This Is (Not) a Love Song (eBook)
480 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2593-1 (ISBN)
Love Is All You Need - oder doch eher: Love Is A Battlefield?
Neben der Musik gab es für Zoë immer nur eine Liebe: Simon, ihren besten Freund. Aber bevor sie es ihm sagen konnte, zog er weg - und Zoë blieb wie eine zerkratzte Schallplatte an ihren Gefühlen hängen. Nun ist Simon wieder in London - frisch geschieden und so liebenswert wie einst. Doch ständig kommen Zoë der unausstehliche PR-Manager Nick, ihre hochzeitsbesessene Familie oder die Big Fat Greek Wedding ihres Bruders in die Quere. Und je schwieriger es für Zoë und Simon wird, desto mehr gilt: 'Love Is All Around' ...
'Ein unglaublich komischer und einmalig cooler Liebesroman, der selbst die härtesten Zweifler an der Romantik rosa Herzchen sehen lässt.' Annette Frier.
CHRISTINA PISHIRIS kommt aus einer Londoner Familie griechisch-zypriotischer Abstammung, und wenn in ihrer (weitläufigen!) Verwandtschaft geheiratet wurde, hieß es stets, George Michael werde vielleicht auch da sein. Natürlich kam er nie, und aus Rache verfasste sie fiese, lustige Geschichten auf Papierservietten. Seitdem hat Christina immer geschrieben, erst als Journalistin und für Musikdokumentationen und nun ihren ersten Roman. Davon abgesehen liebt sie es, kitschige 80er-Jahre-Playlists aufzunehmen. Annette Hahn studierte Englische Literaturwissenschaft und Literarische Übersetzung in München und lebt heute in Münster. Sie übertrug u.a. Candace Bushnell, Graeme Simsion und Anne Fortier ins Deutsche.
Kapitel 3
Nothing Compares 2 U
Mein Wecker klingelte üblicherweise um acht, aber schon um Viertel nach sieben wachte ich erfrischt und energiegeladen auf. Das ergab keinen Sinn – ich hatte nicht einmal fünf Stunden geschlafen. Und noch während ich mich im Bett rekelte und streckte und mit den Zehen wackelte, wurde es mir schlagartig bewusst.
Ich war glücklich.
Ich war schon lange nicht mehr glücklich gewesen. Der Stress in meinem Job hatte mich dafür viel zu sehr im Griff. Jetzt auf einmal merkte ich es – wieso war mir das nicht schon früher aufgefallen? Eine einzige Postkarte, und es war, als hätte jemand den Soundtrack von Radiohead zu Motown gewechselt.
Schon immer hatte Simon diese Wirkung auf mich gehabt. Wir wuchsen Tür an Tür auf, obwohl ich erst einmal ziemlich skeptisch gewesen war, als er in unsere Straße zog. Nach zehn Jahren im krawalligen Kokon einer griechischen Großfamilie wusste ich mit einem blonden, blauäugigen Einzelkind, dessen Eltern sich anschwiegen, nicht viel anzufangen.
Meine Mum lud Simon direkt am Einzugstag zu uns ein. Sie sah die gestressten Gesichter der Eltern, die die endlose Parade der Pappkartons ins Haus dirigierten, zog Simon sanft aus dem Schatten des schräg in unserer Ealinger Sackgasse geparkten Umzugswagens und direkt in unseren Garten. Sie schlug vor, ich könne ihm doch den Gemüsegarten zeigen, weshalb ich mein Fahrrad – einen Raleigh Chopper mit abgefahrenen Reifen – mitten auf dem Rasen fallen ließ und mit Simon pflichtschuldig ans hintere Gartenende trottete, wo meine Eltern Gurken, Artischocken und Kürbisse anbauten sowie ein Blattgemüse, dessen englischen Namen ich zu der Zeit noch nicht kannte. Mit der griechischen Bezeichnung Láchana erntete ich nur verständnislose Blicke. (Später erfuhr ich, dass man es Spinat nannte.)
Die Baxters waren Amerikaner, aber das sagte mir nichts, bis mein Bruder Pete auftauchte, bei Simons Akzent große Augen bekam und immer wieder nachfragte, ob er die Cousins Duke aus The Dukes of Hazzard und den Knight Rider Michael Knight persönlich kenne. Der arme zehnjährige Simon sagte irgendwann Ja, nur um einen neuen Freund zu gewinnen.
Simon ging nicht zur Hazelwood-Grundschule, wie ich es tat. Seine Eltern oder besser: das Ingenieurbüro seines Vaters karrte ihn jeden Tag den weiten Weg zu einer feinen katholischen Privatschule in Hammersmith. Klar, dass es ihm da nicht gefiel und er nie richtig Anschluss fand. Sein Akzent – so cool er für meinen Bruder auch gewesen sein mochte – disqualifizierte ihn stets als Außenseiter. Und so hing er nach der Schule mit mir ab.
In den ersten drei Jahren lief alles prima – bis wir dreizehn wurden und sich alles änderte. Zumindest für mich. Es war um die Zeit, als ich meinen ersten BH kaufte: Ich brauchte gleich einen mit B-Cups, weil ich – als »Jungsmädchen« – meinen Busen so lange wie möglich verleugnet hatte. Und die neuen Hormone brachten noch eine weitere Komplikation mit sich: Ich fing an, mich in Simons Nähe unwohl zu fühlen.
Eines Tages Anfang September, nachdem ich von meiner jährlichen Urlaubsreise zu Verwandten in Zypern zurückgekehrt war, lehnte er am Torpfosten und wartete auf mich. Er wirkte größer, seine Schultern schienen breiter, und irgendwie legte sich in mir ein Schalter um. Ich stand plötzlich auf ihn. Verglichen mit den Jungs, die ich den ganzen Sommer um mich gehabt hatte, war er James Dean. Nach all den verklemmten Schwarzhaarigen war Simon nicht nur dunkelblond, sondern vor allem … relaxt. Er trug weder taillenhohe Jeans noch weiße Frotteesocken – seine Levi’s saßen tief auf der Hüfte, und seine abgerissenen Converse waren einfach lässig.
»Hey, Frixie«, rief er, als ich zu ihm in den Vorgarten kam.
Gott sei Dank benahm immerhin er sich wie immer, denn ich wusste auf einmal kaum mehr, wie man einen Fuß vor den anderen setzte.
»Hi, Si«, murmelte ich und wagte nicht, ihn anzusehen.
Er richtete sich auf, und der Duft seines Deos schwappte zu mir rüber. Warum machte mich das auf einmal so an? Ich war dabei gewesen, als er es gekauft hatte, verdammt nochmal.
»Irgendwas ist anders«, sagte er.
Ich bekam Panik und musste mich zwingen, ihn anzusehen. Waren seine Wimpern schon immer so lang gewesen?
»Und – was unternehmen wir?«, fragte ich, ohne auf seine Bemerkung einzugehen.
Er lehnte sich zu mir, und ich nahm eine weitere Woge seines Antitranspirants wahr. Mein eigenes versagte gerade: Meine Achseln waren spürbar feucht, zum Glück trug ich mein schwarzes Nirvana-T-Shirt.
Er musterte meine Nase, und ich dachte: Wenn da jetzt Schnodder dranhängt, bringe ich mich um.
Er grinste. »Sind das etwa Sommersprossen?«
Ich grinste zurück, unsäglich erleichtert. In allen Teenie-Liebesromanen, die ich bislang gelesen hatte, hasste die Heldin ihre Sommersprossen. Ich dagegen mochte meine, weil sie mich so überaus normal machten – immerhin hatten alle meine englischen Freundinnen auch welche. Normalerweise waren meine blass, doch nun hatte die Mittelmeersonne sie hervorgelockt.
Und es war nicht nur meine Haut, die anders aussah. Der Sommer hatte mich verändert. Vielleicht hatte es irgendwas mit meinem ersten Besuch in einem Nachtclub zu tun (Careless Whispers am Strand von Lacarna) oder meinem ersten alkoholischen Cocktail (einem San Francisco, der laut meiner Cousine Elena toll schmecken sollte – was nicht der Fall war). Es war das pure Klischee, aber im Verlauf eines Sommers hatte ich die drei revolutionären Höhepunkte meines Teenagerdaseins durchlebt: Sex (einen Zungenkuss am Strand mit Elenas Kumpel Dimitri), Drogen (der Schuss Tequila in meinem San Francisco) und das Erwachen in einem anderen Körper (das BH-Größen-Aha-Erlebnis mit der Messtabelle bei Marks & Spencer). Warum hatte ich nicht vor Zypern schon gemerkt, dass mir mein Bikini zu klein geworden war? Ich hatte unanständig ausgesehen. Kein Wunder, dass Dimitri so begeistert gewesen war.
Nach meiner Rückkehr nahm ich Simon nun auf neue Weise wahr. Wo ich sonst einen scheuen, einsamen Sonderling gesehen hatte, entdeckte ich plötzlich einen unverstandenen, rebellischen Einzelgänger. Wieso war mir nicht schon früher aufgefallen, wie cool er wirkte, wenn er den Kragen seiner Bikerjacke hochklappte? Wie hatte ich ablehnen können, als er mir mal vorgeschlagen hatte, die Schule zu schwänzen und stattdessen Almost Famous im Kino anzuschauen – in der letzten Reihe? Zum Glück hatte er mir keine meiner unbedachten Absagen übel genommen. Für ihn war ich immer noch die beste Freundin, aber »beste Freundin« klang jetzt irgendwie schal. Ich wollte mehr.
Was die Sache für mich besiegelte, war unsere Tanzaufführung in der neunten Klasse. Bis dahin hatte mir unser alljährlicher Auftritt vor der ganzen Schule immer gefallen, und in der achten Klasse hatten wir noch zu einem wirklich originellen Medley aus Beatles-Songs getanzt. Zwölf Monate später war unsere Lehrerin allerdings schwer verliebt und plante fleißig ihre Hochzeit, was der einzig nachvollziehbare Grund sein konnte, weshalb die sonst so coole und sogar nasenberingte Miss Farrell uns diesmal zu Céline Dions »My Heart Will Go On« tanzen ließ.
Gab es in der Musikgeschichte auch nur einen einzigen Song, der noch kitschiger war als dieser?
Nein. Definitiv nicht.
Ich weiß noch, wie ich bei Simon darüber ablästerte, während wir diese Folge von Friends sahen, in der alle mitkriegen, dass Monica und Chandler zusammen sind – übrigens meine Lieblingsfolge, nicht nur wegen des Friends-to-Lovers-Themas. Aber selbst das konnte meine schlechte Laune nicht vertreiben.
»Na komm, so schlimm ist der Song nun auch wieder nicht.«
Ich verdrehte demonstrativ die Augen.
Daraufhin holte Simon seine Gitarre und sang im schönsten Falsett zur geklimperten Melodie von »My Heart Will Go On«. Da wir aber dreizehn und in puncto Humor leicht zufriedenzustellen waren, änderte er den Text zu »My Fart Will Go On« und beschwor so eine dauerpupsende Céline herauf.
Wir krümmten uns vor Lachen.
Ich wünschte, mein einziges Problem bei dem Auftritt wäre die Wahl des Songs gewesen. Denn es kam noch schlimmer. Nach einer Drehung knickte ich unglücklich um und verstauchte mir den Knöchel, musste aber bis zum bitteren Ende weiterhumpeln, begleitet vom hämischen Kichern der in der ersten Reihe sitzenden Siebtklässler.
Die kleinen Scheißer.
Simon war für mich da, zu Hause angekommen lachten wir darüber, und er besah sich meinen Fuß. Es waren seltsam befangene Minuten, während ich meinen Strumpf auszog, das Hosenbein hochrollte und er vorsichtig die empfindliche Stelle betastete.
Ich weiß noch, wie ich dachte: Bitte, lieber Gott, lass meinen Fuß nicht stinken. Dicht gefolgt von: Bitte, lieber Gott, lass dieses einzelne schwarze Haar, das manchmal auf meinem großen Zeh wuchert, heute einfach nicht da sein. Griechischer Abstammung und in der Pubertät zu sein, war eine besonders schwierige Kombination.
Wie hätte ich mich nicht Hals über Kopf in ihn verlieben können? Er brachte mich zum Lachen, er ließ mich meine Demütigung vergessen, und er kümmerte sich mit derselben bedächtigen Sexyness um meinen geschwollenen Knöchel wie Doctor Ross aus Emergency Room.
Nur zu gern würde ich jetzt davon erzählen, wie Simon meine...
Erscheint lt. Verlag | 18.8.2020 |
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Übersetzer | Annette Hahn |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Love Songs For Sceptics |
Themenwelt | Literatur ► Comic / Humor / Manga |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Beth O'Leary • Cecilia Ahern • David Nicholls • Erste Liebe • Jojo Moyes • Liebe ist die halbe Miete • London • Love to share • Mhairi McFarlane • Mr. Franks fabelhaftes Talent für Harmonie • Musik • Rachel Joyce • sweet sorrow • Tausche altes Leben gegen neue Liebe • Time to love • Zwei an einem Tag |
ISBN-10 | 3-8412-2593-4 / 3841225934 |
ISBN-13 | 978-3-8412-2593-1 / 9783841225931 |
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