Der Todesspieler (eBook)

Ein Colter-Shaw-Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
512 Seiten
Blanvalet Verlag
978-3-641-26663-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Todesspieler - Jeffery Deaver
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»Du wurdest ausgesetzt. Flieh, wenn du kannst. Oder stirb mit Würde.« - Auftakt der spektakulären neuen Thriller-Reihe von SPIEGEL-Bestsellerautor Jeffery Deaver.
Colter Shaw ist hart, er ist kompromisslos und die letzte Rettung für die Menschen, denen die Polizei nicht helfen kann oder will ... Er ist ein hervorragender Spurenleser und verdient seinen Lebensunterhalt damit, für Privatpersonen vermisste Personen aufzuspüren. Als er von einer verschwundenen Collegestudentin hört, bietet er dem verzweifelten Vater seine Hilfe an. Shaws Ermittlungen führen ihn in das dunkle Herz von Silicon Valley und die knallharte, milliardendollarschwere Videospielindustrie. Es gelingt ihm, die junge Frau zu finden und nach Hause zu bringen. Doch dann gibt es eine zweite Entführung und alles deutet darauf hin, dass es sich um denselben Täter handelt. Nur dieses Mal kann Shaw das Opfer nicht lebend retten. Alle Hinweise führen zu einem Videospiel, in dem der Spieler mithilfe von fünf verschiedenen Gegenständen versuchen muss zu überleben. Shaw ist überzeugt, dass der Täter versucht, das Spiel zum Leben zu erwecken. Er muss ihn stoppen, denn der Todesspieler hat gerade erst angefangen ...
Alle Fälle von Colter Shaw:
Der Todesspieler (Bd. 1)
Der böse Hirte (Bd. 2)
NN (Bd. 3)

Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat Jeffery Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht. Nach der weltweit erfolgreichen Kinoverfilmung begeisterte auch die TV-Serie um das faszinierende Ermittler- und Liebespaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs die Zuschauer. Neben Lincoln Rhyme hat Deaver mit Colter Shaw einen weiteren außergewöhnlichen Serienhelden geschaffen.

1


Er bat die Frau, das noch mal zu wiederholen.

»Dieses Ding, das die werfen«, sagte sie. »Mit dem brennenden Lappen drin.«

»Das die werfen?«

»Bei Aufständen oder so. Eine Flasche. Man sieht das oft im Fernsehen.«

»Einen Molotowcocktail«, sagte Colter Shaw.

»Ja, ja«, bestätigte Carole. »Ich glaube, er hatte einen.«

»Hat er denn gebrannt? Der Lappen?«

»Nein. Aber Sie wissen schon …«

Carole hatte eine Reibeisenstimme, obwohl sie, zumindest derzeit, keine Raucherin war, soweit Shaw das sehen oder riechen konnte. Sie trug ein grünes Kleid aus weichem Stoff. Ihre Miene schien von Natur aus besorgt zu sein, heute Morgen jedoch etwas mehr als sonst üblich. »Er war da drüben.« Sie streckte den Finger aus.

Der Oak View Wohnmobilpark, einer der ungepflegteren Plätze, auf denen Shaw gewohnt hatte, war von Bäumen umgeben, hauptsächlich Busch-Eichen und Kiefern, manche tot, alle trocken. Und dicht an dicht. »Da drüben« war schwer zu erkennen.

»Haben Sie die Polizei gerufen?«

Eine Pause. »Nein, denn wenn es kein … Wie hieß das noch mal?«

»Molotowcocktail.«

»Falls er doch keinen gehabt hätte, wäre das peinlich gewesen. Und ich hole die Cops schon oft genug wegen irgendwas her.«

Shaw kannte Dutzende Eigentümer von Wohnmobilparks im ganzen Land. Meistens handelte es sich um Ehepaare mittleren Alters, die sich besonders für diese Branche zu eignen schienen. Falls es nur eine Person war, wie zum Beispiel Carole, dann für gewöhnlich eine Frau, und zwar eine verwitwete. Die neigten dazu, bei Streitereien auf dem Platz häufiger den Notruf zu wählen als ihre verstorbenen Männer, die zumeist eine Waffe getragen hatten.

»Aber andererseits, ein Feuer?«, fuhr sie fort. »Hier? Sie wissen schon.«

Kalifornien war ein Pulverfass, wie jeder wusste, der die Nachrichten verfolgte. Man dachte in erster Linie an Naturschutzgebiete, Vororte und Agrarflächen, aber auch Städte waren nicht gegen Feuersbrünste gefeit. Shaw glaubte sich zu erinnern, dass einer der schlimmsten Buschbrände in der Geschichte des Staates sich in Oakland ereignet hatte, hier ganz in der Nähe.

»Manchmal, wenn ich jemanden rauswerfen muss, dann droht er mir, er würde zurückkommen und es mir heimzahlen. Sogar wenn ich ihn vorher dabei erwischt habe, dass er vierzig Ampere abgezweigt, aber nur für zwanzig bezahlt hat.« Sie klang regelrecht erstaunt. »Manche Leute. Also wirklich!«

»Und ich soll jetzt …?«, fragte er.

»Ich weiß auch nicht, Mr. Shaw. Einfach mal nachsehen. Könnten Sie das tun? Bitte.«

Shaw kniff die Augen zusammen und nahm zwischen den Bäumen eine Bewegung wahr, die eventuell nicht von der Brise stammte. Eine langsame Person? Und falls ja, bedeutete die reduzierte Geschwindigkeit dann, dass sie sich vorsichtig näherte, weil sie etwas im Schilde führte?

Carole sah Shaw auf eine ganz bestimmte Weise an. Das geschah relativ häufig. Er war Zivilist und behauptete auch nie etwas anderes. Aber er wirkte wie ein Cop.

Shaw schlug einen Bogen zum vorderen Teil des Parks, zunächst auf dem rissigen, unebenen Gehweg, dann auf der grasbewachsenen Böschung der wenig belebten Straße in dieser wenig belebten Ecke der Stadt.

Ja, da war ein Mann mit dunkler Jacke, blauer Jeans und schwarzer Wollmütze, ungefähr zwanzig Meter vor ihm. Er trug Stiefel, die bei einem Marsch durchs Gestrüpp hilfreich sein würden – oder beim Kampf mit einem Gegner. Und ja, er war entweder mit einem Brandsatz bewaffnet oder er hielt eine Bierflasche und eine Serviette gleichzeitig in der Hand. Anderswo mochte es zu früh für ein Bier sein, aber nicht in diesem Teil von Oakland.

Shaw schlich sich von der Böschung in das Unterholz zu seiner Rechten und beschleunigte seinen Schritt, allerdings möglichst leise. Die Kiefernnadeln, die sich im Laufe der Zeit wie ein dichter Teppich über den Boden gelegt hatten, machten es ihm einfach.

Wer auch immer dies sein mochte, ob rachsüchtiger Mieter oder nicht, er befand sich weit von Caroles Hütte entfernt, also war sie im Moment nicht persönlich gefährdet. Doch das allein reichte Shaw noch nicht aus.

Irgendwas ging hier vor sich.

Der Kerl näherte sich nun dem Teil des Geländes, in dem neben vielen weiteren Wohnmobilen auch Shaws Winnebago stand.

Shaw interessierte sich mehr als nur oberflächlich für Molotowcocktails. Vor einigen Jahren hatte er nach einem Flüchtigen gesucht, der einen Ölschwindel in Oklahoma begangen hatte. Mitten in der Nacht war dann eine Benzinbombe durch die Windschutzscheibe seines Wohnmobils geflogen. Das Fahrzeug war binnen zwanzig Minuten bis auf die Felgen niedergebrannt, und nur ein paar Habseligkeiten hatten in letzter Sekunde gerettet werden können. Shaw konnte es immer noch förmlich riechen, wie die Luft rund um das metallene Gerippe gestunken hatte.

Die prozentuale Wahrscheinlichkeit, dass Shaw während seines Lebens, ganz zu schweigen innerhalb weniger Jahre, von zwei dieser russisch inspirierten Waffen attackiert wurde, musste ziemlich gering sein. Shaw siedelte sie bei fünf Prozent an. Noch niedriger wurde die Zahl, wenn man bedachte, dass er wegen einer Privatangelegenheit in die Gegend von Oakland und Berkeley gekommen war, und nicht, um einem flüchtigen Verbrecher das Leben zu ruinieren. Und obwohl Shaw tags zuvor gegen die Regeln verstoßen hatte, hätte ihm dafür eine Standpauke gedroht, eine Auseinandersetzung mit einem bulligen Wachmann oder schlimmstenfalls die Polizei. Kein Brandsatz.

Shaw war nun nur noch zehn Meter hinter dem Mann, der irgendetwas zu suchen schien – sein Blick schweifte nicht nur über das Gelände des Wohnmobilparks, sondern auch die Straße hinauf und hinunter und über einige verlassene Gebäude auf der anderen Straßenseite.

Der Mann war gepflegt, weiß und glatt rasiert. Etwa eins dreiundsiebzig, schätzte Shaw. Mit pockennarbigem Gesicht. Das braune Haar unter der Mütze schien kurz geschnitten zu sein. Sein Aussehen und seine Bewegungen ließen unwillkürlich an ein Nagetier denken. Und angesichts seiner Körperhaltung vermutete Shaw einen ehemaligen Soldaten. Shaw selbst war keiner, hatte aber Freunde und Bekannte mit militärischer Vorgeschichte und einen Teil seiner Jugend mit quasimilitärischem Training verbracht. Dazu hatte auch gehört, dass er regelmäßig zu Einzelheiten des Überlebenshandbuchs FM 21-76 der U. S. Army abgefragt worden war.

Der Mann hielt tatsächlich einen Molotowcocktail in der Hand. Die Serviette war in den Hals der Flasche gestopft, und Shaw konnte Benzin riechen.

Shaw wusste mit Revolvern umzugehen, mit halbautomatischen Pistolen, halbautomatischen Gewehren, Repetiergewehren, Schrotflinten, Pfeil und Bogen und Steinschleudern. Und was Klingen anging, war er auch nicht abgeneigt. Er zog nun die Waffe aus der Tasche, die er am häufigsten benutzte: sein Mobiltelefon, gegenwärtig ein iPhone. Er wählte eine Nummer, und als die Notrufzentrale von Polizei und Feuerwehr sich meldete, gab er flüsternd seinen Standort durch und beschrieb, was er vor sich sah. Dann trennte er die Verbindung. Er tippte noch einige weitere Dinge ein und schob das Telefon in die Brusttasche seines dunkel karierten Sakkos. Bekümmert dachte er an den Regelverstoß vom Vortag und fragte sich, ob der Anruf den Behörden wohl irgendwie gestatten würde, ihn zu identifizieren und festzunehmen. Er bezweifelte es.

Shaw hatte beschlossen, auf das Eintreffen der Fachleute zu warten. Bis zu dem Augenblick, in dem der Mann plötzlich ein Feuerzeug in der Hand hielt, aber keine Zigarette.

Das änderte alles.

Shaw trat aus den Büschen vor und kam näher. »Guten Morgen.«

Der Mann fuhr herum und duckte sich. Shaw bemerkte, dass er nicht an den Gürtel oder unter die Jacke griff. Vielleicht wollte er den Brandsatz nicht fallen lassen – oder er trug keine Schusswaffe. Oder er war ein Profi und wusste genau, wo seine Waffe war und wie viele Sekunden es dauern würde, zu ziehen, zu zielen und abzudrücken.

Schmale Augen in einem schmalen Gesicht suchten Shaw erst nach Waffen und dann nach anderen Bedrohungen ab. Der Fremde musterte die schwarze Jeans, die schwarzen Ecco-Schuhe, das grau gestreifte Hemd und das Sakko. Das kurze, eng anliegende blonde Haar. Mr. Nagetier hatte im ersten Moment bestimmt »Cop« gedacht, doch die Gelegenheit, eine Dienstmarke vorzuzeigen und mit amtlicher Stimme nach einem Ausweis oder Ähnlichem zu fragen, war gekommen und verstrichen. Also hatte er gefolgert, dass Shaw ein Zivilist war. Wenngleich einer, den man nicht unterschätzen durfte. Shaw wog bei einem Meter zweiundachtzig knapp über achtzig Kilo und war breitschultrig, mit sehnigen Muskeln, einer kleinen Narbe auf der Wange und einer größeren am Hals. Er ging zwar nicht joggen, aber zum Felsklettern und hatte im College zu den besten Ringern gezählt. Er war in erstklassiger Form und hielt dem Blick von Mr. Nagetier stand, ohne mit der Wimper zu zucken.

»Oh, hallo.« Eine Tenorstimme, angespannt wie ein Drahtseil. Aus dem Mittleren Westen, vielleicht Minnesota.

Shaw sah hinunter auf die Flasche.

»Wissen Sie, das ist Pisse, kein Benzin.« Das Lächeln des Mannes war so straff wie seine Stimmlage. Und er log.

Würde das hier mit einem Kampf enden? Das war das Letzte, was Shaw wollte. Er hatte seit Langem nicht mehr zugeschlagen. Er mochte es nicht. Noch weniger mochte er, selbst geschlagen zu werden.

»Was soll das?«, fragte Shaw und wies auf die Flasche in der Hand des Mannes.

»Wer sind Sie?«

»Ein...

Erscheint lt. Verlag 19.10.2020
Reihe/Serie Colter Shaw
Die Colter-Shaw-Reihe
Übersetzer Thomas Haufschild
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Never Game (Colter Shaw 1)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte eBooks • Entführung • Jack Reacher • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Lee Child • Lincoln Rhyme • neue Helden 2020 • Neue Reihe • New-York-Times-Besteller • New-York-Times-Bestseller • Silicon Valley • Spannung • SPIEGEL-Bestsellerautor • Spurenleser • Thriller • Videospiele
ISBN-10 3-641-26663-7 / 3641266637
ISBN-13 978-3-641-26663-9 / 9783641266639
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