Die Richterin und die tote Archäologin (eBook)

Ein Südfrankreich-Krimi
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
304 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99792-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Richterin und die tote Archäologin -  Liliane Fontaine
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Languedoc, Südfrankeich: ein ominöser Mord an einer Archäologin, ein toter Kapitän, ein geheimnisvolles antikes Artefakt - der zweite außergewöhnliche Fall für Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt mit jeder Menge südfranzösischem Flair! Auf dem Gelände einer archäologischen Grabung wird die Leiche der Archäologin Flavia Leone entdeckt. Die Frau ist erstickt worden, und auf ihrem Gesicht liegt die Nachbildung einer antiken Totenmaske. Einige Tage später wird im nicht weit entfernten Sète Flavias Mann tot aufgefunden, der Kapitän auf einem Cargoschiff war. Bei den gerichtsmedizinischen Untersuchungen stellt sich heraus, dass das Paar auf die gleiche Art und am selben Tag den Tod gefunden hat. Madame le Juge Mathilde de Boncourt, Commandant Rachid Bouraada und Lieutenant Felix Tourrain von der Police Judiciaire in Nîmes nehmen die Ermittlungen auf und stoßen auf jede Menge Ungereimtheiten ...

Liliane Fontaine ist der Geburtsname der Krimiautorin und Kunsthistorikerin Liliane Skalecki, die in Saarlouis nahe der französischen Grenze geboren wurde. Sie promovierte an der Universität des Saarlandes in den Fächern Kunstgeschichte und Klassische und Vorderasiatische Archäologie und wohnt heute mit ihrer Familie in Bremen. Die Autorin besitzt französische Wurzeln und lebt viele Wochen des Jahres in der Nähe von Nîmes, wo sie Kultur, Land und Leute und das Savoir-vivre Südfrankreichs genießt.

Liliane Fontaine, die in Saarlouis nahe der französischen Grenze geboren wurde und französische Wurzeln besitzt, ist Krimiautorin und Kunsthistorikerin. Sie promovierte an der Universität des Saarlandes in den Fächern Kunstgeschichte und Klassische und Vorderasiatische Archäologie. Mit ihrer Familie lebt sie in Bremen sowie mehrere Wochen des Jahres in der Nähe von Nîmes, wo sie Kultur, Land und Leute und das Savoir-vivre Südfrankreichs genießt.

Kapitel 2


Aus dem angekündigten Gewitter war nichts geworden, Montpellier blieb verschont. Die schwarzen Wolkenungetüme, die sich über dem Meer aufgetürmt hatten, waren, ohne einen Tropfen zu verlieren, in Richtung Hinterland gezogen, und würden sich über den Cevennen abregnen. Und wenn ein Gewitter sich in diesem Massiv einmal festgesetzt hatte, war es nicht so schnell dazu zu bewegen, die Berge wieder zu verlassen. Blitze zuckten über Anduze, dem Tor zu den Cevennen, Donner grollte, der Himmel öffnete seine Schleusen. Doch dann hatte der auf das Land herabprasselnde Regen ein unerwartetes Einsehen, wurde immer kümmerlicher und versiegte nach einer halben Stunde schließlich ganz.

Als sie den Anruf auf ihrem Handy erhielt, war es halb zehn und schon wieder hell in ihrem Büro. Sie knipste die Schreibtischlampe aus und stellte sich ans offene Fenster. Noch war die Luft nicht ganz so drückend. Doch das würde sich bald ändern. Spätestens in einer Stunde würde das Quecksilber die Fünfundzwanzig-Grad-Marke in Montpellier übersteigen und das Land mit frühsommerlicher Hitze verwöhnen.

Sie hatte das Stockwerk, in dem das Institut der Archéologie classique et méditerranéenne der Universität Paul Valéry untergebracht war, heute ganz für sich. Es war Sonntag, und kein Kollege hatte sich hierher verirrt, geschweige denn einer ihrer Studenten. Das Semester war seit drei Wochen zu Ende, und dann mieden die Studenten die Uni wie der Teufel das Weihwasser. Die Archäologin Flavia Leone, Professorin für Klassische und Mediterrane Archäologie in Montpellier, verzichtete freiwillig auf ihren Urlaub. Die Zeit drängte, die Funde, die die Grabung erbracht hatte, mussten gesichert und katalogisiert werden. Schon jetzt hatte das Musée d’Ambrussum seine Ansprüche auf das, was die Ausgräber entdeckt hatten, angemeldet. Die Reste der ehemaligen römischen Villa lagen keine zwei Kilometer von Ambrussum entfernt, einer galloromanischen Grabungsstätte mit einem gallischen Oppidum aus dem 4. Jahrhundert vor Christus sowie einer Festungsmauer und römerzeitlichen Gebäuden, die eine Station für Reisende an der Via Domitia markierten.

Flavia legte ihre Lesebrille auf dem Fensterbrett ab und nahm den Anruf entgegen. Das Gespräch dauerte eine Minute. Dann drückte sie auf den kleinen roten Hörer. Was noch zu sagen war, würden sie in einer Stunde von Angesicht zu Angesicht besprechen. Darauf hatte Flavia bestanden. Es klingelte erneut. Was war denn jetzt schon wieder? Genervt hielt sie den Hörer ans Ohr, das sofort der unsäglichen Stimme von Persephone ausgesetzt war.

»Was willst du denn noch?«, fragte Flavia schroffer als beabsichtigt. Doch nach der Anrede »Flavia«, die in einer Tonlage hervorgebracht wurde, bei der jeder Hund sofort den Schwanz eingezogen hätte, war nichts mehr zu hören. »Hallo, Persephone, hörst du mich?« Keine Reaktion. Typisch. Na dann eben nicht.

Flavia ordnete die letzten Keramikscherben in die flachen, an Setzkästen erinnernden Holzkisten ein. Ordnung musste sein. Zufrieden schob sie die letzte Kiste auf das Wandregal, klebte einen Aufkleber, auf den sie handschriftlich Nr. 37 geschrieben hatte, auf die schmale Holzleiste. Dann griff sie nach ihrem Schlüsselbund mit dem türkis schillernden Skarabäus am Schlüsselring, der in einer Terrakottaschale lag, und überprüfte, ob die Schubladen ihres Schreibtischs verschlossen waren. Ihre leichte Jacke ließ sie über der Lehne des Schreibtischstuhls hängen. Die würde sie heute ganz sicher nicht mehr benötigen.

Flavia verließ ihr Büro, das sie ebenfalls sorgfältig absperrte. Vorsichtshalber rüttelte sie noch mal an der Türklinke. Nicht auszudenken, wenn eines der kostbaren archäologischen Artefakte gestohlen werden würde.

Flavias Wagen war das einzige Fahrzeug, das auf dem Parkplatz unterhalb des Gebäudes des Archäologischen Instituts stand. Feiner gelber Sand lag wie ein Film auf dem Auto. Ein Gruß aus der Sahara, wie er mindestens einmal im Monat herüberzog. Ein Hitzeschwall kam ihr entgegen, als sie die Fahrertür öffnete. Im Wageninneren roch es unangenehm. Flavia schnupperte und entdeckte, was den üblen Geruch verursacht haben musste. Unter dem Beifahrersitz lag ein Stück Baguette, das mit dem Rest einer Sardine und je einer Scheibe hart gekochtem Ei und einer roten Zwiebel belegt war. Angewidert griff sie mit spitzen Fingern danach. Das hatte diese fette Wachtel gestern Abend doch mit Absicht unter den Sitz gelegt. Nur hatte Flavia es da noch nicht gerochen. Erst jetzt, wo die Hitze den Zersetzungsprozess der Lebensmittel in Gang gesetzt hatte, stank das Zeug bis zum Himmel. Sie beförderte das angebissene Baguette in einen Mülleimer auf dem Parkplatz. Persephone konnte was erleben. Dieses Miststück.

Persephone Titeux gehörte mit Maxime Berchwyler zu ihren engsten Assistenten. Allerdings war die Rolle der Assistentin nicht ganz das, was sich Persephone für ihre Zukunft vorgestellt hatte. Sie hatte sich Hoffnungen darauf gemacht, den vakanten Stuhl von Professeur Schmidt zu besetzen, nachdem dieser in den Ruhestand verabschiedet worden war. Persephone entstammte einer wahren Archäologendynastie. Wenn man sie so hörte, hatten ihre Vorfahren bereits direkt im Anschluss an die Römerzeit in Südfrankreich mit den ersten Grabungen begonnen. Tatsächlich war einer ihrer Ahnen an Napoleons Seite in Ägypten gewesen und hatte dort die Grablege eines Priesters entdeckt. Persephones Vater war Professor für Archäologie in Nantes. Für ihn war es klar, dass sein einziges Kind, seine begnadete Tochter, in Montpellier zur ungekrönten Königin der Grabungsszene gekürt werden würde. Doch Flavia Leone hatte ihm und ihr einen Strich durch diese Rechnung gemacht. Sie war auf den vakanten Stuhl gehoben worden, sie hatte nun die Leitung inne und das Sagen. Seitdem hatte sich Persephone Titeux schon mehrfach an anderen Universitäten beworben, doch ohne Erfolg.

Sie und Flavia kamen mehr schlecht als recht miteinander aus. Und genau die Grabung bei Ambrussum hatte das Fass für Persephone zum Überlaufen gebracht. Sie hatte mit den ersten Sondierungsmaßnahmen begonnen, und Flavia hatte ihr das Heft aus der Hand genommen, als sich die große Bedeutung der Funde herauskristallisierte. Dann begannen die Racheakte. Scherben wurden umsortiert, Notizen verschwanden, ein Kratzer an Flavias Wagen, eine geöffnete Flasche Nagellack, deren Inhalt Flavias Handtasche ruinierte. Und jetzt das Baguette mit seinem unappetitlichen Belag. Ja, es war wirklich Zeit für eine Aussprache mit Persephone.

Persephone – Göttin der Unterwelt, dem antiken Mythos entsprungen. Mit ihrer Figur würde sie das Tor zur Unterwelt wahrscheinlich sprengen. Gute einen Meter fünfundachtzig Körpergröße, mindesten neunzig Kilo schwer und Hände, die wie ein Schraubstock alles zerquetschen konnten. Flavia musste laut lachen, als sie sich Persephone in einem antiken Gewand vorstellte. Mindestens drei Tücher, groß wie Bettlaken würden bei der Gewandung vonnöten sein.

Flavia stieg in ihren Kombi und fuhr los. Beide Seitenfenster ließ sie offen, damit der Durchzug den schlechten Geruch endlich aus dem Wageninneren beförderte. Nach weniger als einer Stunde war sie am Grabungsgelände angekommen. Sie stellte ihren Wagen auf dem provisorisch angelegten, staubigen Parkplatz ab. Das Brummen der Fahrzeuge, die die nahe gelegene Route nationale befuhren, war als gleichmäßiges, leises Geräusch zu hören. Direkt am Parkplatz hatte man ein Schild angebracht, das darauf hinwies, dass das Betreten des Grabungsareals strengstens untersagt war.

Wie und ob man überhaupt die römische Villa, oder das, was noch von ihr übrig war, zukünftig der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte, war noch nicht entschieden. Die Reste des ehemals sicherlich prächtigen Wohnhauses eines reichen Römers waren bei Arbeiten an einer Kanalisation entdeckt worden und hatten natürlich das Interesse der archäologischen Welt geweckt. Als man dann noch auf die Überreste eines Mosaikfußbodens gestoßen war, hatte sich Flavia Leone persönlich um die Grabung gekümmert und sich so den Zorn der Kollegin zugezogen. Die Reste des Mosaiks – es waren lediglich knapp sieben Quadratmeter – waren mittlerweile abgetragen worden. Sie würden, frisch zusammengefügt, wahrscheinlich das Museum von Ambrussum bereichern.

Das Grabungsterrain war von einem Bauzaun eingefasst, den man, wenn man es darauf anlegte, sicherlich überwinden konnte. Doch es gab nichts mehr zu holen, die Grabungen waren mehr oder weniger beendet, der größte Teil der Funde lag sicher verwahrt in Montpellier.

Zwei Zaunelemente waren durch ein großes Sicherheitsschloss miteinander verbunden. Flavia sperrte es auf und schlüpfte zwischen den Metallmatten hindurch. Auf der anderen Seite herrschte eine Stille, als sei sie in eine andere, jenseitige Welt gelangt. Sogar die Zikaden, die in den hohen schlanken Zypressen außerhalb des Terrains ihr Konzertspektakel zum Besten gaben, waren nur gedämpft zu hören. Flavia liebte diese Augenblicke, wenn sie sich ganz alleine in dieser anderen Welt aufhielt. Vor ihren Augen wuchsen die Fundamente der Villa zu stattlichen Mauern empor, ein rotes Ziegeldach erhob sich über dem prächtigen Gebäude, der Brunnen im Peristyl plätscherte, dienstbare Geister reichten dem Hausherrn Trauben und Feigen in einer großen Tonschüssel.

Ein Geräusch ließ sie herumfahren. Ein gezielter Tritt in die Magengrube, und Flavia Leone ging in die Knie. Der Schmerz raubte ihr die Luft zum Atmen. Fassungslos versuchte sie, ihrem Erstaunen mit Worten Ausdruck zu verleihen. Doch ihre Stimme versagte. Das Erstaunen steigerte sich zu blankem Entsetzen, als ihre Schultern niedergedrückt wurden. Kein Schrei vermochte ihrer Kehle zu entweichen, als...

Erscheint lt. Verlag 4.5.2020
Reihe/Serie Ein Fall für Mathilde de Boncourt
Ein Fall für Mathilde de Boncourt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Archäologin • Avignon • Band 2 • Bücher • Frankreich • frankreich-krimi • Geheimnis • Grabungsstätte • Kriminalroman • Kriminalroman Frauen • Languedoc • Madam Le Juge • Mathilde de Boncourt • Neuerscheinungen 2020 • Richterin • Roman Noir • Südfrankreich • Taschenbuch • Totenmaske • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-492-99792-9 / 3492997929
ISBN-13 978-3-492-99792-8 / 9783492997928
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