Der Stockholm-Code - Die erste Begegnung (eBook)

Roman

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
320 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2550-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Stockholm-Code - Die erste Begegnung - Denise Rudberg
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Drei Frauen im Krieg und ein geheimer Code.

1940, Schweden: Das Schicksal führt Signe, Elisabeth und Iris, die unterschiedlicher nicht sein könnten, in Stockholm zusammen. Sie alle müssen hier einen Neuanfang wagen, während die Bedrohung durch die Nazis in Europa immer größer wird. Die drei werden aufgrund ihrer mathematischen Begabung ausgewählt, an einem geheimen Projekt teilzunehmen: Sie sollen dabei helfen, die Funknachrichten der Nazis zu entschlüsseln und nach versteckten Botschaften zu durchsuchen. Doch jede der drei Frauen birgt ein Geheimnis - und eines Tages werden sie von ihrer Vergangenheit eingeholt ...

Die spannende Geschichte dreier junger Frauen mit einem besonderen Talent, das ihnen zur Waffe wird.



Denise Rudberg, 1971 in Stockholm geboren, studierte Filmwissenschaft und Dramaturgie in New York. Zusammen mit Camilla Läckberg moderierte sie im schwedischen Fernsehen eine Kultur- und Literatursendung. In Schweden ist sie eine Bestsellerautorin.

Prolog


Pärnu, Rigaischer Meerbusen
Samstag, den 6.
 August 1938

Iris blickte auf die Ostsee hinaus, wo die Sonne sich anschickte, hinter dem Horizont zu verschwinden. Nichts deutete an diesem Sommerabend darauf hin, was dieses Meer, das sie so sehr liebte, schon bald für sie bedeuten sollte. Dass es für den Rest ihres Lebens nur mehr Tod und tiefsten Kummer symbolisieren würde.

Sie legte sich die Halskette um und warf einen Blick auf die Uhr. Es wurde Zeit.

Sie lief die Treppe zum Salon hinunter, wo ihr Mann und ihr ältester Sohn sich konzentriert über das Schachbrett beugten.

»Bist du fertig, Rudolf? Karl-Fredrik mag es nicht, wenn man zu spät zu seiner Party kommt.«

Wie aus tiefem Schlaf gerissen, blickte Rudolf auf.

»Entschuldige, Liebes, wir sind mitten in einem Zug.«

Iris trat zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. Dabei warf sie ihrem Sohn, der noch immer auf seine Dame und seinen König starrte, einen strengen Blick zu.

»Papa und ich müssen los, Josef. Onkel Ritter kann es nicht leiden, wenn etwas nicht so läuft, wie er es geplant hat.«

Josef antwortete nicht, sondern runzelte nur die Stirn, den Blick weiterhin auf das Schachbrett gesenkt.

Rudolf klatschte in die Hände und stand auf.

»Komm, Josef, deine Mutter hat recht. Ein kluger Spieler weiß, dass er seinen nächsten Zug nie überstürzen sollte. Morgen ist auch noch ein Tag. Und übermorgen, und überübermorgen.«

Josef warf seiner Mutter einen finsteren Blick zu, schluckte seinen Ärger jedoch hinunter. Im selben Moment sprang die Haustür auf, und Jan stürmte herein, die Hände voller Murmeln.

»Mama, Mama, ich habe gewonnen, das ganze Turnier habe ich gewonnen!«

Josef schnaubte verächtlich.

»Turnier? Ihr habt doch bloß Murmeln gespielt.«

Jan beachtete ihn nicht weiter, sondern zeigte stolz die Murmeln vor, die er ergattert hatte. Iris küsste ihn auf die Wange.

»Geh in die Küche, und lass dir von Unni ein Marmeladenglas geben, dann kannst du sie darin aufbewahren. Papa und ich müssen los, damit wir rechtzeitig zu Onkel Ritters Sommerfest kommen.«

Jan blinzelte.

»Ich dachte, er ist krank? Du hast doch gesagt, ihm geht es nicht so gut.«

Seine Mutter legte einen Finger auf die Lippen.

»Darüber spricht man nicht so laut. Ich meinte es auch eher im übertragenen Sinne. Er ist diesen Sommer nicht ganz er selbst gewesen.«

Doch Jan interessierte sich nicht für weitere Erklärungen, er war schon unterwegs in die Küche, um sich ein Glas geben zu lassen.

Im weißen Leinenanzug kehrte Rudolf kurz darauf in den Salon zurück und küsste seine Frau.

»Müssen wir wirklich?«, fragte er. »Ich habe so ein ungutes Gefühl dabei.«

Iris sah ihn bittend an. Sie freute sich schon seit Tagen darauf, Karl-Fredrik zu sehen.

»Also gut. Du siehst übrigens bezaubernd aus. Kaum zu glauben, dass ausgerechnet ich mit der schönsten Frau Estlands verheiratet sein darf.«

Iris verdrehte lächelnd die Augen. Er grinste.

»Wahrscheinlich nur deshalb, weil du noch dazu ganz schön was auf dem Kasten hast.«

Iris gab ihrem Mann, der nach Rasierwasser duftete, einen Klaps. Sie verabschiedeten sich von ihren Söhnen und versprachen ihnen, dass sie am nächsten Morgen alle zusammen am Strand frühstücken würden.

Karl-Fredrik Ritters Haus lag direkt am Meer. Die meisten Gäste schienen bereits eingetroffen zu sein, und so beeilten Iris und Rudolf sich, zu ihnen zu stoßen.

Schon von Weitem rief eine Stimme aus dem Garten: »Mein Schwesterherz!«, und Kati lief mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. Sie umarmte erst Iris und küsste sie auf die Wange, dann warf sie Rudolf einen Luftkuss zu. Er nickte kurz. Iris sah ihm an, dass er nicht damit gerechnet hatte, Kati hier zu begegnen. Noch ehe er etwas erwidern konnte, entdeckte Kati jemand Neues und wandte sich ab.

»Euer Exzellenz Botschafter Stenström«, hörten sie sie rufen. »Wie schön, Sie hier zu sehen. Mein Henry hat erzählt, dass Sie künftig in Berlin stationiert sein werden.«

»Warum ist sie hier?«, fragte Rudolf leise. »Ich wusste nicht einmal, dass sie in Pärnu ist. Wollte sie nicht bis Weihnachten in Berlin bleiben?«

Iris verzog das Gesicht.

»Anscheinend nicht. Außerdem ist sie ebenfalls mit Karl-Fredrik aufgewachsen, genau wie ich.«

»Normalerweise hält sie sich von Veranstaltungen fern, auf denen wir erwartet werden. Oder zumindest von solchen, bei denen ich auftauchen könnte.«

Iris musste sich zurückhalten, um nicht die Partei ihrer Schwester zu ergreifen. Rudolf war dagegen gewesen, als Kati verkündet hatte, den Deutschen Heinrich heiraten zu wollen. In der Folge hatte sie ihn ihren Unmut darüber deutlich spüren lassen. Iris selbst wusste nicht, was sie von der ganzen Sache halten sollte. Ihre jüngere Schwester war zwar sehr impulsiv, vielleicht verfolgte sie aber auch einen ganz bestimmten Plan mit ihrer Partnerwahl, von dem sie ihnen nur noch nichts erzählt hatte.

Iris stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Rudolf.

»Wir werden es überleben. Immerhin ist sie meine Schwester. Sie wird sich schon nicht unnötig aufspielen. Die Leute hier sind doch vor allem unsere Freunde.«

Rudolf drückte sie an sich.

»Gut, dass du meine Frau bist, du machst mich zu einem besseren Menschen.«

Iris zog ihn hinter sich her zum Haus und zu den anderen weißgekleideten Gästen.

Mit dem alljährlichen gemeinsamen Essen feierte man das Ende des Sommers. Alle Anwohner entlang des schönen Strandes waren eingeladen und mussten sich für den Abend weiß kleiden. Der schwedische Gastgeber, Karl-Fredrik Ritter, stand mitten im Garten seines Sommerhauses und hieß die Neuankömmlinge mit ausgebreiteten Armen willkommen. Sein weißer Leinenanzug bildete einen schönen Kontrast zu der tiefen Sommerbräune, die dank der vielen freien Zeit auf dem Meer seine Haut überzog. Iris hatte bemerkt, dass die anderen Männer ihm sein Holzboot neideten, das am größten Steg des Strandes vertäut lag.

»Iris! Rudolf!«

Karl-Fredrik Ritter küsste Iris auf die Wangen und klopfte Rudolf freundschaftlich auf den Rücken.

»Es tut mir leid, dass wir uns diesen Sommer so selten gesehen haben. Und jetzt wird es bald schon wieder Zeit, nach Hause zu fahren.«

Melancholisch blickte er über den Garten und aufs Meer hinaus.

Iris zuckte die Achseln.

»So ist es eben. Das Leben wird schwieriger.«

Karl-Fredrik musterte sie, bevor er antwortete. Zwischen seinen blauen Augen hatte sich eine Falte gebildet.

»Ich weiß, dass die Situation hier in Estland deutlich kritischer ist, aber auch für Schweden sind schwere Zeiten angebrochen, genau wie für den Rest Europas. Ich erkenne meine Landsleute manchmal kaum wieder.«

Rudolf nickte.

»Das Klima ist rauer geworden. Aber wie laufen denn die Geschäfte?«

Karl-Fredrik hob die Schultern.

»Das hört sich jetzt bestimmt seltsam an, aber ich hatte tatsächlich ein Rekordjahr. Noch nie haben so viele wohlhabende Menschen so viel teure Kunst gekauft. Darüber müsste ich mich eigentlich freuen, aber ehrlich gesagt bin ich mir noch nicht sicher, was ich von dieser Entwicklung halten soll.«

Iris nahm einen Schluck von ihrem Drink.

»Welcher Entwicklung?«

»Nun ja, dass die Leute, die richtig Geld haben, die Chance nutzen, um zu investieren, während es der Mittelklasse immer schlechter geht. Ich glaube, das führt zu nichts Gutem. Eine demokratische Gesellschaft verträgt es nicht, allzu tief gespalten zu werden.«

Rudolf blinzelte.

»Hierzulande hat man ja schon häufig Strukturen zusammenbrechen sehen, und leider stets verbunden mit Blutvergießen«, sagte er dann. »Es erstaunt mich jedoch, dass Sie diese Tendenz jetzt auch in Schweden bemerken. Ich dachte immer, Sie blieben dort vom Schlimmsten verschont.«

»Noch ist es ja auch so. Allerdings werden immer mehr Stimmen laut, die begrüßen, was gerade in Deutschland passiert. Hermann Göring hat einen Großteil des Sommers im Ferienhaus seiner Frau verbracht und sich mit diversen einflussreichen Mitgliedern der höheren Gesellschaft getroffen, unter anderem mit meinem Cousin, dem Piloten. Ihr seid ihm hier schon ein paarmal begegnet. Im letzten Jahr war ich mehrfach gezwungen, mit diesen Leuten zu verkehren, und ich muss sagen, ich bin es wirklich leid, mich mit solchen wie ihnen abgeben zu müssen. Umso mehr genieße ich es, heute mit euch zusammen zu sein, meinen Freunden. Aber jetzt setzen wir uns lieber mal, Kerstin wirft mir schon böse Blicke zu. Darf ich dich zu Tisch führen, Iris?«

Die Tafel auf der Veranda war wie immer reich gedeckt, im Hintergrund glitzerte das Meer. Kerstin Larsson war die schwedische Haushälterin, die Karl-Fredrik überallhin begleitete. Iris hatte den Eindruck, als wären es diesmal noch mehr Gäste als sonst. An die vierzig Personen waren um den Tisch versammelt. Sie lächelte Karl-Fredrik dankbar zu, auch, weil er sie zu seiner Tischdame erkoren hatte. Ihre Freundschaft reichte weit in die Vergangenheit zurück. Schon ihre Mütter hatten als Kinder zusammen gespielt, hier und in Schweden.

Karl-Fredrik legte seine Hand auf ihre und wurde plötzlich...

Erscheint lt. Verlag 13.10.2020
Reihe/Serie Stockholm-Code
Stockholmer Geheimnisse
Stockholmer Geheimnisse
Übersetzer Hanna Granz
Sprache deutsch
Original-Titel Kontrahenterna, det första chiffret
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Code • Codebreaker • Geheimcode • Hidden Figures • Schweden • Spionage • Spioninnen • Starke Frauen • Stockholm • The Bletchley Circle • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-8412-2550-0 / 3841225500
ISBN-13 978-3-8412-2550-4 / 9783841225504
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