DAS ZIMMER IM ERSTEN STOCK (eBook)

Der Krimi-Klassiker!

(Autor)

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2020
CCXXXIX Seiten
BookRix (Verlag)
978-3-7487-3832-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

DAS ZIMMER IM ERSTEN STOCK - George H. Coxe
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Wo nahe des Städtchens Surrey der Connecticut River in den Atlantik mündet, leitet Donald MacLaren eine kleine Bootswerft. Das einst friedliche Leben ist turbulenter geworden, seit der reiche Lebemann Oliver Kingsley zwar auf einer Insel im Fluss, aber dennoch in der Nachbarschaft ein Haus gemietet hat und an den Wochenenden dort Hof hält. Seine Angestellten und Freunde sind auch seine Untertanen; Widerspruch erträgt Kingsley nicht, und er liebt es, seine Mitmenschen zu tyrannisieren. Außer Kingsley und Ackerman sind derzeit Harry Danaher - der Kingsleys Jacht führt -, die Sekretärin Carla Lewis, der Maler Earl Harwell und das Mannequin Lucille Baron zu Gast in Kingsleys Haus. Im ersten Stock des Hauses hält Kingsley außerdem Ruth, seine dritte Gattin, gefangen, nachdem auch sie die Nase voll von ihm hat. In einer Nacht kann Ruth flüchten. Sie bittet MacLaren um Hilfe, der ihr ritterlich beispringt und sich deshalb mit Kingsley schlagen muss, der seiner Frau wütend gefolgt ist. MacLaren wirft seinen Gegner in den Fluss. Am nächsten Morgen ist Ruth verschwunden, und Kingsleys Leiche wird geborgen... Der Roman Das Zimmer im ersten Stock von George H. Coxe (* 23. April 1901 in Olean/New York; ? 31. Januar 1984 in Old Lyme/Connecticut) erschien erstmals im Jahr 1959; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1962. Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

  Erstes Kapitel


 

 

Die Bootswerft MacLaren erhob sich an einem Ufer der schmalen, unter der Einwirkung der Gezeiten stehenden Bucht, die nahe der Mündung des Connecticut River ins Land einschnitt. Gegenüber lag eine kleine Insel, doch hier, entlang des befestigten Ufers, ständen die beiden geräumigen Bootsschuppen mit ihren Rollen und Slips, der mächtige Kran, das Ausrüstungsdock und die Werkstätten. Auf der rechten Seite, zum Fluss hin, befanden sich die Bootsstege und Anlegeplätze, die im Augenblick, bis auf vier, alle belegt waren.

Der Frühling hatte viel Arbeit gebracht, doch jetzt, da es auf den Juni zuging, stand einer der Bootsschuppen ganz leer, und im anderen lagen nur noch drei Kajütboote, von denen zwei in der folgenden Woche vom Stapel gelassen werden sollten.

Es war schon spät am Nachmittag, und Donald MacLaren legte eine kleine Arbeitspause ein, um sich eine Flasche Limonade aus dem Automaten zu holen, der auf dem Werftgebäude vor dem altertümlichen Fachwerkbau stand; letzterer diente ihm zugleich als Büro, Ausstellungsraum und Sommerquartier.

Stromaufwärts lagen ein Kutter und eine Jolle in der Ausrüstungswerft vor Anker, und MacLaren beobachtete zerstreut, wie der Kran ausschwenkte und der Großmast der Jolle einen Augenblick lang leise hin und her schaukelte, bevor er sich sanft in die Spur senkte. Als die Arbeiter anfingen, die Stütztaue festzuzurren, wurde seine Aufmerksamkeit durch ein sich näherndes Motorengeräusch abgelenkt, und er drehte sich um. Eine Motorjacht war vom Fluss in die Bucht eingelaufen und setzte gerade zum Wenden an. Die Fahrrinne zwischen dem Hauptdock und der Insel war jedoch nur etwa fünfzig Meter breit, und der Mann am Ruder war offensichtlich kein Experte. Er setzte mit der Wendung viel zu dicht am Ufer an, sah dann, dass er nicht herumkommen würde, und drehte gerade noch rechtzeitig bei, um ein Auflaufen zu vermeiden. Gereizte Flüche schallten über das Wasser, dann tauchte ein zweiter Mann aus der Kajüte auf und kam hastig nach vorn gelaufen, um ein Tau aufzurollen, das schon längst hätte aufgerollt werden müssen.

Larry Keats, der Oberschüler, der in seiner Freizeit auf der Werft mitarbeitete, erschien hinter MacLaren in der Tür.

»Junge, Junge«, meinte er. »Das ist aber eine alte Kiste.«

»Kann man wohl sagen«, entgegnete MacLaren. »Du gehst denen wohl am besten ein bisschen zur Hand.«

Die Jacht war etwa zehn Meter lang und machte mit ihrem schmalen, schwarzgeteerten Rumpf und der Kajüte, die ihrem Aussehen nach starke Ähnlichkeit mit einer Zigarrenkiste hatte, einen tollpatschigen Eindruck. Sie hatten keinen Jachtclubwimpel gesetzt, und um den heruntergekommenen Eindruck zu vervollständigen, war überall der Lack abgesplittert, die Metallteile waren verrostet, und der Rumpfanstrich wies frische Kratzer auf.

»He, Sie!«

Der Mann an Deck warf das Tau herüber, Larry legte es um einen Poller, und der Mann fing an, beizudrehen. Die Heckschraube wirbelte das Wasser auf, dann erschien der Rudergänger mit einem Bootshaken und brüllte seinem Maat ein paar Anweisungen zu. MacLaren stellte seine leere Flasche auf den Boden und trat näher, wobei er bemerkte, dass der Mann im Bug auch der Kleidung nach eine echte Landratte war.

Er war groß und breit, hatte schwarzes, gekräuseltes Haar und grobe Gesichtszüge. Er trug eine blaue Kammgarnhose und schwarze Schuhe mit Ledersohlen, die auf das Pflaster einer Großstadt, nicht aber auf ein Schiffsdeck gehörten. Sein Begleiter, der inzwischen den Bootshaken weggelegt hatte und jetzt mit Larry zusammen die Jacht achtern vertäute, war ein kleiner, drahtiger Mann unbestimmbaren Alters. Seine Kleidung, Khakihose, Sweater und Segeltuchschuhe, entsprach schon eher den Gegebenheiten an Bord eines Schiffes; er war nahezu kahlköpfig, hatte flinke, wachsame Augen, doch sein hervorstechendstes Merkmal war eine raue, krächzende Stimme, die auf eine chronische Stimmbanderkrankung hinzudeuten schien.

»Wir werden ungefähr siebzig Liter brauchen«, sagte er zu Larry, während er den Metalldeckel des Treibstofftanks aufschraubte. »Haben Sie Eis?«, setzte er mit einem Blick auf das kleine Kühlhaus hinzu, das in einer Ecke der Werft stand und gerade im Ausbau begriffen war. »Für Sie genügend«, entgegnete MacLaren.

»Nick! Hol uns einen Block, ja? Du weißt ja, wieviel wir ungefähr brauchen... Haben Sie einen Liegeplatz für uns?«, fügte er, zu MacLaren gewandt, hinzu.

»Leider nicht.«

Der kleine Mann antwortete nicht sofort, sondern gab Larry den Füllstutzen zurück und schraubte den Deckel wieder zu. Dann stieg er auf die Kaimauer, zog seine Hose hoch und warf einen flüchtigen Blick auf die Reihe von Anlegeplätzen, die sich bis zum Fluss hinunter erstreckte. Seine kleinen Augen glitten zu MacLaren zurück, und er legte den Kopf schräg.

»Da sind aber doch freie Plätze.«

»Drei davon brauche ich für Boote, die in den nächsten Tagen fertig werden. Der vierte ist für einen Kunden reserviert, der am Montag hereinkommt.«

»Heute ist Mittwoch. Wir wollen spätestens am Samstag wieder auslaufen.« Als ob damit die Angelegenheit erledigt sei, fragte er dann: »Was macht es pro Tag?«

MacLaren unterdrückte ein Lächeln. Die ganze Geschichte machte ihm Spaß, und vor allem amüsiert« ihn der selbstbewusste kleine Mann, der hier so offenkundig nicht in seinem Element war, es aber nicht zugeben wollte. Dann, da wirklich kein Grund vorlag, warum er den Anlegeplatz nicht vermieten sollte, nickte er zustimmend.

»Eins fünfzig. Einschließlich Trinkwasser und Strom, falls Sie sich an die Leitung anschließen wollen.«

Der Kleine zog ein paar zerknitterte Banknoten aus der Tasche und reichte MacLaren einen Fünfdollarschein. »Für drei Tage«, erklärte er. »Die Rechnung für Treibstoff und Eis erledigt Nick.«

Nick war bereits dabei, als der Kleine an Bord sprang. »Okay«, sagte er. »Leinen los.«

»Wo fahren wir hin?«, fragte Nick.

»Ich will auf einem dieser Anlegeplätze festmachen.«

Nick warf seinem Begleiter einen forschenden Blick zu. »So, so - du und wer noch?«

Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte es in den Augen des Kleinen belustigt auf. Er grinste MacLaren an, richtete seine nächsten Worte jedoch an seinen Begleiter.

»Die beiden werden uns helfen. Na los, mach schon!«

MacLaren blinzelte Larry zu, und sie schritten nebeneinander an dem Ausstellungsraum vorbei, umgingen das Schwimmdock, das sich mit dem Steigen und Fallen der Flut hob und senkte, und schlenderten dann die Kaimauer entlang bis zu dem ersten freien Anlegeplatz. Bis sie auf den Steg hinausgetreten waren, liefen die Maschinen der Jacht bereits mit voller Kraft zurück, und die Beschriftung auf dem Hintersteven wurde sichtbar. Annabelle III las MacLaren, bevor er merkte, dass das vergessene Beiboot in Gefahr war, gegen die Uferpfähle gequetscht zu werden.

Er hielt die Hände trichterförmig an den Mund und schrie den beiden an Bord eine Warnung zu. Der kleine Schiffer fing nun seinerseits an zu brüllen, und Nick hastete nach achtern, wobei er sich krampfhaft an der Reling festhielt. Er beugte sich hinunter, um das Beiboot loszumachen, bekam endlich das Bootstau zu fassen und rannte damit nach vorn. Irgendwie gelang es ihm, das Tau am Bug an einer Klampe festzumachen, dann eilte er wieder nach achtern, um die Leine ans Ufer zu werfen. Ungeschickt, aber ohne größere Sachbeschädigung wurde die Jacht an ihren Liegeplatz manövriert. MacLaren überließ es Larry, sie fachgerecht zu vertäuen, und ging zum Hauptdock zurück. In diesem Augenblick bog ein schwarzer Mercedes um die Ecke und hielt vor dem Haus an.

Der Wagen gehörte Oliver Kingsley, dem Besitzer des Hauses auf der gegenüberliegenden Insel. Neben ihm saß eine blonde Frau, die MacLaren noch nie gesehen hatte. Auf der anderen Seite stieg eben Neil Ackerman, Kingsleys Anwalt, aus dem Wagen und drückte mit dem Daumen auf einen Klingelknopf an MacLarens Büro.

Als Kingsley vor einem Jahr das Haus auf der Insel gekauft und umgebaut hatte, ließ er. drüben eine kleine künstliche Bucht anlegen und einen Steg bauen, um einen Anlegeplatz für seine 15 m lange Jacht zu gewinnen. Gleichzeitig hatte er MacLaren um Erlaubnis gebeten, ein Unterwasserkabel legen zu dürfen, das auf der Insel an zwei Klingeln angeschlossen war, eine davon am Steg, für den Fall, dass Harry Danaher, sein Bootsführer, gerade auf der Jacht beschäftigt war, die andere im Salon. Als nun Kingsley und seine blonde Begleiterin ausstiegen, sah MacLaren, wie Danaher drüben aus der Haustür trat und über die flache Insel zum Ufer hinunterging.     

Kingsley und Ackerman begrüßten ihn. Als MacLaren ihren Gruß erwiderte, blickte die blonde Frau zu ihm hin, und er konnte, sie genau betrachten. Sie war hochgewachsen, geschmeidig und wirkte in ihrem enganliegenden Reisekostüm und der Nerzstola auffallend elegant. Sie musterte ihn mit unverhülltem Interesse, ohne dabei aufdringlich oder frech zu erscheinen, und obwohl sie für MacLarens Geschmack zu schlank war, sah er doch, dass die Art, wie sie Lippenstift und Lidschatten aufgetragen hatte, und der Schnitt ihres kurzen Haares in gewissem Sinn ein Höchstmaß an Vollendung darstellten. Mit einem Wort, sie machte den Eindruck einer verwöhnten, anspruchsvollen Frau, doch das war nicht weiter verwunderlich, wenn man Charakter und Vermögenslage ihres Gastgebers in Betracht zog.

Ackerman, ein schlanker, eleganter Mann Ende der Dreißig, hatte offenbar ihren Blickwechsel bemerkt und stellte MacLaren das Mädchen als Lucille Baron vor, ehe er einen Hutkoffer...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2020
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Amerika • Apex-Verlag • ebok • eBook • E-Book • Klassiker • klassisch • Krimi • Mord • Morde • Polizei • Polizisten • Roman • Romane • Spannung • Suspense • Thriller • Unterhaltung • USA • Verbrechen
ISBN-10 3-7487-3832-3 / 3748738323
ISBN-13 978-3-7487-3832-9 / 9783748738329
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