Isle Royale - Insel des Schicksals (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
384 Seiten
CORA Verlag
978-3-7337-4957-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Isle Royale - Insel des Schicksals -  Susan Wiggs
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Heiß lodert der Hunger nach Rache, als Tom Silver sich durch die Feuersbrunst kämpft, die in Chicago wütet. Heute soll der Industrielle Arthur Sinclair für seine Untaten bezahlen - mit seinem Leben! Doch Tom hat nicht mit einem blonden Engel gerechnet: Mutig greift die Tochter seines Erzfeindes ihn an, und Sinclair entkommt. Blitzschnell ändert Tom seinen Plan und verschleppt Deborah auf das entlegene Eiland, auf dem Arthur Sinclairs Machenschaften für eine Katastrophe gesorgt haben. Aber welche Antwort kann Tom der verzweifelten Schönheit auf die Frage in ihren Augen geben: Warum? Und wie sich selbst seine wilde Sehnsucht nach ihr erklären?



Susan Wiggs hat an der Harvard Universität studiert und ist mit gleicher Leidenschaft Autorin, Mutter und Ehefrau. Ihre Hobbys sind Lesen, Reisen und Stricken. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrer Tochter und dem Hund auf einer Insel im nordwestlichen Pazifik.

1. KAPITEL

Was ist mit Deborah los?“, fragte Phoebe Palmer, die in der Mitte einer Suite in Miss Emma Wade Boylans „Pensionat für höhere Töchter“ stand. Der Salon war üppig mit Fransenbesatz, Perlenverzierungen und Brokat ausgestattet. Spitzenbesetzte Unterröcke und mit Bändern verzierte Unaussprechliche lagen durcheinander auf Diwanen und Ottomanen. „Sie will noch nicht einmal ihre Zofe zu sich lassen“, fügte Phoebe hinzu.

„Ich werde nachsehen, was sie aufhält.“ Lucy Hathaway stieß die Tür zum angrenzenden Zimmer auf. Deborahs Kleid, das sie letzte Nacht in Aikens Opernhaus getragen hatte, lag zusammengeknüllt in einem Haufen aus Tüll und Seide auf dem Boden. Zerwühlte Laken bedeckten das Bett und der Duft von teurem Parfüm und von Verzweiflung hingen in der Luft.

„Deborah, geht es dir gut?“, erkundigte sich Lucy leise. Sie ging zum Fenster, teilte den Vorhang, um etwas von dem schwindenden Tageslicht hereinzulassen. In der Ferne zeichneten sich die höheren Gebäude und Türme von Chicago vor dem Abendhimmel ab. Der Himmel war durch den Rauch und Ruß der Fabriken in der Farbe von schmutzigem Bernstein gefärbt. Aber hier bei Amberley Grove, einem vornehmen Vorort von Chicago, in dem sich die Schule befand, versprach der windige Abend angenehm zu werden.

„Deborah, wir liegen dir schon seit Stunden in den Ohren, dich endlich fertig zu machen. Kommst du heute Abend nicht mit uns?“, hakte Lucy nach. Obwohl die Veranstaltung schlicht als Lesung aus der Heiligen Schrift angekündigt war, wussten alle, dass das nur ein Vorwand für die gute Gesellschaft war, sich zu treffen. Obwohl nicht auszuschließen war, dass wichtige spirituelle Themen diskutiert werden würden, würde auch Oberflächlicheres wie Klatsch und Romanzen nicht zu kurz kommen. Das heutige gesellschaftliche Zusammenkommen besaß eine zusätzliche Dramatik, eine Tatsache, die schon die ganze Woche lang die Gerüchteküche anheizte. Der unwahrscheinlich begehrenswerte Dylan Kennedy war auf Brautschau.

„Bitte, Liebes“, sagte Lucy. „Du machst mir Angst, und mir macht so leicht nichts Angst.“

Unter ihrer Decke auf dem Bett zusammengerollt konnte Deborah einfach nicht die Worte finden, um ihre Freundin zu beruhigen. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie ihr Leben vor vierundzwanzig Stunden noch gewesen war. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wer sie war, schrieb die Puzzlestücke von sich, die ihr einfielen, im Geiste untereinander, wie Posten in einem Rechnungsbuch. Ein geliebtes Einzelkind. Verlobte des begehrtesten Junggesellen von Chicago. Eine privilegierte junge Frau, vor der ein wunderbares Leben lag.

Letzte Nacht war das alles eingestürzt und zerbrochen, und sie hatte keine Ahnung, wie sie das Bild wieder zusammensetzen sollte.

„Bitte, mach, dass sie sich beeilt“, bat Phoebe und tanzte aus dem Salon nebenan herein, ein schimmerndes Seidenkleid in der Hand. „Miss Boylans Kutsche wird in einer halben Stunde vorfahren. Man stelle sich nur vor! Dylan Kennedy wird sich eine Frau wählen.“ Sie posierte vor einem frei stehenden Spiegel, plusterte sich auf und strich sich über ihr glänzendes braunes Haar. „Ist das nicht herrlich romantisch?“

„Es ist jedenfalls eindeutig barbarisch“, erwiderte Lucy. „Warum sollen wir uns wie Pferde bei einer Auktion den Männern vorführen lassen?“

„Weil“, antwortete Kathleen O’Leary und kam zu ihnen in Deborahs Schlafzimmer, „Miss Boylan versprochen hat, dass ihr alle dort anwesend sein werdet. Drei perfekte junge Damen“, ergänzte sie mit einem Anflug irischer Ironie. Sie griff nach dem Vorhang am Himmelbett. „Ist alles mit Ihnen in Ordnung, Miss?“, fragte sie. „Ich habe schon den ganzen Tag immer wieder versucht, nach Ihnen zu sehen.“ Die Zofe streckte eine blasse Hand aus und tätschelte zögernd den elend wirkenden Deckenhaufen.

Deborah fühlte sich von ihren wohlmeinenden Freundinnen bedrängt. Am liebsten hätte sie sie angebrüllt, verlangt, dass sie sie in Ruhe ließen, aber sie wusste nicht, wie sie ihre Wünsche zum Ausdruck bringen sollte. Niemand hatte ihr je beigebracht, sich so zu benehmen; zu schreien wurde als höchst undamenhaft angesehen. Sie rollte sich enger unter der Decke zusammen und tat so, als hörte sie die anderen nicht.

„Sie antwortet nicht“, stellte Lucy fest, die nun ernsthaft besorgt klang.

„Bitte, Deborah“, sagte Phoebe. „Rede mit uns. Bist du krank?“

Deborah war klar, dass sie irgendwann nachgeben müsste. Widerwillig zwang sie sich, sich hinzusetzen, und lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Reihe Kissen mit Bezügen aus belgischem Leinen. Drei Gesichter, ihr so vertraut wie lieb, musterten sie. Sie waren wunderschön anzusehen, vielleicht, weil sie alle so unterschiedlich waren. Lucy war schwarzhaarig, Kathleen hatte rote Haare und Phoebe hellbraune Locken. Der Gesichtsausdruck der drei verriet dieselbe Unschuld und Vorfreude, die Deborah selbst gestern noch verspürt hatte.

„Ich bin nicht krank“, sagte sie leise, und erkannte selbst kaum die eigene Stimme.

„Du siehst aus wie die Hölle“, erklärte Lucy in ihrer gewohnten Unverblümtheit.

Weil ich dort gewesen bin.

„Ich werde den Arzt rufen.“ Kathleen ging zur Tür.

„Nein!“ Deborahs scharfer Tonfall hielt die Zofe auf. Ein Arzt war unvorstellbar. „Das heißt“, beeilte sie sich zu sagen, „ich versichere euch, ich bin überhaupt nicht krank.“ Um das zu beweisen, gab sie sich einen Ruck, stieg aus dem Bett und stellte sich barfuß in die Zimmermitte.

„Nun, das ist eine Erleichterung.“ In ihrer herrischen Art fasste Phoebe sie bei der Hand und zog sie freundschaftlich mit sich. Deborah stolperte hinter ihr her und betrat so den hell erleuchteten Salon.

„Ich denke, du bist einfach überwältigt, weil du in weniger als zwei Wochen eine verheiratete Frau sein wirst.“ Phoebe ließ ihre Hand los und lächelte verträumt. „Du hast ja so ein fabelhaftes Glück. Wie kannst du nur im Bett liegen in einer derart verzauberten Zeit? Wenn ich mit jemandem wie Philip Ascot verlobt wäre, würde ich vor Aufregung kaum still sitzen können. In der Woche, bevor meine Schwester Mr. Vanderbilt geheiratet hat, hat meine Mutter gerne Witze darüber gemacht, dass ihre Tochter eigentlich einen Anker benötige, um mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben.“

Deborah wusste, Phoebe wollte sie mit diesen Worten nicht verletzen. Deborah war mutterlos aufgewachsen, das bedauernswerteste Schicksal auf Erden, und in einer Situation wie dieser schmerzte der Verlust wie eine klaffende Wunde. Sie fragte sich, was eine junge Frau, die eine Mutter hatte, in dieser Lage tun würde.

„Also“, verkündete Lucy, „lass uns rasch machen. Wir möchten ja keinesfalls zu spät kommen.“

Wie durch einen Nebel der Gleichgültigkeit betrachtete Deborah die Suite mit dem Durcheinander aus Kämmen, Parfümzerstäubern, Spitzenunterwäsche, Bändern und Unmengen Unterröcken – eine Galerie der Weiblichkeit. Normalerweise hätte sie sich an diesem Anblick erfreut, aber jetzt war alles anders. Plötzlich bedeuteten ihr all diese Dinge nichts mehr. Sie hatte das seltsame Gefühl, wie in Eis eingeschlossen zu sein und ihre Freundinnen durch eine Wand gefrorenen Wassers zu sehen. Das Gefühl der Einsamkeit und der Verlorenheit verfestigte sich mit jedem Moment, der verstrich. Gewöhnlich war sie einfach eine von den jungen Damen an Miss Boylans berühmtem Mädchenpensionat, fröhlich, unbekümmert und sich ihres Platzes in der Welt von Chicagos Debütantinnen sicher. Jetzt erschien ihr das alles so künstlich, so witzlos. Sie fühlte sich ihren Freundinnen entfremdet und von dem zufriedenen albernen jungen Ding, das sie früher gewesen war.

„Und was ist mit dir, liebe Kathleen?“, fragte Phoebe, und warf der rothaarige Zofe einen vielsagenden Blick zu. Phoebe nutzte jede sich bietende Gelegenheit, Kathleen daran zu erinnern, dass sie zur Dienerschaft zählte und nur hier leben durfte dank der Großzügigkeit junger Damen aus gutem Hause, wie sie selbst es war. „Was hast du heute Abend vor?“

Kathleen O’Leary wurde tiefrot. Sie hatte die blasse, fast durchscheinende Haut der Iren, und die verriet jedes ihrer Gefühle. „Sie haben mir eine hübsche Unordnung hinterlassen, Miss, die ich jetzt beseitigen muss. Und das wird mich gewiss bis zum ersten Hahnenschrei beschäftigen.“ Keck wie immer betonte sie ihren Dialekt absichtlich.

„Du solltest mit uns kommen, Kathleen.“ Lucy, deren Familie sie zum Freidenkertum erzogen hatte, scherte sich kein bisschen darum, welcher Herkunft jemand war, aber sie wusste, dass wichtige Leute heute Abend bei der Veranstaltung zugegen sein würden. Die Politiker, Industriellen und Gesellschaftsreformer waren wertvolle Kontakte für ihr großes Ziel – mehr Rechte für Frauen.

„Wirklich, Lucy“, schalt Phoebe. „Nur die besten Bürger der Stadt sind geladen. Dr. Moodys Lesungen sind ausschließlich für …“

„Die Einladung gilt für jede junge Dame bei Miss Boylan“, hielt Lucy entschieden dagegen, die sowohl reich als auch unbedarft genug war, sich für Gleichberechtigung einzusetzen.

„Unsinn“, erklärte Kathleen und wurde noch röter.

„Vielleicht solltest du uns wirklich begleiten“, antwortete Phoebe mit einem berechnenden Funkeln in den Augen. „Es könnte Spaß machen, alle mit einer geheimnisvollen jungen Dame zu überraschen.“

Die alte Deborah wäre von dieser Idee begeistert gewesen. Denn die lebhafte, kluge Kathleen bereicherte die oft genug ermüdende Routine...

Erscheint lt. Verlag 23.6.2020
Reihe/Serie Historical Victoria
Historical Victoria
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Original-Titel The Hostage
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • highlander liebesromane • Historical_Herbst_Sale23 • Historical Victoria • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher
ISBN-10 3-7337-4957-X / 373374957X
ISBN-13 978-3-7337-4957-6 / 9783733749576
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