Todeswall (eBook)

Ein Ostsee-Krimi
eBook Download: EPUB
2020 | 2. Auflage
320 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2594-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Todeswall - Katharina Peters
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Eine Mauer des Schweigens.

Der Tod einer jungen Frau, die angeblich von einem Balkon gestürzt ist, beunruhigt ganz Wismar und die private Ermittlerin Emma Klar. Vor vielen Jahren hat sie als Polizistin den Mord an deren Mutter nicht aufklären können. Hat Anna Bohn, die Tochter, mehr über das Schicksal ihrer Mutter herausgefunden und musste daher sterben? Auf Bitten der Polizei beginnt Emma zu recherchieren. Dabei stellt sie nicht nur fest, dass Annas Freund am Hafen Drogen verkauft, sondern dass ihr Vater kaum Trauer zeigt und sich mit seinen Kindern wie in einer Festung verschanzt ...

Der neue Ostsee-Krimi der Bestsellerautorin von 'Schiffsmord' und 'Todesstrand'.



Katharina Peters, Jahrgang 1960, schloss ein Studium in Germanistik und Kunstgeschichte ab. Sie ist passionierte Marathonläuferin, begeistert sich für japanische Kampfkunst und lebt am Rande von Berlin. An die Ostsee fährt sie, um zu recherchieren, zu schreiben - und gelegentlich auch zu entspannen. Aus der Rügen-Serie mit Romy Beccare sind »Hafenmord«, »Dünenmord«, »Klippenmord«, »Bernsteinmord«, »Leuchtturmmord«, »Deichmord«, »Strandmord«, »Fischermord« und »Schiffsmord« lieferbar. Mit der Kriminalpsychologin Hannah Jakob als Hauptfigur sind »Herztod«, »Wachkoma«, »Vergeltung«, »Abrechnung«, »Toteneis« und »Abgrund« lieferbar. Aus der Ostsee-Serie sind »Todesstrand«, »Todeshaff«, »Todeswoge« und »Todesklippe« lieferbar. Zuletzt erschien von ihr: »Bornholmer Schatten«. Mehr zur Autorin unter www.katharinapeters.com

1


Emma loggte sich aus ihrem Bankkonto aus und unterdrückte ein Seufzen. Finanziell hatte es schon einmal besser ausgesehen. Die Auftragslage war bescheiden, dabei hatte Christophs Vorschlag, die Detektei zukünftig gemeinsam zu betreiben und um Security-Angebote zu erweitern, durchaus vielversprechend geklungen. Aber ein erfolgreich anmutendes Geschäftsmodell bedeutete noch lange nicht, dass die Kundschaft Schlange stand und die Kasse klingelte – schon gar nicht im beschaulichen Wismar und Umgebung. Und solange das BKA nicht mit von der Partie war, für das Emma bei Bedarf als freie Mitarbeiterin tätig war, floss auch von dieser Seite kein Honorar, lediglich ein Zuschuss zur Sozialversicherung. Zudem wurden die lukrativen und langfristigen Aufträge für Objektüberwachung und Personenschutz meistens an größere Firmen vergeben und nicht an eine Zwei-Personen-Detektei. Blieb also das übliche und nicht unbedingt sprudelnde Geschäft – ab und an untreue Eheleute überwachen, Mitarbeiterüberprüfung bei Verdacht auf Untreue oder Diebstahl und ähnlich wenig anspruchsvolle Aufgaben.

Kein Grund zur Klage, dachte Emma. Ich habe immerhin die freie Wahl. Ich könnte ja auch wieder als fest angestellte Polizistin arbeiten. War das eine Option? Nein. Ansonsten leben wir in einer bezaubernden Stadt an der Ostsee, wir haben uns und … Noch einmal: Wir leben. Das war das Wichtigste.

Im Zusammenhang mit den letzten BKA-Ermittlungen war Emmas Partner als Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma in die Schusslinie geraten, entführt, misshandelt und schwer verletzt worden. Er war kaum genesen, als das Unternehmen seinen Rostocker Standort aufgegeben und einem Teil der Mitarbeiter gekündigt hatte – so auch Christoph. Seine Aussichten, wieder eine ähnliche Anstellung zu finden, waren alles andere als gut. Ohne entsprechende Kontakte lief an dieser Stelle wenig, zumal er als fünfzigjähriger vorbestrafter Exberufssoldat nicht gerade über ideale Voraussetzungen verfügte.

Emma drehte sich um, als die Tür knarzte. Christoph füllte den Rahmen fast vollständig aus. Der Mann war groß und muskulös wie ein Schwergewichtsboxer, sein Oberkörper war mit Narben übersät und einigen Knasttätowierungen geschmückt. Außerdem war er nackt. Sie lächelte.

»Alles okay?«, fragte er.

Sie nickte.

»Frühstück?«

»Gerne.«

Er hielt ihren Blick einen Moment fest. Zehn Minuten später saßen sie in der kleinen Küche am Esstisch. Christoph war bei der zweiten Stulle angelangt, als er das Wort ergriff. »Padorn hat vielleicht einen Job für mich. Zumindest einen guten Tipp.«

Emma hob den Blick. Jörg Padorn – freier Journalist, Texter, Recherchespezialist – war Christophs ältester und engster Freund; sie war anfangs nicht mit ihm klargekommen, umgekehrt hatte das Gleiche gegolten. Sie hatten jeweils nicht allzu viel füreinander übriggehabt, könnte man allgemein formulieren, sich inzwischen jedoch ausgesöhnt. Als Christoph entführt worden war, hatte Padorn keine Mühen gescheut, sie zu unterstützen.

»Es gab in der letzten Zeit etliche Einbrüche in einer schicken Eigenheimsiedlung am Schweriner See«, fuhr Christoph fort. »Er meint, dass ich da mal nachhaken soll, und zwar ganz persönlich. Das macht mehr her als Werbebriefchen, die ohnehin keiner liest.«

»Klinkenputzen?«

»Genau. Da wohnen durchgehend Leute mit dem nötigen Kleingeld, und manchen reicht es nicht, eine Kamera zu installieren. Sie fänden es beruhigender, wenn jemand durch die Gegend fährt und abseits von Routinen ihr Grundstück kontrolliert – meint Padorn. Außerdem bin ich gebürtiger Schweriner und kenne mich gut aus. Damit lässt sich zusätzlich punkten.«

»Verstehe.«

»Wir könnten das Geld gebrauchen, oder?«

Emma spitzte die Lippen.

»Ich merke, dass du dir Sorgen machst«, fügte er leise hinzu. »Die Aufträge sprudeln nicht gerade, und auch wenn wir nur noch die Miete für eine Wohnung und das Büro zahlen müssen und das Hin-und-her-Fahren Geld und Zeit spart, ist es gerade etwas eng. Aber es gibt Schlimmeres.«

»Du sagst es. Und von Sorgen würde ich nicht sprechen.« Notfalls musste sie mal wieder eine Runde im Netz pokern. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie finanzielle Durststrecken mithilfe ihrer Spielbegabung überwand.

»Dann ist ja gut.«

»Unbedingt – lass deinen Charme spielen.«

Als Christoph aufgebrochen war, setzte Emma sich nach unten ins Büro und fuhr den Laptop hoch, um Nachrichten zu lesen. Die erste Meldung aus Wismar ließ sie stutzen. Eine achtzehnjährige Abiturientin war nach der nächtlichen Rückkehr von einer Feier vom Balkon des Elternhauses gestürzt und an ihren Verletzungen gestorben. Nach einer ersten Einschätzung von Rechtsmedizin und Kriminaltechnik ging die Polizei davon aus, dass sie Partydrogen konsumiert, die Orientierung verloren und schließlich vom Balkon gefallen war.

Emma ließ sich in die Stuhllehne zurücksinken. Achtzehn Jahre, dachte sie. Was für ein schreckliches Unglück! In den sozialen Netzwerken waren Videos und Beiträge von Freunden und Schulkameraden gepostet worden. Das Entsetzen war groß. Emma brauchte nicht lange, um den Namen des Mädchens zu recherchieren. Anna Bohn. Der Familienname ließ sie aufhorchen, er kam ihr bekannt vor. Emma stand auf und holte sich frischen Tee. Den Rest des Tages kaute sie immer wieder auf dem Namen herum, ohne dass sie ihn zuordnen konnte. Schließlich schob sie die Grübelei beiseite. Sollte es tatsächlich eine Erinnerung geben, würde sie früher oder später auftauchen.

Am Nachmittag kehrte Christoph mit guten Nachrichten zurück. Es gab drei Interessenten – zwei Geschäftsleute sowie eine vermögende Familie –, die sich einen individuellen Objektschutzauftrag teilen wollten. Na bitte, dachte Emma.

Zwei Tage später stand Hauptkommissar Torsten Friedmann vor der Tür. Sie kannten sich seit Emmas erstem Fall in Wismar; der Dienststellenleiter war erfreulich pragmatisch und hatte keinerlei Berührungsängste – weder dem BKA noch einer ehemaligen LKA-Kommissarin gegenüber, die nun auch als private Ermittlerin unterwegs war. Dass ihre Methoden nicht immer den Polizeivorgaben entsprachen, lag in der Natur der Sache.

»Ich habe zufällig gerade in der Gegend zu tun«, begrüßte er Emma mit einem Anflug von Verlegenheit. »Und ich komme um vor Kaffeedurst.«

»Dagegen lässt sich etwas tun.« Emma lächelte. »Du solltest dich mit Johanna zusammentun. Sie trinkt literweise Kaffee – dazu isst sie pfundweise Kuchen und Kekse, und zwar nicht nur, wenn es gerade stressig ist.«

»Klingt bedenklich«, sagte Friedmann und trat ein. »Geht es der BKA-Frau gut?«

»Ich denke schon. Ab und an dürfte ihr langweilig sein auf ihrem Vorgesetztenposten, aber ich bin sicher, dass sie Möglichkeiten findet, für Abwechslung zu sorgen.« Emma holte eine Tasse für Friedmann, der sich in einen Ledersessel setzte und seltsam unentschlossen auf sie wirkte.

»Ihr habt genug zu tun?«, fügte er höflich hinzu, nachdem er einen Schluck getrunken hatte.

»Wir können uns kaum retten vor Aufträgen.« Sie zog eine Braue hoch, dann zuckte sie mit den Achseln und nahm ihm gegenüber Platz. »Wir müssen unsere Fühler ausstrecken. Die Situation ist nicht neu. In Wismar ist die Auftragslage eher bescheiden.«

Das beschauliche Ostseestädtchen war ideal, als Emma sich entschloss, an die Küste umzusiedeln und im Schatten einer kleinen Detektei den Mann zu jagen, der vor einigen Jahren alles verändert hatte. Teith. Doch das war inzwischen Geschichte, und einiges hatte sich anders entwickelt, als es ursprünglich geplant war.

Friedmann nickte und blickte eine Weile zum Fenster hinaus. Emma folgte seinem Blick – Wismar am Beginn des Frühlings, es war kühl und neblig, die Nächte waren frostig, und am Tag ließ sich die Sonne nur selten sehen. Am Strand herrschte graublaues Windwetter, und man brauchte einen dicken Wollpullover unter der Jacke, wenn man länger unterwegs war.

»Was ist los?«, fragte sie schließlich. »Mein toller Kaffee allein hat dich nicht hergeführt, oder?«

Er wandte ihr das Gesicht zu. »Dieser Fall lässt mir keine Ruhe, der eigentlich gar kein Fall ist.«

»Das junge Mädchen, das vom Balkon stürzte?«

Friedmann nickte.

»Ein tragischer Unfall.«

»Ja.«

»Und was daran lässt dir keine Ruhe – abgesehen davon, dass ein junges Mädchen tot ist?«

»Alles Mögliche …« Er zögerte einen Moment, und Emma winkte ab.

»Ist mir schon klar, dass du über Details nicht reden darfst«, sagte sie. »Falls dir doch etwas herausrutschen sollte, werde ich natürlich schweigen.«

»Natürlich.« Er sah sie prüfend an und stellte seine Tasse beiseite. »Vielleicht spinne ich auch, aber … Also, es gibt keine Zweifel am Unfallgeschehen, keine Hinweise auf Fremdeinwirkung. Wie es aussieht, hatte das Mädchen Partydrogen geschluckt, offenbar eine ordentliche Menge – die genaue Zusammensetzung des Zeugs wird noch analysiert –, ist auf die Balkonbrüstung geklettert und abgestürzt. Aber die Sache ist die – das Szenario passt weder zu diesem Mädchen noch zu der Feier, von der sie zurückgekehrt war. Sie war auf der Geburtstagsparty einer Freundin, und dort ist es harmlos zugegangen. Es gab ein paar Drinks und Prosecco, niemand hatte Drogen...

Erscheint lt. Verlag 10.11.2020
Reihe/Serie Emma Klar ermittelt
Emma Klar ermittelt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte BKA • Detektei • Drogenbande • Drogenhandel • Observierung • Ostsee • Partydroge • sexchat • Sturz • Verdeckte Ermittlung • Wismar
ISBN-10 3-8412-2594-2 / 3841225942
ISBN-13 978-3-8412-2594-8 / 9783841225948
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