G. F. Unger Tom Prox & Pete -22 (eBook)

Schach dem Herz-Rancher

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9623-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Tom Prox & Pete -22 - G. F. Unger
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Mit der zunehmenden Dunkelheit kommt der Herz-Rancher in den Ort herein. Am Himmel werden die blassen Sterne zusehends klarer. Die Schatten der Häuser vertiefen sich, und die vielen Lichter längs der Mainstreet gleichen einer endlosen Girlande.
Billy Jenkins sieht viele Fahrzeuge am Rande der Straße. An den Haltestangen stehen Pferde mit hängenden Köpfen. Mit klirrenden Sporen schreiten Cowboys über die hölzernen Gehsteige. Aus den Schänken tönt der Lärm trunkener Männer.
Der Wind, der durch die staubige Straße weht, trägt die Geräusche des Verladebahnhofs am anderen Ende der Ortschaft heran. Billy Jenkins hört das Brüllen des Viehs in den engen Pferchen. Der Pfiff eines abfahrenden Zuges gellt herüber. Und der Wind bringt den Geruch von Rinderdung, Salbei, Staub und warmer Erde mit.

Der Herz-Rancher reitet langsam. Nachdem er fünfzehn Meilen hart geritten ist, bewegt sich sein kastanienbrauner Wallach jetzt nur noch träge. Der Reiter hat jetzt Zeit. Aufmerksam und misstrauisch späht er nach allen Seiten. Er weiß, wie gefährlich es ist, durch Bluetown zu reiten.

Die Ortschaft, die früher so weltentlegen und ruhig war, ist jetzt zu einer wilden Treibherdenstadt geworden. Der Herz-Rancher hat sich angewöhnt, wachsam und vorsichtig durch diese so veränderte Stadt zu reiten.

Im offenen Hoftor der Schmiede bewegt sich eine schattenhafte Gestalt.

Billy Jenkins beugt sich gespannt vor; seine scharfen Augen suchen die Dunkelheit zu durchdringen, die hier bei den ersten Häusern des Ortes nicht so sehr von den gelben Lichtern der ruhelos gewordenen Stadt erhellt wird.

Eine halblaute Stimme dringt bis an sein Ohr: »Okay, Billy! Ich wartete hier auf dich!«

Es ist die lässig und kühl klingende Stimme Phil Morels, der seit einiger Zeit den Sheriffstern trägt und jetzt wieder seinen Dienst tut.

Billy Jenkins reitet wortlos in den Hof, gleitet leicht aus dem Sattel und nimmt Phils Hand. Der warme Schweißgeruch des Pferdes umgibt die beiden Männer. Sie kennen sich gut. Phil Morel zwar zweiter Vormann auf der Herz-Ranch, bevor er Sheriff wurde. Und jetzt ist er immer noch ein Mann der Herz-Ranch. Seine Treue zur Ranch ist geblieben, obwohl er ein unbestechlicher und korrekter Sheriff wurde.

»Hey, Phil! Schon richtig fest auf den Beinen?«

»Ich bin schon wieder ein halber Mann, Billy. Die Wunden sind verheilt. Jetzt muss nur der Appetit kommen. Und den kriege ich nicht im Bett.«

»Du bist bald wieder okay, Phil, und das freut mich. Aber die Boys sind wütend auf dich. Du hast gestern Blinky und Shorty eingesperrt. Du hast deine alten Kameraden eingesperrt! Eine ganze Nacht. Als sie heute Mittag auf der Ranch eintrafen, waren sie vor Wut halb erstickt. Sie sprachen etwas von einem hochnäsigen und größenwahnsinnigen Sheriff, der seine alten Kameraden schikaniert – der schnell vergessen hat, dass er auch mal ein wilder Bursche war. Und dann kam ein Bote von dir. Du wolltest mich sprechen, Phil. Ich bin da. Was ist los?«

»Die Herz-Ranch wird bald kämpfen müssen, Billy!«, murmelt Phil Morel sanft.

»Oha! Was ist schon wieder in dieser verdammten Stadt los?«

»Es ist immer wieder das alte Spiel um Geld und Macht. Bluetown ist für viele Menschen interessant geworden. Seitdem der Bahnhof steht, lösen sich große und kleine Gauner ab und versuchen ihr Glück. Das ist es! Und jetzt, Billy, wirst du gegen den ›Rinder-Trust‹ kämpfen müssen. Er will hier im Tale Fuß fassen. Ich habe dich benachrichtigt, weil ich heute Mittag erfahren habe, dass sich der Manager des Trusts mit einigen deiner Nachbarn in Sammy Woods Hinterzimmer trifft. Geh hin, Billy, und sieh nach, was …«

»Danke, Phil! Ho, der Trust also!«

»Sicher.«

Danach schweigen sie beide eine Weile und denken nach. Sie wissen um die Dinge, die bald kommen werden – denn sie haben schon viel von der Arbeitsweise des Trusts gehört, und sie kennen dessen Ziel.

Ein paar rücksichtslose Geldleute wollen das Monopol auf dem Rindermarkt haben. Sie kaufen überall Land und bedienen sich dabei verschiedener Mittel. Das Bluetown-Valley ist mit seinem neuen Verladebahnhof ein Leckerbissen für den Trust geworden, den er sich gerne einverleiben möchte. Es ist eines der vielen Objekte, die der Trust an sich bringen möchte. Billy hat es eines Tages kommen sehen. Nun ist es soweit.

Phil Morel legt seine Hand auf Billys Schulter und sagt: »Man hat es bereits auf die Herzass-Boys abgesehen. Es sind raue Burschen in die Stadt gekommen. Sie tun, als ob sie sich nicht kennen – und doch ist es eine raue Mannschaft. Blinky und Shorty haben gestern einen über den Durst getrunken. Sie bekamen Streit und blieben vorerst Sieger. Ich habe sie eingesperrt, bevor sie gegen eine höllische Mannschaft hätten kämpfen müssen. Sie wären durch den Wolf gedreht worden. Sie waren nur zwei – und alles, was den Herz-Brand reitet, ist für mehr als ein Dutzend allerhärtester Burschen wie ein rotes Tuch. Sage den beiden Narren, dass ich sie eingesperrt habe, weil sie mit ihren Brummschädeln ihre Chancen nicht mehr ausrechnen konnten und heute schon …«

»Danke, Phil«, unterbricht Billy. Er klopft Phil auf die Schulter und spürt dabei, wie mager der kaum genesene Sheriff noch ist. »Ich lass mein Pferd hier stehen, Phil.«

»Sicher! Ich bin hier, bis du wieder aus der Stadt reitest. Am anderen Ende der Straße steht Burt Hammer irgendwo im Dunkeln.«

Sie trennen sich.

Billy geht mit langen Schritten über die staubige Fahrbahn und bückt sich unter dem Gehsteiggeländer hindurch. Er erreicht eine kleine Gasse und verschwindet in ihr.

Fünf Minuten später öffnet er die Hintertür von Sammy Woods Lokal »Stiller Frieden«. Ruhig betritt er den Hausflur, biegt in einen Gang ein und öffnet die Seitentür des Hinterzimmers. Er tritt ein, schließt sie, lehnt sich mit dem Rücken dagegen und verschränkt seine Arme über der Brust.

Billys scharfgeschnittenes Wikingergesicht ist von Wetter und Sonne bronzefarben. Die feinen Fältchen in seinen Augenwinkeln vertiefen sich, als die Augen schmal und scharf werden und die Anwesenden betrachten.

»Hallo!«, sagt er hart. »Es braucht mir keiner zu erzählen, dass ich nicht eingeladen bin. Aber ich bin trotzdem da. Und ich will wissen, was diese Zusammenkunft zu bedeuten hat!«

Billy bekommt vorerst noch keine Antwort und gewinnt Zeit, um sich die Anwesenden genau ansehen zu können.

Da ist der alte und falkenäugige Horace Hammer, der sich sofort erhebt und neben Billy tritt. Die beiden Männer schütteln sich kurz die Hände.

»Ich bin herbestellt worden – aber ich habe einen Boten zu dir geschickt, Billy«, erklärt der Hammer-Rancher.

»Dein Bote hat mich sicherlich nicht mehr erreicht, weil ich bereits unterwegs war, Horace«, erwidert Billy und sieht nacheinander auf die drei anderen Rancher, die mehr oder weniger bedrückt, beschämt und unsicher, seinem festen Blick ausweichen. Aber jeder der drei Männer spricht einige Worte, die fast wie Entschuldigungen klingen.

»Der gebotene Preis ist gut. Ich bin kein Narr, der stärker als der Trust sein möchte«, sagt Sloan Lee von der »L-im-Viereck« und beugt sich über die Urkunde, die er mit schwerer Hand unterschreibt.

»Yeah, der Preis ist fair. Warum sollte ich nicht verkaufen«, murmelt David Salt, der bisher die »Bar-S« leitete. »Der Trust wollte meine Ranch haben, und … und ich habe sie zu einem guten Preis verkauft. Wer weiß, ob ich in einem halben Jahr noch diesen Preis bekommen hätte. Ich bin hier fertig.«

Er erhebt sich und tritt an den kleinen Nebentisch, auf dem allerlei Getränke stehen und auch Rauchzeug aller Art zur Auswahl liegt. Er bedient sich.

Rex Basley von der »Kreuz-im-Kreis« hebt beide Hände und zeigt nach Indianerart beide Handflächen. Er erklärt: »Wir sind nicht groß genug, Jenkins. Ich hatte sieben Reiter. Seit gestern habe ich nur noch zwei. Ich habe verkauft und verlasse mit dem Frühzug dieses Land!« Er wischt sich mit der schwieligen Hand über sein rotes Gesicht.

Billy Jenkins winkt lässig ab. »Okay«, murmelt er. »Viel Glück für euch drei! Ihr wart erträgliche Nachbarn – und ihr konntet gut und zufrieden im Schatten der Herz-Ranch leben.«

Damit ist für den Herz-Rancher diese Seite der Angelegenheit erledigt. Er hatte drei erträgliche Nachbarn – und jetzt hat er sie verloren. Dafür hat er den mächtigen Rindertrust zum Nachbarn bekommen. Durch den Kauf der drei Ranches besitzt der Trust nun zwei Fünftel des Blue-Mountain-Valleys. Zwei andere Fünftel kontrolliert die Herz-Ranch. Das letzte Fünftel gehört Hammer.

Aber Hammer und auch Billy Jenkins sind jetzt von Bluetown abgeschnitten. Wenn sie nach Bluetown wollen, müssen sie über das Weideland des Trusts fahren, reiten oder treiben. Das ist es!

Mit bitterem Lächeln auf den Lippen schenkt Billy Jenkins dem mageren Notar, der emsig seine Sachen zusammenräumt, einen kurzen Blick. Dann richtet er seine Augen voll, schwer und hart auf den Mann, den der Trust hergeschickt hat und der aus diesem Grunde Billys Gegner sein muss. Und der Trust hat keinen zweitklassigen Mann hergeschickt, das erkennt er auf den ersten Blick.

Da hinter dem Tisch und mit einem leeren Whiskyglase, das er zwischen langen und sehnigen Fingern dreht, da sitzt ein Mann, der mehr als einmal eine harte Sache durchgestanden und glücklich beendet hat. Dieser hagere Mann ist so richtig hartgebrannt, voller Tatkraft und Zähigkeit, energisch, rücksichtslos und ohne Mitleid. Dieser Mann kennt stets nur ein Ziel, und er ist sicherlich gewohnt, es mit allen Mitteln zu erreichen.

Jetzt erhebt sich der Trust-Mann. Groß, sehnig, hager und selbstbewusst, so steht er hinter dem Tisch. Auch das Lampenlicht bringt keine Farbe in sein aschblondes Haar. Tintenschwarze Augen bilden zu einer merkwürdig farblosen Haut einen seltsamen Kontrast. Die Stirn besteht aus zwei Höckern. Die Nase ist klein, aber scharf gebogen. Dadurch wirkt das massige Kinn noch kräftiger. Eine tiefe Kerbe teilt das Kinn, als hätte jemand mit einer Axt hineingeschlagen.

»Ich bin Lesly Pouls«, sagt er ruhig. »Ich bin der Manager des Trusts. Und ich habe eine ganze Menge wunderbare Geschichten über Sie gehört, Mister Jenkins von der Herz-Ranch. Sie sind ein Kämpfer mit einer guten Mannschaft. Ich bin auch nicht gerade ’ne...

Erscheint lt. Verlag 30.6.2020
Reihe/Serie G.F. Unger Classic-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7325-9623-0 / 3732596230
ISBN-13 978-3-7325-9623-2 / 9783732596232
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