Friesenbrauer. Ostfrieslandkrimi -  Sina Jorritsma

Friesenbrauer. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2020 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-202-9 (ISBN)
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Der Tod des Braumeisters der Borkum Brauerei gibt Rätsel auf. Nach der feierlichen Bierverkostung am Vorabend hängt Okko Jopp mit dem Oberkörper im Biertank. Fiel der erfahrene Brauer betrunken in den Tank und erlag dort den Giftgasen? Oder wurde alles nur von seinem Mörder inszeniert? Den ostfriesischen Kommissaren Mona Sander und Enno Moll wird schnell klar, dass der Todesfall so manchem Gastronomen der Insel nicht ungelegen kommen dürfte. Denn die Billigpreise der neuen Borkum Brauerei mit eigenem Schankbetrieb machen der Konkurrenz das Leben schwer. Doch es gibt noch mehr Spuren: Okko Jopp galt als der größte Stinkstiefel Borkums und hatte offenbar sogar seinen eigenen Chef mit irgendetwas in der Hand … Und welche Rolle spielt Chantal Willer, die attraktive Sekretärin der Brauerei, die angeblich nur die Leiche fand?

Kapitel 1


 

»Moin, in der Borkum Brauerei wurde ein Toter gefunden. Das solltet ihr euch besser mal anschauen.«

Mit diesen Worten wandte sich Polizeimeisterin Grietje Smit telefonisch an Kommissarin Mona Sander, die sich in ihrem Büro soeben den ersten Tee des Tages eingegossen hatte.

»Gibt es Hinweise auf ein Gewaltverbrechen?«, fragte die rotblonde Kriminalistin.

»Ich bin keine Hellseherin«, erwiderte Grietje auf ihre gewohnte flapsige Art. »Am besten kommt ihr direkt vorbei und werft selbst einen Blick auf den Schlamassel.«

»Gut, wir sind in ein paar Minuten bei euch.«

Mona legte den Telefonhörer auf. Oberkommissar Enno Moll, der am Schreibtisch ihr gegenüber saß, schaute sie fragend an.

»Gibt es einen neuen Fall für uns?«

»Das kann ich dir noch nicht sagen, Enno. Kollegin Smit spielt heute die Geheimnisvolle. Oder vielleicht weiß sie es selbst nicht so genau«, sagte die Ermittlerin. Sie stand auf, nahm ihren Anorak vom Kleiderhaken und zog ihn über. Am vierten September war es meist noch recht warm auf der größten Ostfriesischen Insel, die sich weit vor der Küste in der Nordsee befand. Doch der Wind frischte immer öfter auf, Vorboten der Herbststürme nahten.

Monas beleibter Kollege erhob sich ebenfalls von seinem Bürostuhl und zog seine geliebte Lederjacke an. Die beiden Ermittler waren als Zivilfahnder in der kleinen Borkumer Polizeistation eigentlich für die Bekämpfung von Taschendiebstählen und anderen Bagatell­delikten zuständig, die in beliebten Touristikregionen immer wieder vorkamen. Doch dieses Duo hatte auch schon etliche Mordfälle erfolgreich abgeschlossen.

»Wo wurde die Leiche denn gefunden?«, erkundigte Enno sich. Mona sagte es ihm. Er verzog das Gesicht.

»Ein Toter in der Borkum Brauerei? Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Trauer einiger Gastronomen auf unserer Insel in Grenzen hält«, meinte der Oberkommissar. Mona wurde hellhörig, denn schließlich besaß ihr Freund Jan Lummer ebenfalls eine Kneipe.

»Wie meinst du das, Enno?«

Der Ostfriese hob die Schultern.

»Feldmann, der Brauerei-Besitzer, hat sich seit der Eröffnung vor zwei Monaten nicht nur Freunde gemacht. Er verfolgt eine aggressive Preispolitik und kann es sich leisten, seinen Gerstensaft sehr günstig anzubieten. Er verkauft ja nicht nur selbst gebrautes Flaschenbier, sondern betreibt auch selbst eine Schankwirtschaft. Einige Kneipiers sorgen sich schon um ihre Existenz, seit er seine Braustube eröffnet hat.«

»Noch wissen wir ja gar nicht, wer der Tote ist«, erinnerte Mona. Sie hatte natürlich ebenfalls mitbekommen, dass die Brauerei mitten in der Hauptsaison ihren Geschäftsbetrieb aufgenommen hatte. Bei der feierlichen Eröffnung waren neben zahlreichen Insulanern und Urlaubern auch einige prominente Gäste aus Sport und Kultur dabei gewesen. Die Kommissarin selbst hatte es noch nicht geschafft, der Borkum Brauerei in ihrer Freizeit einen Besuch abzustatten. Wenn sie mal ein Bier trinken ging, dann meist in der Nordsee Kajüte, die ihrem Freund gehörte.

Die Ermittler meldeten sich im Wachlokal ab und stiegen in den zivilen Opel Vectra, den sie als Dienstfahrzeug benutzten.

»Bist du schon mal in der Borkum Brauerei gewesen?«, fragte die Kommissarin. Sie hatte auf dem Beifahrersitz Platz genommen, während Enno den Wagen Richtung Jakob-van-Dyken-Weg lenkte. Der Oberkommissar nickte.

»Ja, Dimitrios und ich haben neulich nach dem Ringertraining dort ein Bier gezischt«, berichtete er.

»Und – wie ist dein Eindruck, Enno?«

»Es hat uns nicht besonders gefallen.«

»Warum nicht?«

»Das Bier ist gut«, gab der Ostfriese zu, »aber für meinen Geschmack war es dort zu gestylt, zu hell, zu modern … ich bin eben ein alter Knochen.«

»Ja, aber ein sehr netter!«, sagte Mona lachend und kniff ihm spielerisch in die Wange. Das Brauhaus befand sich auf einem Eckgrundstück, wo der Jakob-van-Dyken-Weg am Greune-Stee-Weg endete. Vom Gastronomiebereich aus konnte man durch große Panoramafenster auf das Naturschutzgebiet mit dem knorrigen Knüppelwald schauen. Unmittelbar dahinter lockten die Strände der Nordsee. Jetzt, um zehn Uhr vormittags, war die Schankstube des Brauhauses noch nicht geöffnet. Die eigentliche Brauerei hatte im hinteren Teil des Gebäudes Platz gefunden. Direkt daneben parkten einige Autos, darunter auch der Streifenwagen. Die Notausgangstür stand sperrangelweit offen. Die Inselkommissare stiegen aus und traten naher, nachdem Enno den Opel zum Stehen gebracht hatte. Aus dem Inneren der Brauerei war Stimmengewirr zu hören, unter anderem vernahmen die Ermittler Grietjes helles Organ: »Jetzt rede ich!«

»Tut sie das nicht immer?«, murmelte Enno halblaut. Mona grinste. Dann traten die beiden ein. Sie blickten auf ein Sudhaus, in dem es stark nach Maische roch. Rohre durchzogen den Raum, es gab verschiedene blitzblanke Kessel und Silos aus Metall sowie Apparaturen, deren Zweck die Kommissarin nicht auf den ersten Blick erkennen konnte. Hier wurde offensichtlich Bier gebraut. Doch nun ruhten die Produktionsanlagen, und Mona konzentrierte sich ganz auf die anwesenden Personen.

Zwei von ihnen kannte sie, nämlich ihre uniformierten Kollegen Grietje Smit und Hinderk Ekhoff. Außer ihnen standen zwei Frauen und zwei Männer um einen leblosen Körper herum, der auf dem Boden vor einem großen metallenen Biertank lag.

Der ältere Mann warf der jungen Polizeimeisterin einen gereizten Seitenblick zu und wandte sich an Enno.

»Moin, haben Sie hier das Sagen?«, fragte er. Dabei ignorierte er Mona so vollständig, als ob sie unsichtbar wäre. Dadurch machte er sich bei der Kommissarin sofort unbeliebt. Bevor der Oberkommissar etwas erwidern konnte, schaltete sich Grietje ein. Sie ließ sich eben nicht so leicht stoppen.

»Haben Sie etwas an den Ohren, Herr Feldmann? Ich bat gerade um Ruhe, dies hier ist ein Tatort. Es ist schon schlimm genug, dass die Auffindesituation des Toten verändert wurde.«

Mona wusste dank ihrer Zeitungslektüre, dass der Besitzer der Borkum Brauerei Gunter Feldmann hieß. Groß und breitschultrig stand er nun im grauen Geschäftsanzug vor den Polizisten. Und er schien es überhaupt nicht zu schätzen, dass die wuschelhaarige Beamtin ihm so über den Mund fuhr. Doch bevor die Situation noch weiter aus dem Ruder lief, wandte sich Enno mit einem freundlichen Lächeln in die Runde.

»Moin, ich bin Oberkommissar Moll von der Borkumer Polizei. Das ist meine Kollegin Sander. Frau Smit und Herr Ekhoff werden sich Ihnen ja schon vorgestellt haben. Ich möchte jetzt gern erfahren, was mit diesem Mann geschehen ist.«

Der stämmige Ostfriese deutete auf den Leichnam. Mona schätzte den Toten auf Ende fünfzig oder Anfang sechzig. Er trug Jeans, ein Hemd und eine graue Strickjacke. Sein Haar war schütter, seine Figur konnte man als vollschlank bezeichnen. Wäre die Kommissarin ihm auf der Straße begegnet, hätte sie sich nur schwer an ihn erinnern können. Der Tote war ein Durchschnittstyp, der keine einprägsamen Besonderheiten aufwies. Äußere Verletzungen konnte sie bei ihm nicht feststellen. Die Leiche lag auf dem Rücken.

»Das ist doch alles Zeitverschwendung, die Polizei hat hier nichts verloren«, sagte der jüngere Mann. »Du hättest besser einen Notarzt verständigt, aber dafür bist du zu dämlich.«

Seine Worte waren an eine etwa dreißigjährige attraktive Blonde gerichtet, die neben Feldmann stand. Mona hielt den jüngeren Mann für den Sohn des Seniorchefs, die Familienähnlichkeit war nicht zu übersehen. Die Frau zuckte zusammen, als ob ihr jemand einen Schlag versetzt hätte.

»Ich dulde nicht, dass du so mit Chantal sprichst!«, grollte Feldmann. Mona war inzwischen näher getreten und tastete nach der Halsschlagader des Toten.

»Ich habe schon die Vitalfunktionen gecheckt«, meinte Grietje, »der Mann lebt nicht mehr. Dr. Siemers ist schon im Anmarsch, um die Todesursache festzustellen. Übrigens habe ich ihn verständigt, das haben die Herrschaften nicht für nötig gehalten.«

»Ich werde mich über Ihre unverschämte Art beschweren«, drohte Feldmann der jungen Polizeimeisterin.

»Wir sollten uns auf das Wesentliche konzentrieren«, empfahl Mona. »Wer ist der Tote? Wann wurde er gefunden und von wem?«

Der Brauereichef schaute die Kommissarin an, als ob sie plötzlich wie ein Geist aus dem Nichts erschienen wäre. Es schien Feldmann nicht zu gefallen, dass er Fragen beantworten musste und nicht selbst das Zepter in der Hand halten konnte. Seine Stimme klang gereizt, als ob er dem Toten dessen Ableben verübeln würde.

»Okko Jopp war mein Braumeister. Wissen Sie überhaupt, vor was für unlösbare Probleme diese Situation mich stellt? Wir produzieren fortlaufend, woher soll ich so schnell einen Ersatz bekommen?«

»Du hättest den Trunkenbold niemals einstellen dürfen«, meinte der...

Erscheint lt. Verlag 26.6.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-202-2 / 3965862022
ISBN-13 978-3-96586-202-9 / 9783965862029
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