Die gefährliche Mrs. Miller (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 2. Auflage
384 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2557-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die gefährliche Mrs. Miller - Allison Dickson
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Zwei Frauen beobachten sich. Nur eine weiß, warum.

Phoebe Millers Ehe ist am Ende. Sie verlässt ihr Haus nur noch selten, doch ihr fällt auf, dass seit einer Weile ein alter, rostiger Wagen in ihrer Straße steht. Sie fühlt sich beobachtet, doch warum sollte jemand ausgerechnet sie ausspionieren? Eines Tages zieht nebenan eine neue Familie ein - mit dem achtzehnjährigen Jake, von dem Phoebe sich von Anfang an angezogen fühlt. Die beiden kommen einander näher, und Phoebe achtet nicht mehr auf das verdächtige Auto. Damit aber bringt sie sich in höchste Gefahr ...

'Dieser Roman macht süchtig.' BookPage.



Allison Dickson ist die Autorin zahlreicher Romane und Kurzgeschichten. 'Die gefährliche Mrs Miller' ist ihr Thriller-Debut. Dickson lebt in Dayton, Ohio, und geht dort ihren vielseitigen Interessen nach - wenn sie nicht gerade schreibt. Ulrike Seeberger wurde 1952 geboren und lebte zehn Jahre in Schottland. Seit 1987 ist sie freie Übersetzerin und Dolmetscherin in Nürnberg. Sie übertrug u.a. Autoren wie Lara Prescott, Philippa Gregory und Oscar Wilde ins Deutsche.

Kapitel 1


Das blaue Auto ist heute Morgen schon wieder da. Es parkt diesmal ein paar Häuser weiter, niemals zweimal an derselben Stelle, doch immer in Sichtweite von Phoebes spähenden Augen. Der ziemlich alte Ford Focus mit seinen rostigen Stoßstangen und den Rissen in der Windschutzscheibe, die es einem sogar mit einem starken Fernglas beinahe unmöglich machen, den Fahrer zu sehen, würde überall sonst in Chicago unbemerkt bleiben. Aber auf einer ruhigen Straße in Lake Forest, wo selbst ein drei Jahre alter Land Rover uralt wirkt, fällt er auf wie ein fauliger Schneidezahn in einem ansonsten schneeweiß gebleichten Gebiss. Der einzige Hinweis auf die Identität des Fahrers ist eine Magnettafel an der vorderen Beifahrertür mit der Aufschrift Executive Courier Services, doch eine Kurierlieferung hat sie bisher noch nie beobachtet.

Phoebe ist sich nicht ganz sicher, wann das Auto zum ersten Mal aufgetaucht ist, aber sobald ihr die wiederholten Besuche aufgefallen waren, hat sie angefangen, darüber Buch zu führen, ganz wie eine dieser selbst ernannten Nachbarschaftswächterinnen, die Phoebe normalerweise ziemlich irritieren. In ihrem kleinen Notizheft sind drei Spalten: wann das Auto ankommt, wo es parkt, und wann es wieder wegfährt. Zunächst schienen die Besuche eher sporadisch zu sein, vielleicht zwei-, dreimal in der Woche höchstens eine Stunde lang. Doch in der vergangenen Woche ist der Wagen täglich hier gewesen und jedes Mal mindestens drei Stunden geblieben, manchmal sogar fünf, weit länger als eine normale Arbeitspause. Falls der Insasse einmal ausgestiegen ist, um sich die Beine zu vertreten, hat Phoebe es jedenfalls nicht bemerkt. Sie hat schon überlegt, ob sie die Nachbarn nach ihrer Meinung zu diesem Eindringling fragen soll, doch in all den Jahren, die sie schon in diesem Haus wohnt, hat sie sich nicht besonders viel Mühe gegeben, sich mit den Leuten ringsum anzufreunden.

Nicht dass sie Menschen nicht leiden kann. Nur … Na ja, doch, vielleicht kommt das der Wahrheit ziemlich nah. Menschen sind lästig und immer dazu bereit, einem ihre Erwartungen aufzuladen – besonders, wenn man einen Namen trägt, der einem einen gewissen Status verleiht, ganz gleich, wie zweifelhaft dieser Status auch sein mag.

Sie hat versucht, mit ihrem Ehemann über diese Sorge zu reden, doch Wyatt findet, dass sie von dem immer wieder auftauchenden Wagen und von der Meinung, die ihre Nachbarn vielleicht von ihr haben könnten, geradezu krankhaft besessen ist. Er versichert ihr immer wieder, dass es nur Stress ist und dass sich der Medienrummel bestimmt bald wieder legt, spätestens wenn in etwa drei Sekunden ein anderer Promi stirbt oder irgendwas Blödsinniges sagt. Weil er Psychotherapeut ist, klingt der selbstgefällige Unterton, in dem er das von sich gibt, so überheblich, dass ihr speiübel wird. Zwischen den Zeilen lässt er natürlich mitschwingen, dass sie einfach viel zu wenig zu tun hat, wenn sie keine anderen Probleme hat als geparkte Autos und den Klatsch der Nachbarschaft. Vielleicht hat er ja recht, aber sie muss trotzdem die Zähne zusammenbeißen.

Eine weitere Option wäre, bei der Polizei anzurufen, und sie hat bereits ein paarmal darüber nachgedacht. Aber was genau würde sie denen sagen? Dies hier ist keine geschlossene und bewachte Wohnanlage. Hier können die Leute kommen und gehen, wie sie wollen. Vor einer gefühlten Ewigkeit hat eine weniger einsiedlerische Phoebe noch kein Interesse an einer von einer Mauer umgebenen Festung gehabt, von denen es hier in der Gegend so viele gibt, insbesondere nicht an dem beklemmenden Anwesen ihres Vaters am Ufer des Sees in Glencoe. Ihr hatte die relative Normalität dieses Hauses hier zugesagt, sie mochte, wie offen das vergleichsweise bescheidene Zuhause im Tudorstil sich der Welt präsentierte, am Ende einer üppig begrünten Sackgasse, umgeben nur von ein paar Häusern in angemessener, aber nicht zu vertraulicher Nähe. Doch genau diese Erreichbarkeit ist jetzt ein echtes Minus, da dieses Auto auf der Bildfläche erschienen ist, aber andererseits ist nichts Besorgniserregendes passiert, sie hat weder Drohungen noch seltsame Anrufe erhalten. Sie hat nichts außer ihrer durch völlige Erschöpfung angeschürten Spekulation, nicht einmal eine Beschreibung des Fahrers, obwohl sie, von der schmalen Silhouette ausgehend, zu neunzig Prozent überzeugt ist, dass es sich entweder um eine Frau oder einen sehr schmächtigen Mann handelt. Die einzigen anderen Dinge, die sie bemerkt hat, sind ein hellblaues Hemd und eine Baseballmütze, anscheinend eine Uniform. Weil sie wahrscheinlich nur eine verflixte Kurierfahrerin ist, denkt sie und hört im Geiste die ruhige, leicht genervte Stimme ihres Ehemanns. Also, nein, sie wird nicht bei der Polente anrufen. Nicht, bis sie einen echten Grund dazu hat.

Natürlich könnte Phoebe all diese Fragen sofort für immer erledigen. Einfach vor die Tür treten, zum Auto hingehen, an die Scheibe klopfen und freundlich fragen, was die Person hier will. Doch zusätzlich zu all dem anderen, was im Augenblick los ist, kann sie schlicht den Gedanken nicht ertragen, auch nur ein bisschen gedemütigt zu werden. Was, wenn dies wirklich nur eine bescheidene Kurierfahrerin ist, die gern ihre Pause hier verbringt und dabei ein bisschen Schreibkram erledigt? Oder die Freundin eines der Nachbarn, die Phoebe seit Jahren ignoriert? Sie kann sie schon tratschen hören. Oh, die? Das ist Phoebe Miller. Hast du noch nie von der gehört? Na, aber doch sicher von ihrem Vater …

Und dann der schlimmste Fall: dass diese Kurierfahrerin sich als Reporterin herausstellt, die ihr nachschnüffelt, die nur darauf lauert, wenig schmeichelhafte Bilder einer zerzausten Erbin auf der Höhe ihrer paranoiden Verzweiflung zu knipsen. Ohne eine regelmäßige Dosis Schadenfreude würde die Öffentlichkeit ja nicht mehr funktionieren. Wieso sollte Phoebe nicht auch eine Zeit lang im Rampenlicht stehen?

Doch sie hat bereits angefangen, über einen wahrscheinlicheren Grund für ihre Untätigkeit nachzugrübeln: Die Beobachtung dieses Autos ist für sie ein Spiel geworden, ein winziger Impuls in ihrem ansonsten langweiligen, leeren Tag. Die Wahrheit über diese Person ist wahrscheinlich so nüchtern, dass sie Phoebe nur noch mehr deprimieren würde, wenn sie sie erführe, warum also sich die Mühe machen? Soll sie doch diese eine Sache genießen. Sie bleibt bestimmt nicht ewig. Nichts bleibt ewig.

Nachdem sie den heutigen Besuch notiert hat, kehrt sie in die Küche zurück, um sich Kaffee nachzuschenken und auf andere Dinge zu konzentrieren, zum Beispiel darauf, was Wyatt heute Abend essen möchte, und ob er mit ihr die restlichen Folgen Game of Thrones anschauen wird, oder ob sie sich die jetzt schon allein reinziehen sollte. Ah, was für ein aufregendes Leben! Im Augenblick arbeitet sich Wyatt schlürfend durch eine Schüssel Müsli, und das Geräusch geht ihr sofort mächtig auf die Nerven. Hat er das schon immer so gemacht, oder fällt es ihr nur jetzt erst auf, nach zehn Jahren?

In letzter Zeit hat sie einige andere Mikro-Angewohnheiten an ihm entdeckt, die sie zu Phantasien inspirieren, wie sie ihm eine gusseiserne Pfanne überzieht, genau wie eine Ehefrau in einer altmodischen Karikatur. Zum Beispiel, wenn er nach einer seiner passiv-aggressiven Bemerkungen, also dieser Tage beinahe in jedem zweiten Satz, so tut, als müsse er gleich lachen. Oder wie er jedes Mal an den Fingern leckt, wenn er in einer Zeitschrift eine Seite umblättert; Phoebe ist sicher, dass sie hören kann, wie seine Zunge über die Rillen seiner Fingerspitzen reibt, und sie muss das Zimmer verlassen, sobald sie sieht, dass er nach seinem Exemplar von Newsweek oder Rolling Stone greift. Eher ein klischeehaftes Männerverhalten ist, dass er inzwischen auch die Haare im Waschbecken im Bad liegen lässt, nachdem er seinen elektrischen Rasierapparat sauber gemacht hat. Aber von allem, was sich ihr Mann ausgedacht hat, um ihr auf den Wecker zu gehen, ist sicherlich dieses widerlich laute Schlürfen, Knuspern und Schmatzen bei jeder Mahlzeit das Verhalten, das sie schließlich zum Ausrasten bringen wird. Kürzlich hat sie irgendwo von einer Studie gelesen, die eine Verbindung zwischen der Überempfindlichkeit für Essgeräusche und einem höheren IQ gefunden hat. Phoebe ist sicher, dass sie inzwischen für eine Mitgliedschaft bei Mensa qualifiziert wäre.

Sie tröstet sich mit einem einfachen Gedanken: In wenigen Minuten wird er zur Arbeit aufbrechen. Schon bald wird sich wohltuende Stille wie eine kuschelige Decke um sie breiten, und sie wird alle Türen verschließen, die Alarmanlage einschalten, ins Bett zurückgehen und die Arme und Beine breit über beide Hälften ausstrecken wie ein Seestern. Manchmal steht sie gegen Mittag auf, schlüpft in ihren Badeanzug und geht mit einem Buch und einer Flasche Wein an den Pool. Zwei Stunden bevor Wyatt von der Arbeit nach Hause kommt, zieht sie sich richtig an, bürstet sich das Haar und versucht, die dunklen Haaransätze und den Spliss zu übersehen, die seit ihrem letzten Frisörbesuch vor mehreren Monaten aufgetaucht sind. Sie tupft ein bisschen Make-up auf, in der Hoffnung, damit die tiefer werdenden Falten um die Augen zu verbergen und ihren zunehmend bleichen Teint etwas strahlender zu machen. Sie zieht Kleidung an, die ein wenig mehr nachgibt und sich bequemer an ihr immer breiter werdendes Hinterteil anpasst.

Sie kann sich nicht daran erinnern, dass sie sich plötzlich gehen ließ. Es fühlt sich eher wie eine allmähliche Kapitulation an. Noch vor zwei Jahren hätte sie keine Sekunde gezögert, Stunden beim Friseur zu verbringen oder sich mit Dutzenden von teuren Tinkturen und Cremes einzuschmieren, die Frauen glauben...

Erscheint lt. Verlag 8.12.2020
Übersetzer Ulrike Seeberger
Sprache deutsch
Original-Titel The Other Mrs. Miller
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Amerika • Beschattung • Mord • Nachbarschaft • Paula Hawkins • Rollentausch • The Couple next door • Vorstadt
ISBN-10 3-8412-2557-8 / 3841225578
ISBN-13 978-3-8412-2557-3 / 9783841225573
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