G. F. Unger 2066 (eBook)

Gamble King

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9613-3 (ISBN)

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G. F. Unger 2066 - G. F. Unger
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Für die schöne Tochter seines Ziehvaters wagt der Spieler Steve Nelson das heißeste Pokerspiel seines Lebens, in dem es um alles oder nichts geht ...


Gamble King

Als sie in sein Zimmer tritt, da will er das, was er sieht, zuerst gar nicht glauben. Denn er saß zwei Nächte und einen ganzen Tag am Pokertisch und spielte gegen drei Flusskapitäne, die zugleich Eigner ihrer Schiffe waren, um alles oder nichts.

Die drei hatten sich nämlich geschworen, ihn klein zu machen, ihn, den man am Mississippi »Gamble King« nennt, den König der Spiele, mag es sich um Poker, Faro, Black Jack oder Drei-Monte handeln.

Doch sie haben ihn nicht klein machen können, und hätten sie nach der zweiten Nacht nicht aufgegeben, hätte er ihnen auch noch ihre Dampfboote abgewonnen.

Und so ging er bei Sonnenaufgang des zweiten Tages in sein Hotel und legte sich mit seinem Hut voller Geld im Arm und dem Revolver unter dem Kopfkissen in das prächtige Messingbett. Jetzt ist es Nachmittag. Er wurde wach und sieht die Frau.

»He«, hört er sich heiser sagen, »mir ist jetzt eigentlich nicht nach einer schönen Frau in meinem Bett. Oder gibt es Sie gar nicht und träume ich nur?«

Er hört ihr Lachen. Es ist ein kehliges und dennoch melodisch klingendes Lachen. Es ist das Lachen einer selbstbewussten Frau, die das Leben kennt. Dann hört er sie sagen: »Ich bin aus Fleisch und Blut, Steve Nelson, und ich habe eine Überraschung für Sie!«

»Sie kennen mich?«, fragte er.

Sie lacht wieder zu seiner Frage und erwidert: »Wer kennt Sie nicht auf dem Strom? Und man spricht heute hier in Saint Louis überall in den Saloons und Spielhallen von Ihrem großen Spiel, welches zwei Nächte und einen Tag gedauert hat. Ihr Ruf als Gamble King ist noch um eine Geschichte größer geworden.«

»Na schön.« Er grinst etwas mühsam. »Sind Sie hier, Lady, um von meinem Gewinn etwas abzubekommen?«

Wieder lacht sie, und in ihrer Stimme ist nun auch ein Klang von Herausforderung. Sie geht zu ihm an den Bettrand und setzt sich.

Er könnte nach ihr greifen und sie zu sich ziehen. Doch er tut es nicht. Er sieht sie nur fragend an, hat eine Hand unter dem Kopfkissen, wo sein Revolver liegt, und wartet erst einmal ab.

Dabei gefällt sie ihm sehr mit ihren grünen Katzenaugen und dem rotgolden schimmernden Haar.

Ja, sie ist eine vitale Schönheit mit einem Mund, welcher eine Menge ausdrücken kann an zarten Empfindungen, aber gewiss auch an Mut und Entschlossenheit.

Als er einschlief, hielt er seinen mit Geld gefüllten Hut im Arm. Doch dann drehte er sich mehrmals im Schlaf. Der Hut fiel aus dem Bett. Und überall liegen die Geldscheine herum – im Bett und auf dem Teppich.

Doch sie achtet gar nicht auf das Geld. Sie sieht ihn an.

»Wie kommen Sie überhaupt in mein Zimmer?« So fragt er ziemlich grob.

Abermals hört er ihr kehliges Lachen.

»Ich öffne jedes Schloss«, spricht sie dann. »Denn ich hatte einen guten Lehrmeister. Denselben Lehrmeister wie Sie, Steve Nelson.«

Nun kommt sein Hirn endlich wieder in Gang. Man hört es zwar nicht knirschen, aber das wäre kein Wunder gewesen, weil seine Gedanken nun hundert Meilen in der Sekunde eilen und die Bilder einiger Erinnerungen in ihm auftauchen.

Und dann sagt er heiser: »Lily?«

Sie lächelt und nickt. »Ja, Bac Cloud war mein Vater. Und einige Jahre war er auch deiner, Steve Nelson. Oder nicht?«

Nun endlich weiß er Bescheid.

»Wie geht es Bac?« So fragt er.

Sie lächelt ernst und traurig. Dann erwidert sie: »Entweder pokert er im Himmel mit den Engeln oder in der Hölle mit den Teufeln, aber auf jeden Fall pokert er. Denn das war sein Leben. Und er wird sich auch im Jenseits nicht geändert haben. Oder doch? Er war ein Spieler durch und durch.«

»Und was bist du?« So fragt er.

Sie lächelt wieder ernst. »Ich bin seine Tochter.«

»Verdammt«, murmelt er, »du solltest doch eine richtige Lady werden. Er hat dich deshalb in einem noblen Internat in Boston erziehen lassen. Deshalb habe ich dich auch niemals kennengelernt. Ich habe immer nur von dir gehört. Und manchmal gab er mir deine Briefe zu lesen. Als ich dann erwachsen genug war und er mir nichts mehr beibringen konnte, da trennten sich unsere Wege. Ich war kein junger Wolf mehr. Ich musste mir mein eigenes Revier suchen. Ist er wirklich tot?«

Sie nickt. »Und zuletzt sprach er von dir. Er sagte, dass du ihm was schuldig wärest und nun deine Schuld bezahlen könntest – wenn du wolltest.«

Er schließt die Augen. Nun sieht er das Bild jenes Mannes, der wie ein Vater für ihn war, wieder vor sich.

»Wie ist er gestorben?« Dies fragt er dann.

Ihr Lächeln ist sanft. Auch ihr Blick ist wie nach innen gekehrt. Man sieht ihr an, dass sie sich an viele Dinge erinnert. Dann aber spricht sie: »Er war zuletzt ein alter Mann, der seine Herzkrankheit verbarg. Selbst ich merkte nichts. Er starb ganz ruhig im Bett. Und er wünschte sich, dass du an seiner Stelle einigen harten Burschen Revanche geben würdest. Er hat sie ihnen vor einem Jahr versprochen. Nun sollst du an seiner Stelle …«

»Was – wo?« So fragt er verblüfft und ahnt schon nichts Gutes.

Sie betrachtet ihn forschend und versucht mit dem feinen Instinkt der erfahrenen Frau in ihn einzudringen, ihn zu erforschen und besser einzuschätzen. Und sie sieht einen blonden, blauäugigen und auf eine sehr männliche Art prächtig aussehenden Mann, der jedoch kein Schönling ist, sondern männliche Härte erkennen lässt, wenn man ihn auch nur wenige Sekunden lang ansieht. Ja, sie sieht einen Mann, der sich auf rauen und rauchigen Wegen überall behaupten konnte.

Und er gefällt ihr. Ihr Vater hatte ihr eine Menge von ihm erzählt, und so kennt sie ihn jetzt schon ziemlich gut, obwohl sie ihn in diesem Moment zum ersten Mal in ihrem Leben begegnet.

Nein, er ist gewiss kein junger Wolf oder junger Adler mehr wie damals, als er seine eigenen Wege ging.

Sie kann jetzt spüren, dass er voller Misstrauen gegen alles auf dieser Erde ist und längst gelernt hat, niemals jemanden zu schnell an sich herankommen zu lassen.

Aber eigentlich ist das auch bei ihr so, und so ist sie vielleicht das weibliche Gegenstück zu ihm.

Achte auf dich selbst und darauf, dass niemand dich betrügt, dies könnte das Motto von ihnen sein. Und sei niemals ein Schaf, welches die Wölfe fressen.

Er wartet immer noch auf ihre Antwort auf sein scharfes »Was – wo?«

Und so spricht sie endlich: »Das Spiel findet jedes Jahr in Westport statt. Es ist ein Treffen der größten Spieler, welche schon zu Legenden wurden entlang der großen Ströme zwischen New Orleans und Fort Benton.«

Sie macht eine kleine Pause und spricht dann weiter: »So wie mein Vater mir berichtete, ergab sich alles rein zufällig vor fünf Jahren, als noch Krieg war zwischen Nord und Süd. Sie trafen am vierten Juli im Rivermen Saloon aufeinander. Und es wurde ein Riesenspiel, welches eine Nacht, einen Tag und abermals eine Nacht dauerte. Es gab keine Verlierer und keine Gewinner. Alles endete unentschieden. Da beschlossen sie, dass sie sich in einem Jahr wieder am selben Ort treffen wollten. So geschah es auch. Jedes Jahr. Aber es gab niemals einen Gewinner, also auch keinen Verlierer. Sie waren sich absolut gleichwertig. Nun soll am vierten Juli das fünfte Treffen stattfinden. Aber Bac Cloud, mein Vater, kann nicht mehr kommen. Er sagte mir vor fünf Monaten, dass ich dich suchen solle, damit du dich ihnen an seiner Stelle stellst, damit sie endlich herausfinden können, wer von ihnen der beste Spieler ist, der Gamble King. Dad sagte mir in seinen letzten Minuten, dass er sie durch dich letztlich doch schlagen möchte. Denn du wärest sein Nachfolger. Dich hätte er dazu erzogen. Also müssen wir wohl nach Kansas City, nicht wahr?«

Er staunt sie an.

Doch dann fragt er: »Und wer sind die anderen großen und legendären Spieler?«

Sie lächelt ernst. Dann aber nennt sie die drei Namen: »Red Bull O'Connor, Carter Jennison und Earl Robinhart.«

Als er die drei Namen hört, setzt er sich auf und rutscht im Bett zurück, bis er sich sitzend mit dem Rücken an das Kopfende lehnen kann.

»Oho«, sagt er dann, »das sind wirklich die Größten. Von denen ist jeder ein Gamble King. Die sind wirklich jeder eine Legende. Von denen gibt es viele Geschichten. Und mit denen soll ich mich an Bacs Stelle messen? Warum sollte ich das?«

Seine Frage zuletzt klingt zornig.

Da lächelt sie nachsichtig und erwidert: »Wenn du dir diese Frage nicht selbst beantworten kannst, dann war meine Suche nach dir und mein jetziger Besuch Zeitverschwendung. Es war nett, dich mal kennengelernt zu haben, Steve Nelson.«

Sie will sich nach diesen Worten vom Bettrand erheben.

Doch da greift er nach ihr und zieht sie zu sich. Als er sie küsst, da wehrt sie sich nicht. Doch sie hält einfach nur still, so als wäre in ihr kein Gefühl.

Und da gibt er sie frei, stößt sie fast zurück.

»Du bist ja kalt wie Stein«, murmelt er.

Sie erhebt sich und blickt mit einer Spur von Nachsicht in ihren Augen auf...

Erscheint lt. Verlag 9.6.2020
Reihe/Serie G.F.Unger
G.F.Unger
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7325-9613-3 / 3732596133
ISBN-13 978-3-7325-9613-3 / 9783732596133
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