Die Highland Schwestern (eBook)

Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
416 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1888-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Highland Schwestern -  Dagmar Trodler
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Zwei Schwestern kämpfen um ihr Glück - und um die Liebe.

Schottland im 11. Jahrhundert. Bedingt durch schicksalhafte Umstände verschlägt es die ungleichen Schwestern Margaret und Christina an den Hof des schottischen Königs Malcolm. Die schöne Margaret zieht sogleich das Interesse des Königs auf sich, während sich die jüngere Christina allein gelassen fühlt und immer mehr in sich zurückzieht. Als die Margaret einem Fluch zum Opfer fällt, der auf einem geheimnisvollen Stundenbuch liegt, erwachen Christinas Lebensgeister. Um der Schwester zu helfen, nimmt sie das Buch an sich und flieht von der Burg. Gemeinsam mit dem jungen Mönch Niall begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise bis zum Ursprung des Fluches. Doch um das Leben Margarets retten zu können, muss Christina eine schwere Entscheidung treffen und ein großes Opfer bringen ...

Farbenprächtig, fesselnd, dramatisch - eine abenteuerliche Reise zweier ungleicher Schwestern.

Dieser Roman ist vormals unter dem Titel 'Die Stunde der Seherin' erschienen.



Dagmar Trodler, 1965 in Düren/Rheinland geboren. Sie arbeitete zunächst als Krankenschwester und studierte Geschichte und Skandinavistik. Sie lebt heute meistens auf Island. Gleich ihr erster Roman »Die Waldgrä?n« wurde ein Bestseller. www.dagmar.trodler.de

Erstes Kapitel


Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht immer:
man kann nichts dazutun noch abtun;
und solches tut Gott,
dass man sich vor ihm fürchten soll.

(Prediger Salomo 3,14)

Der Ton in ihrem Ohr veränderte sich. Als der Sturm sie über Bord gezogen und ins Wasser geworfen hatte, war der Ton quälend schrill gewesen. Peinigend hatte er ihren ganzen Kopf ausgefüllt, hatte sie wie eine Fadenpuppe an der aufgewühlten Wasseroberfläche entlanggezogen. Sie konnte sich daran erinnern, wie ihr Salzwasser ins Gesicht spritzte, aber nicht daran, untergetaucht zu sein oder Wasser geschluckt zu haben.

Der Ton wurde weich.

So weich wie die Kuhle, in die Christina sich dankbar hatte sinken lassen, nachdem sie durch hartes Schilfrohr gekrochen war und sich die Hände an scharfen Blattkanten aufgeschnitten hatte. Das Schilf wogte immer noch drohend vor ihrer Nase, doch es konnte ihr nichts mehr anhaben.

Der Ton nahm Gestalt an.

Er verließ die ausgetretene Spur, auf der er sich sonst bewegte und sie peinigte, und schmiegte sich stattdessen in ihr Ohr, wo er feine Schnörkel formte, Wohlklänge, wunderbare Klänge … Christina legte beide Hände auf die Ohren, um die Töne darin zu behalten, damit sie ihren Kopf ausfüllten und sie aus der Kälte davontrugen.

»Allmächtiger Gott, lieber Herr, willst du mich auf die Probe stellen, dass du mir so etwas Schönes in den Weg legst? Ganz bestimmt willst du mich strafen …«

Christina runzelte die Stirn. Ihr war entsetzlich kalt, aber die Melodie in ihrem Kopf half gegen die Kälte. Sie half ihr immer, sich über Schmerz und Kälte zu erheben, sie half ihr, den Körper eine Stufe höher zu heben, dorthin, wo die Kälte zwar nach ihr griff, sie aber nicht erreichen konnte – wenn niemand störte. Hier aber störte jemand den Ton und ihre innige Zweisamkeit mit ihm, hier verhinderte jemand, dass sie sich entfernen konnte …

»Herr, hab Erbarmen, prüfe mich nicht so …«

Sanft streifte ein Atemzug ihr Gesicht. Dann kam eine Hand, die mit großer Zartheit über ihre Wange strich und wie ein bloßer Gedanke ihre Lippen berührte. Christina schlug die Augen auf. Der Ton verschwand, es wurde still in ihrem Ohr. Nur das Schilf wogte im immer noch böigen Wind an diesem düsteren Tag im Jahre des Herrn 1069. Der Sturm hatte sich beruhigt, und das große Meer hatte endlich seine Wellen eingeholt. Über ihnen schrien Möwen. Es roch nach fauligen Algen – aber nicht nach Salz. Und der Finger war von ihren Lippen verschwunden.

»Vergebt …«

Seine Stimme erstarb. Er war jung und schlecht rasiert, das Haar hing ihm in unordentlichen Strähnen über die schmalen Schultern. Seine Augen schimmerten in sanftem Braun … schimmerten ein wenig zu sehr, wie Christina fand. Und er hockte auch ein wenig zu dicht bei ihr. Zumindest ließ seine einfache Kleidung darauf schließen, dass sein Abstand sehr ungehörig war. Vor allem aber wandte er den Blick nicht von ihr. Auch das gehörte sich nicht, doch ihr wurde plötzlich ganz heiß. Einen langen Moment versank sie in diesem Blick.

Die Kälte hatte es nicht gewagt, an ihr hochzukriechen. Christinas Kleider klebten ihr immer noch nass am Körper, und auch an ihrer Lage im schlammigen Schilf hatte sich nichts geändert. Außer dass der Mann sie anschaute und mit seinen Blicken umfing und wärmte. Sie schloss die Augen. Es war gut so.

»Ich bringe Euch, gleich bringe ich Euch … vergebt mir – Herr, womit prüfst du mich hier … ich will Euch sagen … der Herr vergebe mir, Er sendet mir Prüfungen …« Sein Stammeln wurde immer wirrer, und dann fasste er sie an. Christina riss die Augen wieder auf. Alle Töne in ihrem Kopf waren nun verstummt, als wollten sie lautem Geschrei Platz machen, weil er Hand an sie legte. Doch er drapierte nur seinen Mantel um ihre schmalen Schultern. Das tat er ziemlich ungeschickt. Dann entschied er sich zu einem weiteren Schritt und grub ihren Oberkörper aus dem Schlammloch. Sie versuchte instinktiv, sich zu wehren, obwohl das närrisch war, denn er tat ihr ja nichts.

»Vergebt mir.« Der Mann fuhr zurück. Bis zu den Knien hockte er im Schlamm vor ihr. Mit einem zerfetzten Ärmel wischte er sich den Schweiß von der Stirn – und das brachte Christina zum Lachen. Wieso schwitzte der Mann? Es war eiskalt, und es hatte angefangen zu regnen.

»In Eurer Welt ist es sicher so warm, dass es auch für mich noch reicht«, neckte sie den Fremden, der ihr die schützende Melodie genommen und ihr dafür seine Wärme gebracht hatte. Und weil er über diese Worte zu strahlen begann, streckte sie die Arme aus und ließ sich von ihm aus dem Schlamm ziehen. Als er versuchte, sie hochzuheben, landete sie halb auf seinem Rücken.

»He!«, protestierte sie, worauf er sie umgehend freigab und in den Schlamm zurückgleiten ließ.

»Vergebt … vergebt, vergebt …« Er versuchte es erneut, diesmal anders, einen Arm in ihrem Rücken, den anderen um ihre Beine, doch sie rutschte ihm aus den Händen und landete ein weiteres Mal im Schlamm. Sein entsetztes Gesicht nahm ihr den Ärger. Ihr hilfloser Retter rührte ihr Herz, und so streckte sie wie ein Kind die Hände nach ihm aus, und diesmal fand er den richtigen Griff. Sie war viel kleiner als die meisten Frauen und fügte sich perfekt in das schützende Nest seiner Arme.

»Vergebt meine Ungeschicklichkeit, ich habe so etwas lange nicht mehr gemacht«, murmelte er. Auf seiner Stirn erschienen Falten, weil er die Brauen zur Mitte hochzog, vielleicht weil er nicht wusste, was er als Nächstes tun sollte. Einem Impuls folgend, streckte Christina die Hand aus und strich über diese Falten. »Ihr denkt zu viel.« Sie lächelte. »Rettet mich doch einfach.« Die Falten vertieften sich. Sein Antlitz färbte sich tiefrot, dann hastete er ohne Erwiderung los. Statt zu fragen, wohin er eilte, umfasste sie ihn und legte den Kopf an die kräftige Schulter, während er wie ein Storch durch den fast knietiefen Uferschlamm stakste. Inzwischen keuchte er vor Anstrengung, umklammerte sie aber immer fester. Und seltsam … sie war froh, so fest gehalten zu werden. Es fühlte sich gut an, nachdem sie so viele Stunden alleine gewesen war. Waren es Stunden gewesen? Sie wusste es nicht. Und jetzt spielte es auch keine Rolle mehr. Verstohlen steckte sie die Nase an seinen Hals, wo unter feinen Falten seine Ader wild pochte.

»Ich sah das Schiff, die zerstörten Reste, ich sah Eure Leute – das sind doch Eure Leute?« Er schluckte hastig, bevor er weitersprach. Ihr Finger hatte ein Brandmal in seinem Gesicht hinterlassen, ob ihr das klar war? Jeder würde es sehen, würde auch sein schamloses Begehren sehen, welches er fühlte, seit er das Mädchen in diesem Schlammloch entdeckt hatte … er verbot sich weitere Gedanken. »Der Sturm … der Sturm letzte Nacht hat Bäume umgeknickt, und die Wellen brandeten bis weit in die Bucht hinein, sie fraßen tiefe Löcher ins Ufer und rissen Teile unserer Hütten hinweg.« Wieder hielt er an und holte tief Luft, weil ihn das Reden beim Laufen anstrengte. Er war kein Held, der Frauen mühelos über Felsschluchten trug, und sie sah aus, als wüsste sie das. »Ich … ich hörte auch, wie Euer Schiff zerbrach. Doch Gottes Zorn war so groß, dass ich nicht wagte nachzusehen …« Er hastete weiter. Plötzlich schämte er sich für dieses feige Versäumnis, weil sie ja wohl auf dem Schiff gewesen war.

»Ihr habt aber doch nachgesehen«, unterbrach das Mädchen ihn lächelnd. »Und Ihr habt mich gefunden.« Ihre Augen waren so nah und merkwürdig vertraut, obwohl sie sich doch gerade erst kennengelernt hatten. Ihr Angelsächsisch hatte einen hinreißend rollenden Akzent, doch er wagte nicht zu fragen, woher sie kam. Sie war ihm vor die Füße gefallen, vielleicht hatte der Himmel sie dort abgelegt …

Er blieb verzaubert stehen. »Ja. Das habe ich. Ich habe Euch gefunden.« Dann schloss er den Mund, aus Angst, etwas wirklich Falsches zu tun, und schaute sie nur noch an.

»Gut«, flüsterte sie. In seiner Brust machte sich ein Ziehen bemerkbar, und das nahm ihm die Luft. Vielleicht sah er besser woanders hin – was schwierig war, weil er sie doch so fest an sich gedrückt hielt und eigentlich nur in ihr Gesicht schauen konnte. »Gut«, wisperte sie und lächelte dabei ein wenig hilflos. Das Ziehen breitete sich in ihm aus.

»Wie ist Euer Name?«

»Nial«, stammelte er.

»Nial«, flüsterte sie. Sie sprach seinen Namen anders aus – wunderbar anders. Er schauderte, dachte daran, ihr seine anderen Namen zu nennen, den seines Vaters und den Namen des Ortes im Hochland von Moray, wo er herstammte, nur um zu hören, wie sie das aussprechen würde. Doch sie hatte genug Freude an seinem Namen. »Nial«, wiederholte sie entzückt. »Nial. Danke, Nial«, raunte sie an sein Ohr. Dann schlang sie ihm den freien Arm um den Hals, und weil er just in diesem Augenblick den Kopf drehte, verrutschte ihr offenbar für die Wange gedachter Kuss auf seinen Mund. Und für einen langen, zauberhaften Moment ließ sie die Lippen dort verharren …

»Verzeiht«, lächelte sie dann. »Nein. Verzeiht nicht, Nial …«

»Christina! Um Himmels willen – dem Himmel sei gedankt! Christina lebt!«, schrie da eine Frau auf. Nial umrundete die letzten Ginsterbüsche, dann hatten sie das Schiffswrack erreicht, das sich wie durch ein Wunder nicht in den Felsen ein paar Steinwürfe weiter gebohrt hatte, sondern auf dem Ufersand auseinandergebrochen war. Christina vergaß, was noch vor wenigen Augenblicken geschehen war,...

Erscheint lt. Verlag 21.7.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte geheime Liebe • Highlands • König • Mittelalter • Mönch • Rebecca Gablé • SchlossCastle • Schottland • Schwestern
ISBN-10 3-8412-1888-1 / 3841218881
ISBN-13 978-3-8412-1888-9 / 9783841218889
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