Ich werde euch alle holen - Der zweite Fall für Kommissar Willstädter - Ein Dresden-Krimi -  Anke Ernst

Ich werde euch alle holen - Der zweite Fall für Kommissar Willstädter - Ein Dresden-Krimi (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
248 Seiten
Verlag DeBehr
978-3-95753-759-1 (ISBN)
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DRESDEN In der malerischen Stadt an der Elbe wird auf einem Parkplatz eine schrecklich zugerichtete Leiche entdeckt. Kommissar Willstädter und sein Team ermitteln in dem Fall. Die Ereignisse überschlagen sich bald, denn kurz darauf wird in einer verbrannten Villa eine weitere Leiche gefunden und eine junge Frau wird erwürgt in ihrer Wohnung entdeckt. Dass die Morde miteinander in Verbindung stehen, liegt nahe, doch die Ermittlungen erweisen sich als kompliziert. Im gleichen Atemzug gerät auch noch ein Familienmitglied eines der Kommissare in Verdacht. Währenddessen sucht sich der Killer seine nächsten Opfer. EIN PACKENDER REGIONALKRIMI.

 

EINS

Freitag, den 22. März 2019

Ein langer und anstrengender Tag lag hinter Kai, umso mehr freute er sich auf den wohlverdienten Feierabend. Seit Wochen musste der Einundvierzigjährige in der Praxis Überstunden schieben. In der Physiotherapie, unweit vom Zentrum Dresdens, gab es viel zu tun. Ein derzeit hoher Krankheitsstand machte die Sache nicht unbedingt leichter. Dennoch war Kai mit seiner Arbeit zufrieden. In der Ausbildungszeit als Physiotherapeut musste er allerdings mächtig die Zähne zusammenbeißen. Er war nicht dumm, ganz im Gegenteil. Jedoch gab es eine Seite an ihm, die Kai immer wieder lähmte. Urplötzlich überfiel ihn das Gefühl, dass er versagen und sein Ziel nie erreichen könnte. Es kam ihm so vor, als ob ein großer Eisenträger auf seinen Schultern lag, der ihn ständig zu Boden drücken wollte. Zum Glück lernte er in dieser schweren Lebensphase seine heutige Ehefrau Silke kennen. Sie hauchte ihm mehr Lebensfreude ein und stand ihm tatkräftig zur Seite. Seine Mutter allerdings hatte für die Bindung der noch jungen Liebe nur Spott übrig.

Die ist doch viel zu schlau für dich und wird schneller wieder weg sein, als es dir lieb ist.

Noch heute kann er ihr Genörgel hören. Silke und Kai hielten von Beginn an wie Pech und Schwefel zusammen und bezogen bereits nach einem Jahr eine kleine Wohnung unmittelbar am Dresdner Hauptbahnhof. Niemals wird Kai diesen Moment vergessen, als er sich endlich von seiner Mutter lossagen konnte. Er musste sie nicht mehr jeden Tag sehen und fühlte sich endlich frei. Auch seinen Abschluss zum Physiotherapeuten meisterte er im Handumdrehen und ziemlich erfolgreich. Endlich war er angekommen. Seine Schwiegereltern und Silkes Bruder Bernd schlossen ihn sofort in ihr Herz. Über Nacht gehörte Kai zur Familie. Wenn sich alle trafen, dann konnte er für einige Stunden seine Ängste hinter sich lassen. Diese Menschen strahlten viel Wärme aus, die sich in keinster Weise gekünstelt anfühlte. Mit Silke hatte er das ganz große Los gezogen und niemals wollte er diese innige Bindung aufs Spiel setzen.

„Papa ist da“, rief Pia, als sie den langen Flur entlangrannte.
„Nicht so stürmisch, junge Dame“, scherzte Kai und umarmte Pia zur Begrüßung.

„Mama hat gekocht. Es gibt Schnitzel mit Kartoffelecken und Salat“, plauderte seine Tochter euphorisch darauf los und löste sich aus der Umarmung.

„Das klingt gut. Ich habe riesigen Hunger“, schmunzelte Kai und folgte Pia in die Küche. Seine Frau stand an der Kochinsel und legte das Fleisch in die Pfanne. Das Olivenöl schien die perfekte Temperatur zu haben. Eine Dampfwolke stieg empor, die durch die Dunstabzugshaube gleich wieder verschwand. Ein köstlicher Essensduft zog durch den Raum.

„Da läuft einem ja schon beim Zuschauen das Wasser im Munde zusammen“, sprach Kai etwas lauter, weil die momentan herrschende Raumakustik versuchte, jedes Wort zu verschlucken.

„Ich dachte schon, ich müsste bei meinem Bruder auf der Dienststelle eine Vermisstenanzeige aufgeben“, lachte seine Frau und ließ die Schnitzel nicht aus den Augen.

„Es ging wieder mal länger.“

Pia warf einen neugierigen Blick in die Pfanne und lief kurz darauf aus der Küche.

„Wir essen gleich“, rief Silke ihrer Tochter hinterher.
Liebevoll schmiegte sich Kai von hinten an seine Frau und küsste ihren Nacken. Diese quiekte wie ein Ferkelchen auf und versuchte sich aus der Umarmung zu lösen.

„Das kitzelt“, protestierte sie in einem freundlichen Ton und kniff ihn in den Oberarm.

„Das machen nur kleine Mädchen“, scherzte er und ging zum Küchenschrank, um sich ein Glas Milch einzuschenken.

„Ich habe mir etwas überlegt“, stieß Silke in Hochstimmung hervor und baute sich vor ihm auf.

„Und was?“, fragte er verschmitzt nach.

„Wie wäre es, wenn du zum 30. Mai deinen Job kündigst?“

„Bitte was?“

„Ich verdiene genug Geld mit der Firma. Die Geschäfte laufen wirklich ausgezeichnet. Du könntest also ohne schlechtes Gewissen die Stelle an den Nagel hängen.“

„Was soll ich dann deiner Meinung nach tun?“

„Wir benötigen einen Hausmeister, der sich um die Objekte kümmert. Außerdem hättest du Zeit zum Schreiben. Wie lange wolltest du schon einen Ratgeber gegen Rückenschmerzen veröffentlichen?“

„Hausmeister“, wiederholte Kai verdutzt und sah seine Frau irritiert an.

„Das war nur ein Vorschlag. Am besten du widmest dich ganz deiner Autorentätigkeit.“

„Und den Haushalt wolltest du bestimmt noch anfügen“, grinste er, wobei sich tiefe Falten in sein Gesicht gruben.

„Quatsch, darum kümmert sich schließlich unsere Putzfee. Zwei Leute wären dann wirklich einer zu viel, um das Haus in Schuss zu halten.“

„Also Haus würde ich zu dieser Immobilie nicht mehr sagen. Immerhin stehen uns zwölf Zimmer zur Verfügung.“

„Ja, ich weiß. Ich meinte auch unsere Villa. Wo wir beim eigentlichen Thema wären.“

„Beim eigentlichen Thema?“, wiederholte Kai den Satz seiner Frau in einer nachdenklichen Stimmlage.

„Setz dich bitte mal“, forderte Silke ihren Mann auf und stellte die Herdplatte ab, damit die Schnitzel nicht verbrennen konnten.

„Ist was passiert?“ Ihn beschlich das ungute Gefühl, dass er jetzt etwas zu hören bekommen würde, was ihm gar nicht gefiel.

„Passiert kann man nicht sagen, aber deine Mutter hat angerufen.“

„Ich wusste es“, stieß er aufgebracht hervor und wollte sich vom Stuhl erheben.

Silke jedoch drückte ihn sanft an den Schultern wieder nach unten.

„Hör mir bitte zu!“

Schlagartig war Kais gute Laune verschwunden. Bereits bei dem Wort Mutter gingen bei ihm sämtliche Alarmglocken an. Auf seine innere Intuition konnte er sich schon immer verlassen.

„Roswitha möchte das Haus in Struppen verkaufen.“

„Wieso will sie plötzlich unser Elternhaus verkaufen?“

„Würdest du mich ausreden lassen, dann wären wir schon ein Stück weiter“, tadelte ihn seine bessere Hälfte auf eine liebevolle Art und Weise.

„Erkläre es mir“, gab er ihr stattdessen wie ein beleidigtes Kind zur Antwort.

„Es ist nun fast acht Monate her, dass dein Vater an Krebs verstorben ist. Roswitha wird im nächsten Jahr achtundsechzig und ihr ist das über 2.000 m² große Grundstück einfach zu viel.“

„Sie hat doch jemanden, der die Außenanlagen hegt und pflegt.“

„Ja, aber sie fühlt sich in dem Zweifamilienhaus unendlich einsam.“

„Hat sie dir das so gesagt?“, bohrte Kai aufgebracht nach.

„Ja, außerdem bereitet ihr das Laufen erhebliche Probleme. Ihre rechte Hüfte wird von Tag zu Tag schlimmer.“

„Dann soll sie zum Arzt gehen“, schimpfte Kai und leerte das Milchglas in einem Zug.

„Tut dir das nicht leid?“

„Silke, du weißt genau, welche Bindung ich zu meiner Mutter habe. Du müsstest doch am besten wissen, wie es in meinem Seelenleben aussieht. Die Frau hat mir noch nie gutgetan. Schon als kleiner Junge hat sie mich nur schikaniert. Egal, was ich gemacht habe, es war in ihren Augen alles falsch. Wäre mein Vater nicht gewesen, dann hätte ich meinem Leben längst ein Ende gesetzt.“

„Kai, das ist doch schon so viele Jahre her“, sprach Silke sanft auf ihn ein, weil ihr genau bewusst war, was für ein heikles Thema sie gerade ansprach.

„Was spielt denn das für eine Rolle? Glaubst du, die Zeit heilt wirklich alle Wunden?“, fragte er und ärgerte sich über Silkes Verhalten.

„Natürlich nicht, das ist mir auch klar“, versuchte sie die Wogen zu glätten.

„Was steckt eigentlich hinter deiner Erzählung?“

„Wir haben so viel Platz in unserer Villa. Ich habe ihr angeboten, die zwei Gästezimmer zu bewohnen. Zudem hätte sie auf der gleichen Etage ein separates Badezimmer.“

„Du hast was?“, schrie Kai ungehalten und schlug mit der Faust auf den Küchentisch.

Erschrocken zuckte Silke zusammen.

„Streitet ihr euch?“

Die beiden Streithammel hatten gar nicht bemerkt, wie sich ihr zehnjähriger Sohn Paul und ihre siebenjährige Tochter Pia an den Esstisch gesetzt hatten.

„Nein, Mama und ich haben uns nur geärgert. Aber das ist schon wieder vorbei“, erklärte Kai in einem ruhigeren Ton und strich seinen Kindern sanft über den Kopf.

„Können wir jetzt Abendessen?“

Kai und Silke wechselten einen schnellen Blick. Für einen Moment flackerte Widerstand in Silkes Augen auf, aber sie verkniff sich einen weiteren Kommentar.

Als sie später im Bett lagen und versöhnlich miteinander kuschelten, griff sie erneut das Thema auf.

„Silke, bitte nicht schon wieder“, sprach er ruhig und löste sich aus der Umarmung.

„Roswitha kommt morgen Nachmittag zum...

Erscheint lt. Verlag 6.4.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-95753-759-2 / 3957537592
ISBN-13 978-3-95753-759-1 / 9783957537591
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