aber Abdullahs Schicksal meint es nicht gut mit ihm. Kurz nachdem er sie kennengelernt hat, wird Blume-in-der-Nacht von einem miesen Djinn entführt. Aber Abdullah weiß, was er will, und mithilfe seines zänkischen, magischen Teppichs und ein paar anderen schrägen Gestalten macht er sich auf, Blume-in-der-Nacht aus dem Palast des Djinns zu befreien ... Nach dem Fantasy-Klassiker 'Das wandelnde Schloss' ist mit 'Der Palast im Himmel' auch der zweite Band der Howl Saga der britischen Erfolgsautorin Diana Wynne Jones endlich wieder auf deutsch erhältlich. Das Märchen um den Teppich-Verkäufer Abdullah und die Befreiung der Prinzessin in neuer Ausstattung - ein fantastisches Abenteuer. 'Der Palast im Himmel' ist bereits unter dem Titel 'Ziemlich viele Prinzessinnen' auf deutsch erschienen.

Diana Wynne Jones wurde 1934 in London geboren und wuchs in einem Dorf in Essex auf. Zu ihren bekanntesten Werken zählen die 'Chrestomanci'-Reihe sowie 'Das wandelnde Schloss', das erfolgreich verfilmt wurde. Ihre Romane wurden mehrfach ausgezeichnet, 2007 erhielt sie den World Fantasy Award für ihr Lebenswerk. Mit ihren Büchern inspirierte sie viele berühmte Schriftsteller*innen, darunter Terry Pratchett, J.K. Rowling, Neil Gaiman und Philip Pullman. Diana Wynne Jones war Mutter von drei Söhnen und lebte zuletzt mit ihrem Mann in Bristol. Sie starb am 26. März 2011.

Diana Wynne Jones wurde 1934 in London geboren und wuchs in einem Dorf in Essex auf. Zu ihren bekanntesten Werken zählen die "Chrestomanci"-Reihe sowie "Das wandelnde Schloss", das erfolgreich verfilmt wurde. Ihre Romane wurden mehrfach ausgezeichnet, 2007 erhielt sie den World Fantasy Award für ihr Lebenswerk. Mit ihren Büchern inspirierte sie viele berühmte Schriftsteller*innen, darunter Terry Pratchett, J.K. Rowling, Neil Gaiman und Philip Pullman. Diana Wynne Jones war Mutter von drei Söhnen und lebte zuletzt mit ihrem Mann in Bristol. Sie starb am 26. März 2011.

1. Kapitel


in welchem Abdullah einen Teppich kauft

Tief im Süden des Landes Ingari, im Sultanat Rashput, lebte in der Stadt Zanzib ein junger Teppichhändler mit Namen Abdullah. Für einen Händler war er nicht gerade reich. In den Augen seines Vaters war er eine Enttäuschung gewesen, und bei dessen Tod hatte er Abdullah gerade so viel Geld hinterlassen, dass er sich eine bescheidene Bude an der nordwestlichen Ecke des Basars kaufen und einrichten konnte. Das restliche Geld und das große Teppichhandelshaus im Zentrum des Basars hatte der Vater der Verwandtschaft seiner ersten Frau vermacht.

Abdullah hatte nie erfahren, warum sein Vater so enttäuscht von ihm gewesen war. Es hatte wohl mit einer Prophezeiung am Tag seiner Geburt zu tun. Abdullah hatte sich jedoch nie die Mühe gemacht, mehr darüber herauszufinden. Stattdessen begann er schon in sehr jungen Jahren, in Tagträumen darüber zu sinnieren. In diesen Tagträumen war er in Wirklichkeit der seit langer Zeit verschollene Sohn eines mächtigen Prinzen, was natürlich bedeutete, dass sein Vater gar nicht sein richtiger Vater war. Dieser Tagtraum war nichts weiter als ein Luftschloss, und das wusste Abdullah auch. Von überall bekam er gesagt, dass er das Aussehen seines Vaters geerbt hatte. Wenn er in den Spiegel blickte, sah er einen recht ansehnlichen jungen Mann mit schmalem Habichtsgesicht. Und er musste sich eingestehen, dass er dem Porträt seines Vaters als junger Mann wirklich sehr ähnlich sah – abgesehen von der Tatsache, dass sein Vater einen üppigen Schnauzbart trug, während Abdullah immer noch die sechs Haare auf seiner Oberlippe zusammenbürstete und hoffte, dass sie sich bald vermehrten.

Unglücklicherweise – und auch darin waren sich alle einig – hatte Abdullah den Charakter von seiner Mutter geerbt, der zweiten Frau seines Vaters. Sie war eine träumerische und ängstliche Frau gewesen und für alle eine große Enttäuschung. Das störte Abdullah nicht sonderlich. Das Leben eines Teppichhändlers bietet wenig Gelegenheiten für Tapferkeit, und Abdullah war im Großen und Ganzen damit zufrieden. Die Bude, die er gekauft hatte, war zwar klein, stellte sich aber als recht gut platziert heraus. Sie lag nicht weit vom westlichen Viertel entfernt, wo die reichen Leute in ihren großen Häusern mit ihren wunderbaren Gärten lebten. Noch besser aber war, dass sie sich in dem Teil des Basars befand, den die Teppichknüpfer, die aus der nördlich gelegenen Wüste nach Zanzib kamen, zuerst betraten. Sowohl die reichen Leute wie auch die Teppichknüpfer suchten normalerweise die größeren Geschäfte im Zentrum des Basars auf. Aber eine erfreulich große Anzahl von ihnen war doch bereit, eine Pause am Stand eines jungen Teppichhändlers einzulegen, wenn dieser junge Teppichhändler sich ihnen in den Weg stellte und ihnen mit überschwänglichster Höflichkeit Schnäppchen oder Rabatte anbot.

Auf diese Weise war Abdullah nicht selten in der Lage, kostbare Teppiche zu kaufen, bevor jemand anders sie zu Gesicht bekam, und sie dann auch noch gewinnbringend weiterzuverkaufen. Zwischen dem Kaufen und dem Verkaufen konnte er in seiner Bude sitzen und seinen Tagtraum weiterträumen, was ihm sehr gelegen kam. Der einzige Misston in seinem Leben waren die Verwandten der ersten Frau seines Vaters, die ihn einmal im Monat besuchten, um an ihm herumzukritteln.

»Aber du legst ja nichts von deinem Gewinn auf die Seite!«, rief Hakim, der Sohn des Bruders der ersten Frau von Abdullahs Vater (den Abdullah nicht mochte), eines schicksalsträchtigen Tages aus.

Abdullah erklärte ihm, dass er den Gewinn aus dem Verkauf eines Teppichs gewöhnlich dazu benutze, einen neuen, wertvolleren Teppich zu erstehen. Auf diese Weise habe er das Geld zwar gleich wieder ausgegeben, dafür würde seine Ware aber immer wertvoller werden. Zum Leben habe er ohnehin genug. Und mehr brauche er nicht, wie er den Verwandten seines Vaters höflich erklärte, denn er sei nicht verheiratet.

»Du solltest aber verheiratet sein!«, schrie Fatima, die Schwester der ersten Frau von Abdullahs Vater (die Abdullah noch weniger mochte). »Ich habe es dir schon oft gesagt, und ich werde es wieder und wieder sagen: Ein junger Mann wie du müsste mittlerweile schon mindestens zwei Frauen haben!« Und da ihr diese Feststellung allein offensichtlich nicht reichte, erklärte Fatima, dass sie sich nun daranmachen wollte, ihm ein paar Frauen auszusuchen – ein Angebot, bei dem Abdullah die Knie zitterten.

»Und je wertvoller deine Ware wird, umso wahrscheinlicher wird es, dass du ausgeraubt wirst, oder umso mehr wirst du verlieren, wenn dein Stand Feuer fängt. Hast du das schon einmal bedacht?«, bohrte Assif, der Sohn des Onkels der ersten Frau von Abdullahs Vater (ein Mann, den Abdullah noch mehr hasste als die beiden anderen zusammen), nach.

Abdullah versicherte Assif, dass er mit Lampen sehr vorsichtig umgehe und immer in seiner Bude schlafe. Worauf alle drei Verwandten der ersten Frau seines Vaters ihre Köpfe schüttelten, mit den Zungen schnalzten und gingen. Dies bedeutete in der Regel, dass sie ihn nun wieder für einen Monat in Frieden ließen. Abdullah seufzte erleichtert und ließ sich umgehend wieder in seinen Tagtraum sinken.

Der Tagtraum war mittlerweile recht ausgefeilt. Abdullah war darin der Sohn eines mächtigen Prinzen, der so weit im Osten lebte, dass man sein Land in Zanzib gar nicht kannte. Abdullah war im Alter von zwei Jahren von einem schrecklichen Räuber mit Namen Kabul Akba entführt worden. Kabul Akba hatte eine Hakennase wie ein Geierschnabel und trug in einem Nasenflügel einen goldenen Ring. Er besaß eine Pistole mit silberbeschlagenem Griff, mit der er Abdullah bedrohte, und auf seinem Turban prangte ein Blutstein, der ihm übermenschliche Kräfte zu verleihen schien. Abdullah hatte solche Angst, dass er in die Wüste floh, wo er von dem Mann gefunden wurde, den er jetzt seinen Vater nannte. Der Tagtraum scherte sich nicht um die Tatsache, dass Abdullahs Vater niemals in seinem Leben die Wüste betreten hatte. Stattdessen hatte er immerzu betont, dass jeder, der Zanzib in Richtung Wüste verließ, verrückt sein müsse. Trotzdem konnte sich Abdullah jede Fingerlänge der albtraumhaften Reise voller Staub, Durst und geschundener Füße, die er durchmachen musste, bevor ihn der gute Teppichhändler fand, genau vorstellen. Und in gleicher Weise konnte er in allen Einzelheiten den Palast beschreiben, aus dem er entführt worden war: den Thronsaal mit den Säulen und dem Boden aus grünem Porphyr, die Frauengemächer und die Küchen, alles von äußerster Pracht. Das Dach zierten sieben Kuppeln, und alle bestanden aus reinem Gold.

In letzter Zeit allerdings hatte sich der Tagtraum mehr um die Prinzessin gedreht, der Abdullah bei seiner Geburt versprochen worden war. Sie war von ebenso hoher Geburt wie Abdullah, und während seiner Abwesenheit war sie zu einer außerordentlichen Schönheit mit makellosen Gesichtszügen und großen, geheimnisvollen dunklen Augen herangewachsen. Sie lebte in einem Palast, der ebenso prunkvoll war wie der von Abdullah. Die Allee, über die man in den Palast gelangte, wurde von Engelsstatuen gesäumt und führte durch sieben Vorhöfe aus Marmor, in deren Mitte jeweils ein Brunnen stand, ein jeder kostbarer als der vorangegangene: der erste aus Chrysolith, der letzte aus Platin und mit Smaragden besetzt.

An diesem Tag aber stellte Abdullah fest, dass er mit der Ausstattung nicht ganz zufrieden war. Dieses Gefühl hatte er häufig nach den Besuchen der Verwandtschaft der ersten Frau seines Vaters. Es kam ihm der Gedanke, dass ein ordentlicher Palast wunderbare Gärten haben müsste. Abdullah mochte Gärten, auch wenn er sich nicht besonders gut mit ihnen auskannte. Seine Erfahrungen stammten größtenteils aus den Parks von Zanzib – wo die Beete zertrampelt waren und es kaum Blumen gab –, weil er dort manchmal seine Mittagsstunden verbrachte, wenn er es sich leisten konnte, dem einäugigen Jamal Geld für die Bewachung seiner Bude zu geben. Jamal besaß den Frittierstand nebenan und band für eine kleine Münze oder etwas Ähnliches seinen Hund am Eingang zu Abdullahs Stand an. Abdullah war sich sehr wohl darüber im Klaren, dass ihn seine bisherigen Erfahrungen nicht unbedingt dazu befähigten, sich einen angemessenen Palastgarten auszudenken. Aber da nun mal alles besser war, als sich die zwei Frauen auszumalen, die Fatima für ihn aussuchen würde, versenkte er sich in flatternde Palmwedel und von Blütenduft erfüllte Wege in den Gärten seiner Prinzessin.

Jedenfalls war er kurz davor. Noch bevor Abdullah sich seinen Fantasien hingeben konnte, wurde er von einem großen, ungepflegt wirkenden Mann aufgeschreckt, der einen schmuddeligen Teppich unter dem Arm trug.

»Handelst du mit Teppichen, Sohn eines mächtigen Hauses?«, fragte der Fremde mit einer kurzen Verbeugung.

Für jemanden, der in Zanzib einen Teppich verkaufen wollte, wo die Käufer und Verkäufer auf höchst blumige und formelle Weise miteinander sprachen, drückte sich der Mann empörend direkt aus. Und Abdullah war ohnehin schon verärgert, weil sich sein Traumgarten durch diesen Einbruch der Wirklichkeit in nichts aufgelöst hatte. Er antwortete knapp: »So ist es, o König der Wüste. Wünschst du, von diesem nichtswürdigen Händler etwas zu kaufen?«

»Nicht kaufen – ich will etwas verkaufen, o Herr über einen Haufen Matten«, verbesserte ihn der Fremde.

Matten!, durchfuhr es Abdullah. Das war eine Beleidigung! Einer der Teppiche, die Abdullah vor seinem Stand ausstellte, war ein Teppich mit einem seltenen Blumenmuster aus Ingari – oder Ochinstan, wie das Land in Zanzib genannt wurde –, und im...

Erscheint lt. Verlag 29.7.2020
Reihe/Serie Die Howl-Saga
Die Howl-Saga
Übersetzer Dorothee Haentjes-Holländer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 1001 Nacht • Abdullah • Abenteuer • Befreiung • Blume-in-der-Nacht • Das wandelnde Schloss • Djinn • Dschinn • Entführung • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy Humor • Fantasy Klassiker • Fantasy Märchen • Fantasy Romane • Fantasy-Romane für Erwachsene • Fliegender Teppich • High Fantasy Bücher • Howl's Castle • Howl's moving Castle Band 2 • Humor • Liebesgeschichte • lustige Fantasy • Magie • magischer Teppich • Märchen Fantasy • Prinzessin • Teppichhändler • Teppich-Verkäufer
ISBN-10 3-426-45732-6 / 3426457326
ISBN-13 978-3-426-45732-0 / 9783426457320
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