RACHE - Vertrauen ist tödlich (eBook)

Folge 3

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
120 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-8534-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

RACHE - Vertrauen ist tödlich -  J. S. Frank
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

RACHE - die fesselnde Thriller-Serie von J.S. Frank!

Folge 3: Kommissarin Laura Stein steht kurz davor, den Ex-Gangster Wolf Berger als V-Mann beim Gangsterboss Victor Hansen einschleusen - als dessen rechte Hand. Doch Hansen tut nichts ohne das Einverständnis der kalabrischen Mafia. Dann werden Anschläge auf Laura verübt. Und die Mafia verlangt einen Vertrauensbeweis von Wolf ...

Über die Serie:

Laura Stein ist eine Getriebene. Die junge Kommissarin ging als Jugendliche durch die Hölle und überlebte. Aber die Vergangenheit verfolgt sie bis heute. Unerbittlich jagt sie seit Jahren dem Gangsterboss Victor Hansen hinterher. Um ihn zu stellen, ist ihr jedes Mittel recht. Selbst wenn sie einen Mörder als V-Mann rekrutieren muss ...

RACHE - die sechsteilige Thriller-Serie um Kommissarin Laura Stein und Ex-Gangster Wolf Berger. Knallhart, überraschend, nichts für schwache Nerven!

eBooks von beTHRILLED: Mörderisch gute Unterhaltung.



<p><i><strong>J.S. Frank </strong></i>hat nach seinem Germanistik-Studium mehr als zwanzig Jahre für ein internationales Medien-Unternehmen gearbeitet. Seit 2013 ist er freier Autor mit einem ungebrochenen Faible für die anglo-amerikanische und französische Literatur. J.S. Frank ist ein Pseudonym des Autors Joachim Speidel, der mit seinen Kurzgeschichten bereits zweimal für den Agatha-Christie-Krimipreis nominiert war. RACHE ist nach SMASH99 bereits seine zweite Thriller-Serie bei »be«.</p>

1
FREUNDE DER ITALIENISCHEN OPER


VIERZEHN TAGE VORHER – MITTWOCH, 09. DEZEMBER


Victor Hansen könnte kotzen, wenn er daran dachte, dass alle Welt annahm, dass er, bloß weil er Geschäfte mit der ’Ndrangheta, der kalabrischen Mafia, machte, ganz selbstverständlich auch italienische Musik und Pizza mochte.

Gut, okay, gegen eine gute Pizza war ab und an nichts einzuwenden, aber italienische Musik … italienische Oper. Für ihn ein No-Go. Diese Pseudodramatik. Diese Pseudotheatralik. Dicke Frauen schmachteten dicke Männer mit ihren Kreissäge-Stimmen an, und dicke Männer rülpsten ihnen als Antwort ihre Gefühle ins Gesicht. Oder italienischer Schlager! Pomade, die aus Lautsprechern troff.

Dass er in eine Pizzeria eingeladen werden würde, hatte er schon kommen sehen. Ablehnen wollte er nicht, man musste seinen Geschäftspartnern nicht gleich mit dem Arsch ins Gesicht springen. Aber warum gerade in diese Billigpizzeria Napoli? Alles in Grün-Weiß-Rot. Wandbilder vom Strandleben, mit hellblauem Meer. Als er die letzten Takte von Felicita hörte, die dann nahtlos in Azurro übergingen, hätte er am liebsten gleich wieder kehrtgemacht.

Was er aber anständigerweise nicht tat.

Luigi Schäfer, sein Gastgeber, hatte eine Nische für zwei Personen in der Nähe des Holzofens für sie reserviert. Es war warm im Raum. Für Victor Hansen zu warm. Er hätte am liebsten das Jackett ausgezogen und die Ärmel seines weißen Hemdes hochgekrempelt. Aber so was gehörte sich nicht.

Luigi Schäfer hatte sich Pasta Frutti di Mare bestellt und rollte sich die Nudeln elegant auf seine Gabel. Dabei redete er ununterbrochen, ließ die Augenbrauen hüpfen – synchron, asynchron –, zeigte in einem Moment eine sorgenvoll gerunzelte Stirn, im nächsten eine absolut glatt gebügelte, zog die Mundwinkel wohlgemut nach oben – präsentierte dabei ebenmäßige schneeweiße Zähne –, zog sie tiefbetrübt nach unten, kurzum: Er grimassierte ohne Unterlass. Und zu allem Überfluss gestikulierte er die ganze Zeit mit der freien, der linken Hand herum, als würde er kalligrafische Zeichen in die Luft schreiben.

Seine Mutter stammte aus einer italienischen Gastarbeiterfamilie, die Anfang der Sechzigerjahre nach Deutschland gekommen war. Sein deutscher Vater verdiente gutes Geld in einer hiesigen Automobilfirma.

Luigi hatte BWL studiert und war bei einem deutsch-italienischen Logistik-Unternehmen tätig. Er war schlank, gut aussehend, hatte schwarze Haare, die auf seinem Hinterkopf zu einem winzigen Zopf zusammengebunden waren, und verstand etwas davon, wie man sich geschmackvoll kleidete.

Was er nicht verstand, war, dass ein Gespräch auch darin bestand, dass man sein Gegenüber auch mal zu Wort kommen ließ.

Luigi Schäfer quasselte ununterbrochen. Und gestikulierte ununterbrochen. Sogar mit der Gabel, an der noch Nudeln hingen.

Victor Hansen selbst hatte Scaloppine mit gedünstetem Gemüse geordert, kaute aber nur lustlos auf dem Fleisch herum.

Luigi Schäfer ging ihm einfach auf die Nerven.

Hansen wartete eine günstige Gelegenheit ab, als Luigis linke Hand für einen Sekundenbruchteil regungslos neben seinem Teller auf dem Tisch lag. Hansen packte sein spitzes Messer und rammte es in die Hand des gut gekleideten Deutsch-Italieners.

Es waren nur wenige Gäste in der Pizzeria anwesend. Und die Nische, in der Hansen und Luigi saßen, war so gut wie nicht einsehbar.

Niemand drehte sich nach ihnen um. Niemand sah zu ihnen hin.

Luigi klappte der Unterkiefer herunter, und eine angekaute, vollgespeichelte Nudelmasse quoll ihm aus dem Mund, platschte auf seinen Teller, auf die Tischdecke, auf Hemd und Hose.

Er starrte das Messer an, das in seiner Hand steckte, wurde bleich und würgte ein »Oh Gott, oh Gott« heraus. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, er stöhnte laut auf und versuchte, mit der anderen Hand das Messer herauszuziehen.

»Lass es stecken«, sagte Victor Hansen über den Tisch hinweg zu ihm. »Das ist mein Messer. Und du rührst es nicht an, kapiert?«

Luigi Schäfer kapierte gar nichts. Sein Gesicht war grau, eine reine Schmerzensmaske. »Warum …?«, jammerte er.

»Ich kann’s ums Verrecken nicht brauchen, wenn jemand mit Gabeln und sonstigem Besteck oder mit bloßen Fingern vor meinem Gesicht herumfuchtelt«, sagte Hansen. »Und jetzt lass mich in aller Ruhe fertig essen, ja?«

Schäfer ächzte.

Hansen suchte mit der Zunge nach einem Fleischfetzen zwischen den Zähnen.

Schäfer schloss vor Schmerz die Augen.

Hansens Suche war erfolgreich. Er nahm einen Schluck von dem eher mittelmäßigen Pinot Grigio und rückte dann seine rote Designerbrille auf der Nase zurecht.

Schäfer öffnete wieder die Augen. Sie glänzten feucht.

Hansen spießte ein Broccoli-Röschen auf und zeigte ihm, wie genüsslich er kauen konnte.

Schäfers Gesicht verwandelte sich in eine Heulsusen-Grimasse.

Hansen zielte mit den Zinken seiner Gabel auf ihn. »Untersteh dich! Fang jetzt bloß nicht an herumzuflennen, ja!«

Schäfer senkte den Kopf. Er zitterte am ganzen Leib.

Hansen aß langsam das gedünstete Gemüse auf, legte die Gabel weg, trank den Weißwein aus, wischte sich den Mund mit seiner Serviette ab, zerknüllte sie und warf sie auf seinen Teller.

Er warf Schäfer einen verächtlichen Blick zu. »Jetzt hör mir zu, mein Junge: Bei dem ganzen verfickten Herumgerudere von dir habe ich gar nicht richtig mitbekommen, was du mir eigentlich sagen wolltest. Du hast nur gequatscht und gequatscht und gequatscht. Und ich hab kein Wort verstanden. Also los – sag mir, was wolltest du mir erzählen?«

Luigi hob den Kopf, das Gesicht war tränenfeucht. »Ich verstehe nicht …«, brachte Schäfer mühsam hervor. Sein Brustkorb hob und senkte sich, als hätte er einen Vierhundert-Meter-Hürdenlauf hinter sich gebracht.

»Was verstehst du nicht?«

»Warum du mir – das Messer …?«

Victor Hansen verdrehte die Augen. »Habe ich dir doch schon gesagt, Mann. Jetzt konzentrier dich, ja? Weswegen hast du mich herbestellt? Was wolltest oder was solltest du mir sagen?«

Luigi zeigte mit der rechten Hand und mit ausgesuchter Theatralik auf das Messer, das immer noch in seiner linken Hand steckte. »Ich wollte doch nur mit Ihnen reden … Francesco, also mein Cousin … er hat mich gebeten, ich solle mit Ihnen reden und … aber Sie haben … ich habe …« Er war nahe daran zu hyperventilieren.

Seine Rechte fing an, in der Luft Pirouetten zu drehen.

Victor Hansen schnaubte: »Jetzt hör mit dem Scheiß auf, ja? Sonst nagle ich dir diese verfickte Hand auch noch auf den Tisch! Hast du verstanden?«

Schäfer starrte ihn mit offenem Mund an. Er ließ die Hand sinken. Im nächsten Moment bäumte sich sein Körper auf, und er kotzte auf seinen Teller.

Zu den Klängen von Ti amo.

DONNERSTAG, 10. DEZEMBER


Hansens Jaguar hielt direkt vor dem Irish Pub am Straßenrand. Wolf Berger wartete schon im Eingangsbereich. Es pfiff ein kalter, unangenehmer Winterwind, vor dem er hier einigermaßen geschützt war. Es war zehn Uhr morgens. Das Pub hatte noch nicht geöffnet.

Mit der mehrfach genähten Platzwunde an der rechten Schläfe, dem kurzen Vollbart und der dicken Cordjacke sah er aus wie jemand, der es kaum erwarten konnte, den Tag mit einem Guinness einzuläuten.

Normalerweise begann Wolf Bergers Arbeitstag um zehn in der Zweiradwerkstatt Profi-Schrauber. Nachdem sein Chef und Freund Felix Rauball aber gesundheitlich noch nicht wieder auf der Höhe war, hielt er den Laden allein am Laufen. Das hieß, dass er die Öffnungszeiten gelegentlich auch flexibel gestaltete. An diesem Morgen hatte er ein Schild in die Tür gehängt, auf dem stand, dass er die Werkstatt erst nachmittags gegen zwei Uhr aufmache.

Hansen fuhr den Jaguar nicht selbst. Ein Wuschelkopf stieg auf der Fahrertür aus, ging um den Wagen herum. Mitte zwanzig, schlank, breitschultrig. Maxim.

Berger und er waren sich auf Siegfried Mahlkes Beerdigung begegnet. Nach Mahlkes Tod war Maxim Hansens neues Faktotum.

Maxim hielt die hintere Tür für Berger auf.

»Mehr kann ich nicht für dich tun. Einsteigen musst du schon selbst«, sagte er zu Berger.

Er sagte das mit so einem unverschämt charmanten Grinsen, dass Berger ihm nicht gleich auf die harte Tour kommen wollte. »Ich werd mir Mühe geben«, sagte er und stieg ein.

Es war warm im Wageninnern. Es roch nach Zitrusfrüchten. Hansen, im offenen Kaschmirmantel, schälte gerade eine Mandarine mit seinen dicken Fingern und reichte sie an Berger weiter. Berger lehnte ab. »Nein danke.«

»Ach, hör doch auf! Du musst auf deine Gesundheit achten, Wolf. Vitamine! Schon irgendwann was davon gehört? Vitamin C? In Mandarinen gibt es verteufelt viel Vitamin C. Hast du das gewusst? Lebensnotwendiges Vitamin C. Gut auch für die Pumpe.«

Er schlug leicht mit dem Handrücken gegen Bergers Brust, zerpflückte danach die Mandarine und steckte sich ein paar Schnitze in den Mund.

Maxim startete den Motor. Fuhr los, fädelte sich in den morgendlichen Stadtverkehr ein.

»Mach dir um mich keine Sorgen«, sagte Berger. »Mir geht’s gut. Aber du scheinst gerade gut im Futter zu stehen.«

Hansen hörte mit Kauen auf. Seine Augen hinter den Gläsern der roten...

Erscheint lt. Verlag 28.8.2020
Reihe/Serie Ein Stein & Berger Thriller
Ein Stein & Berger Thriller
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Biker • Brutal • Cop-Thriller • Frauenhandel • HART • LKA • Mafia • Menschenhandel • Organisiertes Verbrechen • Polizei • revenge • Rocker • spannend • Syndikat • Thriller • Unterwelt • Verdeckte Ermittlung • Vergeltung • Vergewaltigung • V-Mann
ISBN-10 3-7325-8534-4 / 3732585344
ISBN-13 978-3-7325-8534-2 / 9783732585342
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 6,2 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Droemer eBook (Verlag)
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Droemer eBook (Verlag)
9,99