G. F. Unger Tom Prox & Pete -20 (eBook)

Einer schafft Ordnung

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-0080-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Tom Prox & Pete -20 - G. F. Unger
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Als die drei Wagen den Green River erreichen und längs des steinigen Ufers zum Stillstand kommen, lässt Bud Denver, der gewählte Treckboss der Siedler, anhalten. Er grinst zufrieden und wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht. Dann reitet er ein Stück zur Seite, reißt den Hut vom Kopfe und schwingt ihn mit weit ausholender Armbewegung.
Die Aufforderung gilt den vier jungen Burschen, die soeben die kleine Herde der Siedler herantreiben.
'Hoooiiiii! Bringt sie zuerst hinüber! Zuerst die Herde! Eeeeehhh! Treibt sie hinüber!'
Ein zustimmendes 'Jooohooo' tönt zurück, und dann sieht er, wie die jungen Burschen die schweren Bullpeitschen gebrauchen und die zögernde und müde Herde in das silbrige, schäumende und rasch fließende Wasser der steinigen Furt treiben. Er grinst abermals zufrieden und reitet zum ersten Wagen zurück.

Kat, Denvers junge Frau, sitzt auf dem Bock und hält die Zügel. Sie erwidert sein Lächeln.

»Brave Boys, die Bengel vom alten Smith! Ho, wenn ich mal alt bin, dann wünsche ich mir auch ’n paar von dieser Sorte«, sagte er.

Und dann lächeln sie sich wieder an, als teilten sie ein besonderes Geheimnis. Sein Blick schweift dann forschend über den Fluss. »Kannst du es schaffen, Kat? Der Fluss ist zwar sehr seicht, aber es liegen ’n paar Steine…«

»Okay, Bud – gib nur das Zeichen! Dann fahre ich los und bin drüben«, unterbricht sie ihn forsch. Sie ist jung, schlank und kühl, eine richtige Siedlerfrau, die sich an der Seite eines guten Mannes in den nächsten zwanzig Jahren ihr Glück erarbeiten will. Sie gehört zu den Frauen, die hart arbeiten können und dem Lebensgefährten ein guter Kamerad sind, die nicht viel von Liebe reden und dennoch in der Verborgenheit des Herzens ein großes Gefühl besitzen.

»Dann los, Mädel!«, ruft er zufrieden, reitet neben die Zugpferde, nimmt eine Leine und führt das Gespann in die Furt.

Es geht leicht. Das strömende Wasser reicht nur bis an die Radnaben.

Bud Denver, einstiger Cowboy und Treibherdenreiter, der jetzt mit seiner jungen Frau siedeln will, hat den kleinen Treck gut geführt. Und als der Wagen fast das jenseitige Ufer erreicht, bleibt er zurück und wendet sein Pferd, um den nächsten Wagen hinüberzugeleiten.

Weiter flussabwärts arbeitet sich die kleine Herde durch die Furt. Bud wirft einen prüfenden Blick hinüber und erkennt, dass alles in Ordnung ist. Er ist froh. Er sagt es auch dem alten, stelzbeinigen Manne, der neben einer rundlichen Frau auf dem Bock des zweiten Wagens sitzt und an einem Priem kaut.

»Hoi, Smith, von hier aus sind’s nur noch zwei Tages-Trecks. Dann haben wir’s geschafft – dann sind wir im Gelobten Land, das die Regierung für solch arme Hunde wie uns freigegeben hat.«

Cal Smith spuckt seinen Priem aus. »Hoffentlich ist alles halb so gut und halb so schlecht, wie wir es uns vorstellen. Ich habe schon dreimal gesiedelt und vierzehn Jahre meines Lebens umsonst vertan. Jetzt siedele ich zum letzten Mal. Ich habe es satt, immer wieder neu anzufangen, nur weil wir kleinen Siedler den großen Rinderkönigen nicht in den Kram passen. Verdammt, diesmal halte ich aus!«

»Sicher«, grinst Bud Denver, doch in seinem Gesicht erscheint ein harter Ausdruck. »Es ist überall dort schwer, wo große Viehzüchter die Regierungsweide benutzten und nun herunter müssen, weil die Regierung diese Weide für Siedler freigibt. Das gibt immer Stunk! Aber wir werden es besser treffen. Die Regierung will dafür sorgen, dass es keinen Kummer gibt.«

»Wir werden ja sehen«, knurrt Cal Smith durch seinen weißen Schnurrbart und treibt das Gespann an.

Bud Denver reitet zum nächsten Wagen.

Dort hockt ein dunkelhaariger Mann mittleren Alters auf dem Bock. Neben ihm sitzt ein junges Mädchen, das unverkennbar die Tochter Mac Greens ist. Sie ist blass, so blass, als hätte sie eine Krankheit in sich. Und tatsächlich ist es auch so, dass Mac Green seiner Tochter wegen nach Utah gekommen ist und in diesem Lande siedeln will. Das gesunde Klima soll die Tochter wieder gesund machen. Die trockene Luft dieses Landes ist gut für angegriffene Lungen.

»He, Green, fahren Sie nur hinter Smith her!«

Green nickt nur ernst. Sein viereckiges Gesicht wirkt immer etwas düster und hart. Er ist nicht sehr groß, aber stämmig und stark.

»Halte dich fest, Nelly!«, sagt er sanft zu seiner Tochter. Er wirft ihr einen schnellen Blick zu. Und einen Moment lang sind seine dunklen Augen sanft und zärtlich.

»Oh, mir geht’s heute sehr gut, Dad«, sagt Nelly leise und bemüht sich, nicht so müde und elend auszusehen.

Bud Denver reitet zu Mac Greens Sohn, der die Pferde-Remuda der Siedler treibt. Jeff Green ist das Gegenteil von seiner Schwester. Er ist ein jüngeres Ebenbild seines Vaters – ein wilder, harter, stämmiger und dunkelhaariger Bursche.

»He, Jeff, ich helfe dir!«, ruft Bud.

Dann treiben sie das Pferderudel hinter den Wagen her.

Bud Denvers Wagen steht schon oben auf dem jenseitigen Flussufer.

Kat winkt vom Bock aus herüber. Die Rinder arbeiten sich ebenfalls am jenseitigen Ufer hoch. Cal Smiths Wagen legt die letzten Meter zurück, und Mac Green hat die Flussmitte erreicht.

Bud und Jeff treiben die Pferde ins Wasser. Sie sind kaum zehn Yards weiter, als die ersten Schüsse krachen.

Eine Hölle bricht los.

Es ist ein ganz gemeiner Überfall. Die Gewehrschützen liegen überall und zu beiden Seiten des Flusses inmitten des Uferwaldes in guten Deckungen. Man sieht sie kaum. Der Siedlertreck ist in eine Falle geraten.

Bud Denver sieht, wie drüben einige Rinder getroffen zusammenbrechen. Die anderen wenden sich zur rasenden Flucht und verschwinden aus dem Blickfeld.

Bud stößt einen gellenden Schrei aus, als er nun sieht, wie sich drüben seine Frau vom Bock in den Wagen wirft und aus dieser Deckung mit einem Gewehr zu feuern beginnt.

Dann steigt sein Pferd getroffen mit der Vorderhand hoch, wiehert schrill und trompetend und wirft ihn ab. Er fällt ins Wasser und auf einen Stein, der ihm hart die Rippen prellt. Als er sich aufrichtet, muss er sich zur Seite werfen, denn nun stürzt sein getroffenes Pferd.

Immer noch krachen die Gewehrschüsse. Es knattert nur so. Jeff Greens Pferd stürzt ebenfalls, dann halten die unsichtbaren Schufte in die Remuda hinein. Sie schießen das Rudel zusammen.

Bud Denver knallt mit seinem Colt in alle Richtungen. Dabei spuckt er Wasser und Flüche hervor. Er weiß ja, dass er mit dem Colt keine Chance hat, aber er muss wenigstens etwas tun.

Mac Greens Wagen ist mitten in der Furt stecken geblieben, denn die Banditen haben die Wagenpferde zusammengeschossen.

Bud Denver springt auf. Keuchend, torkelnd und stolpernd arbeitet er sich durch das Wasser. Zweimal rutscht er aus und fällt hin. Sein Colt wird nass.

Mac Green hat seine kranke Tochter in den Wagenkasten gedrängt und steht selbst aufrecht. Dabei schießt er mit seiner Winchester so lange, bis ihn eine Kugel umwirft. Bud kommt gerade noch zur rechten Zeit, um den Verwundeten vor dem Ertrinken zu retten.

Dann ist der böse Spuk vorbei. Es ist plötzlich still. Keine Schüsse krachen mehr. Und dann hört Bud doch, dass es keine wirkliche Stille ist. Der Fluss sprudelt ja noch. Und die verwundeten Pferde stöhnen fast wie Menschen.

»Zum Teufel!«, murmelt er heiser. »Nun erreichen wir doch nicht unser neues Land!«

»Ich weiß nicht«, sagt Dick und wendet die bratenden Steaks in der Pfanne, »warum ich mich wieder dazu entschlossen habe, für andere Leute meine prächtige Haut zu riskieren. Schätze, eines Tages sollte jeder gute Mann daran denken, sich nur um sein eigenes Glück zu kümmern.«

Dick Hanson ist ein muskelbepackter, harter Mann. Man sieht ihm eine gewisse Gutmütigkeit und eine Menge Kraft sozusagen schon auf drei Meilen an. In seinen hellen Augen blitzt zuweilen eine tüchtige Portion Mutterwitz.

Jim Chester, der wie ein echter Caballero aussieht und dennoch ein waschechter Yankee ist, sitzt neben dem Feuer und näht an seinen Lederchaps herum. Er lächelt und zeigt zwei blitzende Zahnreihen, um die ihn jeder Filmheld beneiden würde.

»Dick, alle großen Männer dachten ganz zuletzt an ihr eigenes Glück. Was wäre aus unserer Nation geworden, wenn es nicht hin und wieder einen großen Mann gäbe?«

Dick Hanson schielt misstrauisch auf seinen Freund. Jim spürt die Gefahr und spricht schnell weiter: »Natürlich bist du kein Washington und auch kein…«

»Nein, ich bin Dick Hanson! Und ich rieche es schon förmlich, dass du mich veräppeln willst! Aber ich sage dir, dass ich dir diese Bratpfanne auf den Kürbis knalle, wenn du meine Manneswürde beleidigen solltest. Ich bin ein ernsthafter Mann geworden, der bald eine Familie gründen wird und…«

Jim Chester winkt ab und wiederholt: »Natürlich bist du kein Washington und auch kein Jim Chester, aber du bist ein leidlicher Koch. Es ist eine hohe Aufgabe für dich, für uns während dieses Rittes sorgen zu dürfen, uns bei Kräften zu halten und somit deinen Teil für eine große Sache zu leisten, für die die Nation zumindest ein paar Kränze spendieren wird. Es ist die Pflicht eines jeden Staatsbürgers, mit aller Kraft und mit ganzem Herzen seinem Volke zu dienen. Und da wir überdies auch noch von Zeit zu Zeit freiwillig der Special Police für Sonderaufgaben zur Verfügung stehen, ist unsere Verpflichtung noch größer, als die gewöhnlicher Bürger. Bis jetzt hat’s dir so gefallen, weil du zu jeder anderen Arbeit zu faul warst. Und es gefällt dir immer noch! Und wenn du jetzt auch ein paar Wochen nicht in Patricias blanke Augen schielen kannst, so gefällt es dir doch! Jawohl! Denn du willst ja nur als Held zurückkommen und von gewaltigen Dingen berichten. Verstelle dich nur nicht so! Du führst ja schon ’n Tagebuch, damit du nicht die Geschichten vergisst, die du mal deinen Söhnen erzählen möchtest. Und jetzt kümmere dich endlich wieder um die Steaks, damit ich sie nicht mit angesengten Schuhsohlen verwechsle!«

Jim grinst Dick, der am Feuer kniet und die Hand ans Ohr gelegt hat, freundlich an.

Dick knurrt endlich bissig: »Ein Mann wie du, der solch große und begeisterte Worte über Pflicht und Nation reden kann, der sollte eigentlich Präsident oder zumindest Gouverneur werden. Hier stinkt es plötzlich überall nach Selbstlosigkeit und Ehrenpflicht an der Nation. Verdammt noch mal! Als ich die...

Erscheint lt. Verlag 28.7.2020
Reihe/Serie G.F. Unger Classic-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-0080-3 / 3751700803
ISBN-13 978-3-7517-0080-1 / 9783751700801
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