Tom Prox 45 (eBook)

Silber für Gloria Gladstone

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9738-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tom Prox 45 - George Berings
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Die drei Männer von der Skull schauen mit zusammengekniffenen Augen zum Himmel. In der flirrenden Hitze halten sie die dunklen Punkte dort oben zunächst für eine Täuschung. Doch dann gibt es keine Zweifel mehr: Geier kreisen über der Prärie! Was mag die Aasfresser angelockt haben? Hier im Territorium der Navajos treiben seit einiger Zeit Skalpjäger ihr blutiges Unwesen. Und immer wieder fallen Siedler den Rachezügen der Indianer zum Opfer.
Die Reiter von der Skull spornen ihre Pferde an. Sie sind auf eine furchtbare Entdeckung gefasst ...

1. Kapitel

Die G-G-Ranch war ein herrlicher Besitz. Sie lag ungefähr zwanzig Meilen südlich von Maxon im Becken des Rio Grande. Unendlich weit dehnte sich der fruchtbare Boden, bis zu den im Westen aufragenden »Black Mountains« hin. Riesige Rinderherden weideten hier. Die Ranch selbst glich beinahe einer kleinen Town, so zahlreich waren die Gebäude.

Gloria Gladstone war die Herrin der nach ihr benannten Ranch.

Wer aber war Gloria Gladstone? Wie kam sie in diesen rauen Westen?

Der alte Rancher John Gladstone war zeit seines Lebens ein ehrlicher, rechtschaffener Mann gewesen, ein Westmann, hart, gerecht und, wenn nötig, mit einem unbeugsamen Kampfeswillen gegen alle Widersacher.

Er hatte sich in dreißig Jahren harter Arbeit diese Ranch geschaffen, aus kleinsten Anfängen heraus. Bald war er einer der angesehensten Männer des Distriktes. Aber nicht nur als Rancher und Viehzüchter hatte er eine glückliche Hand gehabt, auch sein Werben um das damals hübscheste Girl des Distriktes war ein Erfolg, und die Leute gebrauchten, wenn sie von Gladstone sprachen, nur das Wort »Glückspilz«.

Ein Jahr später war John Gladstone Witwer gwesen. Seine junge Frau war bei der Geburt eines Mädels gestorben.

Gladstone konnte es nicht fassen. Jahre vergingen, ehe er sich mit diesem Schicksalsschlag abgefunden hatte, Jahre, in denen Ann, seine Tochter, heranreifte. Da das Mädchen sehr seiner Mutter glich, war es nur verständlich, dass der alte Rancher nun seine ganze Liebe dem Kind widmete.

Ann entwickelte sich zu einem echten Westmädel, wurde eine Texanerin, die sich in der Küche genauso wohl fühlte wie auf dem Rücken eines Pferdes. Oft ritt sie Stunden durch die Prärie, saß bei den Cowboys am Lagerfeuer und lauschte deren Gesängen.

Und in solch einer Nacht war es dann geschehen. Es war bei der Südherde gewesen, die teilweise bis in die Schluchten der Black Mountains vorgedrungen war. Ein gewaltiger Steinschlag musste die Tiere erschreckt haben.

Innerhalb von Sekunden war der Teufel los gewesen. Achttausend Tiere wurden zu einer rasenden, alles niedertrampelnden Walze, die mit unglaublicher Geschwindigkeit über das Land brauste.

Die erfahrenen Cowboys hatten gewusst, dass es in diesem Augenblick galt, das nackte Leben zu retten. Auch Ann war rechtzeitig der Aufbruch gelungen. Und doch hatte sie nicht mehr den schützenden Canyon erreicht. Ihr Pferd musste gestrauchelt sein.

John Gladstone hatte seit jenem Tag das gehasst, wofür er ein Leben lang gearbeitet hatte: seine Herde! Stumm lebte er dahin. Die Nachbarn, die ihn in der ersten Zeit nach dem Unglück noch besucht hatten, waren nach und nach ausgeblieben. Er wurde ein Sonderling.

So war es, als man ihn vor Jahren bat, im Interesse der Genossenschaft nach Austin zu fahren. Er fuhr und … kam mit einer jungen Frau zurück. Wie eine Bombe war die Nachricht eingeschlagen.

Die Gladstone-Ranch, die jahrelang vereinsamt war, wurde plötzlich ein beliebtes Ausflugsziel. Alle wollten die schöne, junge Frau sehen, von der jeder schwärmte. Immer war Besuch im Hause, herrschten Lachen und Frohsinn. Gloria verstand es, ihre Gäste zu unterhalten.

Und John Gladstone? Er saß still vor dem großen Kamin im Arbeitszimmer und rauchte seine Pfeife. Manchmal spielte ein geheimnisvolles Lächeln um seinen Mund, so, als wolle er sagen: »Seht ihr, der alte Gladstone führt euch alle an der Nase herum.«

Keiner wusste, wie und wo er diese Frau kennengelernt hatte. Keiner konnte ahnen, wie es in dieser ungleichen Ehe wirklich aussah …

Ein Jahr später war der Rancher tot gewesen. Man fand ihn eines Morgens dort, wo er so gerne gesessen hatte: im Sessel vor dem Kamin. Schlaff hing der rechte Arm herab, auf dem Teppich lag die kurze Pfeife. Sie war ihm aus der Hand gefallen. Um den Mund des Toten lag wiederum dieses geheimnisvolle Lächeln.

Gloria war wie von Sinnen. Als Doc Howard kam, kniete sie neben dem Toten, hatte ihren Kopf auf seinen Schoß gebettet, und schwere Tränen fielen wie Diamanten aus ihren schönen Augen.

Der Doc hob die gebrochene Frau vom Boden auf, bettete sie behutsam auf eine Ottomane und gab ihr ein beruhigendes Pulver. Gloria schlief ein, schlief den gesunden Schlaf der Jugend.

Der Doc untersuchte dann den Toten.

»Herzschlag«, konstatierte er. Ganz still und leise hatte sich der Rancher John Gladstone davongemacht.

Dies alles lag einige Jahre zurück. Nach dem Testament war Gloria Alleinerbin des gewaltigen Besitzes. Und sie verstand es nicht nur, ihr Erbe zu erhalten, nein, sie verstand es, ihr Gut zu mehren!

Die Herrin der G-G-Ranch stand vor dem Spiegel und prüfte sich. Ihr Blick glitt über das kleine, von keinem Fältchen verunzierte Gesicht, die wohlgeformten, zarten Schultern hinab zu der schlanken Taille.

Jetzt klang ein silberhelles Lachen durch den Raum.

Rasch schlüpfte sie in den großblumigen Morgenrock. Mit einem Ruck riss sie die Vorhänge auf, sodass das Licht warm ihre Gestalt umfing. Sie klingelte und setzte sich dann wieder vor den Spiegel, um das schwere, lange Haar zu bürsten.

Es klopfte.

»Come in!«, rief Gloria. Sie wusste, es war Molly, ihre Dienerin.

»Wünschen Mrs. Gladstone einen guten Morgen«, gurrte die Schwarze.

»Danke, schönes Kind. Richte mir bitte ein Bad und sage in der Küche, dass ich das Frühstück auf dem Balkon einnehme!«

Gloria steckte in einem Reitdress, der ihre tadellose Figur raffiniert unterstrich.

Mit wiegenden Hüften verließ sie ihr Zimmer und strebte der breiten, kunstvoll geschnitzten Treppe zu, als sie in der Diele einen Mann gewahrte, der ihr erwartungsvoll entgegenblickte.

Langsam kam sie die Treppe herab und blieb auf einer der letzten Stufen stehen. Der Mann vor ihr war sehr groß, aber sie liebte es, im Gespräch auf die Menschen herabzusehen.

»Nun«, fragte sie kühl, »was führt Sie zu mir, Harry?«

»Ich muss Sie unbedingt sprechen, Gloria«, stotterte er heiser.

»Sie müssen? Dann warten Sie gefälligst, bis ich Zeit habe.«

»Ich bitte Sie um eine Aussprache«, verbesserte er sich rasch und biss sich, voller Zorn über seine eigene Unbeholfenheit, auf die Lippen.

»Gut, gehen wir in mein Arbeitszimmer.«

Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, ging sie voran.

Das Arbeitszimmer war ein großer, rechteckiger Raum, dessen eine Schmalseite von einem gewaltigen Kamin eingenommen wurde. Hier stand noch der Sessel, in dem John Gladstone gestorben war.

An der anderen Seite, unter den Fenstern, befand sich ein riesiger Schreibtisch, auf dessen Kante Gloria sich jetzt niederließ. Auch diesen Platz wählte sie mit vollem Bedacht, hatte sie doch so das Licht im Rücken und war für den vor ihr stehenden Besucher kaum zu erkennen. Sie selbst aber konnte dessen Gesicht im hellen Licht genau beobachten.

»Ich höre«, kam es jetzt spöttisch von den Lippen der Frau.

Der Mann gab sich einen Ruck. Er musste sich zusammennehmen, musste versuchen, sich dieser fast an Hypnose grenzenden Atmosphäre zu entziehen. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, holte tief Luft und …

»Ich liebe Sie, Gloria«, platzte es aus ihm heraus, »liebe Sie mit jeder Faser meines Herzens und bitte Sie …«

Weiter kam er nicht. Das fast hysterische Lachen der Frau unterbrach ihn.

»Harry Raffles«, sagte sie kalt, »glauben Sie, Sie sind der Einzige, der mich liebt? Allerdings sind Sie der Einzige, der bisher den Mut fand, mir dies zu gestehen. Ist das alles? Kamen Sie nur deshalb so früh zur Ranch? Ich dachte, es wäre etwas Wichtiges!«

Heiß schoss ihm das Blut in den Kopf. Rote Nebelschwaden wogten vor seinen Augen. In den Ohren verspürte er ein Sausen, wie es sonst nur der Präriewind verursachte. Der Mann verlor die Beherrschung. Mit einem Satz war er vor ihr.

Gloria war auf diesen Angriff vorbereitet. Rasch trat sie hinter den Schreibtisch. Ihre Augen schossen gefährliche Blitze. Die rechte Hand ruhte an der Innentasche der Wildlederweste, wo sie ihren Derringer wusste.

Raffles Gesicht hatte jede Farbe verloren. Seine Blicke irrten unruhig zu denen der Frau. Langsam, wie flehend, streckte er die Arme vor.

Gloria entspannte sich. Sie wusste, der Mann würde nicht mehr angreifen. Noch immer wurde kein Wort gesprochen.

Gloria deutete auf einen Sessel. Schwer ließ sich der Mann in die Polster fallen.

»Kommen wir zum Geschäft!«, begann sie. »Wie steht es mit der versprochenen Ware?«

Langsam schüttelte er den Kopf. »Ich kann nicht mehr«, sagte er müde.

»Was soll das heißen?«

Resignierend fuhr er mit der Hand durch die Luft, so, als müsse er etwas auslöschen. Langsam erhob sich Gloria, Schritt um Schritt näherte sie sich dem Mann, unmittelbar vor ihm blieb sie stehen.

»Sagen Sie mal, Harry«, fragte sie jetzt leise, aber unheimlich scharf, »was oder wen lieben Sie eigentlich mehr, Ihr Leben oder mich?«

Raffles blickte zu ihr auf. Er hatte heute Morgen eine Entscheidung herbeiführen wollen. Hatte gehofft, als Sieger hervorzugehen. Er hatte das Spiel verloren!

Leicht legte jetzt die Frau ihre Hand, deren stark gewölbte Fingernägel an die Krallen einer Raubkatze erinnerten, an seine Wange. Zart, unsagbar zart glitten die Finger zum Kinn, fuhren dann in einer kaum wahrnehmbaren Bewegung über die Lippen des Mannes. Stürmisch ergriff er die Hand und küsste sie.

Gloria entzog sich ihm rasch. Schon war sie wieder hinter dem Schreibtisch und...

Erscheint lt. Verlag 9.6.2020
Reihe/Serie Tom Prox
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • billy-jenkins • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • gf unger • G. F. Unger • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Unger • Western • western-bestseller • Western-roman • Westernromane • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7325-9738-5 / 3732597385
ISBN-13 978-3-7325-9738-3 / 9783732597383
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