Patricia Vanhelsing und das Hexenkabinett -  Alfred Bekker,  Sidney Gardner

Patricia Vanhelsing und das Hexenkabinett (eBook)

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2021 | 1. Auflage
140 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-4011-4 (ISBN)
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Patricia Vanhelsing und das Hexenkabinett Ein Patricia Vanhelsing-Roman von Alfred Bekker Der Umfang dieses Buchs entspricht 107 Taschenbuchseiten. Mein Name ist Patricia Vanhelsing und - ja, ich bin tatsächlich mit dem berühmten Vampirjäger gleichen Namens verwandt. Weshalb unser Zweig der Familie seine Schreibweise von 'van Helsing' in 'Vanhelsing' änderte, kann ich Ihnen allerdings auch nicht genau sagen. Es existieren da innerhalb meiner Verwandtschaft die unterschiedlichsten Theorien. Um ehrlich zu sein, besonders einleuchtend erscheint mir keine davon. Aber muss es nicht auch Geheimnisse geben, die sich letztlich nicht erklären lassen? Eins können Sie mir jedenfalls glauben: Das Übernatürliche spielte bei uns schon immer eine besondere Rolle. In meinem Fall war es Fluch und Gabe zugleich.

"Hallo, Patti!"

Der Mann, der mich auf dem großen Parkplatz vor dem Verlagsgebäude des London Express News so freundlich grüßte, hatte blondes, etwas zu langes Haar, einen Drei-Tage-Bart und wirkte von seiner äußeren Erscheinung her etwas unkonventionell. Sein kariertes Hemd passte nicht zum Fischgrätmuster seines Jacketts, dessen Revers durch die Kamera, die er ständig um den Hals baumeln hatte, völlig verknittert war. Seine Jeans war derart ausgebleicht und oft geflickt, dass man sie sicher auf einer Auktion als echtes Relikt aus dem sogenannten Swinging London der sechziger Jahre hätte verkaufen können.

"Hallo, Jim!", grüßte ich zurück.

"Ein so großer Parkplatz, und wir parken unsere Wagen nebeneinander! Ist das wirklich Zufall, Patricia?"

"Ach, Jim!"

"...oder vielmehr Schicksal! Erkenne deine Bestimmung, Patricia! Sie steht vor dir!"

Ich lächelte.

"Du kannst es nicht lassen, was?"

"Ein gemeinsamer Pappbecher Kaffee, frisch abgestanden aus der Kaffeemaschine der Redaktion - das wird doch wohl drin sein, oder?"

Ich seufzte und deutete kurz zu dem riesigen Betonklotz hin, in dem der Verlag der News untergebracht war.

"Du wirst es vielleicht kaum glauben, Jim, aber ich gehe dort zum arbeiten hinein!"

"Ach, ja?"

"Sag bloß, das überrascht dich!"

Er zuckte die Achseln und grinste.

"Es klingt ziemlich trist!"

Jim Field war Fotograf und genau wie ich Angestellter bei den London Express News. Wir hatten oft zusammen an Stories gearbeitet und waren stets ein hervorragendes Team gewesen.

Jim war genau wie ich 26 Jahre alt und insgeheim wohl auch ein bisschen in mich verliebt.

Aber ich erwiderte diese Gefühle nicht und er akzeptierte das. Er war auf seine jungenhaft-witzige Art zwar ein äußerst sympathischer Kollege und guter Freund - aber den Mann meiner Träume stellte ich mir einfach anders vor.

Wir gingen zusammen quer über den Parkplatz auf das Verlagsgebäude zu, passierten lange graue Korridore und ließen uns schließlich per Aufzug hinauf in eines der höhergelegenen Geschosse hieven, wo die Redaktion der News eine ganze Etage hatte.

Kurz nachdem wir das Großraumbüro betreten hatten, in dem die meisten Redakteure ihre Schreibtische hatten, trennten sich unsere Wege...

"Was ist mit dem Kaffee?", neckte ich ihn.

"Vielleicht später, Patti! Aber ich habe heute Morgen erst einmal einen Termin beim Chef..."

"Swann?"

"Ja, ich weiß auch nicht worum es geht. Hoffentlich nicht um die letzte Spesenabrechnung." Er zuckte die Achseln. "Aber du weißt ja, wie das ist. Die Launen des Chefredakteurs muss man hinnehmen wie schlechtes Wetter. Und glücklicherweise kann sie sich genauso rasch verziehen wie der Londoner Nebel..."

Ich lächelte.

"Viel Glück!"

Er seufzte. "Ich weiß noch nicht, ob ich es brauchen werde. Trotzdem vielen Dank!" Und dann dann sah er mich auf eigentümliche Weise an. Seine Augen blitzten schelmisch. "Es kann ja nicht nur Mitarbeiter wie dich geben..."

"Was soll das denn heißen?"

"...die auf ihrem Indien-Urlaub zufällig in die Nähe eines Erdbebens geraten, dessen Hintergründe außerdem noch ziemlich mysteriös sind..."

"Zufall, Jim!"

"...und dann auch noch eine Reportage mitbringen, anstatt ihren Urlaub zu genießen!" Sein Zeigefinger deutete auf mich.

"Du verdirbst hier die Arbeitsnorm, Patti! Bevor du hier angefangen hattest, schien Swann sich gerade mit der Faulheit der Mitarbeiter halbwegs abgefunden zu haben!"

Ich hob die Augenbrauen.

"Weißt du, als Reporterin habe ich inzwischen eine Art sechsten Sinn dafür bekommen, wenn mir jemand Märchen erzählt!"

Wir lachten beide.

"Bis nachher", meinte er dann.

Und damit ging er davon. Sein Weg war eine Schlangenlinie, die zwischen den einzelnen Schreibtischen hindurchführte.

Er war schon ein Original. Und ich hoffte durchaus darauf, demnächst wieder mit ihm zusammenarbeiten zu können.

Ich ging in das Großraumbüro, grüßte hier und da flüchtig ein Gesicht, das ich kannte und erreichte schließlich meinen Schreibtisch.

Zu meinem Erstaunen war mein Drehsessel bereits belegt.

Ein hochgewachsener, breitschultriger Mann hatte darin platzgenommen. Er drehte sich zu mir herum und ich blickte in sein markantes, sympathisch wirkendes Gesicht. Braunes Haar umrahmte es. Und dann war da der intensive Blick seiner grauen Augen, die mich ruhig musterten.

Ein Kloß saß mir im Hals.

Ich öffnete halb den Mund, aber es kam kein Laut über meine Lippen.

Der Mann erhob sich. Ein mattes Lächeln stand auf seinem Gesicht, während er die Hände in den Taschen seines Longjacketts vergrub.

"Hallo, Patricia!", sagte er und das sonore Timbre seiner unverwechselbaren Stimme ließ mich bereits in diesem Moment beinahe dahinschmelzen...

Genau wie beim letzten Mal, als ich diesen faszinierenden Mann gesehen hatte.

Ich erinnerte mich nur zu gut und in den nächsten Sekunden stand mir wieder alles lebhaft vor Augen...

"Steve!", murmelte ich dann, und meine Stimme hatte einen belegten Klang dabei.

Er lächelte etwas breiter.

"Ich dachte im ersten Moment schon, du hättest mich längst vergessen und würdest dich gar nicht mehr an mich erinnern!"

"Ich erinnere mich sehr gut", murmelte ich, während ich die Handtasche auf den Tisch sinken ließ und dann etwas näher an ihn herantrat. "An unsere gemeinsamen Tage in Tanger..."

"...und unsere im Endeffekt vergebliche Jagd auf Dr. Skull", ergänzte Steve Davis, jener freie Journalist, mit dem zusammen ich nach Marokko aufgebrochen war, um die Spur von Dr. Skull aufzunehmen. Ich erinnerte mich an eine Nacht, in der ich voller Angst in seinen Armen gelegen hatte. Der Geschmack seiner Lippen, das Schlagen seines Herzens...

Und immer wieder diese Blick seiner grauen Augen, der mir durch und durch ging.

Wir waren uns sehr nahegekommen in jenen Tagen in Tanger und doch hatte es zum Schluss einen schmerzlichen Abschied gegeben. Ich sah mich einen Moment lang wieder mit ihm zusammen am Strand von Tanger stehen, ihn umarmen und den Blick seiner grauen Augen erwidern. Wir hatten uns versprochen, Freunde zu bleiben. Steve Davis war freier Journalist und ständig unterwegs. In der ganzen Welt recherchierte er für seine Reportagen. Die Suche nach Dr. Skull, einem der meistgesuchten Verbrecher unserer Zeit, hatte uns zusammengeführt, aber es war uns beiden klar, dass wir uns so bald nicht wiedersehen würden.

Auch, wenn wir es uns anders gewünscht hätten.

Und nun stand er wieder vor mir.

"Steve...", sagte ich und mein Lächeln wirkte vermutlich etwas verlegen. "Ich freue mich, dass du hier bist..."

"Du siehst gut aus, Patricia!"

"Danke."

Er nahm meine Hand und ein wohliger Schauer überkam mich bei dieser Berührung. Ich fühlte mich, als hätte ich Schmetterlinge im Bauch. Natürlich wusste ich, dass wir nicht einfach wieder da anfangen konnten, wo wir einmal aufgehört hatten. Aber ich spürte deutlich, dass die Gefühle, die ich für Steve Davis empfand, nur unter einer dünnen Schicht verschüttet gewesen waren.

Und jetzt, da er leibhaftig vor mir stand, brachen sie sich wieder ihre Bahn. Fast erschreckte es mich ein bisschen...

Ich entzog ihm meine Hand wieder, zog meinen Mantel aus und legte ihn über einen der Stühle.

"Ich nehme an, du bist nicht nur hier, um mir Komplimente zu machen oder an alte Zeiten zu erinnern, Steve", stellte ich fest.

"Alte Zeiten, die doch sehr schön waren, oder?"

Ich lächelte matt. Es war scheußlich in Tanger gewesen.

Wir beide hatten quasi am Abgrund der Hölle gestanden und Steve hatte mich im letzten Moment durch eine Verzweiflungstat gerettet. Und doch... Trotz allem überwogen die schönen Erinnerungen. Und die betrafen allesamt Steve.

Er trat näher an mich heran.

Ich fühlte seine Hände an meinen Schultern und ließ diese Berührung widerspruchslos zu.

Ja, sie machte mir im Grunde klar, wie vertraut wir noch immer miteinander waren.

"Die Zeit war so kurz", meinte er. "Die Tage von Tanger waren so schnell vorbei. Wir hatten gar nicht die Chance, uns wirklich kennenzulernen."

"Das ist wahr!", gab ich fast flüsternd zu.

"Und das bedaure ich!"

"Ich auch."

Er gab mir einen flüchtigen Kuss, der mein Herz wie wild klopfen ließ. Er lächelte mich liebevoll an.

Und ich schaute mich etwas ängstlich um.

"Hast du Angst, dass deine Kollegen..."

"Es wird schon genug getratscht", erwiderte ich und entwand mich seinen Armen. Dann sah ich ihn an, und unsere Blicke verschmolzen für einen Moment miteinander.

Ich musste unwillkürlich schlucken. In mir herrschte ein einziges Chaos widerstreitender Gefühle. Ein wildes Durcheinander, das allein die Anwesenheit dieses Mannes ausgelöst hatte.

Er lehnte sich mit der Hüfte an meinen Schreibtisch. Seine Hände verschwanden wieder in den Jackentaschen.

"Du hast recht", sagte er dann. "Ich bin nicht nur deinetwegen hier - obwohl das eigentlich schon Grund genug wäre..."

"Was ist es dann?"

"Unser...

Erscheint lt. Verlag 14.7.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7389-4011-1 / 3738940111
ISBN-13 978-3-7389-4011-4 / 9783738940114
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