Mord auf Coney Island (eBook)

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2020 | 1. Auflage
dp Verlag
978-3-96087-805-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mord auf Coney Island -  Rhys Bowen
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Auch ein Serienkiller auf freiem Fuß ist nicht zu viel für Molly Murphy ...
Der neue historische Cosy Krimi von New York Times Bestseller-Autorin Rhys Bowen

Molly Murphy ist bereit, ihre Arbeit als Detektivin für etwas Unkomplizierteres aufzugeben. Aufregung hatte sie in letzter Zeit wirklich genug. Dazu hat auch der gutaussehende Daniel vom New York Police Department beigetragen, den sie für immer aus ihrem Leben verbannen möchte. Als dieser jedoch beschuldigt wird Bestechungsgelder anzunehmen und im Gefängnis landet, ist es schnell wieder vorbei mit der geplanten Ruhe. Wie kann sie ihn nach allem, was sie zusammen durchgemacht haben, im Stich lassen? Als Molly sich immer tiefer in der Ermittlung verstrickt, weisen alle Fährten auf Daniels letzten Fall: die Suche nach dem berüchtigten East Side Ripper ...

Erste Leserstimmen:
'Spannend, unterhaltsam und liebevoll erzählt - ich liebe Molly Murphy!'
'Auf Cosy Krimis von Rhys Bowen freue ich mich jedes Mal aufs Neue.'
'Es war mal wieder bezaubernd Molly Murphy bei ihren Ermittlungen zu begleiten.'
'Dieser Teil der Reihe hat mir besonders gut gefallen. Sehr spannend!'

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Rhys Bowen wurde in Bath, England, geboren, studierte an der London University, heiratete in eine Familie mit historischen königlichen Verbindungen und verbringt nun ihre Zeit im Norden von Californien und Arizona. Zunächst schrieb sie Kinderbücher, doch auf einer Reise in ihre malerische walisische Heimat fand sie die Inspiration für ihre Constable-Evans-Krimis. Diese Kriminalgeschichten sind mittlerweile Kult und wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Eins


New York, August 1902

Da war es wieder, dieses verrückte Lachen. Ich blickte mich um, konnte aber nicht ausmachen, woher es kam. Es schien ein Teil der Dunkelheit selbst zu sein. Schwarzes Wasser schwappte über meine Füße, als ich auf den Steg aus filigranen Eisengittern trat. Ich glaubte, eine Kinderstimme „Rette mich, rette mich“ rufen zu hören und ging darauf zu. Doch unter mir sah ich gesichtslose Gestalten. Sie streckten mir ihre weißen Arme entgegen und riefen: „Hilf uns zuerst.“

Das Lachen wurde lauter, bis es mich überwältigte. Ich rannte los. Wasser spritzte unter meinen Füßen und als ich auf meine Schuhe hinabblickte, sah ich, dass sie schwarz waren. Da begriff ich, dass es gar kein Wasser war. Es war Blut.

Ich erwachte mit klopfendem Herzen und richtete mich auf. Meine Hände klammerten sich an die kühle Wirklichkeit der Laken, ehe mir bewusst wurde, dass ich in meinem Zimmer war. Während sich die Stille des leeren Hauses um mich herum in mein Bewusstsein drängte, saß ich eine Weile reglos da und fragte mich, was dieser Traum mir sagen wollte. Ich träumte ihn in dieser Woche schon zum dritten Mal. Beim ersten Mal hatte ich es auf ein exotisches, mongolisches Essen bei meinen Freundinnen auf der anderen Seite des Patchin Place geschoben (sie durchlebten gerade eine nomadische Phase), aber da ich nun zum dritten Mal dasselbe geträumt hatte, musste mehr als meine Verdauung dahinter stecken.

In meiner Heimat in Irland waren Träume immer sehr ernst genommen worden. Meine Mutter wäre auf der Stelle in der Lage gewesen, diesen zu deuten. Wobei ich glaube, dass ihre Interpretation dadurch beeinflusst worden wäre, dass ich in ihren Augen ungezogen war, die Älteren nicht respektierte und auf ein schlimmes Ende zusteuerte. Doch ich erinnere mich an die Frauen, die bei einer Tasse Tee in unserem Cottage zusammengesessen und erörtert hatten, ob der Traum von einer schwarzen Kuh von zukünftigem Reichtum oder einem Todesfall in der Familie kündete. Was hätten sie wohl zu einem Meer aus Blut gesagt? Ich erschauderte und schlang die Arme um mich.

Mein Leben war sehr turbulent gewesen, seit ich von meinem Auftrag am Hudson zurückgekehrt war, doch ich konnte mir nicht erklären, was einen solch entsetzlichen Alptraum auslösen mochte. Natürlich war da mein furchteinflößendes Martyrium im Fluss. Das könnte für einen Traum von Wasser verantwortlich sein. Und ich hatte die kleine Bridie O’Connor beinahe an den Typhus verloren. Sie hatte sich noch immer nicht vollständig erholt und war nach Connecticut in ein Lager für kränkliche Kinder geschickt worden, geleitet von den Damen aus dem Siedlungsbau in der 6th Avenue. War es ihre Stimme, die ich im Traum gehört hatte? Rief sie nach mir, damit ich zu ihr kam? Hätte ich aufs Land rausfahren sollen, um bei ihr zu sein?

Ich stand auf und lief zum Treppenabsatz. Unter meinen nackten Füßen spürte ich das kalte Linoleum. Ich hielt an der Tür inne, hinter der Bridie und Shamey gelebt hatten und erwartete beinahe, den gleichmäßigen Atem der Kinder zu hören. Doch das einzige Geräusch war das rhythmische Ticken der Uhr unten auf dem Kaminsims. Ich zitterte plötzlich, obwohl es noch Hochsommer und die Nacht warm war. Ich kehrte ins Bett zurück, hatte aber zu viel Angst, um wieder einzuschlafen. Mir ging auf, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben allein in einem Haus war. Normalerweise wäre ich stolz gewesen, die Herrin meines eigenen Hauses zu sein, aber im Augenblick verspürte ich nichts als überwältigende Einsamkeit. Ich saß da, hatte die Knie an meine Brust gezogen und starrte aus dem Fenster auf die tanzenden Schatten an der Hauswand auf der anderen Seite der Gasse. Als sich am Himmel ein erster Streifen der Morgendämmerung zeigte, stand ich auf, machte mir eine Tasse Tee und beobachtete aus dem Augenwinkel das Fenster, bis ich meine Nachbarin Gus herauskommen sah, die bei der Clement Family Bakery um die Ecke in der 6th Avenue ihre Frühstücksbrötchen holte.

Ich brauchte gerade dringend Gesellschaft. Ich wusste, dass ich in ihrem Haus immer willkommen war, aber mein Stolz und der Ekel über meine eigene Schwäche ließen nicht zu, dass ich zu dieser frühen Stunde ungebeten bei ihnen hereinplatzte oder ihnen von dem Traum erzählte. Also wartete ich, bis Gus zurückkehrte, öffnete unter dem Vorwand Krümel auszuschütteln die Haustür und täuschte dann angenehme Überraschung vor, als ich ihr begegnete.

„Schau mal, wen ich gerade gefunden habe, liebste Sid“, rief Gus, als wir durch den Flur in ihre helle und luftige Küche kamen. Zu dieser Uhrzeit war sie noch kühl. Die Terrassentüren standen offen und der süße Duft der Heckenkirschen rang mit dem verführerischen Geruch frischen Kaffees.

Sid stand am Herd und trug an diesem Morgen einen smaragdgrünen Morgenrock aus Seide und eine weite, schwarze Hose, die aussah, als würde sie in einen Harem gehören. Ihr schwarzes Haar, das sie wie den Pagenschnitt eines Kindes glatt und kinnlang trug, vervollständigte das bemerkenswerte Bild.

„Molly, meine Süße. Wie schön, dich zu sehen. Du siehst blass aus. Setz dich, trink einen Kaffee und nimm dir ein warmes Croissant.“ Sid warf mir ein strahlendes Lächeln zu, goss zähflüssige, trübe Flüssigkeit in eine Tasse und reichte sie mir. Ich trank einen Schluck und gab wie immer vor, dass ich meinen Kaffee genau so mochte: mit der Konsistenz und dem Geschmack von East-River-Schlamm. Sid bestand morgens immer auf türkischen Kaffee und französische Croissants. Gegen die Croissants hatte ich nichts einzuwenden, aber den Kaffee hatte ich nie zu schätzen gelernt.

Ich setzte mich auf den Stuhl, den Gus mir angeboten hatte und nahm mir eines der noch warmen Croissants aus ihrem Brotkorb.

„Und warum bist du heute schon zu so früher Morgenstunde auf den Beinen?“, fragte Gus.

„Ich habe vergangene Nacht nicht gut geschlafen.“ Soviel war ich bereit zuzugeben. „Ich musste einfach mal aus dem Haus und frische Luft schnappen.“

„Du vermisst die O’Connors, das ist der Grund“, sagte Gus.

„Ganz sicher nicht“, entgegnete ich empört. „Ich habe den Großteil meines Lebens damit verbracht, mich um die Kinder anderer zu kümmern. Ich bin froh, davon mal eine Pause zu bekommen.“

Der wissende Blick, den Sid und Gus austauschten, entging mir nicht.

„Und überhaupt, sie werden bald wieder zurück sein, wenn Bridie sich erholt hat und wieder bei Gesundheit ist“, fuhr ich fort. „Sie macht prächtige Fortschritte, müsst ihr wissen. Und in der Zwischenzeit mache ich mir ernste Gedanken über meine Zukunft.“

Sie blickten sich wieder an, diesmal amüsiert.

„Hast du das gehört, Gus? Ernste Gedanken über die Zukunft. Meinst du, sie wird noch einmal über den Antrag des ernsten Mr. Singer nachdenken?“

Ich schnappte mir die New York Times, die auf dem Tisch lag. „Würdet ihr zwei bitte still sein? Warum denkt gerade ihr, dass die Zukunft einer jungen Frau unmittelbar mit einem Heiratsantrag verknüpft sein muss? Ich habe keine Absicht, irgendeinen Antrag anzunehmen, egal ob anständig oder unsittlich.“

Dann schlug ich die Zeitung auf, vergrub mich im Anzeigenteil und ignorierte ihr Gekicher.

„Wie klingt Nebraska?“ Ich blickte erwartungsvoll aus der Times zu ihnen hinüber und sah zwei Gesichter, die mich fassungslos anstarrten.

„Nebraska?“, fragte Gus.

„Ja, hört euch das an: ‚Lehrerin gesucht für Einklassenschule. Arbeitsantritt August. Muss unverheiratet, unbelastet, christlich und von makellosem Charakter sein. Referenzen benötigt. Unterkunft wird gestellt. Bewerbung an die Schulbehörde, Spalding, Nebraska.‘“ Ich hielt inne und sah auf. Meine Freundinnen lächelten immer noch.

„Liebste Molly, willst du andeuten, dass du eine Schullehrerin in Nebraska werden willst?“, fragte Sid und schob sich ihren Bob aus dem Gesicht.

„Warum nicht?“, fragte ich. „Glaubt ihr, ich wäre einem Leben im Grenzland nicht gewachsen? Wo ist Nebraska eigentlich?“

Bei dieser Frage brachen die beiden in heiteres Gelächter aus. Gus streckte den Arm aus und tätschelte meine Hand. „Du bist unvergleichlich, meine Süße“, sagte sie. „Wer würde uns zum Lachen bringen, wenn wir dich aus unseren Fängen entkommen ließen?“

„Und woher kommt überhaupt diese plötzliche Sehnsucht nach dem Grenzland?“ Sid hatte Aprikosenmarmelade auf einem Croissant verteilt und blickte auf.

„Ich habe New York City satt. Das Leben ist zu kompliziert geworden.“

„Und du glaubst, es wäre weniger kompliziert, wenn du auf dem morgendlichen Schulweg mit deiner Bibel Grizzlys erschlagen oder verliebte Pioniere abwehren müsstest, die sich nach einer Frau sehnen?“, fragte Sid.

Ich legte die Zeitung weg und seufzte. „Ich weiß es nicht. Ich will einfach irgendwo weit weg neu anfangen. Daniel Sullivans abscheuliches Gesicht nie wiedersehen müssen. Mir nicht mehr einreden müssen, dass ich Jacob Singer nicht heiraten will, so wohlerzogen und ernst er auch sein mag.“

„Ich möchte meinen, dass man diese beiden Dinge erreichen kann, auch ohne nach Nebraska zu gehen“, sagte Gus. „Wenn du endlich diese verrückte Vorstellung aufgegeben hast, Privatdetektivin zu werden, können wir dir sicher bei einem Neuanfang hier in der Stadt helfen. Aber wenn du auf deine Flucht bestehst, kann ich gewiss einige Kontakte in Boston für dich aktivieren, selbst wenn meine Verwandtschaft nichts mehr von mir wissen will.“

Ich blickte in Gus’ süßes, elfenhaftes Gesicht, das von einem Schopf aus weichen, hellbraunen Locken eingefasst war, und lächelte. „Ihr seid wirklich viel zu gut zu mir. Ich verdiene eure Freundschaft...

Erscheint lt. Verlag 14.5.2020
Reihe/Serie Molly Murphy ermittelt-Reihe
Übersetzer Lennart Janson
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ir-isch-e-r-land • klassisch-Who-done-it • Krimi-nal-roman-fall • New York • Spannung-s-roman • Tod-es-mord-fall-tat-ort-opfer-ermittlung-en-kommissar • US-A-merika-n-er-in-isch
ISBN-10 3-96087-805-2 / 3960878052
ISBN-13 978-3-96087-805-6 / 9783960878056
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