Queenie (eBook)

Roman
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2020 | 1. Auflage
384 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2587-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Queenie - Candice Carty-Williams
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»>Queenie< wurde die >Schwarze Bridget Jones< genannt. Aber dieses Buch ist noch viel besser.« Sunday Times.

Queenie ist ein Naturtalent. Darin, sich Ärger einzuhandeln. Zum Beispiel in der Zeitungsredaktion, wo sie die Zeit vertrödelt, anstatt endlich über die Themen zu schreiben, die ihr wichtig sind: Black Lives Matter, Feminismus, seelische Gesundheit. Oder mit ihrem braven weißen Boyfriend, der sie nicht gegen seinen (»Er hat's nicht so gemeint«) rassistischen Onkel verteidigt. Als die Beziehung zerbricht, sucht Queenie Trost in der digitalen Datinghölle und trifft eine falsche Entscheidung nach der anderen. Die Welt schaut ihr zufrieden dabei zu: ist denn von jungen (Schwarzen) Frauen anderes zu erwarten? Eben. Erst als es fast zu spät ist?, stellt sich Queenie den wichtigen Fragen: Wie kann ich die Welt zu einem besseren, gerechteren Ort machen? Und mich in ihr ein bisschen glücklicher?

Ausgezeichnet als bestes Buch und bestes Debüt des Jahres bei den British Book Awards!

»Carty-Williams hat die Geschichte einer Schwarzen Frau aufgeschrieben und daraus >die< Geschichte unserer Zeit gemacht.« TIME Magazine.

»Großartig: am Puls der Zeit, lustig, herzzerreißend.« Jojo Moyes.

»Ein wichtiges, aktuelles, entwaffnendes Buch, das längst hätte geschrieben werden müssen. Eines das jeder Schwarzen Frau und Heerscharen weiterer Leser*innen unendlich viel bedeuten wird.« Guardian.



Candice Carty-Williams, geboren 1989, ist das Resultat einer Affäre zwischen einem jamaikanischen Taxifahrer, der kaum mal was sagt, und einer Jamaikanisch-Indischen Rezeptionistin mit Lese-Rechtschreibschwäche, die jeden Tag mehr sagt als alle anderen Menschen auf der Welt. Sie ist Journalistin und Drehbuchautorin, ihre Texte erschienen u. a. im Guardian, in der Vogue und der Sunday Times. >Queenie<, ihr erster Roman, war ein großer Bestseller in England und vielfach für Literaturpreise nominiert. Candice Carty-Williams lebt in South London.
Twitter und Instagram: @CandiceC_W.

Kapitel 1


QUEENIE:

In den Steigbügeln.
Wünschte, du wärst hier …

Ich machte mein Handy aus und schaute wieder an die Zimmerdecke, bevor ich es wieder anmachte und noch ein »xx« hinterherschickte. Um Tom zu beweisen, dass ich nicht so emotional unbeteiligt war, wie er mir vorwarf.

»Könnten Sie mit Ihrem Po auf der Liege bitte gaaanz nach vorn rutschen?«, bat mich die Ärztin. Ich schob mich zentimeterweise näher an ihr Gesicht. Ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie die das schaffen.

»Tief einatmen, bitte!«

Sie sagte das ein bisschen zu fröhlich und schob dabei ohne weitere Vorwarnung etwas in mich rein, das sich anfühlte wie der am wenigsten ergonomische Dildo der Welt. Dann bewegte sie ihn wie einen Joystick in mir herum. Dazu legte sie noch eine kalte Hand auf meinen Bauch, drückte sie alle paar Sekunden nach unten und verzog, jedesmal wenn ich quiekte, den Mund. Um mich von diesem Rumgestocher in meinen Innereien abzulenken, checkte ich mein Handy. Keine Antwort.

»Was machen Sie denn so … Queenie?«, fragte die Ärztin mit Blick auf meine Patientenkarte.

Reichte es noch nicht, dass sie praktisch in mich reinsehen konnte? Musste sie außerdem auch noch wissen, was für einem Job ich täglich nachging?

»Ich arbeite bei einer Zeitung«, sagte ich und hob den Kopf, um Blickkontakt aufzunehmen, weil mir das höflicher vorkam.

»Das ist ja mal ein schicker Job!« legte sie nach, während sie weiter in mir rumstocherte. »Und was genau machen Sie bei der Zeitung?«

»Ich arbeite bei The Daily Read. In der – autsch – Kulturredaktion. Programme, Rezensionen und – «

» – in der Technikabteilung? Verstehe«, sagte sie.

Ich stützte mich auf meine Ellbogen, um sie zu korrigieren, schwieg jedoch, als ich ihre besorgte Miene sah. Ich schaute zu der Krankenschwester, die hinter ihr stand und exakt genauso besorgt dreinblickte, dann wieder zu meiner Ärztin. Sie sah immer noch besorgt aus. Mein eigenes Gesicht konnte ich zwar nicht sehen, aber wahrscheinlich spiegelten sich ihre Mienen darin.

»Bleiben Sie kurz so, wir werden nur eben – Ash, könnten Sie mal Dr. Smith holen?« Die Schwester eilte hinaus.

Es vergingen viele unangenehme Minuten, bis die Schwester mit einem Arzt zurückkam, der genauso durchschnittlich aussah, wie sein Name vermuten ließ.

»Lassen Sie uns mal einen Blick aus der Nähe darauf werfen …«, sagte Dr. Smith, beugte sich vor und spähte zwischen meine Beine.

»Was ist das Problem? Können Sie sie nicht finden?«, fragte ich und machte mir Sorgen, dass meine Gebärmutter die Spirale vielleicht absorbiert hatte. Genauso wie ich nach wie vor immer fürchtete, dass jeder Tampon, den ich je eingeführt hatte, noch irgendwo in mir herumflog.

»Was meinst du, Ray?«, fragte die Ärztin ihren Kollegen.

»Weißt du, vielleicht sollten wir noch Dr. Ellison dazuholen«, erwiderte Dr. Smith, richtete sich wieder auf und stemmte die Hände in die Hüften.

»Auf dem Gang habe ich eine Putzkraft gesehen, die Erbrochenes aufgewischt hat, vielleicht sollten Sie die reinholen, damit sie auch noch einen Blick drauf wirft«, schlug ich den drei medizinischen Fachkräften vor, die jetzt alle auf das Ultraschallbild starrten.

»Aha! Seht mal, da ist die Spirale!«, sagte da meine Ärztin mit der Begeisterung von jemand, der soeben einen neuen Planeten entdeckt hat, und zeigte auf einen Fleck auf meiner Bildschirm-Gebärmutter. Erleichtert lehnte ich mich auf der Untersuchungsliege zurück. »Aber könnten Sie sich trotzdem wieder anziehen und noch mal kurz im Wartezimmer Platz nehmen? Wir müssen uns nur eben besprechen, dann rufen wir Sie wieder rein.«

»Trau bloß nie einem Mann mit Sternzeichen Zwilling.«

Ich ließ mich auf den freien Stuhl neben Aunt Maggie plumpsen.

»Hier«, sagte sie und hielt mir ein Fläschchen mit Desinfektionsgel hin. Sie quetschte etwas davon auf meine Handfläche, und sobald ich es verteilt hatte, ergriff sie meine Hand, um ihre Aussage zu bekräftigen. Eigentlich hatte ich gedacht, wenn Maggie mich begleitete, würde ihre Anwesenheit als richtig Erwachsene mich beruhigen, doch stattdessen übertrug sich nur ihre zwanghafte Angst vor Krankheitserregern auf mich.

Ich versuchte, mich auf das sich schon von der Wand ablösende Klebeschild der Gynäkologischen Abteilung zu konzentrieren, um meine Hand nicht ihrem Griff zu entziehen.

»Du weißt doch, dass ich nicht an Astrologie glaube.«

Sie drückte meine Hand noch fester. Wahrscheinlich zur Strafe. Ich schlängelte sie aus ihrem Griff und verschränkte die Arme, wobei ich die Hände in meine Achselhöhlen steckte, damit sie sie nicht mehr erwischte.

»Deine Generation glaubt ja an gar nichts«, erklärte meine Tante. »Aber hör zu, was ich dir jetzt sagen werde, denn es ist nur zu deinem Besten. Zwillingsmänner nutzen einen aus. Die nehmen dir alles, was du hast, und quetschen dich aus. Sie geben dir nie was, weil es ihnen gar nicht um dich geht, sondern immer nur um sich selbst. Und dann lassen sie dich mit gebrochenem Herzen zurück, als Häufchen Elend am Boden. Das habe ich schon eine Million Mal gesehen, Queenie.«

Die Frau gegenüber von uns drehte eine Handfläche nach oben und machte zustimmend: »Mhmm.«

»Wie du ja weißt, halte ich mich von allen Männern fern, bis auf unseren Herrn Jesus und Vater, weil ich seit 1981 keine Zeit mehr für sie habe. Aber glaub mir, vor den Zwillingen musst du dich in Acht nehmen. Lässt du dich mit einem Mann ein, der im Juni geboren ist, kannst du dich drauf verlassen, dass das Ärger gibt.«

Ich riskierte einen Einwurf – »Aber Tom ist im Juni geboren!« – und bereute es sofort.

»Oh! Ja, eben! Das sage ich doch gerade!«, rief Maggie. »Und wo steckt er, bitte?« Sie sah mich fragend an. »Du sitzt hier im Krankenhaus und von ihm weit und breit keine Spur!«

Ich machte den Mund auf, um zu argumentieren, dass nicht alle zu einer bestimmten Zeit im Jahr geborenen Männer Variationen von Luzifer auf Erden wären, doch weil sie jedes Thema stets Länge mal Breite erörterte, hatte Maggie noch mehr zu sagen. In dem immer voller werdenden Wartezimmer hielt sie mit ihrer besten Draußenstimme mir (und allen anderen, die rundherum saßen) einen Vortrag. Während ich mir viel zu viele Sorgen darüber machte, was da in meiner Gebärmutter los war, um überhaupt etwas davon an mich ranzulassen, nickte die Frau gegenüber geradezu aggressiv und starrte dabei Maggies kastanienbraune Perücke an, als könne sie ihr jeden Moment vom Kopf fallen. »War Prince nicht auch Zwilling?«, fragte ich. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er im Juni Geburtstag hatte.«

»Prince – Gott hab ihn selig – war Prince«, sagte Maggie und sah mir direkt in die Augen. »Astrologie war und ist nicht auf Prince anwendbar … Aber wenn du dich auf einen Zwilling einlässt, wirst du es bereuen. Diese Männer lieben die Jagd, glaub mir. Wenn sie einer Frau nachstellen, fühlen sie sich stark und glauben, ihr Leben habe einen Sinn. Und wir wissen schließlich alle, dass Männer sich ohne eine Aufgabe ziellos fühlen. Aber bei den Zwillingsmännern ist das noch mal eine ganz andere Geschichte«, redete Maggie sich in Rage. »Haben sie die Frau schließlich erobert, lassen sie sie fallen. Sie lassen sie fallen, als würden sie sie nicht mal kennen. Zwillingsmännern ist es egal, wem sie wehtun, wen sie benutzen oder übergehen müssen, die kriegen das, verdammt noch mal, gar nicht mit.«

»Bist du dir sicher, dass du nicht von weißen Männern sprichst, Maggie?«, fragte ich und kniff die Augen leicht zusammen. Sie schien sich da auf jemand ganz Bestimmten einzuschießen.

»Denk doch, was du willst«, sagte sie, verschränkte die Arme und kräuselte die Lippen. »Schließlich bist du ja diejenige, die glaubt, sie hätte ihren weißen Ritter gefunden. Und jetzt schau dich an!«

Maggie ist viel Frau. Eine Erscheinung in jeder Hinsicht. Jede Woche lässt sie sich eine neue, noch überraschendere Perücke machen. Sie trägt nicht gern Schwarz, weil sie es zu deprimierend findet, und jederzeit mehr als ein Muster, selbst wenn sie nur zu Hause herumwirtschaftet, denn: »Jesus will, dass wir Farbe in unserem Leben haben.« Diese Farbenobsession ist ihrer kurzen Karriere als Künstlerin geschuldet, in der sie jedoch nichts anderes erschaffen hat als Gewese um sich selbst. Maggie ist auch extrem religiös, aber je weniger davon die Rede ist, desto besser. Meine Tante und meine Grandma benutzen Religion immer als Stock, mit dem sie auf alle anderen eindreschen. Und sich länger als eine Sekunde damit zu beschäftigen, würde heißen, ihr Zeit zu widmen, die ich nicht habe.

Ich saß schon sprungbereit auf der Stuhlkante, um das Krankenhauspersonal diesmal daran zu hindern, wieder meinen vollen Namen herumzuschreien.

»Was könnte sie daran hindern, mich zu googeln, kaum dass ich hier raus bin?«, fragte ich Maggie, weil ich ihren Redeschwall eindämmen wollte. »Gibt es Gesetze dagegen?«

»Wer soll dich googeln?«, fragte sie zurück.

»Jeder hier im Wartezimmer«, antwortete ich leise.

»Du bist doch kein Promi, Queenie«, sagte Maggie. »Sei nicht so paranoid.«

»Queenie Jenkins?«, blökte die Krankenschwester von...

Erscheint lt. Verlag 18.8.2020
Übersetzer Henriette Zeltner-Shane
Sprache deutsch
Original-Titel Queenie
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Afropäisch • Bestseller • black lifes matter • Black lives matter • black lives matter bücher • BLM • #blm bücher • blm bücher • #blm romane • Bridget Jones • British Book Awards • Buch des Jahres • Burnout • Dating • female empowerment • Feminismus • Liebesroman • London • Mental Health • Millenials • Millennial • OKCupid • Psychotherapie • romane schwarze autoren • romcom • Schwarz • schwarze autoren • Selfcare • Sex • Starke Frauen • tinder • Whatsapp
ISBN-10 3-8412-2587-X / 384122587X
ISBN-13 978-3-8412-2587-0 / 9783841225870
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