Der Bergdoktor 2036 (eBook)

Herz in Quarantäne
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9879-3 (ISBN)

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Der Bergdoktor 2036 - Andreas Kufsteiner
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Seit einem Jahr hat Marei Brandl keinen Fuß mehr vor die Tür gesetzt. Die begabte Grafikerin lebt zurückgezogen am Rand von St. Christoph. Ihre Lebensmittel bekommt sie geliefert. Ihre Aufträge erledigt sie über den Computer.
Ein einsames Leben ist es, das sie führt. Ihre traurigen Augen verraten, wie unglücklich sie ist. Gern würde sie wieder unbeschwert hinausgehen und Freunde treffen, aber das scheint unmöglich zu sein.
Was hält sie nur ab? Dr. Burger will ihr helfen und kämpft um ihr Vertrauen. Aber er weiß: Es wird ein langer, qualvoller Weg ...


Herz in Quarantäne

Warum Marei nicht mehr das Haus verließ

Von Andreas Kufsteiner

Seit einem Jahr hat Marei Brandl keinen Fuß mehr vor die Tür gesetzt. Die begabte Grafikerin lebt zurückgezogen am Rand von St. Christoph. Ihre Lebensmittel bekommt sie geliefert. Ihre Aufträge erledigt sie über den Computer.

Ein einsames Leben ist es, das sie führt. Ihre traurigen Augen verraten, wie unglücklich sie ist. Gern würde sie wieder unbeschwert hinausgehen und Freunde treffen, aber das scheint unmöglich zu sein.

Was hält sie nur ab? Dr. Burger will ihr helfen und kämpft um ihr Vertrauen. Aber er weiß: Es wird ein langer, qualvoller Weg …

„Warte, Bruno!“ Mit langen Sätzen stürmte Marei Brandl über die Wiese. Geradewegs auf die Mähmaschine zu, deren rasiermesserscharfe Schneiden sich in das Gras fraßen. Sie riss die Arme nach oben und winkte.

Der Fahrer schien sie nicht zu bemerken, denn er tuckerte weiter. Ein Wunder war das freilich nicht. Das Dröhnen seiner Maschine hätte sogar das Brüllen einer Rinderherde übertönt.

„Net weiterfahren! Bitte!“ Marei zog ihre gelbe Strickjacke aus und wedelte damit durch die Luft. Dann stürmte sie weiter.

Das Gras reichte ihr bis knapp an die Hüften und hinderte sie am Vorwärtskommen. Jeder Schritt war so beschwerlich, als müsste sie durch Wasser waten. Allerdings war die weite Fläche vor ihr nicht blau, sondern grün und verströmte einen wunderbaren Duft nach Sommer und Blüten.

Die Sonne sandte die ersten warmen Lichtstrahlen auf das Zillertal herab. Noch lag ein leichter Dunst über den Wiesen, aber der würde sich auflösen, sobald die Temperaturen höher kletterten. Der Himmel wölbte sich strahlend blau über den schroff gezackten Gipfeln. Allerbestes Postkartenwetter!

St. Christoph lag in einem ruhigen Seitenarm des Zillertals – ein hübsches Dorf, um das ein Bach herumfloss. Während die Urlauber das Wetter nutzten und zu Wanderungen aufbrachen, waren die Bauern schon dabei, ihre Wiesen zu bewirtschaften.

Auch Bruno Haslinger wollte das Gras hinter seinem Hof mähen. Dazu rückte er mit seinem Traktor und dem Kreiselmäher aus.

Immer näher kam das schwere Gefährt. Marei wedelte stärker mit den Armen.

„Net weiterfahren! Bruno, halt an!“

„Jessas, Maria und Josef!“ Mit einem Ruck kam die Mähmaschine zum Stehen. Der Bauer schaltete den Motor aus und spähte von seiner Fahrerkabine herunter. „Bist du narrisch geworden, Madel? Mir vor die Maschine zu springen! Fast hätte ich dich überfahren! Ganz zu schweigen von dem Herzkasper, den ich beinahe bekommen hätte. Was machst du denn hier?“

„Ich hab eben ein Rehkitz am Rand deiner Wiese gesehen. Es ist gerade die Zeit, in der die Geißen ihre Jungen im Gras ablegen. Ihr Kitz muss irgendwo sein. Warte mit dem Mähen noch und lass es mich suchen, bitte.“

„Du willst die Wiese nach dem Kitz absuchen? Die ganze Wiese?“ Der Bauer starrte Marei ungläubig an. „Das kann ja Stunden dauern. Das Gras ist so hoch, da wirst du das Kleine net so leicht finden. Wenn überhaupt. So lange kann ich aber net warten.“

„Bitte, Bruno. Ich mach, so schnell ich kann.“

„Dafür hab ich keine Zeit, Madel.“ Der Mittfünfziger strich über seinen Schnurbart. „Tut mir leid. Ich würde dir den Gefallen wirklich gern tun, aber es geht net.“

„Ich beeil mich. Versprochen.“

„Und ich muss das schöne Wetter nutzen. An den langen Regentagen ist einiges liegen geblieben. Mein Tag ist bis auf die letzte Minute verplant. Ich muss die Wiese jetzt mähen. Nachher wird nämlich nix mehr daraus.“

„Aber das Rehkitz!“

„Wer weiß, ob wirklich eins da ist. Womöglich war die Rehgeiß allein unterwegs. Oder hast du ein Junges gesehen?“

„Das net.“

„Na, siehst du. Ich muss jetzt wirklich weitermachen.“ Der Bauer beugte sich vor und wollte den Motor wieder anstellen.

„Warte!“, hielt ihn Marei hastig auf. „Ich bin mir sicher, dass ein Kitz hier ist. Willst du das wirklich schreddern?“

Der Haslinger zuckte zusammen, als wäre ihm ein Blitz in den Gummistiefel gefahren.

„Könntest du vielleicht ein anderes Wort wählen?“, brummte er. „Schreddern klingt ja furchtbar.“

„Genau das ist es auch. Furchtbar. Wusstest du, dass jährlich fünfundzwanzigtausend Kitze in unserem Land bei der Mahd umkommen?“

Marei ließ nicht locker. Ein Jahr war es her, dass sie einen Artikel über die Not des Rehnachwuchses gelesen hatte. Seitdem tat sie, was sie konnte, um die Jungen zu retten. Zur Mahdzeit war sie unterwegs, um Wiesen vor dem Schnitt abzusuchen und die Jungen in Sicherheit zu bringen.

An diesem Morgen hatte sie auf der kleinen Bank am Waldrand gesessen, die sie so liebte. Mit ihrem Zeichenblock auf dem Schoß hatte sie ein paar Ideen skizziert. Bis ihr Nachbar mit der Mähmaschine gekommen war. Da hatte sie ihre Zeichensachen auf der Bank zurückgelassen und war losgestürmt, um den Bauern aufzuhalten.

„Ich muss wieder an die Arbeit“, murmelte Bruno, aber ihm war anzusehen, dass er sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlte.

„Bitte, Bruno“, machte sie noch einen Versuch. „Lass es mich versuchen.“

„Warum liegt dir denn so viel daran?“

„Weil das Kitz auch leben will.“

„Na ja, das stimmt schon, aber was soll ich denn machen? Ich kann die Mahd net aufschieben. Das gute Wetter muss ich nutzen. Hab heute allerhand Arbeit vor mir.“

„Kannst du die net vorziehen? Bitte, ich verspreche dir, mich zu beeilen. Gib mir drei Stunden, dann gehört die Wiese dir.“

„Gut. Ich gebe dir eine halbe Stunde.“

„Das ist viel zu wenig. Ich brauche mindestens zwei.“

„Also schön, ich bin ja net so. Eine Stunde. Dann rücke ich mit der Mähmaschine an.“ Der Haslinger schwang sich von seiner Maschine und stapfte zurück zu seinem Hof.

Marei blickte ihm sekundenlang nach. Eine Stunde! Das war angesichts einer so großen Wiese nur eine kleine Chance, die sie ausgehandelt hatte, aber immerhin besser als nichts. Sie würde sich sputen müssen. Und sie brauchte eine Strategie!

Am besten war es wohl, wenn sie von innen nach außen suchte. Sie würde in der Mitte der Wiese beginnen, dann spiralförmig nach außen laufen und das Kitz dabei hoffentlich nicht übersehen.

Mit langen Schritten kämpfte sich Marei zum Mittelpunkt der Wiese vor und lief in immer größer werdenden Kreisen los. Das hohe Gras peitschte ihre nackten Waden und schnitt in ihre Haut, aber sie achtete nicht darauf. Die Zeit saß ihr im Nacken. Sie hatte die Rehgeiß gesehen und war sicher, dass das Jungtier hier irgendwo verborgen sein musste. Aber wo?

Ein junges Rehkitz hatte noch keinen Fluchtreflex. Es blieb liegen, wo seine Mutter es ablegte, duckte sich ab und blieb mucksmäuschenstill liegen. Nicht einmal der Lärm eines Kreiselmähers konnte es aufschrecken. Es wartete ab, bis seine Mutter von ihrer Futtersuche zurückkam und es mit dem Kontaktlaut rief.

Erst dann kam es hervor, wurde gesäugt und geputzt und an eine andere Stelle geführt, wo es wieder verharrte, bis zum nächsten Ruf seiner Mutter. Weil sie sich so still verhielten, waren Kitze beinahe unsichtbar. Auch für den Bauern, der ahnungslos geradewegs auf sie zufuhr.

Füchse, frei laufende Hunde und Mähmaschinen waren die größten Feinde von Rehkitzen. Gegen die ersten beiden konnte Marei nichts ausrichten, aber sie wollte wenigstens dafür sorgen, dass kein Jungtier mehr unter das Schneidwerk geriet.

Sie sparte jeden Cent für eine Drohne samt Wärmebildkamera. Die Drohne konnte man frühmorgens über den Wiesen fliegen lassen und auf der Kamera sehen, wo sich ein Jungtier versteckt hielt. Kinderleicht war das. Allerdings war die Ausrüstung sehr teuer. Und Marei fehlte noch allerhand Geld dazu.

Da! Vor ihr bewegten sich zwei Ohren im Gras.

Ihr Herz machte einen Sprung. Sie hatte ein Kitz gefunden!

Es hatte ein süßes Kitzgesicht, wunderschöne schwarze Rehaugen und riesengroße Ohren. Weiße Punkte sprenkelten sein hellbraunes Fell.

„Alles gut, mein Kleines“, murmelte Marei. „Ich werde dich in Sicherheit bringen.“

Sie rupfte großzügig Gras aus und verwendete es wie Handschuhe, als sie das Kitz hochhob. Damit wollte sie vermeiden, dass es den menschlichen Geruch annahm und seine Mutter es nicht mehr säugte. Das Kitz war unglaublich leicht und schien kaum mehr als eine Feder zu wiegen.

Marei trug es zum Waldrand und legte es behutsam zwischen den Farnen ab. Hier würde seine Mutter es hoffentlich finden und abholen. Sie warf noch einen letzten Blick auf das Jungtier, dann kehrte sie zur Wiese zurück.

Eine Rehgeiß hatte häufig zwei Kitze. Es war gut möglich, dass sich ein weiteres Jungtier im dichten Grün verborgen hielt. Sie musste weitersuchen!

Während die Sechsundzwanzigjährige durch das Gras watete, eilten...

Erscheint lt. Verlag 4.8.2020
Reihe/Serie Der Bergdoktor
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7325-9879-9 / 3732598799
ISBN-13 978-3-7325-9879-3 / 9783732598793
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