Auch der Tod wird uns nicht scheiden: Detektei Lessing Kriminalserie, Band 35. -  Uwe Brackmann

Auch der Tod wird uns nicht scheiden: Detektei Lessing Kriminalserie, Band 35. (eBook)

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2020 | 1. Auflage
214 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-192-3 (ISBN)
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Lars Brennecke ist Student der Betriebswirtschaft und er ist Spieler der 2. Mannschaft der NY Lions. Der verantwortungsvolle junge Mann liebt seinen Sport und er liebt seine Mutter, die ihn allein großzog. In ihrem kleinen Blumenladen hilft er manchmal aus und beliefert die Kundschaft. Da sein Vater wegen eines Organversagens früh verstarb, ist es ihm eine Herzensangelegenheit selbst ein Spender zu sein. Genau dies soll ihm jedoch zum Verhängnis werden.
Was zunächst nach einem normalen Fahrradunfall aussieht, ist von kalter Hand vorbereitet und birgt einen fatalen Hintergrund. Lars soll in das nächste Krankenhaus eingeliefert werden. Er stirbt auf dem Operationstisch. Ein tragischer Herzstillstand, ein ärztlicher Kunstfehler oder Mord? Da die Mutter des Toten das schnelle Ermittlungsergebnis der Polizei anzweifelt, schaltet sie Detektiv Leopold Lessing ein. Der ist zunächst davon überzeugt, der Kummer um den verstorbenen Sohn hätte den Blick seiner Auftraggeberin auf die Situation verklärt und die Anschuldigung daher hervorgerufen, doch bereits erste Recherchen lassen ihn umdenken.

-5-


 

„Guten Tag, mein Name ist Lessing“, stellte ich mich der Dame an der Anmeldung vor. „Ich bin mit Doktor Lindner verabredet.“ „Sie werden bereits erwartet“, deutete sie mit einer Handbewegung auf einen Herrn, der keine zehn Meter von uns entfernt mit zwei Frauen im Gespräch war. Es schien um etwas Humorvolles zu gehen, denn das Gekicher der beiden Damen riss nicht ab. Unhöflich wie ich nun einmal bin, unterbrach ich die fröhliche Runde.

„Herr Doktor Lindner?“ „Die Ladys entschuldigen mich bitte? Die Pflicht ruft.“ Während er sich mir zuwandte, veränderte sich seine Mimik in die eines Steinbeißers. „Herr Lessing, nehme ich an.“ „So ist es“, bestätigte ich. „Schön, dass Sie sich die Zeit nehmen.“ „Na Sie haben Nerven! Anstatt hier auf Sie zu warten, sollte ich die Angelegenheit unserer Rechtsabteilung übergeben.“ Offensichtlich hatte ihn Elvira bereits bestens informiert. „Da Sie dies bislang nicht getan haben, sind Sie offenbar wie ich daran interessiert, die Angelegenheit ohne viel Aufsehen aus der Welt zu schaffen.“ „Am besten wir gehen ein paar Schritte durch den Park“, schlug der ärztliche Direktor vor.

„Eines möchte ich gleich vorweg klarstellen“, begann er, nachdem wir allein waren. „Es geht hier nicht nur um die Reputation des Klinikums“, machte er mir deutlich. „Es geht vor allem um den Schaden, der durch einen ungerechtfertigten Bericht in den Medien hinsichtlich der Organspendenbereitschaft angerichtet werden könnte.“ „Das ist der Grund, weshalb ich meine Auftraggeber bislang davon abhalten konnte, mit ihrer Vermutung an die Öffentlichkeit zu gehen. Wenn ich meinen Klienten allerdings sagen müsste, dass ich von Ihrer Seite aus keine Unterstützung erhielt, werden sie sich ganz sicher an die Presse wenden.“

Lindner seufzte. „Zunächst einmal muss ich sagen, dass mir der Tod des jungen Mannes sehr leid tut.“ Ich werde es weitergeben“, nahm ich seine Anteilnahme zur Kenntnis. „Ich bin natürlich mit dem Fall vertraut und muss sagen, dass ich keinen Zweifel an dem ordentlichen Ablauf der Operation habe.“ „Wenn dem so ist, hat das Klinikum ja nichts zu befürchten“, entgegnete ich lapidar. „Wobei genau kann ich Ihnen behilflich sein?“ Ich hatte die erste Etappe meiner Odyssee erreicht. „Zunächst brauche ich die Namen aller, die in irgendeiner Weise an der Operation und an den Vorbereitungen beteiligt waren. Darüber hinaus möchte ich mich mit den Betreffenden ungestört unterhalten können.“

Doktor Lindner überlegte angespannt, ehe er mir antwortete. „Das kann ich nicht allein entscheiden, Herr Lessing. Bevor ich Ihnen das Okay gebe, muss ich mich mit dem Vorstand beraten.“ Das leuchtete ein. „Beraten Sie sich nicht zu lange“, sorgte ich für den nötigen Druck. „Ich weiß nicht, wie lange ich meine Auftraggeber um Geduld bitten kann.“ „Ich werde mich morgen Vormittag bei Ihnen melden“, versprach Lindner.

Auch wenn ich noch nichts Greifbares in den Händen hielt, war dieses Gespräch besser gelaufen, als ich es erwartet hatte. Vielleicht lag dies auch an den umfangreichen Bauvorhaben, die in der Öffentlichkeit ohnehin schon für reichlich Wirbel sorgten. Schlechte Publicity war das Letzte, was die Klinikgesellschaft gebrauchen konnte.

Da ich mich in der Nähe des Unfallorts aufhielt, war es nur sinnvoll, mir diesen bei der Gelegenheit anzusehen. Eine Skizze zum Unfallhergang und die von der Verkehrspolizei erstellten Aufnahmen lassen zwar gewisse Schlussfolgerungen zu, ersetzten aber nicht den persönlichen Eindruck, der sich erst dann ergibt, wenn man sich den Ort des Geschehens selber ansieht.

Fakt ist, dass Lars Brennecke von der Welfen Akademie kam und mit dem Rad nach Hause wollte. Er war gerade von der Galenos Straße nach links in die Griegstraße abgebogen, als er in Höhe der Tankstelle von einem Rechtsabbieger übersehen wurde, der mit seinem Fahrzeug zum Tanken wollte. Ich kam mit meinem Wagen aus derselben Richtung und bog ebenfalls auf das Gelände der Tankstelle ein. Mir fiel auf, dass der Unfallverursacher sehr unachtsam gewesen sein musste, um den Sohn meiner Auftraggeberin zu übersehen.

Ich stellte meinen Wagen ab und sah mich um. Bei den Unterlagen, die ich von Jogi erhalten hatte, gab es keine Videoaufnahmen und auch kein Hinweis darauf. In Anbetracht der Überwachungskameras, die auf dem Dach der Tankstelle installiert waren, um die Fahrzeugkennzeichen der tankenden Kunden aufzunehmen, fragte ich mich, wie groß der Erfassungsbereich war und ob die Aufzeichnungen vom Tag des Unfalls durch die Polizei gesichtet wurden.

Nachdem ich mich dem Pächter vorgestellt und als privater Ermittler zu erkennen gegeben hatte, fragte ich ihn, ob er den Unfall gesehen habe. „Leider nicht, aber das habe ich der Polizei bereits gesagt. Soviel ich weiß, war da eine junge Frau, die auch erste Hilfe leistete“, erklärte er. Darüber hatte ich im Polizeibericht gelesen. „Kann es sein, dass die Überwachungskameras den Unfall aufgenommen haben?“ „Das haben sie“, bestätigte er und führte mich zum Aufzeichnungsgerät. „Die Polizisten sahen sich die Aufnahme zwar an, meinten aber, dass darauf nichts zu sehen sei, was für sie von Interesse sei.“ „Existiert der Mitschnitt noch?“, hakte ich nach. „Sie haben Glück. Das Material wird aus Datenschutzgründen nach zweiundsiebzig Stunden automatisch gelöscht.“ Ich sah auf meine Armbanduhr. „Na, dann lassen Sie mal sehen.“

Der Pächter musste nicht lange suchen. Der Unfall war gerade noch am äußersten Bildrand zu sehen. Auf den ersten Blick war tatsächlich nichts zu erkennen, was für den Unfallhergang von Relevanz gewesen wäre. Erst beim wiederholten Betrachten der Sequenzen fiel mir die Kopfhaltung des Fahrers unmittelbar vor dem Abbiegen auf. Wenn mich nicht alles täuschte, muss er den Fahrradfahrer rechtzeitig gesehen haben.

„Können Sie mir den Teil mit dem Unfall kopieren?“ Der Pächter sah mich verlegen an. „Ich habe nicht den Schimmer einer Idee, wie das geht.“ Leider hatte ich ebenso viel Ahnung. Deshalb griff ich kurzerhand zu meinem Handy und filmte die entsprechende Passage einfach ab. „Dumm kann man ruhig sein, man muss sich eben nur zu helfen wissen“, reckte der Pächter den Daumen in die Höhe. Bislang war meine Beobachtung nicht mehr als eine Mutmaßung, aber wenn ich richtig lag, konnte hinter diesem Unfall erheblich mehr stecken als bisher angenommen. Ich war gespannt auf die Erklärung, die mir der Unfallverursacher für sein Verhalten geben würde.

Die Villa in den Blumentriften gehörte laut Trudes Recherchen dem Unternehmensberater Rasputin zur Strassen, der in Braunschweig und darüber hinaus auch als Rechtsanwalt in der Welt der Schönen und Reichen einen guten Ruf genoss. Dem Anwesen entsprechend mussten seine Geschäfte sehr gut laufen. Das über drei Ebenen errichtete Gebäude spiegelte den Bauhausstil wider. Im Parterre befanden sich links drei Garagen, rechts ein offenes Schwimmbad und in der Mitte der aufwendig gestaltete Eingangsbereich.

Die komplett umlaufende Balkonbrüstung ließ die Großzügigkeit der Raumaufteilung im ersten Obergeschoss nur erahnen. Große Fensterflächen sorgten für ein modernes Ambiente und vermittelten den klassischen Stil der extravaganten Moderne. Fast schon nüchtern wirkende graue Betonwände rahmten die drei Ebenen behütend ein. Der Garten vor dem Gebäude erinnerte eher an eine Steinwüste. Da war kein Grün, kein Halm, nicht mal eine Ameise zu sehen. In einer solchen Umgebung würde ich Ramona nicht aufwachsen sehen wollen. In einer solchen Atmosphäre würde Bea nicht einmal ihr Geschäft machen wollen.

Irgendwann stand ich vor der prächtigen Haustür und presste meinen Daumen auf den goldenen Klingeldrücker. Ich staunte nicht schlecht, als im nächsten Moment ein etwa siebenjähriges Mädchen vor mir stand. „Ich bin Silvana und du?“ „Ich bin der Leo“, entgegnete ich verblüfft. „Ist der Constantin zu Hause?“ „Nöö, Conni ist nicht da“, erklärte sie. „Was ist mit deinen Eltern?“ „Die sind auch nicht da“, verkündete sie wie selbstverständlich. „Aber du bist doch bestimmt nicht allein?“ „Nöö.“ „Wer ist denn sonst noch da?“ „Clair und ihr Freund.“ Ich nickte erleichtert.

„Dann wäre es prima, wenn du einen von beiden an die Tür holen könntest“, schlug ich vor. „Das geht nicht“, schüttelte Silvana den Kopf. „Warum nicht?“, bohrte ich nach. „Die sind oben und machen Sex“, entgegnete sie spontan. Mir blieb einen Moment lang die Luft weg. Es geschieht selten, dass mir die passenden Worte fehlen, aber in diesem Augenblick war ich sprachlos. Ich wusste wirklich nicht, ob es nicht besser war, unverrichteter Dinge wieder abzurücken. Glücklicherweise fuhr in dieser Sekunde ein goldbrauner Opel Corsa auf das Grundstück. Dem Polizeibericht zufolge musste es sich um den Unfallwagen...

Erscheint lt. Verlag 1.5.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-96586-192-1 / 3965861921
ISBN-13 978-3-96586-192-3 / 9783965861923
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