Gleich bist Du tot (eBook)

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2020 | 1. Auflage
395 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1931-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gleich bist Du tot -  Iain McDowall
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Als Brady sie in die Bar hereinkommen sah, wusste er: das ist sie. Sie war genau die Art Blondine, die er gerne zu Tode erschrecken würde. Sie war auf was Besonderes aus. Und er, Brady, würde persönlich dafür sorgen, dass sie es auch bekam!

Brady, Annabel, Maria und Adrian haben einem gemeinsamen »Hobby«: Sie machen sich einen Spaß daraus, junge Frauen zu entführen und sie in aufwendigen Inszenierungen mit dem Tod zu bedrohen. Für die vier gutaussehenden twenty-somethings aus Birmingham ist dies »hohe Kunst«. Ihren Aktionsradius haben sie nun auf Crowby ausgeweitet. Noch lassen sie die Frauen im letzten Moment laufen. Doch vielleicht begehen sie bald ihren ersten Mord, wenn Detective Chief Inspector Jacobson und sein Team sie nicht rechtzeitig schnappen ...



Iain McDowall, in Kilmarnock, Schottland, geboren, war Universitätsdozent für Philosophie und Computerfachmann, ehe er als Autor von Kriminalromanen bekannt wurde. Heute lebt er in Worcester, England, wo sich auch die fiktive Stadt Crowby befindet, in der seine Kriminalromane allesamt spielen.

6


Detective Constable Emma Smith war die eine Hälfte der unterbesetzten Sonntagsbereitschaft des Criminal Investigation Department, kurz CID, DC Ray Williams die andere. Das war aus Emmas Sicht nicht das beste Doppel, nachdem ihre kurze Liebesbeziehung zu Ray Williams ein unrühmliches Ende gefunden hatte. Aber Schichtdienst und Arbeitsanforderungen konnten auf Persönliches, auch delikaterer Natur, keine Rücksicht nehmen. Finde dich damit ab oder halt wenigstens den Mund. Und für Emma war die Sache klar, sie würde sich wegen ihrer amourösen Verirrung nicht auch noch beruflich einen Splitter einziehen. Smith und Williams saßen im Büro für Vergewaltigungsopfer und Familienhilfe und warteten auf Carole Briggs, die zuständige Beamtin. An Wochenenden war die Opferhilfe immer stark ausgelastet, und so hatten sie Glück, dass Briggs verfügbar war. Emma hatte schon mit ihr gearbeitet und hielt sie für eine Frau, die wusste, wie man den feinen Grat zwischen Opferschutz und den Einsatzerfordernissen einer polizeilichen Untersuchung beschritt.

»Du glaubst also nicht, dass wir Jacobson verständigen sollten, Emma?«, fragte Williams.

Emma erinnerte ihn daran, dass es sowieso nicht möglich sei. Es war nicht einfach nur Jacobsons freies Wochenende, sondern er war mit seiner Freundin für zwei Tage nach Paris gefahren.

»Richtig«, sagte Williams. »Ich vergesse ständig, dass der Chef plötzlich wieder ein Privatleben hat. Und was ist mit DS Kerr?«

»Ja, vielleicht sollten wir ihn verständigen. Aber lass uns erst die Befragung abwarten, okay? Wir müssen nichts nach oben durchreichen, womit wir auch selbst fertig werden können.«

»Da hast du Recht«, stimmte ihr Williams zu.

Emma goss sich einen Becher eisgekühltes Wasser aus dem Wasserkühler ein und hoffte, alles richtig in die Wege geleitet zu haben. Sie hatten zwei uniformierte Kollegen zum Crow Hill geschickt, damit sie den abgesperrten Bereich bewachten, bis die diensthabenden Kollegen von der Spurensicherung eintrafen. Im Moment war der Polizeiarzt, oder korrekter: der gerichtsmedizinische Kollege, bei dem Mädchen. Alles lief genau wie nach Lehrbuch, warum also Kerr und seine bessere Hälfte aus den Laken holen, wenn es keinen unmittelbaren Grund dafür gab? Keinen wirklichen Grund, nahm sie an. Wenn allerdings nur die Hälfte von dem stimmte, was das Mädchen der Krankenwagenbesatzung und den Uniformierten vorgestottert hatte, dann hatten sie es mit ein paar besonders üblen Mistkerlen zu tun – mit Mistkerlen von der Sorte, der man vor Gericht keinerlei Blöße bieten wollte, weil irgendwas von Seiten des CID schlampig gemacht oder gar vergessen worden war, so unbedeutend es sein mochte.

Die Stelle für Vergewaltigungsopfer war noch keine drei Jahre alt und lag im zweiten Stock des Präsidiums, am Ende des hinteren Flurs. Hier gab es die entsprechende medizinische Ausstattung und einen Gesprächsraum, der eher wie ein Wohnzimmer wirkte, in dem das Opfer zwischen den Untersuchungen mit Freunden und Verwandten sitzen konnte, und wo sich die Gespräche mit Arzt, Berater oder Polizei, also denen führen ließen, die sich des Falles angenommen hatten. Angesichts der Umstände hatte Emma das für den geeignetsten Ort gehalten, und Williams hatte ihr zugestimmt. Nichts sprach dagegen, und er bemühte sich dieser Tage, der lieben Emma gegenüber besonders aufgeschlossen zu sein. Es bestand überhaupt kein Anlass, irgendwelche Feindseligkeiten neu aufleben zu lassen, und im Übrigen war sie es, dachte er, die den Vertiefungskurs »Ermittlung in Vergewaltigungsfällen« mitgemacht hatte. Nicht, dass es hier um eine Vergewaltigung ging. Nicht genau. Nicht im wörtlichen Sinn. Aber wie immer man es nennen wollte, es ging um eine junge Frau in traumatisiertem Zustand, die eindeutig die Art Betreuung brauchte, bei der die Wunden nicht nur medizinisch versorgt, sondern auch als mögliche Beweise betrachtet wurden.

Sie erwarteten Carole Briggs, aber tatsächlich war es der FME selbst, der Gerichtsmediziner, der den Kopf durch die Tür streckte. Colin Naylor. Eher jung, unverheiratet, noch neu auf dem Posten. Ganz bei der Sache.

»Die Schwester hilft ihr gerade, sich zu säubern. Carole ist auch noch bei ihr«, sagte er. »Sie würde gerne bei Ihrem Gespräch dabei sein und dem Opfer die Hand halten, wenn nötig.«

»Gute Idee«, sagte Emma.

Alles, Durchsuchungsbefehle, Haftbefehle, die Anklageformulierung, alles hing von der Genauigkeit der Aussage ab, und das betraf jede einzelne Behauptung, die das Mädchen abgab. Wenn da irgendetwas vergessen oder verschwiegen wurde, hingen sie völlig in der Luft und konnten nichts machen.

Williams nickte ebenfalls pflichtbewusst.

»Was können Sie uns zu dem Fall sagen, Doc?«, fragte er.

Naylor trat jetzt ganz ins Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.

»Sie ist in verhältnismäßig guter Verfassung. Körperlich auf jeden Fall. Die Abschürfungen und Verletzungen sind nicht gravierend, viele davon scheint sie sich selbst zugefügt zu haben, als sie durch den Wald gerannt ist. Die einzige Ausnahme, die ich anführen möchte, sind die Blutergüsse an ihren Handgelenken, die sind ziemlich böse. Es war ein großes Risiko, sie mit auf dem Rücken gefesselten Händen in einen engen Raum einzuschließen. Selbst bei einer gesunden jungen Frau besteht da die Gefahr einer Embolie.«

Emma trank ihr Wasser aus. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, wie es ihr anstelle des Mädchens gegangen wäre. Durchmachen zu müssen, was Tracey Heald nach eigener Aussage durchgemacht hatte. Nicht eine Sekunde wollte sie sich das vorstellen.

»Und sie hat auch der Intimuntersuchung zugestimmt?«, fragte Emma.

»Ja, das hat sie. Alles, um die Typen zu erwischen, sagte sie.«

Naylor warf einen Blick auf sein Klemmbrett und zog sich am linken Ohrläppchen. Das war ein nervöser Tick, dessen er sich nicht bewusst war.

»Was, soweit ich das sehen kann, zu ihrer Geschichte passt. Es war kein konventioneller sexueller Übergriff, weder vaginal noch anal. Ich habe sie dennoch untersucht wie ein Vergewaltigungsopfer und sämtliche Proben fürs Labor genommen, falls sie am Ende doch noch gebraucht werden sollten.«

Die Behauptungen des Opfers waren so bizarr, dass die Annahme durchaus nahelag, sie sei konventionell angegriffen worden, versuche das Geschehene aber auf irgendeine Weise zu verdrängen. Naylor hatte sie auch auf Drogen untersucht, weil er Klarheit über den Zustand wollte, in dem sie gewesen war.

»Und Sie haben nichts dagegen, wenn sie jetzt mit uns sprechen will?«, fragte Williams.

»Solange Sie es langsam angehen lassen und ihr so viele Pausen gewähren, wie sie will. Folgen Sie ihrem Rhythmus.«

Tracey Heald hockte in sich zusammengesunken auf dem gelben Sofa des Gesprächsraums und kümmerte sich nicht um den Becher Tee, der vor ihr auf dem niedrigen Kieferntisch stand. Sie trug einen weiten, hellblauen Trainingsanzug, den ihr Carole Briggs herausgesucht hatte. Im Schrank ihres Büros gab es ein ganzes Sortiment davon. Gewöhnlich tauschten die Opfer sie gegen die eigenen Kleider ein, die ins Labor geschickt und spurentechnisch untersucht werden mussten. Carole Briggs saß neben ihr, und wann immer Tracey nach einer Zigarette fragte, was alle paar Sekunden der Fall zu sein schien, holte sie eine aus der Tasche hervor. Der Raum war mit einer diskreten Videoaufzeichnung ausgestattet. Jeder auf dem Sofa saß mit im Kamerabereich. Williams sah nach, ob ein frisches Band eingelegt war, und drückte den Aufnahmeknopf.

»Wann immer Sie so weit sind«, sagte Emma, »erzählen Sie uns doch bitte noch einmal alles vom ›Club Zoo‹ an. Sie waren mit Ihrem Freund da, aber dann kam es zu einem Streit, richtig?«

 

Tracey probierte endlich den Tee. Es war nicht genug Zucker drin, aber wenigstens war er heiß. Sie nippte ein paar Mal daran, zog an ihrer Zigarette, einer leichten Marke mit wenig Teer, die nach nichts schmeckte, und sah die beiden Detectives an, einen Mann und eine Frau. Die Frau sah nicht viel älter aus als sie selbst, sie war auf jeden Fall noch unter dreißig. Neben Tracey saß das Muttertier Carole, von der nicht klar war, wozu sie eigentlich da war. Sie war eine Art Profihenne, die ständig herumtat und grinste und ewig im Weg zu sein schien. Während sie hier herumsaßen und quatschten, dachte Tracey, konnte sich Brady mit seiner schmierigen Mannschaft nach überall davonmachen. Das hatte sie ihnen bereits gesagt. Jetzt versuchte sie es noch einmal.

»Wie oft müssen Sie es noch hören? Haben Sie schon jemanden hingeschickt?«

»Sobald wir Ihre Aussage haben, Tracey«, antwortete die Polizistin, »können wir das Entsprechende unternehmen.«

»Die haben mich in eine verfluchte Kiste gesperrt und gesagt, sie wollen mich umbringen. Was sonst müssen Sie noch wissen?«

»Wir wollen die Leute fassen, die Ihnen das angetan haben, Tracey, glauben Sie mir. Wir wollen sie festnageln. Aber das heißt, eins nach dem anderen, fürchte ich. Wenn Sie uns also noch einmal erzählen könnten, was passiert ist, angefangen mit dem ›Club Zoo‹, wo Sie mit … Casper...

Erscheint lt. Verlag 20.5.2020
Reihe/Serie Ein Fall für Jacobson und Kerr
Übersetzer Werner Löcher-Lawrence
Sprache deutsch
Original-Titel Cut her Dead
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Chief Inspector • Chief Inspector Jacobson • Ellen Sandberg • Ermittler • Ian Rankin • Irland • Jeffrey Deaver • John leCarré • Kriminalfall • Lee Child • Leiche • Michael Robothan • Mord • Polizeiarbeit • stuart mcbride • Tod • Tot
ISBN-10 3-8412-1931-4 / 3841219314
ISBN-13 978-3-8412-1931-2 / 9783841219312
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