Mars Discovery (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
464 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99774-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mars Discovery -  Andreas Brandhorst
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Eleonora Delle Grazie verlor ihre Eltern früh bei einem tragischen Raumfahrtsunglück der NASA. Die Welt ahnt nichts von dem sogenannten »Mysterium«, dem Eleonoras Eltern auf der Spur waren, und Eleonora ist fest entschlossen, die geheime Mission ihrer Eltern fortzuführen. Als sie Jahre später an Bord der »Mars Discovery« ins All aufbricht, scheint sie dem Ziel nah. Kurz nach dem Start erfährt sie von einem außerirdischen Artefakt auf dem Mars. Doch was Eleonora tatsächlich auf dem Roten Planeten findet, übersteigt die Vorstellungen der Menschheit. Ein kosmisches Abenteuer beginnt ...

Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, schrieb mit seinen futuristischen Thrillern und Science-Fiction-Romanen wie »Das Schiff« und »Omni« zahlreiche Bestseller. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Der SPIEGEL-Bestseller »Das Erwachen« widmet sich dem Thema Künstliche Intelligenz, sein Wissenschaftsthriller »Ewiges Leben« zeigt Chancen und Gefahren der Gentechnik auf. Zuletzt erschienen im Piper Verlag die Romane »Mars Discovery« und »Sleepless«.

Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, schrieb mit seinen futuristischen Thrillern und Science-Fiction-Romanen wie "Das Schiff" und "Omni" zahlreiche Bestseller. Der SPIEGEL-Bestseller "Das Erwachen" widmet sich dem Thema Künstliche Intelligenz. Zuletzt erschien das Science-Fiction-Epos "Das Netz der Sterne", welches den Leser in die unbekannten Weiten des Universums führt.

Das Geheimnis


Raumschiff Mars Discovery, 11 Tage nach dem Start,


auf dem Weg zum Mars


Februar 2031


6


Der Speicherchip lag vor Eleonora auf dem kleinen Tisch in ihrer Kabine. Bilder von der Erde schmückten die Wände, einige von ihnen zeigten Großvater Francis, als er noch groß und kräftig wie ein Bär gewesen war, andere ihre Eltern in Raumanzügen, kurz vor dem fatalen Raketenstart. Sieben Jahre alt war sie damals gewesen. Vor zweiunddreißig Jahren, kurz nach dem tragischen Unglück, hatte Eleonora von diesem Geheimnis erfahren, und nun lagen die Antworten auf all ihre Fragen auf dem Tisch, gespeichert in dem kleinen Chip.

Plötzlich war Eleonora nicht mehr sicher, ob sie erfahren wollte, was hinter dem Geheimnis steckte. Allein das Wissen um seine Existenz trennte sie bereits von Sergei und den anderen. Die Hintergründe und Einzelheiten zu erfahren, würde den Abstand vergrößern. Der Hauptgrund aber war: Sie fürchtete plötzlich eine Bürde, die zu schwer für sie sein konnte.

Schließlich aber nahm sie den Chip mit ruhigen Fingern und schob ihn in den Datenscanner. Einige Sekunden lang summte das Gerät, dann erschien ein Gesicht auf dem Bildschirm an der Wand.

»Wenn Sie dies sehen und hören, sind Sie seit mindestens elf Tagen zum Mars unterwegs und haben bereits eine Million Kilometer zurückgelegt, Captain Delle Grazie«, sagte Edmund Edgar Winters. »Was Sie nun erfahren, ist streng geheim, und Sie sind hiermit angewiesen, es auch vor Ihrer Crew geheim zu halten. Es sei denn, die Umstände zwingen Sie, jemanden zurate zu ziehen oder auf Hilfe zurückzugreifen. Je weniger Personen von dieser Sache wissen, desto besser. Bis wir auf der Grundlage der von Ihnen übermittelten Berichte entscheiden, unser Wissen einem größeren Kreis und vielleicht der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.«

Der Kommandant der internationalen Raumstation über der Erde blickte ernst vom Bildschirm. Er unterschied sich nicht von dem Mann, den Eleonora vor elf Tagen zum letzten Mal gesehen hatte. Sie fragte sich, wann die Aufzeichnung angefertigt worden war. Vermutlich nicht sehr lange vor dem Start der Mars Discovery.

»Wie Sie wissen, plant man bei Roskosmos in Russland ebenfalls eine Marsmission und auch die Chinesen wollen ein Schiff schicken. Wir wissen nicht, wie viel sie wissen, was die ganze Sache ein bisschen kompliziert macht. Jedenfalls sollten Sie an die Möglichkeit denken, dass Sie etwa zwei Jahre nach Ihrer Ankunft auf dem Mars Besuch erhalten. Bis dahin müssen Sie herausgefunden haben, was es mit dem Mysterium auf sich hat. Wir überlegen uns dann, welche Maßnahmen es zu ergreifen gilt.«

Er sagte nicht einfach nur »Mysterium«, sondern benutzte den Artikel.

»Die beiden Viking-Missionen der NASA, gestartet am 20. August und 19. September 1975, entdeckten mehr, als die Öffentlichkeit damals erfahren hat. Nein, die beiden Lander fanden keine Spuren von Leben – das ist ein Mythos, der sich bis heute gehalten hat. Aber der Orbiter von Viking 2, der bis zum 27. Juli 1978 in Betrieb blieb, entdeckte etwas, das die NASA zum Anlass nahm, eine weitere Marsmission vorzubereiten. Der Bau der Sonde erwies sich als schwierig, weil spezielle Messinstrumente benötigt wurden und entwickelt werden mussten, wovon jedoch niemand etwas erfahren sollte. Die notwendige Geheimhaltung führte immer wieder zu Verzögerungen, und deshalb konnte die neue Mission erst siebzehn Jahre nach dem Start der beiden Viking-Sonden beginnen, beziehungsweise vierzehn Jahre nach dem Ausfall des Viking-2-Orbiters im Jahr 1978.«

Der Mann auf dem Bildschirm legte eine kurze Pause ein, als wollte er Eleonora Zeit zum Nachdenken geben.

»1992 startete eine Trägerrakete vom Typ Titan III/Commercial vom Launch Complex 40 auf Cape Canaveral«, fuhr Winters fort. »Die gut eine Tonne schwere Nutzlast bestand aus einer Sonde, die wir ›Mars Observer‹ nannten. Beim Flug zum Mars kam es angeblich zu Fehlfunktionen, und in den damaligen Meldungen hieß es, dass die Sonde am 21. August 1993, nur drei Tage vor Erreichen ihres Ziels, verloren ging. Sie würde sich nicht mehr melden und alle Versuche, Funkkontakt mit ihr herzustellen, wären erfolglos geblieben. Nach einigen Wochen geriet die Sache in Vergessenheit. Andere Ereignisse machten Schlagzeilen. Im September kam es zum Massaker von Sochumi, bei dem siebentausend georgische Zivilisten in Abchasien getötet wurden. Einen Monat später, während der russischen Verfassungskrise, ließ Präsident Boris Jelzin das Parlament beschießen. Im November trat der Vertrag von Maastricht in Kraft, und aus der Europäischen Gemeinschaft wurde die Europäische Union. Für eine schweigende Marssonde interessierte sich niemand mehr.«

Das Bild auf dem Schirm teilte sich. Das Gesicht des Stationskommandanten wurde kleiner und glitt nach links, rechts erschienen Datenblätter. Eleonora strich mit dem Zeigefinger über das Touchpad des Scanners, woraufhin das erste Datenblatt in den Vordergrund rückte.

»Es gab keine Fehlfunktionen an Bord des Mars Observers«, sagte Winters, »der Funkkontakt ging nicht verloren. Die Sonde erreichte ihr Ziel, das Bremstriebwerk zündete wie vorgesehen und brachte sie in eine Umlaufbahn, allerdings in eine andere als die ursprünglich vorgesehene.«

Ein weiteres Bild erschien. Es zeigte den Mars und eine dünne weiße Linie, die um den Roten Planeten führte. Eine zweite Linie, smaragdgrün, ging von der ersten aus, neigte sich dem Planeten entgegen und traf ihn nördlich von Olympus Mons.

Das Gesicht verschwand vom Bildschirm und wich einer vergrößerten Darstellung des Mars. Mehr Details wurden sichtbar.

Ein gelber Punkt blinkte in den Ebenen von Amazonis Planitia.

»Das ist der vorgesehene Landebereich für die Shuttles der Mars Discovery«, erklärte Winters. »Aber Ihre Landung wird etwa zweitausend Kilometer weiter nordöstlich erfolgen, in den Acheron Fossae, einem ausgedehnten Horst- und Grabensystem. Vielleicht kommt es im entscheidenden Moment zu einem Navigationsfehler. Lassen Sie sich einen plausiblen Grund dafür einfallen, dass Sie einen anderen Landeort wählen, Captain Delle Grazie. Zeit dafür haben Sie genug, mehr als sechseinhalb Monate.« Das ernste Gesicht kehrte zurück. »Die genauen Koordinaten des Landeplatzes entnehmen Sie bitte den beigefügten Datenblättern, ebenso die der Anomalie.«

»Anomalie?«, murmelte Eleonora.

»Wir haben auf dem Mars etwas gefunden, das nicht natürlichen Ursprungs ist.« Die Stimme von Edmund Edgar Winters bekam einen anderen Klang. »Die Viking-Daten ließen noch Platz für Zweifel, aber spätestens der Lander des Mars Observers brachte Gewissheit: Bei der Anomalie handelt es sich um ein außerirdisches Artefakt.«

Eleonora fühlte sich von den Worten wie elektrisiert. Sie beugte sich vor und betrachtete Bilder, die eine rotbraune marsianische Landschaft zeigten. Felsen ragten auf, in Mulden und Senken bildete Sand kleine Dünnen in wellenartigen Mustern. Das Gelände stieg an, und als die Aufnahmen wechselten, stellte Eleonora fest, dass sie aus dem Innern eines Kraters stammten.

Ein Bild zeigte etwas, das aus der Kraterwand ragte: ein dunkles Objekt, glatt und rund, wie vor kurzer Zeit poliert. Der Zoom brachte es näher, einen grauschwarzen Bogen, in dem Eleonora wabenartige Muster zu erkennen glaubte – sie fühlte sich an den Petoskey-Stein erinnert, den sie von ihrer Urgroßmutter erhalten und Großvater Francis ins Jenseits mitgegeben hatte.

»In der Kraterwand steckt etwas, das sehr, sehr schwer ist, und der Meteorit, der den Krater schuf, scheint es in keiner Weise beeinträchtigt zu haben«, erläuterte Winters. »Das Objekt ist so schwer, dass es den Viking-Sonden durch die lokale Veränderung des Gravitationsfelds auffiel. Es macht sich auch im elektromagnetischen Spektrum bemerkbar, wenn man weiß, wonach man Ausschau halten muss. In den Siebzigerjahren hat niemand mit so etwas gerechnet, und deshalb waren Viking 1 und 2 nicht mit entsprechenden Messgeräten ausgestattet, weder die Orbiter noch die Lander. Den damaligen Spezialisten fehlten die Computer und KI-Systeme, die uns heute zur Verfügung stehen. Sie brauchten Jahre, um die gewonnenen Daten zu analysieren und die einzelnen Mosaiksteine, so winzig, wie sie waren, zu einem Bild zusammenzusetzen, das sie verstehen konnten.«

Eleonora betrachtete den dunklen Bogen, der wie das Ende einer Kralle aus der Kraterwand ragte. Fragen brannten in ihr.

»Orbiter und Lander des Mars Observers lieferten weitaus mehr Informationen, und auf ihrer Grundlage wurde eine neue Marsmission vorbereitet.« Winters sprach, während die Bilder wechselten, den Krater mit dem Artefakt aus großer Höhe zeigten, aufgenommen von einer Orbitalkamera. Im Süden des Grabensystems der Acheron Fossae ragte Olympus Mons auf, mit einem Durchmesser von fast sechshundert Kilometern und einer Höhe von sechsundzwanzig Kilometern über der umliegenden Tiefebene der größte Vulkan im ganzen Sonnensystem. »Eine bemannte Mission. Sie sollte im März 1999 aufbrechen, doch unglücklicherweise explodierte die Rakete kurz nach dem Start.«

Eleonora senkte den Blick und starrte auf ihre Hände, die plötzlich kalt geworden waren. Bestimmt wusste Winters, dass ihre Eltern damals ums Leben gekommen waren, aber er ging nicht darauf ein.

»Der zweite bemannte Flug zum Mars wurde zurückgestellt«, fuhr Winters fort. »Man schickte weitere Sonden zum Roten Planeten: Global Surveyor im November 1996, der noch mehr Daten sammelte, nur einen Monat später Pathfinder, Anfang und Mitte der 2000er-Jahre Mars Odyssey, Mars Express, die Rover Spirit und Opportunity, den Mars Reconnaissance...

Erscheint lt. Verlag 4.1.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Astronautin • Bestseller-Autor • Buch • Bücher • das erwachen • Das Schiff • deutsche Science-Fiction • eBook • Einzelband • Einzelroman • Forschung • Galaxie • Heldin • Neuerscheinungen 2021 • Science Fiction • science fiction bücher • Science Fiction eBook • SciFi • Space Opera • Starke Frauen • Weltraum
ISBN-10 3-492-99774-0 / 3492997740
ISBN-13 978-3-492-99774-4 / 9783492997744
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