G. F. Unger Western-Bestseller 2472 (eBook)

Drei Tiger in der Falle

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-0112-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Western-Bestseller 2472 - G. F. Unger
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Ein höllischer Rindertrail lag hinter uns. Doch das alles war nur ein Zuckerschlecken gegen das, was uns in Longhorn City erwartete ...

Drei Tiger
in der Falle

Jos Kehoe saß am Tisch und zählte sein Geld. Er tat das schon zum vierten Mal, und auch jetzt sagte er wieder: »Vierhundert Dollar. He, die sind daheim in Texas so groß wie vierhundert Wagenräder! Dafür müsste ich daheim in Texas zwei lange Jahre arbeiten. Vierhundert Dollar! Aber, wenn ich es mir so richtig in Erinnerung rufe, dann sind sie mir gewiss nicht geschenkt worden – oder?«

»Nein, ganz gewiss nicht«, sagte Hogan Carmike.

Ich nickte nur stumm, denn ich gehörte zu der Sorte, die nie allzu viel sagt.

Auch Hogan Carmike und ich hatten unser Geld schon gezählt, wenn auch nur einmal. Jeder von uns besaß jetzt vierhundert Dollar.

Und zurzeit befanden wir uns in einem Dreibettzimmer des Longhorn Hotels in Longhorn City.

Die Stadt war schlecht, denn es war eine Treibherdenstadt. In Longhorn City konnte man alle Sünden kaufen. Die Stadt war geldgierig, ohne jede Moral, treulos, kaltherzig, verlogen. Sie glich gewissermaßen einer großen Falle, in der jedem Hammel das Fell geschoren wurde.

Oha, wir wussten damals noch nicht, wie sehr wir in der Falle saßen. Denn die Dinge kamen ja gerade erst richtig in Gang und das Schicksal spielte mit uns ein ganz besonderes Spiel …

Weil die Badeanstalt im Hof des Barbiers überfüllt war, hatten wir uns eine Badewanne aufs Zimmer bringen lassen. Der Hausneger, der für uns das heiße Badewasser schleppte, war auch ein guter Barbier. Jetzt kam er, räumte die Badewanne aus dem Zimmer und ließ uns allein.

Ich stand noch nackt da, denn ich hatte zuletzt gebadet. Ich trocknete mich ab und besah mir im Spiegel die Narbe einer Pfeilwunde. Sie war noch nicht sehr alt. Indianische Pferdediebe hatten mir das Ding verpasst, als wir mit der Herde am Cimarron lagerten in einer schwarzen Nacht.

Die Tür ging auf. Unser Boss trat langsam ein. Er hielt einen Packen Briefe in der Hand und grinste zufrieden.

»Hallo, Jungs«, sagte er. »Ihr seid aber schlau. Im Hof des Barbiers prügeln sich zwei Mannschaften um die Badefässer. Ihr habt es hier besser. Wollt ihr nicht noch mal ein Treiben mit mir machen? Ohne euch hätte ich das alles nicht so leicht geschafft. Ihr wart meine besten Reiter. Und jeder von euch könnte bald selbst eine Treibherde führen.«

Seine Worte waren wirklich ein großes Lob, denn er war ein harter Mann.

Jos Kehoe grinste.

»Nein, danke, Boss«, sagte er. »Ich kehre heim zu meiner Mary. Mein Betriebskapital ist groß genug. Wenn ich mit vierhundert Dollar heimkomme, borgt mir die Bank den gleichen Betrag. Und dann geht’s los! In zehn Jahren habe ich zumindest drei Söhne, eine Tochter und dazu noch eine schuldenfreie Ranch. Ich treibe nur noch eigene Rinder!«

Er verstummte zufrieden, denn er dachte jetzt an seine Mary und wünschte sich bestimmt, dass er sich auf der Stelle in einen Vogel verwandeln könnte. Denn dann würde er die fünfzehnhundert Meilen schneller hinter sich bringen können, die ihn von seiner Mary trennten.

Unser Boss nickte. Er war kein Mann, der betteln konnte oder andere Männer mit Überredungskünsten umzustimmen versuchte.

Er erinnerte sich plötzlich an etwas anderes.

Und so sagte er: »Aaah, da fällt mir ein, dass Post für euch gekommen ist – für dich, Jos, und auch für dich, Hogan. Hier. Die Briefe lagen schon einige Wochen im Post Office und warteten auf eure Ankunft. Du hast keine Post, Ben Maddebow.«

Seine letzten Worte galten mir, denn Ben Maddebow, das ist mein Name.

Ich zog mir soeben die neue Unterhose an und grinste schief.

»Nein, ich habe gewiss keine Post«, sagte ich. »Auf dieser Erde gibt es keinen Menschen, der mir einen Brief schreiben würde.«

Er sah mich an. »Keine Angehörigen, Ben?«

»Nein«, sagte ich kühl.

Da zog er sich mit seiner Neugierde zurück. Er wandte sich um und ging. An der Tür sagte er noch über die Schulter: »Viel Glück, Jungs! Und passt auf! Diese Stadt ist mies.«

Wir waren wieder allein. Jos und Hogan öffneten ihre Briefe.

Ich kleidete mich indes fertig an und beobachtete sie. In mir war ein wenig das Gefühl von Neid. Denn ich hatte niemanden, der mir einen Brief schreiben würde. Doch dann sah ich, dass beide Briefe keine guten Nachrichten enthalten konnten.

Ja, es war deutlich zu sehen.

Jos Kehoe schluckte mehrmals mühsam, und unter seiner braunen Gesichtsfarbe wurde er fahl. Dann las er den Brief noch einmal, als hätte er die Hoffnung, dass er ihn beim ersten Lesen nicht richtig verstanden haben könnte.

Bei Hogan Carmike war es ähnlich. Er starrte lange auf den Brief. Dann begann er, ihn langsam und bedächtig in kleine Stücke zu reißen. Er tat es wie ein Mann, der zugleich etwas Endgültiges tut.

Ich fragte nichts, gar nichts.

Jos Kehoe machte aus seinem Brief einen kleinen Papierball, den er schließlich in die Tasche steckte.

Sein Blick begegnete dem meinen. Er sagte: »Mary wartet nicht mehr auf mich. Sie schrieb mir, dass ich mich wegen ihr mit meiner Heimkehr nicht zu beeilen brauchte. Denn sie wäre mit einem Mann nach New Orleans gereist. Sie wünscht mir Glück und bittet mich, ihr nicht böse zu sein. Denn in New Orleans ließe es sich bestimmt besser leben als auf einer kleinen Ranch in den Antilopenhügeln. Dabei hätte ich alles für Mary getan alles. Na schön!«

Er sprach die beiden letzten Worte trotzig.

Und ich wusste, dass er jetzt gefährlich war wie ein angeschossener Tiger. Jawohl, so war es! Er fühlte sich schlimm verwundet. Beim geringsten Anlass würde er explodieren. Ich kannte ihn gut genug, um dies zu wissen.

Hogan Carmike hob den Zeigefinger. Er saß auf dem Bettrand.

»Diese Weiber«, sagte er, »taugen wahrscheinlich alle nicht viel. Nimm’s nicht so schwer mit deiner Mary, Jos. Was mich betrifft, so ist das gewiss schlimmer. Meine Mom konnte die Ranch nicht länger halten. Es war ja nur eine kleine Ranch. Wir hatten Steuerrückstände. Ich war im Krieg wie ihr. Mein Vater starb an einer Blutvergiftung. Mom wartete auf meine Heimkehr. Und die Steuereintreiber der Yankees setzten ihr zu. Die Bank lieh keinem von uns Geld. Meine Mom ist gestorben. Und die Ranch kam zur Versteigerung. Meine vierhundert Dollar hätten für die Steuerschulden gelangt. Aber jetzt werden sie nicht mehr gebraucht. Meine Mom ist längst schon unter der Erde. Und die Ranch gehört einem Yankee-Syndikat, das schon Dutzende solcher kleinen Ranches zusammengekauft hat bei Versteigerungen. Wahrscheinlich arbeiten diese Geier mit den Steuereintreibern zusammen. Versteht ihr?«

Oha, wir verstanden gut.

Denn wir wussten genau, was im Süden los war.

Die Union war als Besatzungsmacht gekommen. Texas gehörte zu den Besiegten. Und die Blaubäuche plünderten es aus.

Ich konnte mich jetzt eigentlich glücklich fühlen. Denn ich hatte nichts zurückgelassen in Texas. Gar nichts. Jos und Hogan waren schlechter dran. Die hatten nun das verloren, was ihnen am meisten bedeutet hatte.

Auch Hogan war tief in seinem Kern verwundet.

Ich wusste, er hasste die Yankees jetzt noch mehr. Sie hatten ihn schon als Kriegsgefangenen schlimm behandelt. Er war in einem berüchtigten Lager gewesen, in dem die Gefangenen wie die Fliegen starben.

Ich war angekleidet und setzte mich auf die Fensterbank, sah meine Sattelgefährten an. Ja, wir waren Freunde geworden unterwegs auf dem Trail. Aber wir hätten uns hier getrennt. Jos und Hogan wären heim nach Texas gegangen. Ich aber wollte weiter nach Norden. Denn im Norden war ich noch nie gewesen. Ich hatte noch keinen Sioux gesehen. Und in Montana wurde eine Menge Gold gefunden.

Doch plötzlich war das anders geworden.

Ich ahnte, dass ich die beiden verwundeten Tiger jetzt nicht allein lassen konnte. Oh, ich wusste, dass sie gleich losgehen würden, weil sie ihren Kummer vergessen wollten.

Und da brauchten sie gewiss einen Freund, der einen klaren Kopf behielt.

Ich war kaum zu dieser Erkenntnis gekommen, als Joe Kehoe auch schon sagte: »Nun brauche ich die vierhundert Dollar nicht mehr. He, wie viel Pumaspucke und Weiber kann man sich für vierhundert Dollar kaufen? Das will ich mal ausprobieren! Ja, Weiber kaufen! Das ist wohl die richtige Art, wenn man eine Frau haben will. Was man sich kauft, kann man auch wieder wegwerfen. Oder? Also, worauf warten wir noch? Willst du nicht auch ein wenig Wirbel haben, Hogan?«

»Ich will«, sagte der. »Und sollte ich einen Yankee treffen, dann werde ich ihm auf die Zehen treten. He, ich freue mich schon darauf.«

Wir gingen bald schon. Und mir war gar nicht wohl. Denn ich ging mit zwei Burschen, die enttäuscht wurden von dieser Welt. Jetzt wollten sie dieser Welt zeigen, was sie von ihr hielten.

In dieser wilden Stadt konnte das eigentlich gar nicht gut gehen. Denn solch eine wilde Stadt wurde gewiss von einer Interessengruppe beherrscht. Das ist immer so dort, wo der Dollar rollt. Auf der ganzen Welt ist das so.

Wenn wir hier die wilden Tiger spielten, dann wurde diese Stadt zu einer Falle für uns. Jawohl, so konnte es kommen.

Wir gingen also aus dem Hotel und gehörten...

Erscheint lt. Verlag 14.7.2020
Reihe/Serie Western-Bestseller
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-0112-5 / 3751701125
ISBN-13 978-3-7517-0112-9 / 9783751701129
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