True Crime Frankreich -  Eva-Maria Hartmann

True Crime Frankreich (eBook)

8 wahre Kriminalfälle
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
136 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7519-6496-8 (ISBN)
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Auch das Leben wie Gott in Frankreich endet. Manchmal zu schnell, oft auf grausame Art und Weise und mitunter aus den verblüffendsten Gründen. Ein Kannibale treibt in Paris sein Unwesen. In Toulouse spielt ein Unbekannter ein Puzzle mit Leichenteilen. Der erste Serienmörder Frankreichs versetzt Lyon in Angst und Schrecken. Nach einem Familienstreit entfacht ein Massaker einen Justizskandal. Ein Wandermörder hinter-lässt seine blutigen Spuren im ganzen Land. Hinter den sicheren Mauern eines Internates kommt eine Schülerin auf tragische Weise ums Leben. Ein infernales Trio jagt in Nizza einen Menschen durch den Mixer. Eine Tragödie in Nizza beschäftigt bis heute die ganze Welt. Im ersten Band von True Crime: Frankreich stellt Eva-Maria Hartmann in intensiver Sprache und realitätsnaher Form 8 wahre Kriminalfälle aus Frankreich vor.

Eva-Maria Hartmann, geboren 1993 in Frankfurt/Main, arbeitet seit 2016 als Copywriterin. Die True Crime: Frankreich-Bände sind ihre ersten eigenen Romane. Sie lebt in ihrer Wahlheimat im Elsass, Frankreich. Unter truecrimefrance@gmail.com empfängt Sie Ihre Nachrichten, Anmerkungen und Ideen.

ZERSTÜCKELT IN TOULOUSE


Als Reine Planche die SMS von ihrer Tochter liest, weiß sie sofort, dass ihr etwas zugestoßen ist. Verängstigt zeigt sie die Nachricht ihrer ältesten Tochter, Brigitte. Sie überfliegt den kurzen Text und liest ihn direkt danach noch einmal laut vor: „Reine, ich fahre bis Freitag aufs Land. Habe dort kein Netz. Ich rufe dich an, wenn ich zurückkomme. Kuss“ Doch auch jetzt starrt sie nur ungläubig auf das Handy. Ihre Schwester nennt ihre Mutter nie bei ihrem Vornamen. Aufs Land ist sie auch noch nie gefahren. Familie Planche macht noch am selben Tag eine Vermisstenmeldung bei der Polizei.

Eine Woche später schwimmt ein Müllsack im Canal du Midi. Sein Inhalt versetzt kurz darauf ganz Toulouse in Angst und Schrecken. Er ist der Beginn eines Puzzles, und schon bald werden die nächsten Teile gefunden. Das grausame Motiv: die Leiche einer Frau.

Der erste Müllsack treibt am Montag, den 24. Mai 2016 im Südosten von Toulouse im Canal du Midi. Auf Höhe der Fußgängerbrücke Bâtonnier wundert sich ein Spaziergänger über den scheinbaren Abfall in dem berühmten Gewässer. Verärgert bleibt er stehen. Unmittelbar denkt er an die Touristen, die oft keinen Respekt für seine Heimatstadt haben. Er fischt den Müllsack aus dem Wasser. Doch sobald er ihn in der Hand hält, bleibt ihm kaum die Zeit, sich über das ungewöhnlich schwere Gewicht zu wundern – er lässt ihn direkt wieder fallen und ruft erschrocken die Polizei. Der graue, eigentlich robuste Müllsack ist an einer Stelle gerissen. Die kleine Öffnung gibt die Sicht auf den grausamen Inhalt preis. Es ist ein menschliches Bein.

Die Ermittler übergeben den Fund sofort der Gerichtsmedizin. Dort wird festgestellt, dass es sich um ein linkes Bein handelt. Es zeigt keine Auffälligkeiten – keine Narben, keine Tattoos. Anhand des Beckens oder Gebisses wäre es möglich gewesen, das Geschlecht des Opfers festzustellen. Ein Bein kann über dieses Detail keinen Aufschluss geben. Ein paar Stunden später wird einige Meter weiter ein weiterer Müllsack mit dem rechten Bein darin gefunden. Die DNA der beiden Beine stimmt überein.

Doch auch, als am nächsten Tag 300 Meter weiter im Canal du Midi nacheinander der linke und der rechte Arm auftauchen, tappt die Polizei noch immer im Dunkeln. Denn auch jetzt kann nur sicher gesagt werden: Die DNA der Beine und Arme ist dieselbe. Die Körperteile stammen also von ein und derselben Person. Die Arme weisen außerdem Schnittwunden an den Pulsadern auf.

Das Gebiet rund um die Fundstellen wird abgesperrt. Polizeitaucher kämpfen gegen den starken Sog des Kanals an. Sie suchen nach weiteren Hinweisen – vergeblich.

Zahlreiche Journalisten und Reporter beobachten das Treiben und zeichnen alles mit ihren Kameras auf. So weiß schnell die ganze Stadt Bescheid. In den Zeitungen und im Fernsehen prangern den Menschen Schlagzeilen wie „le puzzle macabre“, „das grausame Puzzle“, entgegen.

Am dritten Tag macht schließlich ein Obdachloser in Höhe des Boulevard Riquet im Nordwesten der Stadt den entscheidenden Fund. Täglich geht er auf Streifzug, um für ihn nützliche Gegenstände aufzutreiben. An diesem Tag wird er auf einen Koffer aufmerksam. Er erwartet darin Kleidung, Decken, vielleicht Hygieneartikel. Doch seine Hoffnung wird schnell enttäuscht. Je näher er dem dunklen Rollkoffer kommt, desto stärker nimmt er einen fürchterlichen Geruch wahr. Als er ihn trotzdem öffnet, schreckt er zurück. Zwar hat auch er die Schlagzeilen verfolgt, die in den letzten Stunden alle Tageszeitungen füllen; Doch er hätte nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet er Teil dieses grausamen Puzzles wird. In dem Koffer befindet sich ein weiblicher Oberkörper.

In der Gerichtsmedizin stellen die Experten schnell fest, dass die DNA des Torsos mit der DNA der Beine und der Arme übereinstimmt. Der wichtigste Teil zur Identifikation der Leiche fehlt jedoch.

Trotz des fehlenden Kopfes müssen die Beamten nicht lange ermitteln. Schon bald finden sie heraus, zu wem die Leichenteile gehören, die ganz Toulouse in Angst und Schrecken versetzt haben. Sie schauen sich in der Vermisstendatenbank um. Zwei Wochen zuvor wurde eine Frau von ihrer Familie gemeldet. Maryline Planche, 52 Jahre alt, wohnhaft in der Rue Maurice-Fonvielle im Stadtzentrum, 1,60 Meter groß, kräftige Statur, blaue Augen und braune Haare, die immer zu einem Zopf zusammengebunden sind. Ihre Angehörigen haben plötzlich merkwürdige SMS von ihr erhalten, die nicht zu ihr passen. Das letzte vermeintliche Lebenszeichen gibt sie am 15. Mai 2016 ab, knapp eine Woche vor dem ersten Fund im Canal du Midi, als sie an ihre Mutter schreibt: „Reine, ich fahre bis Freitag aufs Land. Habe dort kein Netz. Ich rufe dich an, wenn ich zurückkomme. Kuss“. Reine Planche, eine ältere, herzliche Dame, zeigt die SMS Marylines Schwester, Brigitte. Beide wundern sich. Maryline nennt ihre Mutter nie beim Vornamen, und sie würde auch nicht völlig aus dem Nichts aufs Land fahren. Ihre Tochter und Schwester ist eine ruhige, zurückgezogen lebende Person. Spontane Ausflüge sind ihr zuwider. Die Polizei ahnt Schlimmes. Sie nimmt zum Abgleich mit den Leichenteilen die DNA von Marylines Zahnbürste. Dann müssen sie Familie Planche die traurige Nachricht überbringen, dass es sich bei der Leiche aus dem Canal du Midi um Maryline handelt. Die Familie ist verzweifelt, geradezu schockiert. Maryline hatte keine Feinde. Sie hat niemandem je etwas Böses angetan. Sie können sich nicht vorstellen, wer sie so bestialische aus dem Leben gerissen hat. Die Frage, was der Täter mit ihrem Kopf gemacht haben könnte, blenden sie aus.

Der 12. Mai 2016 ist ein sonniger, fast sommerlicher Tag. Das Wetter passt zu Marylines guter Laune. Am Vormittag hat sie einen Termin beim Augenarzt auf dem Platz Saint-Georges, der positiv verläuft. Die Operationswunden an ihrem linken Auge verheilen gut. Es treten keine Komplikationen auf. Auf dem Weg nach Hause freut sie sich, dass sie nächste Woche endlich wieder zurück zur Arbeit gehen kann. Dann würde sie auch all ihre Kollegen wiedersehen. Zirka einen Monat zuvor, am 19. April 2016, musste sie sich wegen ihrer Augenoperation vorerst von ihrem Team verabschieden. Viel zu lange für sie, die ihre Arbeit liebt. Sie arbeitet seit 20 Jahren bei der AGEFIPH. AGEFIPH steht für „Asscociation de Gestion du Fond pour l’insertion Professionelle des Personnes Handicapées“, was übersetzt „Vereinigung für die Betreuung der beruflichen Eingliederung von behinderten Personen“ bedeutet. Dass Maryline selbst behindert ist, will sie nicht wahrhaben. Sie weigert sich, auf der Arbeit den Behindertenstatus anzunehmen, wobei sie fast blind auf dem linken Auge ist und an einer Hörschwäche leidet. Das hält sie jedoch nicht davon ab, sich voll und ganz auf ihren Beruf zu konzentrieren. Ihr Büro liegt zirka 800 Meter von ihrer Wohnung entfernt. Sie ist die erste, die morgens erscheint, und die letzte, die abends das Gebäude verlässt. Sie möchte auf keinen Fall, dass ihr Chef ihr wegen ihrer körperlichen Einschränkungen zu wenig zutraut. Ihr Engagement zahlt sich aus: Neben ihrer Aufgabe als Beraterin ist sie seit einiger Zeit auch Logistikverantwortliche. Ihr Vorgesetzter schätzt seine Mitarbeiterin sehr. Ihr liegt es im Blut, anderen zu helfen.

Maryline ist beliebt in ihrem kompletten Team. Die rund 15 Mitarbeiter des Büros in Toulouse bewundern ihre Kollegin. Sie beschreiben Maryline als liebenswerte, ambitionierte Frau mit trockenem Humor, aber auch als zurückhaltend und zerbrechlich. Sie redet fast nie über ihr Privatleben, hat keinen Partner und keine Kinder. Nur ein einziges Mal erzählt sie von einem Mann. Er heißt Sebastian und lebt in Deutschland. Den anderen ist klar, dass Sebastian nur in Marylines Fantasie existiert, aber sie gehen nicht weiter darauf ein. Sie wollen sie nicht verletzen, genau wie Maryline ihnen nie etwas Böses getan hat. Streitigkeiten, wie sie auf fast jeder Arbeitsstelle früher oder später vorkommen, sind ihr fremd. Sie ist die gute Seele des Büros. Ihr Team ist ihre Familie, und sie ist wie eine Mutter für alle. Für alle, außer für die neue Kollegin aus Montpellier.

Sophie Masala ist noch nicht lange im Toulouser Büro tätig. Erst seit etwas mehr als einem halben Jahr arbeitet sie mit Maryline zusammen. Die ebenfalls 52-jährige Frau ist optisch genau das Gegenteil von ihr. Sie ist groß, dünn, hat rotblonde Haare, schmale Lippen und braungrüne, kleine Augen. Sie raucht, was man ihrer gebräunten Haut ansieht. Sie wirkt kalt und distanziert. Die Kollegen beschreiben sie später als verbittert. Sie hat auf unerklärliche Weise ein Problem mit Marylines Beliebtheit auf der Arbeit, und die beiden werden nicht warm miteinander.

Doch an Sophie verschwendet Maryline bei ihrem rund dreiminütigen Rückweg keinen Gedanken. Sie freut sich über ihre schnelle Genesung nach der Operation, und auf das Wiedersehen mit ihrer „Familie“ in der nächsten Woche.

Als sie die Tür zu ihrer Wohnung aufschließt, wird sie unmittelbar an ihren...

Erscheint lt. Verlag 8.6.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7519-6496-7 / 3751964967
ISBN-13 978-3-7519-6496-8 / 9783751964968
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