Kampf und Tod - Die Napoleon-Saga 1809 - 1815 (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
896 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-26752-0 (ISBN)

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Kampf und Tod - Die Napoleon-Saga 1809 - 1815 -  Simon Scarrow
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1809: Viscount Wellington und Kaiser Napoleon sind beide mächtige Feldherren - und erbitterte Feinde. Beide halten ihre Armeen für stark genug, um jeden Feind zu besiegen. Doch im Krieg gibt es keine Gewissheiten.

Während Wellington in Spanien Siege erringt, scheint sich Napoleons Schicksal gewendet zu haben. Doch selbst nach der verheerenden Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig weigert sich der Franzosenkaiser, die Waffen zu strecken. Seine Armee ist noch immer gewaltig. Bei Waterloo stehen sich die beiden Erzfeinde zur letzten Entscheidungsschlacht gegenüber.

Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.

1


Napoleon

An der Donau, April 1809

Die Wehranlagen der bayrischen Stadt Regensburg sahen in der Tat eindrucksvoll aus, wie Napoleon insgeheim einräumen musste, als er sein Fernrohr über die uralten Mauern und Gräben hinwegschwenken ließ. Die auf dem Rückzug befindliche österreichische Armee hatte hastig weitere Erdwälle aufgeworfen, um die bestehenden Verteidigungsanlagen zu verstärken. In den Schießscharten sämtlicher Redouten waren die Mündungen von Kanonenrohren erkennbar, und weitere Geschütze hatte man auf den massiven, gedrungenen Türmen der Altstadt aufgestellt. Hier und da sahen feindliche Soldaten in ihren weißen Uniformen zu dem anrückenden französischen Heer. Hinter den Mauern verloren sich die geteerten Dächer und Kirchtürme der Stadt in den letzten Schleiern des Morgennebels, der von der Donau aufgestiegen war. Von der anderen Flussseite konnte Napoleon gerade noch die Rauchsäulen des österreichischen Lagers aufsteigen sehen.

Er runzelte die Stirn, als er das Teleskop sinken ließ und zusammenschob. Erzherzog Karl und seine Leute waren der Falle entkommen, die Napoleon ihnen gestellt hatte. Regensburg war bis vor einigen Tagen in französischer Hand gewesen, und der Feind hatte mit dem Rücken zum Fluss gestanden. Doch der Kommandeur der Garnison hatte nach kurzem Widerstand kapituliert und die Brücke über die Donau intakt gelassen. So waren die Österreicher aufs Nordufer gewechselt und hatten eine starke Streitmacht zum Kampf gegen ihre Verfolger zurückgelassen. Erzherzog Karl hatte ihn überrascht. Napoleon war fest davon ausgegangen, dass sich die Österreicher bis nach Wien zurückziehen würden, um ihre Nachschubwege zu sichern und ihre Hauptstadt zu verteidigen. Stattdessen hatte der feindliche General den Fluss nach Böhmen hinein überquert und den Weg nach Wien offen gelassen. Nur dass es nicht so einfach war, wie Napoleon sehr wohl wusste. Wenn er seine Armee nach Wien führte, lud er die Österreicher dazu ein, über seine Nachschublinien herzufallen. Aber das war möglicherweise ein Risiko, das sich nicht vermeiden ließ.

Napoleon drehte sich zu seinen Stabsoffizieren um. »Meine Herren, Regensburg muss genommen werden, wenn wir die Donau überqueren und den Feind zu einer Schlacht zwingen wollen.«

General Berthier, Napoleons Stabschef, zog die Augenbrauen in die Höhe, als er an seinem Kaiser vorbei zu den kaum eine Meile entfernten Wehranlagen der Stadt blickte. Er schluckte, als sein Blick wieder zu Napoleon wanderte.

»Wie Sie wünschen, Sire. Soll ich der Armee befehlen, sich auf eine Belagerung vorzubereiten?«

Napoleon schüttelte den Kopf. »Für eine Belagerung ist keine Zeit. Sobald wir anfangen, Gräben auszuheben und Geschützstellungen zu bauen, geht die Initiative an die Österreicher. Und nicht nur das, Sie können sicher sein, dass unsere übrigen Feinde …«, Napoleon hielt inne und lächelte säuerlich, »… und selbst manche, die uns als Freunde bezeichnen, aus der Verzögerung große Zuversicht ziehen würden. Sie brauchen nicht viel Anreiz, um sich auf die Seite Österreichs zu schlagen.«

Die gewitzteren unter den Offizieren verstanden, was er damit sagen wollte. Verschiedene deutsche Kleinstaaten sympathisierten mit der österreichischen Sache. Doch die bei Weitem größte Gefahr drohte von Russland. Auch wenn Napoleon und Zar Alexander durch einen Vertrag gebunden waren, hatte sich ihre Beziehung in den letzten Monaten spürbar abgekühlt, und ein Eingreifen der russischen Armee im gegenwärtigen Krieg zwischen Frankreich und Österreich war auf jeder der beiden Seiten denkbar.

Die Dreistigkeit, mit der die Österreicher die Feindseligkeiten im April ohne offizielle Kriegserklärung eröffnet hatten, war für Napoleon überraschend gekommen. Zuvor hatte es viele Berichte von Spionen gegeben, wonach die österreichische Armee neu organisiert und vergrößert sowie mit neuen Kanonen und modernen Musketen ausgestattet worden sei. Unverkennbar beabsichtigte Kaiser Franz, einen neuen Krieg zu beginnen, und Napoleon hatte die Konzentration einer mächtigen Armee befohlen, um der Gefahr zu begegnen. Nach Beginn des Feldzugs hatte das wie üblich schwerfällige Tempo der feindlichen Kolonnen den Franzosen erlaubt, den Österreichern ihre Bedingungen für den Kampf aufzuzwingen. Die Leistungen seiner Armee waren höchst zufriedenstellend gewesen, dachte Napoleon. Die meisten Soldaten, die sich bisher Gefechte mit dem Feind geliefert hatten, waren frisch rekrutiert worden, doch sie hatten vorzüglich gekämpft. Hätte man die Österreicher nicht über die Donau entkommen lassen, wäre der Krieg bereits jetzt so gut wie gewonnen.

Napoleon wandte sich einem seiner Offiziere zu. »Marschall Lannes.«

Der Offizier nahm Haltung an. »Sire?«

»Ihre Männer werden die Stadt einnehmen. Koste es, was es wolle. Verstanden?«

»Ja, Sire.« Lannes nickte und rückte den mit einer Feder geschmückten Zweispitz über seinen braunen Locken zurecht. »Die Kerle werden die Österreicher zügig aus der Stadt jagen.«

»Das will ich ihnen geraten haben«, antwortete Napoleon. Dann trat er näher an Lannes heran und sah den Marschall durchdringend an. »Ich verlasse mich auf Sie. Enttäuschen Sie mich nicht.«

Lannes lächelte. »Habe ich das je getan, Sire?«

»Nein. Niemals.« Napoleon erwiderte das Lächeln. »Möge das Glück auf Ihrer Seite sein, mein lieber Jean.«

Lannes salutierte, dann wandte er sich ab und schritt zu der Ordonnanz, die sein Pferd hielt. Er schwang sich in den Sattel und ließ sein Reittier von dem kleinen Hügel hinunter zu den Kolonnen seiner Führungs-Infanterie-Division traben, die außerhalb der Reichweite der österreichischen Kanonen Aufstellung nahm. Für einen kurzen Moment herrschte Ruhe, dann rief ein Trompetensignal zum Vorrücken, und die Infanteriekolonnen marschierten, vom Rattern der Trommeln begleitet, auf die feindlichen Befestigungen zu. Vor ihnen schwärmte eine Abschirmung aus Scharmützlern in loser Formation aus; sie hielten die Musketen gesenkt und suchten nach einzelnen Zielen in der Reihe der österreichischen Wehranlagen.

Napoleon fühlte, wie sich sein Herz beim Anblick der blau uniformierten Kolonnen verhärtete, die sich der vom Feind gehaltenen Stadt näherten. Jeden Moment würden die Österreicher das Feuer eröffnen und Kartätschenladungen blutige Schneisen in die Reihen seiner tapferen Männer schlagen. Aber Regensburg musste eingenommen werden.

Die Österreicher hielten das Feuer zurück, bis die Scharmützler beinahe den breiten Graben vor der Stadtmauer erreicht hatten. Dann quollen Hunderte von winzigen Rauchwolken entlang des Walls auf, und Stichflammen schossen aus den Kanonen in den Redouten und Türmen. Napoleon setzte sein Fernrohr an und sah, dass unzählige Scharmützler niedergestreckt worden waren, und hinter ihnen scheuten die vorderen Reihen von Lannes’ Kolonnen, da sie einem Hagel aus Bleikugeln aus den Musketen und den Eisengeschossen der Kanonen ausgesetzt waren. Die Offiziere reckten ihre Säbel in die Luft, manche hängten ihren Hut über die Spitze, damit man sie besser sah, und trieben ihre Männer an. Die Soldaten strömten über den Rand des Grabens und verschwanden für einen Moment aus dem Blick, ehe sie auf der anderen Seite wieder herauskrabbelten und auf die Mauer zurannten. Über ihnen säumten die weißen Uniformen der Österreicher die Wehrgänge, sie waren durch die Rauchschwaden kaum zu erkennen. Während der ganzen Zeit, da sie die Mauern zu erreichen versuchten, wurden die Angreifer unablässig niedergemäht.

Dann kam der Vorwärtsdrang abrupt zum Erliegen, die Franzosen warfen sich zu Boden, suchten Deckung hinter allem, was sie fanden, und lieferten sich verzweifelte Schusswechsel mit dem Feind. Immer noch strömten weitere Männer in den Graben und drängten in jene auf der anderen Seite hinein, die sich weigerten, weiter vorzurücken. Die dichte Menschenmenge stellte für den Feind ein unwiderstehliches Ziel dar, und er bestrich den Graben mit Kartätschen und warf Granaten in hohem Bogen über die Mauer. Sie detonierten in grellen Blitzen, ließen Eisensplitter in alle Richtungen regnen und verstümmelten die Soldaten von Marschall Lannes’ erster Welle.

»Verdammt.« Napoleon runzelte verärgert die Stirn. »Der Teufel soll sie holen. Wieso hocken sie in diesem Graben und sterben? Wenn sie überleben wollen, müssen sie vorwärtsgehen.«

Seine Enttäuschung wurde immer größer, da das Gemetzel anhielt. Zuletzt geschah das Unvermeidliche, und die Männer der ersten Welle wichen erst langsam und dann immer schneller zurück, da sich der Drang zum Rückzug wie eine unsichtbare Welle durch ihre Reihen fortpflanzte. Binnen Minuten strebten die letzten Überlebenden, die sich im Graben verschanzt hatten, von der Stadt fort und ließen ihre Toten und Verwundeten vor der Stadtmauer liegen. Die Österreicher schossen weiter auf die Fliehenden, bis sie außer Reichweite der Musketen waren, und dann feuerten nur noch die Kanonen eine Reihe von Kartätschen ab, ehe auch sie verstummten.

Napoleon gab seinem Pferd die Sporen und trieb es den sanft geneigten Hang hinab, ehe er im Galopp auf Lannes’ Kommandoposten in den Ruinen einer kleinen Kapelle zuhielt. Die Leibwache des Kaisers und die Stabsoffiziere eilten ihm hastig hinterher. Marschall Lannes hatte die ersten Fliehenden zur Rede gestellt, sobald er merkte, dass der Angriff gescheitert war, und als Napoleon ihn erreichte, schimpfte er gerade auf eine große Gruppe verlegen dreinschauender Soldaten ein.

»Ihr wollt Männer sein?«, brüllte er aus Leibeskräften. »Lauft weg wie gottverdammte...

Erscheint lt. Verlag 8.3.2021
Reihe/Serie Die Napoleon-Saga
Übersetzer Fred Kinzel
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Fields of Death
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Arthur Wellesley • Duke von Wellington • eBooks • Frankreich • Historische Romane • Koalitionskriege • Napoleon Bonaparte • Napoleonische Kriege • Schlacht bei Waterloo • Völkerschlacht bei Leipzig
ISBN-10 3-641-26752-8 / 3641267528
ISBN-13 978-3-641-26752-0 / 9783641267520
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