All die vielen Toten (eBook)

Ein Ex-Soldat unter Verdacht
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
354 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7519-1260-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

All die vielen Toten -  Manfred Klimanski
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Johannes 'Giovanni' Scoferino ist völlig von den Socken. Er soll einen polizeibekannten Geldeintreiber verbrannt haben, und zwar buchstäblich. Scoferino betreibt eine etwas ungewöhnliche Spielothek und Sportsbar in Ostratal, einer fiktiven Großstadt irgendwo in Süddeutschland. Sein Lokal geriet vor einigen Monaten in das Blickfeld einer Schutzgeld-Erpresserbande. Das beeindruckte ihn allerdings wenig. Als das angst einflößende Bandenmitglied Claudio Tornetti das erste Mal Geld sehen will, erfährt dieser Gauner, was Scoferino als ehemaliges Mitglied des Kommandos Spezialkräfte der Bundeswehr dort an Kampfpraktiken gelernt hatte. Und zwar ohne zu töten...  Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass Tornetti nur noch ein Häufchen Asche ist. Und die Ostrataler Polizei Scoferino nachhaltig verdächtigt. Er hat zwar ein bombensicheres Alibi, nur nützt ihm das wenig... Manfred Klimanskis fünfter Roman- nach der Ostratal-Trilogie um den Privatermittler Schmitt und einem Kinderkrimi- zeichnet vordergründig den Fall eines Mordes im halbseiden-kriminellen Milieu, führt dann jedoch mehr und mehr in die Untiefen eines erschreckend realitätsnahen politischen Terrorismus.

Manfred Klimanski, Jahrgang 1947, war Tellerwäscher, Werbetexter, dann im öffentlichen Dienst, zuletzt 30 Jahre Kanzler der Hochschule für Musik Freiburg. Seite seiner Pensionierung im Jahre 2011 schreibt er Kriminalromane. Er ist verheiratet, hat 3 Kinder und 7 Enkelkinder. Er wohnt in der Nähe von Freiburg i. Br.

Prolog

Sonntag, 25. August 2019 gegen 17.00 Uhr


Zwei geschlossene Kastenwagen bogen von der Auffahrt Walldorf-Wiesloch auf die A 5 Richtung Süden. Sie hatten Mühe sich einzufädeln, da der normale Ausflugs- und der immer noch anhaltende Ferienreiseverkehr neben den Autobussen und einigen Lastwagen mit oder ohne Ausnahmegenehmigung die Autobahn fast verstopften. Nach einiger Zeit fuhren sie, die offensichtlich zusammengehörten, gleichmäßig hintereinander her. Ungefähr zeitgleich bewegten sich zwei fast identische Kastenwagen von der Auffahrt Kronau kommend mit mäßigem Tempo in der nördlichen Gegenrichtung. Etwa fünf Kilometer vor beziehungsweise nach der Ausfahrt Walldorf-Wiesloch setzte sich der hintere Wagen links neben seinen Zwilling. Beide verlangsamten nach und nach die Geschwindigkeit. Sie ließen sich trotz heftigen Hupens und hektischer Lichtsignale nicht dazu bewegen, eine der beiden Spuren freizugeben. Nach einem weiteren Kilometer stellten die Fahrer diese Autos quer zu den Fahrbahnen einschließlich der Standspur, sodass an ein Vorbeikommen nicht zu denken war. Innerhalb von Sekunden staute sich der Verkehr zu einem unübersichtlichen Blechgewirr. Da auf der Gegenfahrbahn an derselben Stelle die zwei anderen Lieferwagen gleichzeitig ein ähnliches Manöver ausführten, kam der gesamte Autobahnverkehr sowohl in den Süden als auch in den Norden zum Erliegen. Als die vier Fahrzeuge zum Stillstand gekommen waren, sprangen aus jedem der Wagen je zwei Gestalten aus dem Führerhaus. Sie waren in uniformähnliche, hochgeschlossene, schwarze Kleidung gehüllt, hatten Sturmhauben auf den Köpfen und fingen sofort an, aus ihren Maschinenpistolen und Sturmgewehren zu schießen, Handgranaten zu werfen und infernalisch zu brüllen, wobei einzig „Allahu akbar“ zu verstehen war. Sie liefen zu viert in einer Richtung die Autoreihen entlang, etwa hundert Meter, um sich schießend, Tod und Verderben bringend. Bei allem Blut, Leid, Geschrei verhielten sie sich diszipliniert und unbeeindruckt von dem Chaos, das sie anrichteten. Eine der vier Gestalten, die sich in nördlicher Richtung bewegten, eilte zu einem der Kastenwagen zurück, holte eine röhrenförmige Waffe heraus, richtete sie ein und zielte auf das Inferno aus Blech, Gummi und menschlichen Körpern. Es löste sich ein Geschoss, das in etwa vierhundert Meter Entfernung einschlug und in einer Feuer walze explodierte. Das schien das Signal an alle Terroristen zu sein. Sie liefen zu ihren jeweiligen Fahrzeugen, richteten sie wieder in Fahrtrichtung aus und fuhren mit hoher Geschwindigkeit davon. Zwei nach Süden, zwei nach Norden. Keiner von ihnen blickte zurück, keiner schaute zu dem endlosen Stau auf der entgegengesetzten Spur. Auch als die ersten Sirenen aus der Ferne erklangen, zeigte niemand von ihnen auch nur ansatzweise Nervosität oder gar Angst. Sie wussten, bis sich Polizei, Feuerwehr, Notarzt und Krankenwagen durch den kilometerlangen Stillstand gequält hätten, wären sie schon längst in Sicherheit. Ihnen war auch bewusst, dass selbst der Einsatz eines Polizeihubschraubers einige Zeit dauern würde.

Die zwei in nördlicher Richtung fahrenden Wagen bogen an der Ausfahrt Walldorf-Wiesloch von der Autobahn ab, die zwei in südlicher Richtung an der Ausfahrt Kronau. Später kleideten die Täter sich um und sprengten mit Benzin und Handgranaten die Kraftfahrzeuge, Waffen, Kleidungsstücke und Sturmhauben. Dann stiegen sie in die am Tag zuvor bereitgestellten Fahrzeuge und fuhren los. Sie hinterließen keinerlei Spuren.

Sonntag, 25. August 2019 ca. 16.45 Uhr


Claudio Tornetti, ein italienisch wirkender Albaner, Mitte dreißig, gefälschter Name, befand sich auf dem Heimweg vom Stadion des VfR Ostratal 1898. Das Spiel hatte sein Herz nicht höher schlagen lassen. Er bog links in die Regelerstraße ein, an deren Ende er nach kurzer Zeit ebenfalls links in die Mulferdinger Straße gehen musste, um nach weiteren etwa siebenhundert Metern das Haus zu erreichen, in dem er in einer kleinen Dreizimmerwohnung lebte. Die Regelerstraße gehörte nicht zu den Prachtstraßen Ostratals. Hier wohnten nicht die Reichen und die Schönen. Hier wohnte eigentlich gar niemand mehr. Die Siedlungshäuschen auf der linken Straßenseite stammten aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts und waren weitgehend entmietet. Geplant war laut überdimensionierter Werbetafel die Ansiedelung eines großen Möbelhauses, die aber stockte, weil sich eine energische Bürgerinitiative für eine Wohnbebauung einsetzte. Auf der rechten Straßenseite zog sich über die gesamten rund neunhundert Meter eine Gärtnerei einschließlich Pflanzenschule mit ihren vielfältigen Gebäuden, Gewächshäusern und Anbauflächen.

Claudio Tornetti war tief in Gedanken versunken. In seinem Kopf spielte sich wieder und wieder die spielentscheidende Szene zum Siegtor des auf dem Papier weit unterlegenen Gegners des VfR Ostratal ab. Er achtete kaum auf den Weg, den er in- und auswendig kannte. Er lief ihn nicht nur während der Spielzeit alle zwei Wochen nach einem Heimspiel seines bevorzugten Vereins, sondern täglich für die diversen Besorgungen im Zentrum Ostratals.

Tornetti nahm deshalb gar nicht richtig wahr, dass plötzlich eine eigenartige Gestalt aus der Einfahrt zur Großgärtnerei auf ihn zutrat. Erst als sie ihm den Weg verstellte, schreckte er auf und instinktiv zurück. Auch nach einem zweiten und dritten Blick veränderte sich das seltsame Wesen nicht. Eine große, vogelscheuchenartige Witzfigur in einem flaschengrünen, voluminösen, knöchellangen Regenmantel, Riesenkapuze, Gummihandschuhe … Nicht zu erkennen, ob Frau oder Mann. Auch als dieses undefinierbare Etwas aus der Mitte des Mantels eine großkalibrige Wasser-Gun — der Marke Hasbro, wie Tornetti wie nebenbei fachmännisch wahrnahm — hervorzog, reagierte er nicht. Die Vogelscheuche zog kräftig am Abzug und ein Schwall von Flüssigkeit traf Tornetti auf der Brust.

„He, was soll das denn?“, rief er, eher belustigt als erschrocken, und hielt instinktiv seine Hände abwehrend vors Gesicht.

Doch sein Gegenüber schickte wortlos Schwall auf Schwall in Richtung Tornettis Kopf, Bauch und Oberschenkel. Dieser bemerkte jetzt einen durchdringenden Benzingeruch. „Spinnen Sie? Ticken Sie noch richtig?“, kreischte Tornetti panisch und drehte sich weg.

Der Regenmantelmensch betätigte stoisch den Abzug des eigentlich als Kinderspielzeug gedachten Geräts und traf nun auch Hinterkopf, Rücken, Gesäß. Als die Wasserbeziehungsweise Benzin-Gun leer geschossen war, zückte er ein Sturmfeuerzeug, schnippte es auf und entzündete es.

Konsterniert, ungläubig und keiner Reaktion mächtig beobachtete der triefend nasse Tornetti diese Aktion. Ihm blieben nur wenige Sekunden, sich durch Flucht, durch einfaches Weglaufen, in Sicherheit zu bringen. Die nutzte er jedoch nicht. Er stand wie gebannt da. Sah zu, wie sein Gegenüber das brennende Sturmfeuerzeug nach ihm warf. Sofort stand er in hellen Flammen, immer noch unfähig, sich zu rühren, zu schreien, sich zu wehren. Er ragte als lebende Fackel aus dem allmählich Blasen werfenden Asphalt des Gehweges, sank in Zeitlupe in sich zusammen und erstickte, bevor er zu Boden sackte. Der Regenmantelmensch warf die Wasser-Gun auf die brennenden Überreste. Dort verpuffte sie und schmolz innerhalb von Sekunden. Die todbringende Witzfigur zog in aller Ruhe den Mantel, die Kapuze und die Handschuhe aus, warf all das ebenfalls in das noch immer züngelnde Feuer und lief gemächlich die Regelerstraße entlang in Richtung der Straßenbahnhaltestelle Rudolfstraße, von der Claudio Tornetti sich vor wenigen Minuten von einer seiner sonntäglichen Vergnügungen auf den letzten Teil seines Heimwegs gemacht hatte. Nicht ahnend, dass er diesen Weg nie mehr in seinem Leben nehmen würde …

Sonntag, 25. August 2019, in den Abendstunden


Alle Medien in Deutschland hatten nur ein Thema: den Terroranschlag auf der Autobahn A 5. Auch im übrigen Europa wie in der Weltpresse war dieser kriminelle Akt die Topnachricht. Übereinstimmend wurde berichtet, dass eine genaue Anzahl von Opfern nicht genannt werden könne, weil „noch Stunden nach dem Geschehen bei den Einsatzkräften, in den Krankenhäusern, bei den Sicherheitsdiensten Chaos“ herrsche. Die beiden Autobahnabschnitte in Richtung Süden und Norden seien „auch Stunden nach dem Anschlag nicht freigeräumt“. Polizeisprecher befürchteten, dass „die Arbeiten noch mindestens bis zum Morgen andauern würden“. Filmmaterial stand den Berichterstattern nicht zur Verfügung, weil die Tatorte ebenso wie der Luftraum weiträumig abgesperrt waren. Interviews mit Zeugen, Rettungskräften, vor Ort eingesetzter Polizei waren aus denselben Gründen nicht möglich. Aus den üblichen gut unterrichteten Kreisen verlautbarte, dass mit weit über einhundert Todesopfern („Und das ist eher untertrieben.“) und hunderten von Verletzten gerechnet werden müsse. „Es sind nicht nur...

Erscheint lt. Verlag 9.6.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte action • atmosphärische Spannung • Bandenkriminalität • Betrug • Buch Frühling Geschenk • Buchgeschenk für Männer • Buch Weihnachten Geschenk • Casino • Crime Fighting • Crimes & Criminals • Drohungen • eintauchen • Erpressung • Finanzgeschäfte • Gefährliche Enthüllungen • Intrigen • Kommando Spezialkräfte • Krieg War • Krimi mit überraschenden Wendungen • Kriminalkommissar • mafia crime • Mafiaroman • Mord • mysteriöse Vorfälle • Nazis • Nervenkitzeln • Organisiertes Verbrechen • Polit- & Justizthriller • Rache • Rechtsextremismus • Schutzgeld • Schutzgelderpressung • Soldaten • spannende Bücher für Erwachsene • spannende Krimis • Spannender Polizeiroman • Spielcasino • Tatort Deutschland • Täuschung • Terroranschlag • thriller & suspense • #thrillerbooks • unglaubliche Twists • unter Verdacht • Verfolgungsjagd • Whodunit
ISBN-10 3-7519-1260-6 / 3751912606
ISBN-13 978-3-7519-1260-0 / 9783751912600
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