Bergisch Beute -  Eduard Blum

Bergisch Beute (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
272 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7519-8662-5 (ISBN)
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Eigentlich hätte ein Toter gereicht. Kareen Wagenknecht, Chefin der Kripo Gummersbach, stellt da keine großen Ansprüche. Doch wer auch immer das Opfer aufgeschlitzt, ausgenommen und öffentlich abgelegt hat, sieht das wohl anders. Der flotte Spruch: »Einmal ist kein mal«, wird mordsmäßig umgesetzt und es wird fleißig Beute gemacht. Immer tiefer geraten Wagenknecht und ihr Team in den Sumpf, der klammheimlich unter der idyllischen Oberfläche des Bergischen dümpelt. Mord, skrupelloser Organhandel, Erpressung, alles vom Feinsten. Als dann noch Carl Blumberg beim Bierchen im Kölner Früh von seinem alten Kumpel erfährt, was für durchgeknallte Killer ihre Finger nach dem Bergischen ausstrecken, schmecken dem ehemaligen Chef der Kripo Köln selbst die leckeren Sauren Nierchen nicht mehr. Aber für ihn und Max, seinem Polizeihund in Rente, ist es Ehrensache, dass sie da noch ein Wörtchen mitreden werden.

Eduard Blum ist in Köln geboren und lebt heute in Wiehl, im Oberbergischen. Als unabhängiger Autor veröffentlicht er seine Romane im Selbstverlag. Titel: Bergisch Kunst, Bergisch Beute, Bergisch Sünde, Maskentanz, Langeoog Haie, Langeoog Tod, Langeoog Blut. Langeoog Blut und Langeoog Tod sind unter dem Pseudonym Kim Lorenz erschienen.

1


Reichshof


»Nun seht euch diese Sauerei an.« Caro Klein hob die Flasche in die Höhe, die bis zum Gummistopfen mit dunklem Blut und einem schleimigen Etwas gefüllt war. Die Pathologin verfolgte den dünnen Schlauch der Sekretflasche bis zu der Öffnung, wo er im Bauch des Toten verschwand.

»Das glaube ich hier alles nicht, ich sollte meinen Job hinschmeißen«, brummelte sie.

Frustriert blickte sie die Hauptkommissarin an.

»Kareen, sieh dir das hier an, der Knabe war schätzungsweise gerade mal zwanzig Jahre alt, und dann so einen Tod, das ist doch einfach nur irre.«

»Was meinst du, ist passiert?«

»Er wurde operiert, ihm wurde eine Niere entfernt.«

»Und dann hat er aus welchem Grund auch immer das Krankenhaus zu früh verlassen und hat das nicht überstanden«, sinnierte Wagenknecht.

»Falsch, Kareen, ganz falsch.«

»Wie meinst du das?«

Wagenknecht wurde es flau im Magen. Mit einem Schlag wusste sie, dass hier etwas ganz Irres geschehen war. Mit einer tiefen Falte auf der Stirn schüttelte die Pathologin den Kopf.

»Er ist in keinem Krankenhaus operiert worden«, erklärte Klein, »das hier war Organraub.«

»Caro sag, dass das nicht wahr ist«, flehte Wagenknecht.

»Doch, das ist so. Ich denke, er wurde trotz allem sauber operiert. Für eine Transplantation muss das Organ ja in Ordnung sein. Aber das war es dann auch schon. Mit einer Weiterversorgung des Patienten war da nichts mehr. Hier wurde nach dem Motto: Gekascht, gefilzt und zugemacht, gearbeitet. Und Kareen, es waren Ärzte am Werk, die in der schnellen Chirurgie zu Hause sind.«

Es dauerte eine Weile, bis Wagenknecht bereit war, die Tatsache zu akzeptieren.

»Caro, wenn du Recht hast, ist hier keiner mehr sicher«, stöhnte sie und blickte auf das junge Gesicht des Toten. Auf den nackten Körper, den man angelehnt an einen Glascontainer gefunden hatte. Ihr Blick wanderte weiter über die abgestellten Fahrzeuge auf dem Pendlerparkplatz. Ob ihre Besitzer den Mut haben würden, weiterhin hier zu parken? Der Tod hatte diesem Ort einen Makel aufgedrückt, einen Makel, der noch lange in den Köpfen der Menschen herumspuken würde.

»Eigentlich unvorstellbar, wie das hier überhaupt passieren konnte«, überlegte sie laut. »Diese Ecke ist doch quasi ein Drehkreuz und dementsprechend ist hier immer viel los. Ob der Verkehr aus Wiehl, Reichshof oder von der Autobahn A4 kommt, alle müssen den Kreisel hier vor Brüchermühle umfahren. Und der Parkplatz liegt direkt gegenüber.«

Entschlossen winkte sie Henny Strassfeld zu sich und zeigte auf die parkenden Autos.

»Henny, bitte gib sofort die Kennzeichen der Autos durch. Wir müssen wissen, ob eines dem Toten gehört. Alle Halter, die etwa in seinem Alter sind, sofort ermitteln. Wird da einer vermisst, haben wir seine Identität. Und bis dahin wird kein Pendler an sein Auto gelassen.«

»Na, das gibt ja wieder einen Zirkus«, brummte Strassfeld und marschierte zu seinen Kollegen.

Für die Nachmittagsbesprechung hatte Wagenknecht ihr Team zusammengetrommelt. Der Tote vom Pendlerparkplatz hatte Priorität.

»Heike, was ist der aktuelle Stand?« Angespannt sah Wagenknecht auf den Laptop der Oberkommissarin.

»Wir haben die Identität des Toten. Er heißt Ingo Kleinjahn, ist einundzwanzig Jahre alt und ihm gehört ein VW Golf mit Gummersbacher Kennzeichen. Kleinjahn war ein typischer Pendler. Er fuhr immer mit einem Heiner Kohlstatt nach Köln. Dort arbeitete Kleinjahn bei der Heimstätter Versicherung. Und es ist so, wie Caro gesagt hat. Laut Obduktion wurde Kleinjahn eine Niere entfernt, es wurde sauber operiert, jedoch entstand im Operationsgebiet eine Blutung. Normalerweise nicht gravierend, nur hätte sie sofort gestoppt werden müssen. Doch die Schweine haben ihm eine Sekretflasche angehängt, ihn zugemacht und abgelegt. Und gut war es.«

»Wahnsinn. Organraub, wie in den 80iger Jahren«, kommentierte Wagenknecht. Sie bemerkte die fragenden Blicke ihrer Leute, Aufklärung war angesagt.

»Also, zu eurer Info: Damals fing es an, dass sich immer mehr Kliniken an Transplantationen heranwagten. Dementsprechend kam der Organhandel so richtig in Schwung. Aber wie bei jeder Sache, wo viel Geld zu verdienen ist, wussten kriminelle Elemente das schnell zu nutzen. Es bildete sich ein Schwarzmarkt. Ein Markt, auf dem menschliche Organe als Ware angeboten wurden.

Und das lief dann so ab: Zu der Zeit konnte man in Holland noch billig einkaufen. Leute aus dem deutschen Grenzgebiet fuhren nach Venlo, um Schnäppchen zu ergattern.«

»Wieso Holland?«, fragte Schlösser, ihr Vize.

»Genau dort hatten sich die ersten Gangs organisiert, die sich auf den neuen Markt spezialisiert hatten. Die Beneluxstaaten waren im Gegensatz zum übrigen Europa bereits eng verzahnt. Die Wege von einem Land in das andere waren zeitlich kurz, die Spuren schnell verwischt. In diesem Länderdreieck wurden kleine, illegale Kliniken aufgebaut, in denen sich Leute für viel Kohle transplantieren lassen konnten.«

»Aber warum sind die nicht in die regulären Kliniken gegangen?«, fragte Heike Bachem.

»Ganz einfach«, Wagenknecht zeigte auf die Karte an der Wand. »Der Bedarf in diesen Ländern und in Deutschland war damals schon groß. Nur, wie gesagt, es gab kaum Kliniken, die sich an Transplantationen heranwagten. Zudem gab es nicht genug Organspender.«

»Okay, Kareen, aber wie kamen diese illegalen Kliniken an die Patienten?«, warf Strassfeld dazwischen. »Ich gehe mal davon aus, dass sie nicht gerade Werbung gemacht haben.«

»Doch, haben sie! Werbung unter der Hand, Henny. Damals wurde viel Geld unter korrupte Diagnoseärzte verteilt. So nach dem Motto: Für jeden Patienten, den du mir bringst, bekommst du ordentlich Bares.«

»Und wie kam die Bande an die Opfer?« Alleine bei der Vorstellung bekam Heike Bachem schon eine Gänsehaut.

Wagenknecht wandte sich der Karte zu und tippte auf die Grenze zwischen Deutschland und Holland.

»Was da gelaufen ist, glaubt ihr nicht. Wie ich schon sagte, hier in den holländischen grenznahen Einkaufszentren lauerten die Organkiller.

Leute, das am helllichten Tag!

Der dramatischste Fall, der mir bekannt ist, lief so ab: Auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums stand ein Kastenwagen, der auf seinen Außenflächen Werbung für ein gesundes Fruchtgetränk machte.

Ansprechend, werbewirksam.

Anstatt gesunde Frucht befand sich im Innern jedoch ein hochmoderner OP. Steril, mit allem drum und dran.«

»Sagen Sie jetzt nicht, die hätten dort auf dem Parkplatz operiert.« Kriminalassistent Wolfsbach starrte sie ungläubig an.

»Doch. In dem Einkaufszentrum hat die Bande sich die Opfer herausgepickt. Gesunde, junge Menschen. Die haben sie sich geschnappt und in den LKW bugsiert. Dort kamen sie sofort unters Messer. Anschließend wurden sie im eigenen PKW abgelegt. Etwa in der Verfassung, wie wir Kleinjahn gefunden haben.«

»Wahnsinn, das ist doch Wahnsinn.«

Heike Bachem starrte in die Runde.

»Stellt euch mal vor, Nachahmungstäter ziehen diese Sauerei jetzt auch bei uns durch. Dann können wir hier einpacken.«

»Genau, Heike!«

Wagenknecht zeigte durchs Fenster nach draußen.

»Für unser Bergisches wäre das der Tod. Hier würde sich doch kein Tourist, und wäre es auch nur für eine Wandertour, mehr hinwagen. Unser guter Ruf wäre für lange Zeit, für eine ganz lange Zeit, zum Teufel. Aber nicht nur das«, Wagenknecht blickte in die Runde. »Auch jeder von uns hier könnte geschnappt werden, oder einer aus unserer Familie.«

»Scheiße.«

Schlösser konnte sich nicht zurückhalten.

»Gerade jetzt lungern meine Töchter in ihrem pubertären Wahnzustand mehr draußen herum, als dass sie zu Hause sind. Geradezu die ideale Beute für solche Organkiller. Mein Gott, ich darf gar nicht darüber nachdenken.« Automatisch nahm er sein Handy aus der Hosentasche und scrollte die eingegangenen Nachrichten.

»Martin, bitte keine Panik, wir müssen die Nerven behalten«, versuchte Wagenknecht ihn zu beruhigen.

»Und noch etwas. Kriminalrat Schneider hat eine Nachrichtensperre verhängt. Die Medien bleiben draußen. Zudem wird ab sofort Köln über unsere Ermittlungen informiert. Dort vermutet man Parallelen zu ähnlichen Fällen. Zuständige Dienststelle ist die von Kollege Keller.«

Wagenknecht grinste in die Runde.

»Mein spezieller Freund. Dass ich Keller mal gedroht habe, ihm die Klötze abzureißen, hat im Präsidium wohl die Runde gemacht. Zuletzt ist mir dort ein Spaßvogel begegnet. Als er mich sah, hielt er sich die Hand vor den Schritt und machte feixend einen Bogen um mich. Aber egal, jetzt weiß Keller wenigstens, woran er mit uns ist. Heike, du hältst Kontakt zu ihm.«

»Na...

Erscheint lt. Verlag 15.7.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7519-8662-6 / 3751986626
ISBN-13 978-3-7519-8662-5 / 9783751986625
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