Chefarzt Dr. Holl 1892 (eBook)

In Angst vor dem Virus

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9911-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Chefarzt Dr. Holl 1892 - Katrin Kastell
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Die Ärzte in der Berling-Klinik tun alles, um Lisbeth Kammerer ihre verbliebene Lebenszeit so angenehm und schmerzfrei wie möglich zu gestalten. Eine Heilung gibt es für die schwer an Krebs erkrankte dreiundachtzigjährige Patientin nicht. Nur die Besuche ihrer großen Familie und der Wunsch, dabei zu sein, wenn ihr Enkel Patrick seine Elisabeth endlich heiratet, halten die sympathische alte Dame noch am Leben. Doch plötzlich breitet sich in der ganzen Welt ein neuartiges Virus aus, und in der Berling-Klinik werden zwei Mitarbeiter positiv auf COVID-19 getestet. Jetzt steht die gesamte Klinik unter Quarantäne! Darf nun niemand ihre Hand halten, wenn Lisbeth die Augen für immer schließt?

In Angst vor dem Virus

Hat Dr. Holls Mitarbeiter die Patienten angesteckt?

Von Katrin Kastell

Als der Assistenzarzt Dr. Felix Pätznick laut und bellend hustet, wird Dr. Holl hellhörig. Der junge Kollege ist erst vor einer Woche aus dem Urlaub zurückgekehrt.

„Wenn Sie sich nicht gut fühlen, bleiben Sie bitte zu Hause“, legt der Chefarzt ihm ans Herz. Er sei topfit und habe sich nur an dem heißen Kaffee verschluckt, beruhigt Dr. Pätznick ihn. Genau zu diesem Zeitpunkt kommen über die Medien erste Meldungen über ein neuartiges Virus aus China, das sich in der ganzen Welt ausbreitet. In Italien werden schon die ersten Toten beklagt. Wie sich nun bei einem Test herausstellt, ist Dr. Pätznick ebenfalls an diesem Coronavirus erkrankt und verrichtet seit über einer Woche seinen Dienst.

Jetzt bricht in der Berling-Klinik die Hölle los!

Die Tür des Büros flog mit so viel Schwung auf, dass Elisabeth herumfuhr. Das Manuskript, das sie gerade geprüft hatte, rutschte ihr aus den Händen, und sie musste unwillkürlich lächeln. Der junge Mann, der in das von Bücherregalen gesäumte Zimmer gestürmt kam, war schlank und hochgewachsen. Er hatte dunkles Haar und trug unter jedem Arm eine Kiste.

„Elisabeth? Elisabeth Stegmann? Bin ich hier richtig? Sind Sie das?“

Der junge Mann blieb vor ihrem Schreibtisch stehen, stellte die Kisten auf den Boden und beugte sich über die Tischplatte, sodass er Elisabeth tief in die Augen blicken konnte.

„Sie gestatten? Patrick Kammerer.“ Er reichte ihr eine gepflegte, leicht gebräunte Hand. „Ich bin der Neue. Ihr Lehrling sozusagen.“

Amüsiert ergriff Elisabeth die dargebotene Hand. Ein Lehrling war der neue Kollege, der sich ab heute mit ihr ein Büro teilen sollte, keineswegs, sondern ebenso als Lektor qualifiziert wie Elisabeth selbst. Es fehlte ihm lediglich an Berufserfahrung, weil er nach dem Studium eine Zeit lang als Reisejournalist durch die Welt gezogen war.

„Genau deshalb setzen wir ihn zu dir, Elli“, hatte Friedrich Schott, ihr Programmleiter und väterlicher Freund, Elisabeth erklärt. „Er ist ein heller, begabter Kopf, das kannst du mir glauben. Alles, was er noch braucht, um ein Großer in seinem Fach zu werden, ist unsere allerbeste Lektorin, die ihn fürsorglich an die Hand nimmt und in die Geheimnisse des Verlagswesens einführt.“

Elisabeth war dazu gerne bereit. Sie liebte ihren Beruf und hatte Spaß daran, anderen diese Liebe zu vermitteln. Friedrichs Komplimente freuten sie, doch auch ohne diese Anerkennung wusste sie, dass sie als Lektorin gute Arbeit leistete. Schon als kleines Mädchen waren Bücher ihre große Liebe gewesen, und sie hatte immer davon geträumt, später selbst an ihrer Entstehung mitzuarbeiten.

Hier im Verlag fühlte sie sich in ihrem Element. Unzählige wunderbare Geschichten gingen durch ihre Hände, Rohdiamanten, die sie schleifen und polieren durfte, ehe sie hinaus in die Welt wanderten, wo lesehungrige Menschen schon ungeduldig auf sie warteten.

Friedrich Schott hatte sie damals, als sie frisch von der Universität gekommen war, angelernt. Er hatte ihr von der Pike auf beigebracht, was den Beruf des Lektors ausmachte, und obendrein ihr Selbstvertrauen gestärkt und ihr das Gefühl gegeben, in ihrem Fach gut zu sein. Er machte kein Hehl daraus, dass er sich Elisabeth als seine Nachfolgerin wünschte, wenn er in ein paar Jahren in den wohlverdienten Ruhestand treten würde.

Elisabeth war ihm für all das von Herzen dankbar. Und nur zu gern würde sie jetzt das Wissen, das ihr Mentor ihr vermittelt hatte, an andere weitergeben.

„Herzlich willkommen im Verlagshaus Liebental“, sagte sie. Ihre Hand ruhte noch immer in der des stürmischen jungen Kollegen. Der ließ sie nämlich nicht los, und er sah ihr auch noch immer irritierend intensiv in die Augen.

Mit einigem Amüsement stellte Elisabeth fest, dass der neue Kollege eine wahre Augenweide war. Und dass seine Nähe, die sie bei anderen womöglich als aufdringlich empfunden hätte, ihr alles andere als unangenehm war.

„Vielen Dank, Elisabeth“, murmelte er. „Bitte, darf ich Sie Elisabeth nennen? Ich liebe diesen Namen. Meine Oma heißt nämlich auch Elisabeth, und meine Oma ist die wundervollste Frau der ganzen Welt.“

Elisabeth konnte nicht länger an sich halten. Sie brach in schallendes Gelächter aus. Zu denen, die langweilige, handelsübliche Komplimente machten, gehörte der attraktive neue Kollege jedenfalls nicht.

Sein Mund verzog sich zu einem feinen Lächeln, ohne dass sein Blick sich von ihr löste. Seine Augen hatten die Farbe der Bernsteine, die Elisabeth als Kind an der Ostsee gesammelt hatte. Damals hatte sie sich an den schillernden Steinen nicht sattsehen können, weil es ihr so vorgekommen war, als verlöre sich die Farbe in einer unbekannten Tiefe. Ebenso erging es ihr heute mit den Augen von Patrick Kammerer.

Der Januartag war trübe und lichtlos gewesen, doch auf einmal fiel mit ungeahnter Kraft die Sonne ins Fenster und verriet, dass der Frühling nicht mehr weit war. Elisabeth klopfte das Herz.

„Ich habe das Gefühl, meine Oma muss sich nicht nur den Vornamen künftig mit einer anderen teilen“, murmelte Patrick Kammerer mit seiner dunklen, sinnlichen Stimme. „Sondern auch den Titel der wundervollsten Frau auf der Welt.“

Elisabeth wollte das mit einem freundlichen, spöttischen Kommentar quittieren, doch die Worte blieben ihr in der Kehle stecken.

„Gehen Sie heute Abend mit mir essen, Elisabeth?“ Der Blick der Bernsteinaugen wurde regelrecht bittend. „Gehen Sie am Sonntag mit mir ins Kino? Kommen Sie am Ersten Mai mit zu Omas Geburtstagsfeier? Sie wird fünfundsiebzig. Und ich weiß, dass es für sie kein schöneres Geschenk geben wird, als Sie kennenzulernen.“

„Warum denn das?“, fragte Elisabeth verblüfft.

„Weil sie sich nichts mehr wünscht als eine Frau, die dem ruhelosen Herzen ihres einzigen Enkelsohnes endlich ein Zuhause gibt“, erwiderte Patrick Kammerer schlicht, ließ Elisabeths Hand los und trug die Kisten zu seinem neuen Schreibtisch, um sich einzurichten.

***

Elisabeth war sicher, dass sie Nein sagen würde. Zum abendlichen Essen wie zum Kino und erst recht zur Geburtstagsfeier der unbekannten Oma, mit der sie den Vornamen teilte. Sie sagte Ja. Zu allen drei Einladungen.

Das Essen mit Patrick war wundervoll. Er hatte denselben Geschmack wie sie, suchte einen gemütlichen Italiener aus und erwies sich als sprühender Unterhalter. Außerdem konnte er zuhören und bewies ehrliches Interesse an dem, was sie erzählte, eine Eigenschaft, die sie bei Männern bisher vergeblich gesucht hatte. Sie schienen unzählige gemeinsame Interessen zu haben – von Büchern über italienische Küche bis hin zu altmodischem Jazz und sonntäglichem Bummeln über Trödelmärkte.

Der Kinobesuch war so schön, dass sie Popcorn nachkauften und gleich noch zu einem zweiten Film blieben. Niemals hätte Elisabeth es für möglich gehalten, dass es Männer gab, die anspruchsvolle französische Kunstfilme liebten und anschließend in romantischen Liebesschnulzen wie Schlosshunde weinten.

Am wundervollsten aber war Oma Lisbeth, die nicht nur Strümpfe strickte und den besten Streuselkuchen der Welt backen konnte, sondern beim Kartenspielen schummelte und sich darüber kaputtlachte, im engen Flur ihrer kleinen Wohnung alleine Tango tanzte und die vor allem ihre Kinder und Enkel über alles liebte.

Kinder hatte sie fünf, Enkel elf, und bis auf Patrick gehörten alle dem weiblichen Geschlecht an. Kein Wunder, dass er von der gesamten Familie vergöttert und von vorn bis hinten verhätschelt wurde.

Patrick aber schien auf wundersame Weise bescheiden und bodenständig geblieben zu sein. Vielleicht hatte es ihm gutgetan, mit so vielen Frauen aufzuwachsen, vor allem aber mit Oma Lisbeth.

„Sie hat ein furchtbar hartes Leben meistern müssen“, erzählte er Elisabeth. „Als kleines Mädchen aus der Danziger Heimat vertrieben, mit achtzehn das erste Kind und mit fünfundzwanzig Witwe mit fünf Kindern.“

„Oje“, entfuhr es Elisabeth. „Das ist wirklich ein schweres Schicksal.“

„Ja, du sagst es. Sie hat sich durchschlagen müssen und ist dabei immer fröhlich geblieben und hat sich ihren Humor und ihren Lebensmut bewahrt. Ihre fünf Töchter hatten eine liebevolle Kindheit bei ihr und wir elf Enkel die beste Oma aller Zeiten. Durch sie habe ich gelernt, dass Frauen über eine innere Stärke verfügen, die kaum ein Mann aufbringen kann.“

Man merkte es ihm an. Er begegnete Frauen mit einer Achtung und einem Respekt, die Elisabeth in ihrem Berufsleben oft vermisste, und hatte keine Schwierigkeiten, ihre größere Erfahrung anzuerkennen. Da er einen Rat gern annahm, lernte er schnell und war im Verlag innerhalb kürzester Zeit unentbehrlich – und in Elisabeths Leben nicht minder.

Ein Jahr nach ihrer ersten Begegnung zog sie mit Patrick in eine gemeinsame Wohnung. Weitere neun Monate später kam Carina zur Welt. Einen Trauschein brauchten sie nicht.

Besonders Elisabeth, die aus einem...

Erscheint lt. Verlag 21.7.2020
Reihe/Serie Dr. Holl
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Arzt • arzt-krimi • Arztromane • Bergdoktor • Bestseller • Bianca • Cora • Deutsch • Doktor • Dr. • dr daniel • dr laurin • dr norden • Dr Stefan Frank • eBook • E-Book • eBooks • E-Books • Familiensaga • Fortsetzungsroman • Frauen • für • für Frauen • Großdruck • große-schrift • Happy End • Hedwig Courths Mahler • Heft-Roman • Historical • Julia • kaipurgay • Kelter • Kindle • Klinik • Klinik-roman • Krankenhaus • Krankenschwester • Kurfürstenklinik • Landarzt • Liebe • Liebesroman • Liebesromane • martin-Kelter • Medizin • Mira • Modern • Patient • patricia-vandenberg • Romance • romantisch • Schicksalsroman • Serie • spannend • Tiffany • Verlag
ISBN-10 3-7325-9911-6 / 3732599116
ISBN-13 978-3-7325-9911-0 / 9783732599110
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