Tod in Leer. Ostfrieslandkrimi -  Thorsten Siemens

Tod in Leer. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2020 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-182-4 (ISBN)
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25 Jahre Abitur. Was als ausgelassene Feier begann, wird zum mörderischen Jubiläum...
André Krayenborg wird ermordet in einer Privatschule im ostfriesischen Leer aufgefunden. Am selben Ort, an dem sie vor 25 Jahren ihr Abitur machten, feierten die ehemaligen Klassenkameraden das Jubiläum. Brachen hier tiefe, längst verheilt geglaubte Wunden tödlich wieder auf? Kurz vor seinem gewaltsamen Tod war André in einen heftigen Streit verwickelt, der fast in einer Schlägerei endete. Gleich mehrere der Ex-Mitschüler geraten unter Verdacht. Das stärkste Motiv scheint jedoch Ulrike Santjer zu haben, denn ausgerechnet ihr Mitabiturient war mittlerweile ihr schärfster Widersacher. Doch würde sie für ihre Karriere wirklich über Leichen gehen? Die ostfriesischen Ermittler Hedda Böttcher und Enno Frerichs nehmen inkognito Kontakt mit den Verdächtigen auf und stoßen auf brisante Ereignisse aus der Vergangenheit...

1. Kapitel


Heimat


 

Hedda und Enno saßen im Auto und waren unterwegs nach Neermoor. Sie hatten gerade Wiesmoor durchquert und passierten jetzt die Stelle der Hauptstraße, an der sich vor einigen Jahren ein großes Bestattungsinstitut niedergelassen hatte.

Beim Anblick des modernen Klinkerbaus musste der ehemalige Polizist an seinen Vater Bento denken, der in Neermoor ebenfalls ein Bestattungsinstitut führte. Er hatte ihn gefragt, ob er für eine Zeit lang wieder bei ihm wohnen könnte, und als Begründung dafür angegeben, dass er in Leer eine mehrwöchige Fortbildung für seinen Streetworker-Job absolvieren müsse. Die Vorstellung, wieder in sein altes Kinderzimmer einzuziehen, war an sich schon seltsam genug, der Gedanke daran, wieder getrennt von Hedda zu wohnen, machte die Sache für ihn aber noch viel merkwürdiger.

Auch Hedda konnte sich noch nicht richtig vorstellen, wie es wohl sein würde, wieder bei ihrem Onkel und seiner zukünftigen Frau Doris zu wohnen. Seit Willms Heiratsantrag war bereits einige Zeit vergangen und die Verlobten steckten mittlerweile mitten in den Hochzeitsvorbereitungen. Die junge Ermittlerin hatte den beiden gegenüber behauptet, sie würde zur Recherche für ein zukünftiges Buchprojekt wieder zur Schule gehen, um sich noch einmal besser in die Sorgen und Nöte der angehenden Abiturienten einfühlen zu können.

Sowohl Bento als auch Willm hatten sich zunächst große Sorgen gemacht, als sie die unerwarteten Übernachtungsanfragen bekamen. Beide hatten das ungute Gefühl, dass es in der Beziehung des jungen Paares kriseln könnte. Aber als Hedda und Enno ihnen glaubhaft erklärt hatten, dass die nächtliche Trennung ein wichtiger Bestandteil von Heddas kleiner Zeitreise in ihre Schulzeit wäre, und zudem auch noch beteuerten, dass bei den beiden ansonsten alles in Ordnung sei und Enno mit Sicherheit auch ab und an bei Willm übernachten würde, waren sie beruhigt.

Die jungen Geheimdienstmitarbeiter hatten lange darüber nachge­dacht, wo sie während der Zeit ihrer Ermittlungen wohnen sollten. Auch eine gemeinsame Wohnung oder ein Hotel waren kurzzeitig eine Option gewesen. Aber das Risiko, zufällig von einem Familien­mitglied entdeckt zu werden, war ihnen einfach zu groß. Mit Sicherheit wären Willm und Bento maßlos enttäuscht gewesen, wenn die beiden sich in ihrer unmittelbaren Nähe aufgehalten und weder etwas davon gesagt, geschweige denn sich bei ihnen einquartiert hätten.

»Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, so lange von dir getrennt zu wohnen«, sagte Hedda. Sie strich sich mit der Hand durch ihre Haare. Seitdem sie vor einigen Monaten entschieden hatte, von ihrer schwarz gefärbten Kurzhaarfrisur zurück zu ihren langen, natur­blonden Haaren zu wechseln, fühlte sich das irgendwie merkwürdig und fremd an.

Enno riskierte einen kurzen Seitenblick, konzentrierte sich dann aber wieder auf die Straße. »Ich auch nicht«, seufzte er. »Aber wir hatten doch darüber gesprochen, dass es so wahrscheinlich die beste Lösung ist.«

»Ich weiß. Wenn wir so nah unserer alten Heimat als Paar auftreten, ist die Gefahr, enttarnt zu werden, einfach viel größer.« Traurig ließ Hedda den Kopf sinken. »Aber jetzt, wo unsere Trennung fast bevorsteht, mag ich überhaupt nicht daran denken.«

Behutsam legte Enno eine Hand auf den Oberschenkel seiner attraktiven Beifahrerin. »Wir schaffen das.« Er nickte ihr aufmunternd zu. »Und wenn ich dann gelegentlich heimlich bei dir übernachte, fühlt sich das vielleicht auch ein wenig aufregend und verboten an.«

»Du bist ein unverbesserlicher Optimist.« Hedda lächelte ihren Freund an. Sie liebte es, dass er jeder noch so negativen Situation doch noch etwas Positives abgewinnen konnte.

 

***

 

»Hedda!« Willms Begrüßung fiel gewohnt laut und herzlich aus. Der eins neunundachtzig große Hüne schlang die Arme um seine Nichte und drückte sie, so fest er konnte, an seinen stattlichen Bauch. »Ich freue mich so, dass du wieder da bist.«

Direkt neben ihnen ertönte ein Räuspern.

Ihr Onkel lockerte die Umarmung, schaute seine Verlobte an und korrigierte sich. »Entschuldige bitte. Ich meinte natürlich, ›wir‹ freuen uns sehr darüber, dass du eine Zeit lang bei uns wohnen möchtest.«

Doris lächelte zufrieden. »Moin Hedda.« Auch sie drückte ihre zukünftige Nichte zur Begrüßung fest an sich.

Willm hatte sich inzwischen an Enno gewandt. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter, nickte ihm freundlich zu und schüttelte gleichzeitig leicht mit dem Kopf. »Du bist in meinem Haus selbstverständlich jederzeit willkommen, aber solange Hedda bei mir wohnt, habe ich die Aufsichtspflicht für die junge Dame.« Er musste eine Pause machen, um das in ihm aufsteigende Lachen zu unterdrücken. »Du weißt ja, Sex mit Minderjährigen ist verboten.«

»Willm!«, protestierten Doris und Hedda im Chor, während Enno die Röte ins Gesicht schoss.

»War doch nur Spaß«, lachte der wuchtige Ostfriese laut auf. »Ich will doch nur dazu beitragen, dass Hedda sich auch wirklich wie eine noch nicht ganz volljährige Schülerin fühlt.« Dann klopfte er Enno aufmunternd auf die Schulter. »Komm, wir bringen das Gepäck nach oben!« Er nahm einen der beiden Koffer und ließ das zweite Gepäckstück für den ehemaligen Polizisten übrig.

»Und wir zwei Hübschen gehen in die Küche und bereiten den Tee vor«, lachte Doris, schlang ihren Arm um Heddas Hüfte und zog sie mit sich ins Haus.

Nur wenige Minuten später saßen alle vier zusammen am Küchentisch und jeder von ihnen hatte eine dampfende Tasse Tee vor sich stehen.

»Wie laufen eure Hochzeitsvorbereitungen?«, fragte Hedda.

»Du weißt ja, wir planen lediglich eine kleine Feier. Nur die Familie und ein paar enge Freunde. Schließlich ist es für uns beide ja nicht die erste Hochzeit.« Willm stockte kurz. Durch die Planungen für die anstehende Trauung musste er auch immer öfter an seine Ex-Frau Sarinya denken.

Doris wusste sofort, welche düsteren Erinnerungen ihren zukünftigen Ehemann bedrückten. Sie lehnte sich zu ihm hinüber, spitzte die Lippen und gab ihm einen dicken Kuss auf die Wange. »Ich würde dich auch ganz ohne Feier heiraten.«

Sofort erstrahlte auf Willms Gesicht wieder die gewohnte Lebensfreude. Seine Doris wusste halt, welche Knöpfe sie bei ihm drücken musste. »Und du willst ernsthaft wieder zur Schule gehen?«, wechselte er das Thema.

Hedda setzte ihren Tee wieder auf der Untertasse ab. »Zum Glück muss ich ja nicht nochmal die Abiturprüfungen bestehen«, scherzte sie.

»Aber dass du so einen Aufwand betreibst, nur um für einen neuen Roman zu recherchieren, finde ich schon bemerkenswert. Machen sich denn alle Autoren so viel Mühe, nur um ihre Geschichten besonders glaubwürdig rüberbringen zu können?«, fragte Doris.

»Hedda ist halt nicht irgendeine Autorin.« Enno nahm sich Doris zum Vorbild und drückte seiner Freundin ebenfalls einen Schmatzer auf die Wange.

»Nun ja …«, sagte die junge Schriftstellerin. »… ehrlich gesagt kenne ich gar nicht so viele andere Autoren. Daher kann ich dir diese Frage auch nicht wirklich beantworten. Mir ist es halt besonders wichtig, dass meine Charaktere total realistisch bei den Lesern ankommen.«

»Wie gesagt, das finde ich ja auch total bemerkenswert«, betonte Doris erneut die Intention ihrer Aussage. »Ich wundere mich in deinem Fall nur besonders, weil du ja gerade erst mit der Schule fertig bist. Du müsstest die Abläufe doch eigentlich auch so noch ganz gut kennen. Ich meine, wenn du jetzt in unserem Alter wärest …« Sie schaute kurz zu Willm hinüber. »… dann ginge es sicherlich nicht ohne diesen Aufwand, aber bei dir …« Sie beendete den Satz nicht, da ohnehin allen klar war, was sie damit meinte.

Nervös suchten Heddas Augen Hilfe bei Enno. Mit so viel bohrenden Nachfragen hatte sie überhaupt nicht gerechnet.

»Am Ende war es die Entscheidung ihres Verlages.« Der Streetworker zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Und solange die zahlen, stellt Hedda natürlich auch keine unnötigen Nachfragen.«

»Die zahlen dir während der Recherche eine Art Gehalt?«, fragte Willm verblüfft.

Hedda schaute zunächst Enno und dann ihren Onkel an. »Jein«, sagte sie schließlich. »Das ist mehr so eine Art Vorschuss für den kommenden Roman«, log sie.

»Die müssen ja echt sehr überzeugt von dir sein, wenn sie dir so viel Vertrauen entgegenbringen. Lief dein erster Roman denn so erfolgreich?«, hakte Doris nach.

»Nun ja …«, begann Hedda erneut zu stottern. Ihr Erstlingswerk lief zwar nicht schlecht, aber ohne die gefakten Käufe und die Honorare für nie stattgefundene...

Erscheint lt. Verlag 28.5.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-182-4 / 3965861824
ISBN-13 978-3-96586-182-4 / 9783965861824
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