Es muss nicht immer Mord sein (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
281 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1933-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Es muss nicht immer Mord sein -  Laura Childs
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Hochzeit mit Todesfall.

Theodosia Browning, Inhaberin des Indigo des Shops, ist zu dem gesellschaftlichen Ereignis des Jahres eingeladen: die Verlobungsfeier von Camille Cantroux mit einem Marineoffizier aus wohlhabender Familie. Der Trauring, ein kostbares Familienerbstück, ist das Gesprächsthema des Abends, denn er enthält einen Diamanten, der einmal zur Krone von Marie Antoinette gehörte. Auf einmal lässt ein gewaltiger Krach alle Partygäste verstummen. Unter dem eingestürzten Glasdach des Gartenzimmers findet man den erschlagenen Bräutigam - ein tragischer Unfall, so scheint es. Doch warum ist der Trauring, der in dem Gartenzimmer ausgestellt war, auf einmal verschwunden? Hobbydetektivin Theodosia Browning ist misstrauisch und sieht nur eine Lösung: sie muss selber nachforschen, was es mit dem verschwundenen Ring auf sich hat ...

Mit ausführlichen Rezepten und köstlichen Tee-Ideen im Anhang.



Laura Childs war über zwanzig Jahre lang erfolgreich in der Werbe- und Marketingbranche tätig, bevor sie anfing, Kriminalromane zu schreiben. Zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Hunden lebt sie in Charleston, South Carolina.

1


Theodosia Browning eilte über den edlen Marmorfußboden des Lady Goodwood Inn und warf im Vorübergehen einen Blick auf das prächtige Porträt der altehrwürdigen Gründerin des kleinen Hotels. Harriet Beecher Goodwood blickte aus luftiger Höhe gütig auf die Schar der Gäste herab. Mit ihrem schimmernden Porzellanteint, dem schweren Collier aus blauen Topasen und der blasspfirsichfarbenen Organzarobe, die sich sanft um ihre Hüften bauschte, war sie der Inbegriff südstaatlicher Weiblichkeit. Eine Dame von tadellos sittsamem Benehmen und dezent aristokratischer Ausstrahlung. Und doch schien eine gewisse Sehnsucht in ihren wachsamen Augen zu liegen, als würde Lady Goodwood am liebsten aus dem steifen Porträt hinabsteigen und sich unter die fröhliche Menge zu ihren Füßen mischen.

Theodosia, die eine weit geschnittene, schwarze Seidenhose und ein bequemes Jackett trug, das ihre Figur sanft umschmeichelte, stieß ein stummes Dankgebet aus, dass die moderne Charlestoner Frau sich weder von strikten gesellschaftlichen Konventionen noch von unbequemen, eng geschnürten Gewändern einzwängen lassen musste. Wie um alles in der Welt hätte sie mit Röcken bis zum Knöchel, langen, gerüschten Unterhosen, hochgeknöpften Stiefeln und einem Korsett aus Fischbeinstäben am Leib in der Lage sein sollen, von morgens bis abends durch ihren Indigo Tea Shop zu eilen, Gäste zu begrüßen und Tee aufzubrühen? Schlimmer noch, wie hätte sie in einer Aufmachung wie dieser auch nur atmen können? Vor allem, wenn im Sommer Hitze und Feuchtigkeit aus dem Low Country in die Stadt gekrochen kamen und Charleston in einen wahren Schmelztiegel verwandelten!

»Theodosia! Hier drüben!« Drayton Conneley, Theodosias guter Freund und ihre rechte Hand im Indigo Tea Shop, winkte ihr fröhlich zu. Er hatte in der Nähe der Topfpalmen Stellung bezogen. Für seine zweiundsechzig Jahre sah Drayton wirklich umwerfend aus: zu seinem Schöpf weißgrauer Haare war er angetan mit cremefarbenem Kaschmirjackett, taubengrauer Hose und seinem Markenzeichen, der Fliege. Anlässlich dieser spätherbstlichen Feier hatte er ein Exemplar in gedämpftem Paisley-Muster ausgesucht. Natürlich wieder einmal die perfekte Wahl und seine ganz persönliche Note, die Drayton zum Inbegriff von Eleganz und Charme machte.

Theodosia lächelte ihm zu und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Es war wirklich ein feiner Zug von ihm, sie heute Abend in Vertretung ihres Freundes Jory Davis zu begleiten. Zumal Drayton die künftige Braut nicht einmal kannte. Aber Drayton war eigentlich stets ein Gentleman und ein unglaublich feiner Kerl. Begeistert von Theodosias Idee, im historischen Viertel Charlestons erstes richtiges Teegeschäft zu eröffnen, hatte Drayton die Chance ergriffen, hatte ohne zu zögern seine durchaus gehobene Position in einem der führenden Hotels der Stadt gekündigt und war bei Theodosia als Herr über die Teemischungen und Majordomus in Stellung gegangen.

Theodosia hegte große Bewunderung für Menschen, die keine Risiken scheuten – dabei gehörte sie selbst ebenfalls zu dieser Kategorie. Erst vor drei Jahren hatte sie all ihren Mut zusammengenommen, dem sicheren Angestelltendasein ein herzliches Arrivederci zugerufen und ihrerseits die Position der stellvertretenden Leiterin der Kundenbetreuung bei einer der führenden Werbeagenturen der Stadt an den Nagel gehängt.

Ein leer stehender, staubiger Teeladen auf der Church Street hatte leise gelockt. Hinzu kamen ihre Sehnsucht nach einem unabhängigeren Leben und der Wunsch, ihren Weg selbst zu bestimmen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Theodosia wusste, dass sie aus dem Teeladen haargenau das würde herausziehen können, was sie hineinsteckte, und das war ihr genug. Mehr als genug, um genau zu sein.

Und Drayton und Haley Parker, ihre mehr als guten Freunde und willigen Komplizen, hatten ihr vom ersten Tag an zur Seite gestanden.

Gestützt auf die Erfahrungen, die er während seiner Jahre als Teemischermeister in Amsterdam gesammelt hatte, war Drayton unverzüglich ans Werk gegangen und hatte den Indigo Tea Shop mit einer beneidenswerten Auswahl loser Tees bestückt. Würzige, orangerote Assams; rauchige, leicht süßliche Ceylon-Tees; duftende Darjeelings von den steilen Hängen des Himalaja; leuchtende, smaragdgrüne Tees aus Japan, Gyokuros und Senchas, ein wenig herb und eher für den geübten Gaumen. Außerdem ein breites Sortiment indonesischer, malaiischer, türkischer und afrikanischer Tees, nicht zu vergessen den verlockenden Schwarztee, der auf der Charleston-Teeplantage angebaut wurde, etwa fünfundzwanzig Meilen südlich von Charleston auf der Insel Wadmalaw im Low Country.

Haley, die jugendliche Herrscherin über Theodosias Backstube, war eine ewige Studentin und noch immer auf der Suche nach ihrer Bestimmung in dieser Welt. Zum großen Glück für den Indigo Tea Shop tat Haley zur Überbrückung der Wartezeit nichts lieber, als voller Leidenschaft in der winzigen, wohlduftenden Küche hinter dem Ladenlokal ihre berühmt-berüchtigten Blaubeerscones, Sahnemuffins, Ingwerkekse und Mürbeplätzchen zu fabrizieren. Neulich erst hatte Haley ihr eigenes Rezept für Marvels kreiert, jene frittierten, kugelrunden Bällchen, die zu den typischen Spezialitäten von South Carolina gehörten.

So fügten sich alle Elemente zu einem harmonischen Ganzen. Der Indigo Tea Shop hatte sich schnell zu einem wahren Juwel gemausert, ein unverzichtbarer Pinselstrich auf dem eleganten Gemälde aus Restaurants, Geschäften, Museen und geschichtsträchtigen Wohnhäusern, welche das berühmte historische Viertel von Charleston ausmachten.

Sobald die Inneneinrichtung des Indigo Tea Shops von den einstigen Korkpaneelen und dem scheußlichen Industrieteppich befreit worden war, war der Laden, dank hölzerner Dielen, freiliegender Balken und gemauerter Wände, in neuem Glanz erstrahlt. Antike Nussholztische und Stühle, die Theodosia zum Großteil aus den Nebengebäuden der Farm ihrer Tante Libby gerettet hatte, schufen eine einladend warme Atmosphäre echter Gemütlichkeit. In den Regalfächern, die nicht mit kupfernen Teekanistern und glänzenden Porzellangefäßen voll losem Tee vollgestellt waren, drängten sich Yi-Hsing-Teekannen, Teesiebe, Gläser mit DuBose-Bienenhonig und Devonshire-Cream sowie verschiedene Größen der abgepackten Haustee-Mischungen wie Cooper River Cranberry oder Britannia Breakfast Blend. Der Indigo Tea Shop lebte von Authentizität und Anmut und natürlich von den vielen, seinem Charme längst verfallenen Gästen, welche zu Theodosias Entzücken in Scharen kamen: die Besitzer der Geschäfte auf der Church Street, die Bewohner des historischen Viertels, eifrig darauf bedacht, den charmanten kleinen Teeladen als ihr Eigentum zu vereinnahmen, und dazu die Touristen, die über die einladenden Gehwege und durch die versteckten Kopfsteingassen schlenderten.

Theodosia eilte zu Drayton und drückte seinen Arm. »Wie schön, dass du gekommen bist!«

Er lächelte sie an. »Du siehst wunderbar aus«, sagte er.

»Um ganz ehrlich zu sein«, sie richtete ihre strahlend blauen Augen auf ihn und fasste unsicher in ihr kastanienbraunes Haar, »ich komme mir ziemlich zusammengewürfelt vor. Delaine hat mich in allerletzter Minute angerufen und gefragt, ob sie sich meine silberne Visitenkartenschale ausleihen darf, um Camilles Trauring darauf zu präsentieren. Also musste ich hierher rasen, wo ich mich unversehens, was auch sonst, um ein paar letzte Kleinigkeiten kümmern durfte. Dann wie eine Irre zurück nach Hause, mit Earl Grey noch kurz um den Block sprinten und mich fertig machen. Und dann hat es zu allem Überfluss auch noch angefangen zu schütten«, fügte Theodosia außer Atem hinzu.

Bei erwähnter Delaine handelte es sich um Delaine Dish, Freundin von Theodosia und Drayton und Eigentümerin einer Edelboutique namens Cotton Duck, die nur ein paar Türen entfernt vom Indigo Tea Shop auf der Church Street lag. Earl Grey war Theodosias Hund, ein Mischlingsrüde, den sie eines regnerischen Abends in der Gasse hinter dem Teeladen aufgestöbert hatte. Theodosia hatte den verwahrlosten Welpen augenblicklich in ihr Herz geschlossen, ihn adoptiert und ihn ihren reinrassigen Dalbrador getauft. Seither folgte der über alle Maßen dankbare, Theodosia zutiefst ergebene Hund ihr auf Schritt und Tritt. Sein Gehorsams- und Geschicklichkeitstraining hatte er mit Begeisterung absolviert und besaß sogar ein Zertifikat als international anerkannter Therapiehund, was ihnen beiden den Genuss regelmäßiger Besuche in Seniorenheimen und Kinderkrankenhäusern verschaffte.

Die heutige Soiree war eine Feier zur Verlobung von Delaines Nichte Camille Cantroux. Camille war mit Corey Buchanan aus Savannah, Georgia, verlobt, einem jungen Captain bei den Marines. Bis zur Hochzeit, die am Samstag nach Thanksgiving stattfinden sollte, waren es nur noch wenige Wochen.

»Ah, da kommt Haley«, sagte Drayton, als eine junge Frau in schwingendem schwarzem Seidenkrepp auf sie zugelaufen kam.

»Hallo, ihr zwei!«, sagte Haley atemlos. »Bitte sagt mir, dass mein Kleid in Ordnung ist.« Sie vollführte eine kokette kleine Drehung, die ihre langen, glatten Haare herumwirbeln ließ. »Ich habe es mir von meiner Cousine Rowena geliehen.«

»Schauderhaft«, antwortete Drayton wie aus der Pistole geschossen, ohne sie auch nur anzusehen.

Haley verdrehte die Augen.

...

Erscheint lt. Verlag 20.5.2020
Reihe/Serie Tea Shop Mystery
Übersetzer Sabine Maier-Längsfeld
Sprache deutsch
Original-Titel Shaeds of Earl Grey
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agatha Christie • agatha raisin • Anne Perry • Ann Granger • Charleston • Cosy Crime • Darjeeling • Detektiv • Frauenfigur • Hobbydetektivin • Kriminalroman • Mary L. Longworth • M.C. Beaton • Miss Daisy • Miss Marple • Mystery • South Carolina • Südstaaten • Tee • Teeladen • Veronica Stallwood
ISBN-10 3-8412-1933-0 / 3841219330
ISBN-13 978-3-8412-1933-6 / 9783841219336
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