Silvia-Gold 113 (eBook)

Im Unglück allein

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-0060-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Silvia-Gold 113 - Jenny Kayser
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Reifen quietschen, im nächsten Moment ein dumpfer Schlag - und Simone, die am Fenster steht, um ihrem Töchterchen nachzuwinken, erstarrt.
N-e-i-n!, schreit alles in ihr, und für ein paar gnädige Sekunden hofft sie, dass sie gerade Gespenster gesehen hat, dass in dem Dämmerlicht draußen nichts so eindeutig zu erkennen ist. Dann folgt das grausame Begreifen. Neben dem großen dunklen Wagen liegt ein Kind. Es trägt den bunt geringelten Pullover Melanies. Es ist ... ihr Kind!
Und jetzt rennt Simone los, und das Haus, durch das vor zehn Minuten noch fröhliches Kinderlachen geklungen ist, wird still ...

Im Unglück allein

Wenn ein einziger Tag das ganze Leben verändert

Von Jenny Kayser

Reifen quietschen, im nächsten Moment ein dumpfer Schlag – und Simone, die am Fenster steht, um ihrem Töchterchen nachzuwinken, erstarrt.

N-e-i-n!, schreit alles in ihr, und für ein paar gnädige Sekunden hofft sie, dass sie gerade Gespenster gesehen hat, dass in dem Dämmerlicht draußen nichts so eindeutig zu erkennen ist. Dann folgt das grausame Begreifen. Neben dem großen dunklen Wagen liegt ein Kind. Es trägt den bunt geringelten Pullover Melanies. Es ist . . . ihr Kind!

Und jetzt rennt Simone los, und das Haus, durch das vor zehn Minuten noch fröhliches Kinderlachen geklungen ist, wird still...

»Raus hier!«, verlangte Simone Baumeister zwar entschieden, aber mit einem kopfschüttelnden Lächeln. »Solltest du etwa vergessen haben, dass das mein Zimmer ist?«

»Aber Mama!«, protestierte die sechzehnjährige Dörthe. »Das ist hier der einzige, wenigstens halbwegs ruhige Platz, um ein Telefongespräch zu führen, das nicht gleich die ganze Familie mit anhört.«

»Ich weiß.« Simone lachte und schob ihre Tochter ungeachtet jeden Protests in Richtung der Tür. »Und aus genau demselben Grund erhebe ich jetzt Anspruch auf mein Zimmer. Telefonieren kannst du auch … zum Beispiel aus dem Keller.«

Antonia Soller, Simones beste Freundin, stand noch immer an der Tür und beobachtete leicht amüsiert, wie viel Energie Simone aufbringen musste, um wenigstens zeitweilig irgendwo in diesem großen Haus ihre Ruhe zu finden.

»Wie du das aushältst … Ich weiß immer noch nicht, ob ich dich bewundern oder bedauern soll.«

»Weder noch.« Simone sorgte mit einigen raschen Handbewegungen dafür, die beiden Sessel vor dem großen Fenster von allerlei Gegenständen freizuräumen, die nicht unbedingt dorthin gehörten. »Setz dich doch schon mal«, forderte sie Antonia auf. »Ich gehe nur noch mal in die Küche, um unseren Tee zu holen – und lass keinen in dieses Zimmer, hörst du?«

»Ich werde sehen, was sich machen lässt.« Mit diesen Worten ließ Antonia sich in den Sessel sinken.

Wie immer fühlte sie sich sofort wohl bei Simone, obwohl sich dieses Zimmer – wie das gesamte geräumige Haus der Baumeisters – in einem Zustand befand, den die meisten anderen Menschen als chaotisch bezeichnet hätten.

»Ordnung war nie Simones starke Seite«, erinnerte sich Antonia lächelnd und dachte daran, wie sie damals, als sie beide noch die Schauspielschule besucht hatten, sich lange Zeit ein Zimmer geteilt hatten. »Der Salzstreuer stand fast immer im Bücherregal, neben den Memoiren der Garbo …«

Antonia kicherte in sich hinein. Das war nun schon mehr als zwanzig Jahre her, und beiden war es nicht gelungen, in die Fußstapfen der bewunderten Schauspielerin zu treten. Dabei hätte Simone wirklich das Zeug dazu gehabt …

»Du scheinst dir ja schrecklich ernste Gedanken zu machen«, bemerkte Simone, als sie nun wieder den Raum betrat, beladen mit einem Tablett, auf dem vor allem ein duftender Kuchen Antonias Aufmerksamkeit erregte.

»Oh, ich dachte nur eben daran, was aus uns hätte werden können. Aus dir zumindest …«

»Das musst du gerade sagen!«, unterbrach Simone. »Wer kann sich denn vor Aufträgen nicht retten? Wer hat denn kaum noch Zeit für mich?«

»Das stimmt natürlich, aber … Von Rollen für Fernsehserien haben wir damals nicht gerade geträumt. Muss ich dich wirklich daran erinnern, dass du den Vertrag für Mailand schon in der Tasche hattest, als …«

»Musst du nicht!«, unterbrach Simone erneut. Sie schmunzelte. »Schließlich habe ich so gut wie Tag und Nacht laut genug in den Ohren, dass sich die Dinge dann etwas anders entwickelt haben. Obwohl, du musst zugeben, auf einer Theaterbühne geht es selten so turbulent zu wie hier.«

»Was ist das denn?« Antonia zuckte zusammen.

»Ich vermute mal, Florian hat es endlich geschafft, seine neuen Verstärker in Gang zu setzen«, erklärte Simone gelassen und anscheinend kein bisschen beunruhigt durch die schrill verzerrten Musikklänge, die nun durchs Haus dröhnten.

»Wirklich, deine Nerven möchte ich haben …« Antonia nahm sich endlich ein Stück von dem noch etwas warmen Käsekuchen. »Und dass du solche Kuchen backen kannst, hätte sich damals auch kein Mensch träumen lassen.«

»Damals hätten wir so etwas auch gar nicht gegessen«, erwiderte Simone vergnügt. »Wir wollten doch immer noch schlanker werden …«

»Nun, das ist dir auf jeden Fall gelungen.« Antonia seufzte und betrachtete bewundernd die noch immer fast knabenhaft schlanke Figur ihrer Freundin. »Für die neue Serie haben sie mir schon wieder die Rolle der Mutter angeboten. Ich sollte wirklich dringend in paar Kilos abnehmen … Aber nun erzähle mal von dir. Was gibt es Neues?«

»Mehr als genug. Dörthe ist verliebt! Zum ersten Mal – ich hatte ganz vergessen, wie schrecklich das ist. Du weißt schon, jetzt noch im Himmel und gleich darauf in der finstersten Hölle. Und sie telefoniert vom Aufwachen bis zum Einschlafen. Und das Badezimmer blockiert sie auch stundenlang …«

»Und dich scheint das alles köstlich zu amüsieren«, unterbrach diesmal Antonia. Selbst kinderlos, brachte sie für Simones Begeisterung an allem, was ihre Kinder betraf, kein allzu großes Verständnis auf.

»Aber nein, wo denkst du hin!«, widersprach Simone heftig. »Ich leide natürlich mit ihr … Und bin froh, dass ich das hinter mir habe.«

»Na ja, wenn man fast zwanzig Jahre lang verheiratet ist …« Antonia lächelte etwas spöttisch und brachte den Satz nicht zu Ende. Gelegentlich hatte sie Simone zwar um Mann und Kinder beneidet, aber immer dann, wenn sie mit Aufträgen so eingedeckt war wie zurzeit, fand sie es doch ganz gut, völlig nach eigenem Gutdünken über ihre Leben entscheiden zu können.

Simone ging auf diese Bemerkung nicht ein, es sei denn, die steile Falte, die plötzlich auf ihrer Stirn erschien, hatte etwas zu bedeuten.

»Stimmt etwas nicht mit Richard und dir?«, erkundigte sich Antonia denn auch prompt.

»Ach, nein, es ist nur … die alte Geschichte.« Simone bemühte sich um ein Lächeln. »Er hat sich noch immer nicht an meine Haushaltsführung gewöhnt, und die Kinder sind ihm immer zu laut …«

Ein markerschütternder Schrei von draußen unterbrach jetzt das Gespräch.

Simone sprang auf. »Das klingt ganz nach Melanie … Du entschuldigst mich kurz?«

♥♥♥

Dörthes Liebeskummer, die zerschundenen Knie der sechsjährigen Melanie, Florian, der sich nun eigentlich um sein bald bevorstehendes Abitur kümmern sollte, die Frage nach der Qualität eines Verstärkers aber weitaus interessanter fand – natürlich musste Simone ihrer Freundin Antonia recht geben.

»Dass ich mal als Hausfrau und Mutter ende, hätte ich früher ja selbst nicht geglaubt.«

Nachdenklich starrte sie auf den großen Esstisch in der Küche, ohne die Berge von Geschirr darauf wahrzunehmen. Es war einer der seltenen Momente, an denen es ruhig im Haus war.

Die kleine Melanie lag jetzt um neun bereits im Bett, Dörthe flüsterte in irgendeinem stillen Winkel Liebesworte in ihr Smartphone, und Florian war bei einem Freund, angeblich, um Mathematik zu büffeln.

»Genau der richtige Zeitpunkt«, überlegte Simone und zog sich einen Stuhl heran, um die Beine darauf zu legen, »um einmal fünf Minuten gar nichts zu tun. Wenn ich jetzt noch eine Zigarette hätte …«

Sie lächelte über sich selbst, dass es ihr noch immer gelegentlich schwerfiel, auf diese jahrelange und bekanntlich äußerst ungesunde Angewohnheit zu verzichten.

»Schade, dass Richard jetzt nicht da ist«, murmelte sie. »Dann könnten wir jetzt in aller Ruhe eine Flasche Wein zusammen trinken, und er würde staunen, wie friedlich es bei uns manchmal ist.«

Aber Richard war, wie so oft in letzter Zeit, nicht zu Hause. Er arbeitete als Lektor für einen großen Publikumsverlag, und seit er damit beauftragt war, eine neue Serie zu konzipieren, war er so gut wie jeden Abend unterwegs, um mit Autoren zu sprechen.

»Vielleicht sollte ich ihn doch gelegentlich begleiten«, überlegte Simone. »Immerhin kommt Melanie jetzt bald in die Schule, sie müsste eigentlich alt genug sein, um auch einmal ohne mich einzuschlafen.«

Ein zärtliches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Melanie war der typische Nachkömmling – keineswegs geplant, doch dafür umso inniger geliebt und verwöhnt.

Natürlich liebte Simone auch ihre beiden Großen, und...

Erscheint lt. Verlag 28.7.2020
Reihe/Serie Silvia-Gold
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • adelsintrigen • adels-romane • Adelsromane • Anna-basener • Arztromane • Bastei • Bestseller • Bianca • Cora • Courths • Deutsch • dr norden • Dr Stefan Frank • eBook • E-Book • eBooks • Familiensaga • Fortsetzungsroman • Frauen • für • Fürsten-Roman • Glück • Großdruck • große-schrift • Happy End • Hedwig • Hedwig Courths Mahler • Heftchen • Heimat • Historical • Julia • Kelter • Kindle • leni-behrendt • Liebe • Liebesgeschichten • Liebes-Geschichten • Liebesromane • Mahler • martin-Kelter • Mira • Modern • patricia-vandenberg • Romance • Roman-Heft • romantisch • Romanze • Schicksalsroman • schicksals-romane • schicksalsromane • Serie • spannend • Tiffany • Verlag
ISBN-10 3-7517-0060-9 / 3751700609
ISBN-13 978-3-7517-0060-3 / 9783751700603
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