G. F. Unger Sonder-Edition 194 (eBook)

Die Ehre der Quaids

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
80 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9933-2 (ISBN)

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G. F. Unger Sonder-Edition 194 - G. F. Unger
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Der Brief unseres Vaters erreichte uns, als wir vier Quaid-Brüder nach einem langen erfolgreichen Herdentrail genüsslich in der Badewanne saßen und uns auf die Schönen von Abilene freuten. Aus mit dem Vergnügen! Unser Vater wollte neuartige Fleischrinder züchten, und wir sollten den Hereford-Bullen ersteigern, der gerade in Abilene angekommen war.
Natürlich gehorchten wir. Aber sauer waren wir schon, weil der Auftrag uns um unseren wohlverdienten Spaß brachte. Dabei ahnten wir nicht, vor welchen Problemen wir standen, wollten wir den Bullen wohlbehalten nach Texas bringen. Denn auf ihn waren noch andere Leute scharf. Solche, denen zur Erreichung ihrer Ziele Jedes Mittel recht war und die auch vor hinterhältigen Mordanschlägen nicht zurückschreckten ...

Die Ehre
der Quaids

Heiliger Rauch, wie schön war es doch in solch einer Badewanne, mit einem Stück Fliederseife, einer Wurzelbürste und einer Flasche besten Bourbon in greifbarer Nähe. Besonders den Bourbon hatten wir uns redlich verdient, denn hier in Abilene hatten wir unsere Longhornherde ans Ziel gebracht, verladen und unsere Treiber ausgezahlt. Nun hatten wir ein Recht auf alle Sünden und sonstige, wenn auch harmlosere, Freuden. Dazu gehörten das heiße Wasser und der duftende Schaum der Fliederseife.

Fünfzehnhundert Meilen lagen hinter uns. Wir überstanden alle Stampeden, ertranken nicht in den Flüssen – zum Beispiel im Red River –, ließen uns die Herde auch nicht von sogenannten »Stampeders« auseinanderjagen und entgingen einem Präriefeuer, weil der Wind im allerletzten Moment gedreht hatte.

Wir verloren kaum mehr als zwei Dutzend Tiere und keinen unserer Treiber.

Und indianische Pferdediebe hatten unsere Remuda nicht dezimieren können.

Alles war also prächtig, gut und bestens.

Und bald würden wir nach Fliederseife und nicht mehr nach Pferdeschweiß, Rindern, Campfeuern, Leder und all den anderen Dingen stinken, die einem bei einem langen Treibweg eine ganz besondere Duftnote gaben.

Mein Bruder Clay sagte immer, dass uns nun eine Aura umgab, also ein Dunstkreis.

Nun, Clay war also einer meiner Brüder. Und außer ihm hatte ich noch zwei weitere von der gleichen Sorte, nämlich Brod und Ambrose.

Mein Name ist Tim – das kommt von Timothy, aber sie riefen mich nur Tim, und das war mir recht.

Wir lagen nebeneinander in vier Holzwannen in Lola Polomskys Etablissement. Es war das nobelste Freudenhaus von Abilene, und so war auch die Badestube nobel ausgestattet.

Bevor man in diesem Sündenhaus die Herdentreiber an die Mädchen heranließ, mussten sie erst durch diese totale Reinigungsanlage. Und dann war es Pflicht, neue Kleidung zu kaufen. Angekleidet wurde man von den Schönen zum Kennenlernen in den Saloon gebeten. Und oben auf ihren Zimmern, da kleideten sie einen wieder aus. Das zelebrierten sie gewissermaßen.

Wir hatten das alles schon daheim in Texas gehört von grinsenden Burschen, die das im vergangenen Jahr erlebten und mit verklärten Blicken davon erzählten.

Und so waren wir hier gelandet. Es würde etwas kosten. Doch wir waren die Söhne des großen Cattlekings Jack Quaid, den man daheim Oldman Jack Quaid nannte – oder sogar Duke Quaid. Und Duke, nun, das bedeutete so viel wie Herzog.

Er war also ein von allen – sogar von seinen Feinden – respektierter großer Bursche.

Und uns hatte er mit der Herde nach Kansas geschickt, damit wir uns bewähren sollten.

Nun, das hatten wir getan. Er konnte mit uns zufrieden sein.

Der Hausneger, den sein einstiger Besitzer George Washington getauft hatte, brachte uns in einer Kiste Zigarren zur Auswahl.

Wir wählten mit Bedacht, so als verstünden wir etwas davon. Doch eigentlich hatten wir von Luxus- oder Nobelzigarren keine Ahnung. Daheim drehten wir uns immer nur Zigaretten von Durnham-Tabak.

»Heiliger Rauch«, sprach Ambrose so richtig glücklich und dankbar, »was geht es uns doch gut.«

Und dann sagte er zu dem Schwarzen: »Mr. George, gießen Sie mir bitte noch mehr heißes Wasser in die Wanne. Ich will den letzten Dreck aus meinen Poren schwitzen.«

Der riesige Schwarze grinste blinkend und holte zwei Eimer heißes Wasser aus dem großen Kessel in der Ecke, unter dem noch das Feuer brannte.

Nachdem er Ambroses Wunsch erfüllt hatte, sagte Ambrose wieder höflich: »Danke, Mr. George, recht vielen Dank.«

»Sie sollten mich nicht verarschen, Mr. Texas«, murrte der Schwarze. »Ich weiß genau, dass wir Schwarzen für euch Südstaatler nur Bimbos sind. Hören Sie also auf damit, Mr. Texas.«

Nun, vielleicht hätte es Ärger gegeben in der Badestube, aber da kam ein Junge herein, der in der Hand einen Brief schwenkte.

Dieser Junge fragte laut: »Finde ich hier Mr. Ambrose Quaid?«

»Der bin ich, Junge«, knurrte Ambrose, so als hätte er plötzlich eine ungute Ahnung. »Was willst du?«

»Ich soll Ihnen diesen Brief geben. Es ist ein Expressbrief, und er kam vor wenigen Minuten erst ins Postoffice. Ein Brief aus Texas ist das.«

Ambrose war der älteste von uns Brüdern und sozusagen unser Vormann. Deshalb war der Brief an ihn gerichtet.

»Gib ihn her, Junge«, verlangte Ambrose.

»Ich bin sehr schnell gerannt«, erwiderte der Junge. »Und ich musste die halbe Stadt nach Ihnen absuchen. Ich war unter anderem bestimmt in einem halben Dutzend Bordellen. Es war eine Menge Arbeit, Sie zu finden.«

»Gut, Junge.« Ambrose grinste. »Einigen wir uns auf einen Dollar. Lass ihn dir von der Chefin dieses Tempels geben. Sie soll ihn uns auf die Rechnung setzen.«

»Sir, Sie sind ein richtig nobler Texaner«, erwiderte der Junge und brachte ihm endlich den Brief an die Wanne. Dann zog er sich bis zur Tür zurück und wartete dort neugierig.

Aber wir achteten nicht darauf, denn wir sahen auf Ambrose, der den Brief aufriss und ihn mit nassen Fingern entfaltete.

Wir waren auf alles gefasst, auch auf schlechte Nachrichten. Immerhin waren wir mit der Herde fast vier Monate unterwegs gewesen. Und da konnte daheim eine Menge geschehen sein, zum Beispiel mit unserem Vater. Aber eigentlich konnten wir uns das – was seine Gesundheit betraf – nicht denken.

Ambrose las den Brief mit großen Augen. Ja, er staunte, und das tat er nur selten so offensichtlich.

»Verdammt, Ambrose, lies endlich vor! Was ist?« Brod fauchte es.

Aber Ambrose sagte nichts, sondern reichte ihm den Brief einfach hinüber. Und so las ihn Broderick ebenfalls wortlos. Dann ging der Brief an Clay und dann endlich an mich.

Ich war der jüngste Quaid, und so war also die Reihenfolge gewahrt.

Endlich konnte ich lesen, was uns der Vater schrieb:

Hallo, Jungs, holt euch in Abilene nicht die Lustseuche. Einige der Mädchen sind dort total versaut. Jerry Benson und Chuck Barney von der Bar-S-Ranch brachten diese verdammte Lustseuche heim nach Texas. Passt also auf dort in Abilene.

Doch dies ist nicht der einzige Grund meines Briefes an meine vier Söhne. Ihr müsst einen Hereford-Bullen mit nach Texas bringen. Ich will den besten Bullen für eine neue Rinderzucht, den allerbesten. Und der Preis spielt keine Rolle. Also schafft mir solch einen Bullen auf unsere Weide, damit unsere Longhorns kürzere Hörner bekommen und mehr Fleisch auf den Rippen haben.

Euer Vater

Ich las den Brief zweimal. Dann hatte ich es begriffen. Unser Alter wollte wieder einmal schneller handeln als alle anderen texanischen Cattlekings.

Er wollte aus mageren und langhörnigen Rindern, die man auch spöttisch gehörnte Karnickel nannte, richtige Fleischrinder züchten, die man wegen ihrer kurzen Hörner auch besser zu den Fleischfabriken im Osten verladen konnte.

Das alles leuchtete mir sofort ein.

Und Ambrose sagte: »Unser Alter will wieder einmal der Allererste sein. Und von irgendwoher hat er in Texas erfahren, dass man hier in Abilene Hereford-Bullen kaufen kann.«

Als er dies gesagt hatte, sprach der Junge von der Tür her: »Nicht kaufen, Sir. Man muss solch einen Bullen ersteigern. Und die Versteigerung findet in einer halben Stunde statt. Drei solcher Bullen kamen gestern mit der Bahn aus dem Osten nach Abilene. Und man sagt, dass sie aus England stammen und eine besondere Züchtung sind. Ich kann Sie hinführen, Gentlemen. Denn ich mache mich gerne nützlich für ein entsprechendes Honorar.«

Er sagte tatsächlich Honorar, so als wäre er ein Doc oder Anwalt.

Was für ein Junge!

Wir verharrten noch einige Atemzüge lang in unseren Badewannen.

Dann begriffen wir, dass wir unsere Sünden mit den Schönen hier ein wenig verschieben mussten. Unser Alter erwartete etwas von uns. Und wir konnten ihn nicht enttäuschen.

Und so waren wir bald auf dem Weg, folgten dem Jungen.

Er führte uns ans Ende der Corrals beim Verladebahnhof. Und dann sahen wir zum ersten Male richtige Hereford-Bullen.

Es waren rotweiß gefleckte Burschen, schwer und kurzbeinig. Und ihre Hörner waren nicht mal halb so lang wie die unserer texanischen Longhorns. Die drei Bullen standen in drei getrennten Corrals und schnaubten immerzu böse, scharrten mit den Hufen wie Toros.

Sie mochten sich nicht.

Heiliger Rauch, was waren die massig, schwer und stark! Wenn die unsere Longhornkühe beglückten, dann würden diese vielleicht unter ihnen mit den Hinterbeinen einknicken.

Es waren schon einige Bieter versammelt, aber auch Neugierige.

Wir gesellten uns zu der Versammlung.

Ein hagerer Mann trat zu uns und fragte: »Wollen Sie auch bieten?«

Wir betrachten den Burschen. Er war schwarz gekleidet wie ein Leichenbestatter und trug eine Melone. Aber seine schrägen Augen waren die eines Wolfes.

»Das werden Sie ja sehen«, erwiderte Ambrose auf seine Frage.

»Nun gut«, erwiderte der Mann. »Ich wollte Sie nur...

Erscheint lt. Verlag 21.7.2020
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Westernromane • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7325-9933-7 / 3732599337
ISBN-13 978-3-7325-9933-2 / 9783732599332
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