Das Erbe der Päpstin (eBook)

Roman

*****

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
464 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2546-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Erbe der Päpstin - Helga Glaesener
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Die Legende lebt.

Die junge Freya wird Zeuge, wie ihre von dänischen Wikingern entführte Mutter ermordet wird. Anschließend flieht sie gen Süden, getrieben von der Sehnsucht nach ihrem Großvater Gerold. Bald findet sie heraus, dass Gerold inzwischen in Rom lebt, als Schutzherr des Papstes. Verkleidet schafft Freya es, im Jahr 858 in die Heilige Stadt zu gelangen. Doch dort muss sie mitansehen, wie Gerold während einer Prozession ermordet wird - und mit ihm der Papst, der in Wahrheit eine Frau ist: die kluge Heilerin Johanna. Freya beschließt, herauszufinden, wer hinter dem Mord an der Päpstin steckt, auch wenn sie damit übermächtige Feinde auf den Plan ruft ...

Inspiriert vom Weltbestseller 'Die Päpstin' erzählt Helga Glaesener eine große, sehr eigenständige Geschichte - wie das Mädchen Freya sich aufmacht, das Erbe Johannas zu verteidigen.



Helga Glaesener hat ursprünglich Mathematik und Informatik studiert, bevor sie sich entschloss, freie Autorin zu werden. Gleich ihr erster Roman 'Die Safranhändlerin' wurde ein Besteller. Sie lebt heute in Oldenburg. Zuletzt erschien von ihr: 'Das Seehospital'.

1. Kapitel


Dänemark
Siebzehn Jahre später

Die Dämmerung zog heran und verwandelte den Wald. Eben noch hatte die Sonne den Horizont zum Leuchten gebracht, hatte Buchen, Berberitzen und Seidelbast in rotgoldenes Abendlicht getaucht – nun langte plötzlich die Nacht wie ein Dieb mit schwarzen Fingern in die Baumkronen.

Freya war alarmiert. Wenn es dunkel war, holte Elva ihre Sklavinnen in die Halle, wo die Hausarbeit auf sie wartete. Wolle musste gekämmt, Kleider ausgebessert, Schnürsenkel geflochten, Leder gegerbt, Kessel geschrubbt werden … Im Trubel des Tages, wenn sich die Arbeit über Gärten, Felder und Ställe verteilte, war es den Sklaven manchmal möglich, sich davonzustehlen, aber nicht in der Nacht, wenn Elva mit scharfem Blick darüber wachte, dass keiner ihrer Leute auf der faulen Haut lag. Müßiggang duldete sie nicht.

Also auf halbem Weg umkehren, ohne in die Falle geschaut zu haben, die sie vor wenigen Tagen bei einem ihrer verbotenen Ausflüge in den Waldboden gegraben hatte? Freya biss sich auf die Lippe. Wie lange war es her, dass sie, ihre Mutter Gisla und ihre Schwester Asta den Magen vollbekommen hatten? Zwei Wochen? Drei? Gestern hatte sie sich erbrochen, weil sie verdorbenes Fleisch in sich hineingestopft hatte. Nein, sie würde weitergehen und darauf hoffen, dass ihr Verschwinden nicht auffiel. Falls sie erwischt würde, müsste sie eben eine Ausrede parat haben.

Und wenn Elva ihr nicht glaubte? Ach was, Schlimmeres als Prügel drohte nicht. Es gab nur sieben Sklavinnen in dem kleinen Dorf, das ihrer Herrschaft gehörte. Elva konnte auf keine davon verzichten. Und schon gar nicht auf das gerade erst zu voller Kraft herangewachsene Mädchen, das ihr noch viele Jahre im Haushalt und auf dem Feld zu Diensten sein sollte.

Freyas Rock blieb an einem Dornenzweig hängen und riss ein. Sie strich über den ausgefransten Stoff. Das würde sie flicken müssen, bevor Elva es bemerkte. Warum verflucht, hatte sie die Falle nur so tief im Wald gegraben? Sie eilte weiter und merkte, wie sich mit Einbruch der Nacht auch die Geräusche änderten. Die Amseln verstummten, stattdessen füllte das unheimliche Buhoo eines Uhus und das Kreischen von Schleiereulen die Luft. Laute, die sie nicht zuordnen konnten, mischten sich in das düstere Konzert der Vögel. Zweige, die unter den Pfoten und Hufen unsichtbarer Tiere brachen, Rascheln, Schnauben …

Unvermutet begann ihr Herz zu klopfen. War im Langhaus nicht von einem Bären die Rede gewesen, der draußen an der Küste mehrere Lämmer gerissen hatte? Ihr wurde bewusst, dass sich hinter jedem Busch eine Gefahr verbergen konnte. Geächtete retteten sich in die Wälder, wilde Hunde durchstreiften sie, Luchse … Im letzten Winter hatte ein Rudel Wölfe den kleinen Torfin erwischt. Das Bild seines Körpers, aus dem die Tiere faustgroße Fleischstücke gerissen hatten, war ihr ins Gedächtnis gebrannt. Sie merkte, wie ihre Augen im Bemühen, die Dunkelheit zu durchdringen, zu schmerzen begannen.

Aufhören!, rief sie sich zur Ordnung. Das fehlte noch, dass sie in Panik verfiel. Die einzige echte Gefahr, die drohte, bestand darin, dass sie wegen der Dunkelheit an ihrer sorgfältig präparierten Falle vorbeirannte. Sie würde sich das Tier holen, das hoffentlich von der Maus, die sie als Köder ausgelegt hatte, angelockt worden war, und heimkehren und … Immer eine Sache nach der anderen.

Freya zog den Kopf ein, um unter einem schräg stehenden Baum hindurch zu schlüpfen. Sie stolperte und rappelte sich wieder auf. Endlich erreichte sie die vom Blitz gefällte Eiche, die ihr als Markierung diente, und bog in ein noch dichter bewachsenes Stück Wald ein. Ein weiteres Dutzend Schritte quer durch die Büsche, und sie hatte die Falle erreicht. Als sie vor der Grube auf die Knie ging, hörte sie es darin rascheln – ihr Herz schwoll an vor Glück. Sie hatte etwas gefangen. Hastig schob sie die Reste des Reisigs beiseite, durch das ihre Beute gestürzt war. Sie legte sich auf den Boden, tastete in das trichterförmige Loch und bekam weiches Fell zwischen die Finger. Ein ängstliches Bellen, dann ein Biss. Sie hatte einen Fuchs erwischt!

Freya zog ihn am Nacken zu sich herauf und griff mit der freien Hand nach dem Messer, das sie aus der Küche gestohlen hatte. Kurz bemitleidete sie das Tier, das ihr verzweifelt zu entkommen suchte. Dann zog sie ihm das Messer durch die Kehle.

***

Wenig später, als sie wieder den Waldrand erreichte, kehrte ihre Angst mit einem Schlag zurück. Das Dorf auf der anderen Seite der Wiese hatte zu leuchten begonnen, es schwirrte vor Lebendigkeit. Im Licht der Fackeln, die die Häuser und Bohlenwege säumten, küssten Männer überschwänglich ihre Frauen, sie schwenkten kleine Kinder durch die Luft und drückten ihre vor Rührung weinenden Großmütter. Freya sah Dammo, der Gepäckstücke vom Rücken eines Esels hievte, und den hinkenden Isenbard, der Säcke voller Beutegut in Björn Ragnarssons Langhaus schleppte. Björn war also mit seinen Leuten vom Beutezug heimgekommen! Aber warum heute?, fragte sie sich verzweifelt. Warum nur gerade heute? Sicher hatte Elva die Sklaven bereits zusammengetrommelt, damit gekocht wurde, Aber vielleicht hat sie meine Abwesenheit in dem Trubel gar nicht bemerkt? Unmöglich war das ja nicht.

Geduckt rannte Freya über die Wiese, schwang sich über einen der hinteren Zäune und mischte sich unauffällig zwischen die Dörfler. Niemand achtete auf sie oder den löchrigen Sack unter ihrem Arm, in dem sie ihre Beute versteckt hatte. Nur der kleine Orm, der Sohn eines Bauern, streckte ihr mit hoffnungsvollem Blick die Hand entgegen. Sie legte ein paar Brombeeren hinein, die sie im Laufen von einem Busch gerissen hatte, und er lachte sie an und rannte davon, um seinen Schatz heimlich zu verdrücken. Kinder waren die besseren Menschen. Sie verschenkten ihre Zuneigung ohne Hintergedanken. Heimtücke und Verstellung kamen erst, wenn der Mensch älter wurde.

»Freya …«

Rief da jemand ihren Namen? Oh, das war Mutter. Gisla brauchte nicht zu wissen, was sie getan hatte, es würde sie nur aufregen. Freya tat, als hätte sie nichts gehört, und rannte um die nächste Ecke zu dem abseits gelegenen Gebäude, in dem sie und die anderen Sklavinnen hausten. Gehetzt sprang sie die Holzstufen hinab in die halb ins Erdreich gebaute Hütte. Hier unten war es stockdunkel. Sie bückte sich unter dem Dachbalken hindurch, der das Gebäude in der Mitte stützte, und verbarg ihre kostbare Beute im Stroh der Bettstatt, die Asta, Mutter und ihr zum Schlafen diente. Dann hastete sie wieder ins Freie – und hätte fast ihre Schwester umgestoßen.

»Wo steckst du denn?«, zischte Asta. »Elva fragt die ganze Zeit nach dir. Wir sollen Heringe ausnehmen.«

»Was? Die wollen doch nicht im Ernst schon heute Nacht feiern.« Freya war noch nie in einem der Boote gefahren, aber sie wusste, dass der Kampf mit den Wellen enorme Kraft erforderte. Auch der Weg von der Küste zu ihrer kleinen Siedlung, bei dem die Männer ihr Boot in einem ausgehöhlten Baumstamm hinter sich herzogen, war kein Spaziergang. Sie hatte fest damit gerechnet, dass die Kämpfer in ihren Häusern verschwinden, dort irgendwas in sich hineinstopfen und dann schlafen würden.

»Das Fest kommt natürlich erst morgen, gebratenen Fisch wollen sie aber jetzt schon.« Asta klang wie immer herablassend, was daran liegen mochte, dass sie ein Jahr älter als Freya war, schon beinahe fünfzehn. Vielleicht hatte es auch mit ihrer vornehm weißen Haut, den prallen Lippen und den Locken zu tun, die sich wie flüssiges Gold über ihre Schultern ergossen. Ob Herren oder Sklaven – die Blicke der Männer folgten ihr, und Freya wusste, dass sie die Bewunderung genoss. »Nun mach schon, bevor es Ärger gibt. Und den kriegen wir beide – und Mutter auch, vergiss das nicht.« Asta boxte sie, um ihr Beine zu machen.

***

Das Haus, in dem Björn mit seiner Familie lebte, stand in der Mitte des Dorfs. Ein langgestrecktes Gebäude, das die anderen Häuser um Mannshöhe überragte, weshalb es auch ein zweites, halbes Stockwerk besaß, in dem Björn mit seiner Frau die Nächte verbrachte. Auf dem Dach und im Flechtwerk wucherte Moos, aus dem Abzugsloch über der Feuerstelle wälzte sich eine Rauchfahne.

Als Freya die Tür öffnete, schlugen ihr Gelächter und lärmende Ausgelassenheit entgegen. Aber der Schein täuschte. Als sie in die Gesichter der Heimkehrer blickte, sah sie, dass sich die meisten vor Erschöpfung kaum auf den Beinen halten konnten. Viele waren auf die Lager an den Seitenwänden der Halle gesackt, streckten die Füße Richtung Feuer und ließen sich Trinkhörner voller Met reichen, die sie in einem Zug leerten. Sie wollten feiern, sich versichern lassen, was für Helden sie waren, einige vielleicht auch die Gräueltaten vergessen, die sie begangen hatten. Was sie jedoch in Wirklichkeit brauchten, war Schlaf.

»Willst du Wurzeln schlagen?«, zischte Asta in ihren Nacken und schob sie weiter.

Verstohlen warf Freya im Vorübergehen ihrem Herrn, der es sich auf einem der mit Fellen gepolsterten Betten bequem gemacht hatte, einen Blick zu. Björn war ein muskelbepackter Mann mit blondem Haar und einem geflochtenen Bart, in den sich die ersten grauen Strähnen mischten. Seine älteste Tochter – Elva hatte ihm zu seinem Verdruss keine Söhne geschenkt – kniete mit einer Schüssel vor ihm, weil sie ihm den Bart entflechten und stutzen wollte. Die Normannen waren eitel und unnatürlich reinlich, wie Mutter gern rügte. Sie badeten jede Woche und wechselten ebenso oft...

Erscheint lt. Verlag 22.9.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Die heimliche Päpstin • Donna Cross • Dorstadt • König Lothar • Leibgarde • Normannen • Päpstin Johanna • Paris • Rom • Vatikan • Wikinger
ISBN-10 3-8412-2546-2 / 3841225462
ISBN-13 978-3-8412-2546-7 / 9783841225467
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