Die Vorboten des Todes - Das Schwert der Wahrheit (eBook)
192 Seiten
Penhaligon Verlag
978-3-641-26477-2 (ISBN)
Die Vorboten des Todes, schreckliche Kreaturen im Dienste der Goldenen Göttin, haben Richards geliebte Frau Kahlan schwer verletzt. Nicht einmal im magisch geschützten Palast des Volkes war sie sicher. Außerdem häufen sich die Hinweise, dass ausgerechnet im Zentrum von Richards Macht dunkle Kräfte am Werk sind. Richard will Kahlan und ihre ungeborenen Zwillinge heimlich in der Burg der Zauberer in Sicherheit bringen. Doch die Goldene Göttin hat ihre Augen überall ...
Die Kinder von D'Hara bei Penhaligon:
1. Die goldene Göttin
2. Die Vorboten des Todes
3. Im Labyrinth des Zauberers
4. Der Bann der Hexe
5. Das Tor zur Dunkelheit
Terry Goodkind (*1948; ?2020) wurde in Omaha, USA, geboren und war nach seinem Studium zunächst als Rechtsanwalt tätig. 1994 erschien sein Roman »Das erste Gesetz der Magie«, der weltweit zu einem sensationellen Erfolg wurde und den Auftakt zu einer der erfolgreichsten Fantasy-Sagas aller Zeiten bildet. Er lebte bis zu seinem Tod in Maine, USA.
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»Ein Junge und ein Mädchen?«, fragte Kahlan mit Erstaunen.
»Ja, so ist es«, sagte Shale mit einem herzlichen Lächeln und nickte bekräftigend. »Ihr seid mit Zwillingen schwanger.«
Kahlan starrte hoch in einer Mischung aus Aufregung und tiefverwurzeltem Angstgefühl. Zwillinge zu bekommen – einen Jungen und ein Mädchen –, käme einem Geschenk der Gütigen Seelen gleich. Es war eine Möglichkeit, den Fortbestand von Richards Gabe und ihrer Konfessorinnenkraft bis hinein in künftige Generationen zu gewährleisten. Das Geschlecht der Rahls würde nicht aussterben. Die Abstammungslinie der Konfessorinnen würde nicht enden. Es könnte nicht perfekter sein.
Als sie sich aufzusetzen versuchte, zuckte Kahlan unwillkürlich zusammen. Sie legte einen Arm um ihren Unterleib, um den durch den Versuch ausgelösten, unerwarteten Schmerz zu lindern.
»Langsam«, sagte Shale und drückte sie, eine Hand auf ihrer Schulter, sachte wieder nach unten. »Eure Verletzungen waren lebensbedrohlich, außerdem wurdet Ihr gerade erst geheilt, im Großen und Ganzen jedenfalls. Euer Körper ist nach wie vor damit beschäftigt, das endgültige Verheilen dieser Wunden abzuschließen. Eure Muskeln wurden bis zur Erschöpfung beansprucht. Ihr müsst Euch ausruhen, um vollständig zu genesen.«
Kahlan, dankbar, dass die Frau ihr nach dem Überfall das Leben gerettet hatte, legte ihre Hand über Shales. Ja, Shale hatte unermüdlich geschuftet, um zu verhindern, dass Kahlan starb oder ihren Arm nicht mehr benutzen konnte.
Die Frau war zwar eine Zauberin, trotzdem war sie ganz und gar zu jung und zu hübsch für eine derart fähige Heilerin. Ihre von einem Schatten aus Weisheit und Kompetenz überlagerte jugendliche Schönheit – diese eigenartige Verbindung aus gerade erst erblühter Weiblichkeit und routinierter Cleverness – brachte Kahlan in einem hinteren Winkel ihres Verstandes auf den Gedanken, dass Shale wohl mehr war, als sie oberflächlich schien.
Im Augenblick jedoch plagten Kahlan größere Sorgen als die Andeutungen dessen, was sich hinter der Schönheit dieser Frau verbergen mochte, oder ihre eigene Sterblichkeit. Sanft schob sie Shales Arm beiseite, setzte sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Schließlich stand sie auf. Shale, die auf der Bettkante saß, erhob sich neben ihr, bereit, sie zu stützen oder aufzufangen, sollten ihre Beine versagen. Mit purer Willenskraft richtete Kahlan sich auf und stellte fest, dass sie sich auf den Beinen besser fühlte.
In dem großzügigen Schlafzimmer, beleuchtet nur vom sanften Schein der Lampen und dem heruntergebrannten Feuer in dem riesigen Kamin, war es still und ruhig. Kahlan wusste, die meisten der Mord-Sith würden draußen im Vorraum sein und das Schlafzimmer bewachen. Vika allerdings würde über Richard wachen.
Angesichts der draußen Wache stehenden Mord-Sith und der Anwesenheit Shales bei ihr im Zimmer schien dieser private Zufluchtsort ausreichend sicher. Allerdings hatte dieses Wesen, das sie angegriffen und um ein Haar getötet hatte, nicht durch die Tür kommen müssen. Es hatte sie freilich in einem abgeschlossenen Zimmer attackiert. Sah also ganz so aus, als könnten diese rätselhaften Beutegreifer überall auftauchen.
Bedrückt von der Sorge wegen der neuerlichen Gefahr für ihrer aller Leben und ihre Welt, zog Kahlan einen Morgenrock über und öffnete die gläsernen Flügeltüren zum Balkon. Die Gemächer des Lord Rahl seit zahllosen Generationen – jetzt ihres und Richards Schlafzimmer – befanden sich weit oben im Palast des Volkes, schwer bewacht von den Männern der Ersten Rotte, Richards persönlicher Leibgarde. Das Geländer, ebenso wie die gekehlten Geländersäulen aus Marmor an der gegenüberliegenden Balkonbegrenzung, war zwischen goldenen Tupfern von unregelmäßigen schwarzen Adern durchzogen. Der prachtvolle Balkon ragte weit genug über den Rand des Hochplateaus hinaus, sodass sie, am Geländer stehend, am Palast vorbei bis tief hinunter in die Azrith-Ebene schauen konnte.
Kahlan raffte ihren Morgenrock gegen die Kühle zusammen. Der Sommer neigte sich dem Ende entgegen; die jetzige Kälte war ein Vorbote der bevorstehenden rauen Zeiten.
In der Dunkelheit kurz vor der morgendlichen Dämmerung war die Azrith-Ebene noch kaum zu erkennen. Auf eine schroffe, karge Art bot sie unter dem weiten Himmel oftmals einen wunderschönen Anblick. Es war ein Blick auf eine Welt ohne das Gewand grüner Hügel, ohne Waldteppiche oder glitzernde, funkelnde Wasserläufe. Stattdessen wirkte sie in ihrer charakteristischen, ehrlichen Schmucklosigkeit eher unverfälscht.
In gewisser Weise war sie die sichtbare Erinnerung daran, wie grausam und unerbittlich die Welt des Lebens hinter ihrer schönen Fassade sein konnte.
Jetzt jedoch gab es, außer wenn ein Blitz aufflackerte, nichts zu sehen. Der Schein der Lampe, der aus dem Schlafzimmer hinter ihr fiel, beleuchtete herabstürzende Regenfahnen.
Es war ein düsterer, Unheil verkündender Anblick, der zu ihrer Stimmung passte.
Kahlan wollte diese beiden Kinder – Richards Kinder – mehr als alles andere. Sie hatte gewusst, dass sie schwanger war, aber zu erfahren, dass sie Zwillinge erwartete, raubte ihr vor unerwarteter Begeisterung fast den Atem. Doch so sehr sie diese Kinder wollte – sie wusste nicht, ob sie zu hoffen wagte, sie jemals zu bekommen.
Die Zauberin trat zu ihr hin. »Im Nördlichen Ödland hat der Winter bereits Einzug gehalten. Dann wird er auch bald hier unten sein.«
»Kommt Ihr von dort?«, fragte Kahlan, während ihr Verstand in kalten, düsteren Gedanken versank.
Shale nickte und legte ihr sachte eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß um Eure Sorgen und Ängste«, sagte sie, so als lese sie Kahlans Gedanken, »aber diese Kinder, die Fortführung der Gabe des Lord Rahl und Eurer Kraft, sind es, was unsere Welt auch künftig in Sicherheit bewahren wird. Es hätte zu keinem besseren Zeitpunkt geschehen können.«
Kahlan verschränkte die Arme. »Es hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt geschehen können. Sie zur Welt zu bringen, das heißt nichts weiter, als dass sie von dieser Goldenen Göttin und ihresgleichen gejagt und abgeschlachtet werden. Unsere Welt braucht sie, sie ist darauf angewiesen, dass unsere Abstammungslinie der Magie fortbesteht, um unser Volk auch in Zukunft zu beschützen, aber aus ebendiesem Grund kann die Goldene Göttin nicht zulassen, dass sie überleben.« Kahlan starrte hinaus in die Dunkelheit. »Sie wird kommen, um sie sich zu holen.«
»Wollt Ihr damit sagen, Ihr würdet eine Kräuterfrau aufsuchen, die diese ungeborenen Kinder in Eurem Leib umbringt, bevor die Goldene Göttin dies besorgen kann?«
Der bloße Gedanke, das Leben ihrer beiden ungeborenen Kinder zu beenden, ehe sie überhaupt auf die Welt kommen konnten, ließ Kahlan zusammenzucken. Trotzdem, dieser düstere Gedanke hatte, nicht vollständig ausformuliert, in einem Winkel ihres Verstandes gelauert. Shales Art, ihn in Worte zu kleiden, war schonungslos brutal, und das war er ja auch, trotzdem kam Kahlan nicht umhin, über die Barmherzigkeit einer solchen Untat nachzudenken.
Eine einzelne kalte Träne lief ihr über die Wange. »Das habe ich nicht gesagt.«
»Mutter Konfessor, Eure Schwangerschaft ist ein freudiges Ereignis. Diese zwei Kinder zu bekommen wird die Gabe des Lord Rahl bis in die Zukunft erhalten. Es würde bedeuten, dass Ihr nicht die letzte Konfessorin sein müsstet.«
»Man kann unmöglich wissen, ob eines dieser beiden Kinder unsere Gabe weitertragen wird. Sie könnten Springer sein. Magie überträgt sich nicht immer auf die Nachkommen von mit der Gabe Gesegneten. Oftmals überspringt sie eine oder gar mehrere Generationen.«
*
Noch während sie dies sagte, wurde ihr bewusst, dass die Töchter von Konfessorinnen stets als Konfessorinnen geboren wurden. Allerdings wurden nicht alle Söhne des Lord Rahl als Zauberer geboren.
»Und wenn sie mit der Gabe gesegnet sind? Wenn es das ist, was nötig ist, damit die Magie weiterhin die Verbindung ist, die unsere Welt beschützt?«
Kahlan wischte sich die Träne von der Wange und sah über ihre Schulter. »Was, wenn sie nicht mit der Gabe gesegnet sind? In diesem Fall würde die Geburt dieser Kinder nicht die Magie in unserer Welt bewahren. Auch wenn es mir die größte Freude wäre, Richards Kinder auf die Welt zu bringen und die beiden ebenso geliebt werden würden, ist es möglich, dass sie nicht mit der Gabe gesegnet sind. Sind sie es nicht, und erst recht wenn doch, könnten sie sich bestenfalls darauf freuen, in eine sterbende Welt hineingeboren zu werden, die, ohne Hoffnung auf eine Zukunft, zur Beute der Goldenen Göttin und ihrer Spezies werden wird.«
Shale zeigte ein seltsames Lächeln. »Ich bezweifele, dass die Gütigen Seelen in solchen Notzeiten einen derart grausamen Streich spielen würden.«
»Wie könnt Ihr da so zuversichtlich sein?«
Shales Lächeln wurde breiter, als sie ihre Hand auf Kahlans Bauch legte. »Weil ich es in ihnen spüren kann.«
Kahlans Augen weiteten sich. »Ihr könnt mit Gewissheit sagen, dass sie mit der Gabe gesegnet sind?...
Erscheint lt. Verlag | 28.6.2021 |
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Reihe/Serie | Die Kinder von D’Hara | Die Kinder von D’Hara |
Übersetzer | Caspar Holz |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Hateful Things (The Children of D'Hara, Episode 2) |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | 2. Band • Band 2 • Das Schwert der Wahrheit • Die Goldene Göttin • eBooks • Fantasy • Heroische Fantasy • High Fantasy • New-York-Times-Bestsellerautor • Nicci • Novelle • Rahl • Richard und Kahlan • Zweiter Band |
ISBN-10 | 3-641-26477-4 / 3641264774 |
ISBN-13 | 978-3-641-26477-2 / 9783641264772 |
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