Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke

Die ¿Lyrische Hausapotheke¿ ist wohl der populärste Gedichtband Kästners und erschien 1936 in Zürich. Kästner, der als Jungendbuchautor (¿Emil und die Detektive¿, erschienen 1929 und in zahlreiche Sprachen übersetzt) im In- und Ausland einen Namen hatte, wurde früh auch als Autor und Theaterkritiker bekannt. Bereits mit 26 Jahren schrieb er für die ¿Weltbühne. In dieser ¿Gebrauchslyrik¿ beschäftigt sich der Moralist und Urenkel der Aufklärung humorvoll, in satirischer Zeitkritik mit den Sorgen des Alltags: Egal, ob es um die kaltherzige Seite des Menschen geht, die Einsamkeit eines verlassenen Liebhabers oder die Kinderarbeit und die Hände einer Waschfrau ¿ die Themen, die der Lyriker unter die Lupe nimmt, sind zeitlos. Sie bezeichnen ¿rein menschliche¿, aber auch wirtschaftliche und soziale Nöte. Was er als Rezepte und Medikamente vorschlägt, z.B. Humor, Ironie, Zorn und Gleichgültigkeit, hat auch heute noch uneingeschränkte Gültigkeit. Erich Kästner war Moralist, ¿ so nannte er sich jedenfalls in seiner Rede anlässlich seines 60ten Geburtstages ¿ , er glaubte an das Gute ¿zumindest wenn man es tut¿. Aber hinsichtlich der Fortschritte des Menschen ist er einigermaßen skeptisch (vgl. sein Gedicht ¿Entwicklung der Menschheit".